Zusammenfassung
Wachsein bedeutet für den Organismus auf Leistung eingestellt sein und Leistungen zu vollbringen, im Schlaf dagegen wird der Organismus auf äußerste Energieeinsparung umgestellt und so in die Lage versetzt, durch regenerativen und restitutiven Aufbau die am Tage verbrauchten Kraftreserven zu erneuern. So sind Wachen und Schlafen vegetative Vorgänge, bzw. das Ergebnis recht komplexer vegetativer Funktionseinstellungen, wobei beim Wachen die ergotropen Wirkungskräfte überwiegen, deren extrazentraler Effektor der Sympathicus ist, im Schlaf dagegen bestimmt das trophotrop-endophylaktische Funktionsprinzip die Vorgänge im Organismus, das extrazentral vom Parasympathicus vertreten wird. Die „schlafsteuernden Zentren“ (L. R. Müller und Wöhlisch), welche die verschiedenen vegetativen Teilkomponenten zur Schlafeinstellung koordinieren und den periodischen Wechsel von Schlafen und Wachen regulieren, liegen, wie uns besonders die Erfahrungen mit der Encephalitis epidemica gelehrt haben und wie die experimentellen Untersuchungen von W. R. Hess zeigten, in der Übergangsregion vom Zwischen- zum Mittelhirn und im Thalamus. So betrafen die Veränderungen, die von v. Economo bei der lethargischen Encephalitis aufgefunden werden konnten, vor allem das Gebiet zwischen dem Ende der Westphal-Edingerschen Kerne und der Wand des 3. Ventrikels bis hin zum Hypothalamus. W. R. Hess konnte einmal Schlafwirkungen durch Reizung eines Gebietes seitlich der Medianebene in Höhe der unteren zwei Drittel der Massa intermedia auslösen, das sich von hier bis in die medialen Partien der Radiatio thalamica erstreckte, und zum anderen gelang ihm das durch Reizung mittlerer Thalamusanteile, die nach vorn bis zum Vicq d’Azyrschen Bündel und nach hinten bis zum Tractus Meynert reichten. Klinische und anatomische Befunde, die die Bedeutung des Thalamus für die Schlaf-Wach-Regulation unter Beweis stellen, verdanken wir Kleist und Gonzalo sowie Schaltenbrand. Bei einer Patientin mit Schlafsucht fand Schaltenbrand einen Erweichungsherd, der isoliert den Fasciculus mammilo-thalamicus, die vorderen Abschnitte des Nucleus circularis und Teile des benachbarten Nucleus internus und lateralis thalami zerstört, die ventrale Kerngruppe des Thalamus aber verschont hatte. Die verschiedenen organischen Schädigungen der genannten Regionen können zu Störungen der Schlaf-Wach-Regulation führen; die Schlaf-Wach-Steuerung kann aber auch funktionell gestört sein.
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Broser, F. (1958). Die cerebralen Anfälle bei Störungen der Schlaf-Wach-Regulation. In: Die Cerebralen Vegetativen Anfälle. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-01414-1_5
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