Syphilitische Veränderungen des Herzens und der Arterien

Zusammenfassung

Schon im 18. Jahrhundert haben Astruc sowie sodann vor allem Morgagni auf Syphilis zu beziehende Veränderungen des Herzens und der Gefäße angenommen. Corvisart erklärte 1814, und ähnlich zur selben Zeit Kreysig, gewisse Erscheinungen an den Herzklappen im Hinblick auf äußere Ähnlichkeit mit kondylomatösen Wucherungen für syphilitisch bedingt, doch wurde dies bald von Laënnec und anderen französischen Forschern als Irrtum nachgewiesen. Die erste gut begründete, einwandfreie Beschreibung einer syphilitischen Herzveränderung stammt von Ricord aus dem Jahre 1845. Hatte man sich, wie Virchow später sagte, allgemein daran gewöhnt, die Geschichte von der Herzsyphilis als eine Fabel anzusehen, so war in Ricords Fall, in dem eine gummöse Neubildung der Muskulatur neben endokardialen Verdickungen bestand, zum ersten Male eine luische Veränderung des Herzens anatomisch sicher erwiesen. Es folgte 1849 der von Lebert beschriebene Fall und nach zwei weniger sicheren (Friedreich und L’Honneur) 1858 die Darstellung Virchows. Er teilte einen weiteren einwandfreien Fall mit und schrieb schon: „es gibt also eine Perikarditis und Endokarditis, eine einfache und eine gummöse Myokarditis und der Prozeß im Herzen gleicht daher in jeder Beziehung dem Prozeß im Hoden und in der Leber“. Damit hat Virchow für den Herzmuskel — und er spielt die ohne jeden Vergleich größte Rolle hier, so daß vorerst von ihm die Rede sein soll — eine gummöse Myokarditis bzw. Gummata einerseits und eine syphilitische fibröse Myokarditis andererseits unterschieden, und eine ähnliche Einteilung ist herrschend geblieben.