Die Förderung der Lebensqualität und Stärkung des subjektiven Wohlbefindens pflegender AngehörigerFootnote 1 von Menschen mit Demenz ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten (BMFSFJ, 2016; Kruse et al., 2022). Mit Blick auf den demographischen Wandel und dem nach wie vor bestehenden Pflegenotstand in Deutschland erscheint die (langfristige) Bereitschaft zur Übernahme einer Pflege und Begleitung eines nahestehenden Angehörigen mit Demenz von besonders hoher Relevanz.

Seit Jahren werden deshalb vonseiten der Politik und Kommunen, aber auch vonseiten der Forschung und insbesondere im Rahmen der direkten Begleitung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen und Menschen mit Demenz Anstrengungen unternommen, um diese in ihrer (zum Teil hoch belasteten) Lebenssituation zu stärken und zu unterstützen, sodass diese wesentliche Säule des deutschen Pflegesystems nicht nur aufrechterhalten, sondern individuell betrachtet, gehört, wahrgenommen und unterstützt werden kann.

Die Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz wird dabei sowohl von pflegenden Angehörigen selbst, in der Entwicklung von Entlastungsangeboten in der Kommune als auch in der empirischen Forschung mehrheitlich beinahe exklusiv aus der Belastungsperspektive betrachtet (Kruse, 2023). Ein Großteil der pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz berichtet jedoch auch von schönen Momenten, die sie gemeinsam mit ihren Angehörigen in und durch die Pflege und Begleitung erleben. Diese werden insbesondere im Rahmen von Beziehungen wahrgenommen und spenden nicht nur Kraft, sondern auch Sinnfindung in der (langfristigen) Übernahme der informellen Pflegesituation. Diese positiven Aspekte und deren Wirkung auf die Pflegenden finden immer häufiger auch in der Wissenschaft Eingang, mit dem Ziel der Entwicklung einer ganzheitlichen und ressourcenorientierten Betrachtung der informellen Pflege.

Um die Wahrnehmung schöner Momente bzw. positiver Aspekte durch die Pflege und Begleitung zu fördern sowie die Selbstregulationsfähigkeit pflegender Angehöriger zu stärken, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine halb-strukturierte Tagebuchvorlage entwickelt.

Die Tagebuchvorlage folgt dabei einem ressourcenorientierten Ansatz, mit dem nicht nur ein ganzheitlicher Blick auf die eigene Pflegesituation ermöglicht wird, sondern darüber hinaus, durch die Entwicklung innovativer Unterstützungsangebote, ein Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität pflegender Angehöriger geleistet werden soll.

Zur Entwicklung dieser Tagebuchvorlage erfolgte zunächst eine eingehende Auseinandersetzung mit der Lebenssituation pflegender Angehöriger (von Menschen mit Demenz) (Kapitel 2) sowie mit der Einbindung von Tagebüchern in Therapie und Forschung (Kapitel 3). Dabei wurde vor allem die Wirkung von Schreiben in den Blick genommen und der Fokus vor allem auf das positive Schreiben und dessen Wirkung auf das Belastungserleben und die Wahrnehmung schöner Momente gelegt. In einem Zwischenfazit werden wesentliche Aspekte und Auswirkungen des positiven Schreibens mit der Lebenssituation pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz in Verbindung gebracht und dieses als möglicher – effektiver und niedrigschwelliger – Ansatzpunkt in der Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Angehörige stark gemacht (Kapitel 4).

Nach der Darstellung der Lebenssituation pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz und Ausführungen zur Tagebuchforschung sowie der Verbindung beider Stränge im theoretischen Teil, folgt der empirische Teil.

In einem ersten Schritt wird die Tagebuchstudie zu berührenden Momenten in der Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz beschrieben (Kapitel 5), um danach detailliert auf das Forschungsziel und die einzelnen Forschungsfragen eingehen zu können (Kapitel 6). Der qualitative Forschungsansatz sowie die angewandten Erhebungsmethoden werden im Anschluss dargestellt (Kapitel 7). Kapitel 8 stellt die verwendeten Erhebungsinstrumente in den Vordergrund: Das Tagebuch und die Interviewleitfäden sowie deren Konzeption, Anwendung und Pilotierung.

Im Anschluss folgt die Beschreibung des Feldzugangs (Kapitel 9). Insbesondere forschungsethische Aspekte, die Rekrutierung der pflegenden Angehörigen, die Beschreibung des Studiensamples sowie das jeweilige Interviewsetting werden dabei dargestellt und die Aufbereitung des Datenmaterials erläutert (Kapitel 10).

Vor dem Hintergrund der angewendeten Auswertungsmethode wird die inhaltlich strukturierende Inhaltsanalyse sowie deren Anwendung im Rahmen der Analysearbeiten beschrieben und ein Blick auf die Entwicklung des für die Analyse der Ergebnisse verwendeten Kategoriensystems vorgenommen (Kapitel 11). Die Beschreibung der Studienteilnehmenden – in Hinblick auf deren Soziodemographie – sowie die darauf aufbauenden Fallbeschreibungen stellen dahingehend erste Ergebnisse dar (Kapitel 12). Darauf aufbauend findet eine fallübergreifende Ergebnisdarstellung auf Basis der individuellen Fallbeschreibungen statt (Kapitel 13). Die Darstellung der Ergebnisse umfasst sowohl die von pflegenden Angehörigen als „Energieräuber“ wahrgenommenen Ereignisse als auch die Erlebnisse, die aus Sicht der pflegenden Angehörigen als „schöne Momente“ bezeichnet werden können. Dabei spielt auch der Bezug auf die Methode des Tagebuch-Schreibens und deren Bewertung eine Rolle. Die abschließende Zusammenfassung und Diskussion wesentlicher Ergebnisse verschränkt diese mit den vorangestellten theoretischen Ausführungen (Kapitel 14).

Hinweise auf Forschungsdesiderate sowie ein Ausblick auf mögliche Forschungsvorhaben beschließen die Arbeit (Kapitel 15).