Betrachtungen über dynamische Zugbeanspruchung

Zusammenfassung

Die Prüfung von Stoffen auf ihr Verhalten gegenüber stoßweiser, plötzlich einwirkender Beanspruchung, die sich früher lediglich auf Eisenbahnschienen und Panzerplatten beschränkte, scheint in jüngster Zeit allgemeinere Beachtung zu erregen, was schon daraus zu ersehen ist, daß eine Reihe von Versuchsarbeiten darüber zum Teil veröffentlicht ist und sich zum Teil noch in Arbeit befindet. Diese beziehen sich allerdings hauptsächlich auf die Erklärung der Vorgänge beim dynamischen Stauchversuch. Vor allem ist hier die Arbeit von Höninger¹) zu nennen, auf die wir noch ausführlicher zurückkommen werden. Ohne Zweifel werden sich aber auch dynamische Zerreißversuche als nützlich, in manchen Fällen vielleicht sogar als unentbehrlich erweisen, da stoßweise wirkende Zugbeanspruchungen in der Technik sehr oft vorkommen, wie z. B. in Pleuelstangen und Kolbenstangen von Verhrennrmgskiaftmaschinen, in Lokomotivkuppelstangen, ferner in den auf Zug beanspruchten Gliedern von Eisenbahnbrücken u. a. Bei schnellaufenden Maschinen (Automobilmotoren) ergeben sich durch die rasch aufeinander folgenden Stöße erzwungene Schwingengen, bei denen sieh stets die neu eingeleitete Schwingung über die vorherige, noch nicht abgeklungene lagert. Eine Theorie der erzwungenen Schwingungen prismatischer Stäbe nebst ihrer Anwendung auf Eisenbahnbrücken hat in neuester Zeit S. Timosehenko (Zeitschrift für Mathematik und Physik 1911 S. 2) aufgestellt.