Chirurgische Eingriffe bei inneren Erkrankungen

Zusammenfassung

Die chirurgische Behandlung der im Thorax gelegenen Organe begegnet besonderen Schwierigkeiten, erstens wegen der zum Teil unzugänglichen Lage (Ösophagus, Bronchus), welche sich bereits bei der Diagnosestellung, viel mehr jedoch bei der technischen Ausführung der Operation geltend macht. Eine gewisse Gefahr ersteht zweitens dadurch, daß mit Eröffnung der Pleurahöhle, nach dem Eindringen der äußeren Luft, Druckveränderungen sich geltend machen, welche infolge der Ausschaltung der Atemtätigkeit einer oder beider Lungen zu Erstickung führen können oder durch Verlagerung des Herzens und der großen Gefäße bedrohliche Zirkulationsstörungen verursachen. Viel gefährlicher als im Peritoneum verläuft die Infektion der Pleurahöhle und der subserösen Gewebsräume (Mediastinum). Fehlt doch vor allem die anatomische Bedingung zu rascher Verklebung. Die glatten, großen Flächen, welche beim Atmen aktiv beteiligt, nicht ruhig zu stellen sind, erschweren die Abkapselung von Entzündungsvorgängen. Nicht zu unterschätzen ist schließlich bei Thoraxoperationen die oft starke Shockwirkung, ein reflektorischer Einfluß auf das zentrale Nervensystem, hervorgehend aus der Läsion mehrerer Interkostalnerven (Thorakoplastik), aus einer unbeabsichtigten, mechanischen Schädigung des Vagus. Wenn sich auch die einen der genannten Faktoren durch Vorsicht beim Operieren abwehren lassen, so haben wir doch oft nicht die Macht, den anderen wirksam, zu begegnen, und zweifellos trägt auch die nach eingreifenden Thoraxoperationen natürliche, sehr große Schmerzempfindung bei der Atmung daran Schuld, daß die Widerstandsfähigkeit der durch erschöpfende Krankheiten herabgekommenen Patienten bald aufgezehrt wird und mit der Konsumption der Kräfte, dem Darniederliegen des Lebensmutes tritt eine Stagnation ein, welche manchen anfänglichen Erfolg des chirurgischen Eingriffes zu nichte macht.