In diesem Kapitel werden abschließende Gedanken zu dieser Arbeit vorgestellt und unter Berücksichtigung der dargestellten Ergebnisse (Kapitel 13) weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt und formuliert.

Mit Hilfe der für diese Studie entwickelten Tagebuchvorlage können pflegende Angehörige auf die Wahrnehmung schöner Momente in der Pflege und Begleitung ihrer an Demenz erkrankten Familienmitglieder sensibilisiert werden. Die Auswirkungen des Tagebuch-Schreibens waren für die pflegenden Angehörigen individuell, es zeigte sich aber eine klare Tendenz in Richtung einer positiven Wirkung.

Die Durchführung dieser Studie erfolgte rein qualitativ, weil individuelle Versorgungs- und Pflegesituationen und deren Entwicklung durch die Anwendung der Tagebuchvorlage betrachtet werden sollten. Die qualitative Auswertung der Tagebucheinträge erlaubt dahingehend nicht nur Offenheit und ein hohes Maß an Individualität, sondern ermöglicht insbesondere einen Blick in die „Innenperspektive“ pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz, die durch die schlichte Anwendung von Interviews und Fragebögen nicht möglich wäre (Wilz & Brähler, 1997). Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund des qualitativen Forschungsansatzes von keiner Repräsentativität der Ergebnisse auszugehen ist.

Um die Aussagekraft der Ergebnisse zu stärken und eine Generalisierung zu ermöglichen, ist bei weiteren Forschungsarbeiten die Größe der Stichprobe zu erhöhen und mit quantitativen Befragungen zu ergänzen. Weiterhin ist zu erwähnen, dass pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz an dieser Studie teilgenommen haben, die durchweg als Hauptpflegepersonen ihre an Demenz erkrankten Angehörigen begleitet und versorgt haben. Mehrheitlich handelte es sich hierbei um pflegende Frauen im Alter zwischen 50 und 76 Jahren, die die Pflege und Begleitung ihrer (Schwieger-) Eltern oder Ehepartner übernommen haben. Obwohl sich dieses Profil auch in der Soziodemographie pflegender Angehöriger in Deutschland niederschlägt, sollten in weiteren Studien nicht nur mehr Teilnehmende berücksichtigt, sondern ebenso ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis geschaffen werden.

Darüber hinaus wurden in die Untersuchung ausschließlich pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz eingebunden, da diese Personengruppe stark belastet ist und mit besonderen Herausforderungen hinsichtlich ihrer Pflegesituation konfrontiert ist. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Förderung der Ressourcenorientierung und Wahrnehmung positiver Momente innerhalb der Pflegesituationen im Rahmen der Anwendung der Methode des Tagebuch-Schreibens auch ein hilfreiches Instrument für pflegende Angehörige im Allgemeinen oder Pflegekräfte im professionellen Setting sein kann, woraus sich weitere Forschungsfragen für zukünftige Projekte ergeben.

Im Vordergrund der Entwicklung der Tagebuchvorlage stand bereits zu Beginn dieser Arbeit der praktische Nutzen und Gewinn für pflegende Angehörige. Die Anwendung des Tagebuchs stellt dabei eine innovative Methode zur Selbsthilfe pflegender Angehöriger dar, welche nicht nur eine Sensibilisierung schöner Momente bei den Schreibenden bewirken, sondern ebenso die Gedanken der teilnehmenden pflegenden Angehörigen auf das Positive lenken und schließlich die Wahrnehmung der Pflegesituation verbessern kann. Das Tagebuch kann deshalb als hilfreiches Manual in der Beratung und Begleitung von pflegenden Angehörigen diskutiert werden und in der Praxis, beispielsweise in professionellen Beratungen, Selbsthilfegruppen und Angehörigengruppen angewendet werden.

Die Tagebuchvorlage könnte dabei in Form einer Broschüre aufbereitet werden, die zusätzliche Informationen und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige enthält. So entsteht eine sinnvolle Mehrdimensionalität, die den pflegenden Angehörigen die Freiheit lässt, nur das zu nutzen, was einem gerade als hilfreich und unterstützend erscheint; und die Möglichkeit bietet, etwas Neues auszuprobieren. Die Broschüre sollte für pflegende Angehörige möglichst leicht zugänglich sein, sowohl in Bezug auf die Infrastruktur als auch in Bezug auf die Gestaltung.

Mit Blick auf die Digitalisierung ergeben sich hinsichtlich der praktischen Anwendung der Tagebuchvorlage zudem weitere Ideen für eine Fortführung des Projekts. So könnte, hinsichtlich der Zielgruppe und unter Berücksichtigung ihrer Ressourcen, die Entwicklung einer App im Form eines digitalen Tagebuchs ein Ansatzpunkt sein, der weiter ausgebaut und wissenschaftlich begleitet werden sollte.

Hinsichtlich des Praxistransfers sollten dabei nicht zuletzt auch die bereits aufgeführten motivationalen Aspekte der Begleitung bedacht werden. So können im Rahmen praktischer Formate für die Zielgruppe Schreibwerkstätten entstehen oder das Tagebuch in Angehörigengruppen eingebunden werden, sodass ein Austausch zwischen den Schreibenden möglich wird. Zudem könnten Lesungen im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen nicht nur pflegenden Angehörigen eine Stimme in der Gesellschaft geben, sondern diese sensibilisieren und darin unterstützen, einen reflektierten und ganzheitlichen Blick auf die Pflege und Begleitung eines Menschen mit Demenz in der Gesellschaft zu schaffen.

Eine mögliche Weiterentwicklung des Tagebuchs folgt dabei einem innovativen Transfergedanken mit dem Ziel der Förderung der Lebensqualität pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz: Der niedrigschwellige Zugang zu einer neuartigen Unterstützungsmaßnahme in Form einer ressourcenorientierten Tagebuchvorlage kann dazu führen, dass das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität pflegender Angehöriger gestärkt wird und leistet damit einen Beitrag zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.