7.1 Teaching Note

Lernziele, Literatur und Fragestellungen zur Fallbearbeitung

Förderung eines Verständnisses für Fürsorgeverpflichtungen: Herausforderungen für Berufs- und Familienvereinbarung verstehen und Lösungsansätze für das Vereinbarkeitsmanagement in Unternehmen benennen können

  • Mit welchen Herausforderungen in der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie sieht Carmen Kim sich konfrontiert? Welche Maßnahmen könnten MedicoPharm, ihr Chef und ihre Kolleg:innen ergreifen, um sie hier zu unterstützen?

  • Warum wäre für MedicoPharm die Unterstützung ihrer Mitarbeitenden bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie relevant? Wie können Unternehmen wie MedicoPharm ein nachhaltiges Vereinbarkeitsmanagement entwickeln, das nicht nur auf die Bedürfnisse von Eltern, sondern auch auf andere Formen von Fürsorgeverpflichtungen (zum Beispiel Pflege von Angehörigen) eingeht (Internetrecherche)?

  • Heras, M. L., Rofcanin, Y., Escribano, P. I., Kim, S. & Mayer, M. C. J. (2021). Family‐supportive organisational culture, work-family balance satisfaction and government effectiveness: Evidence from four countries. Human Ressource Management Journal, 31(2), 454–475. https://doi.org/10.1111/1748-8583.12317

  • Wan, M., Shaffer, M. A., Singh, R. & Zhang, Y. (2022). Spoiling for a fight: A relational model of daily work‐family balance satisfaction. Journal of Occupational and Organizational Psychology, 95(1), 60–89. https://doi.org/10.1111/joop.12368

Einfluss von Stereotypen auf die berufliche Sichtbarkeit verstehen: Stereotype und deren Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Individuen im Arbeitsumfeld kritisch reflektieren

  • Inwiefern beeinflussen stereotype Vorstellungen über Mutterschaft die Wahrnehmung von Carmen Kims Kompetenz und Engagement bei der Arbeit?

  • Wie reagiert Carmen Kim auf die Konfrontation mit stereotypen Rollenbildern? Welche alternativen Verhaltensweisen wären denkbar gewesen, um ihre berufliche Sichtbarkeit und Anerkennung zu bewahren?

  • Delaney, H. & Sullivan, K. R. (2021). The political is personal: Postfeminism and the construction of the ideal working mother. Gender, Work and Organization, 28(4), 1697–1710. https://doi.org/10.1111/gwao.12702

  • Hennekam, S., Syed, J., Ali, F. & Dumazert, J.-P. (2019). A multilevel perspective of the identity transition to motherhood. Gender, Work & Organization, 26(7), 915–933. https://doi.org/10.1111/gwao.12334

Persönliche Treiber für Innovation verstehen: Ein Verständnis dafür gewinnen, wie vermeintliche Rückschläge zu wertvollen Lernerfahrungen werden können, die zur eigenen Neudefinition von Erfolg beitragen und individuelle Innovationsideen vorantreiben können

  • Wie verändert sich Carmen Kims persönliche Definition von Erfolg im Zeitverlauf (vor und nach der Schwangerschaft)?

  • Durch welche Ereignisse entwickelt Carmen Kim Resilienz im Umgang mit ihrer Situation und wie trägt ihre Resilienz dazu bei, ihre Innovationsideen zu entwickeln und voranzutreiben?

  • Aguilera, R. V., Massis, A. de, Fini, R. & Vismara, S. (2023). Organizational Goals, Outcomes, and the Assessment of Performance: Reconceptualizing Success in Management Studies. Journal of Management Studies, 12.994. https://doi.org/10.1111/joms.12994. 12994

  • Jogulu, U. & Franken, E. (2023). The career resilience of senior women managers: A cross-cultural perspective. Gender, Work and Organization, 30(1), 280–300. https://doi.org/10.1111/gwao.12829

Einsatzfelder und Nutzungshinweise

Die vorliegende Fallstudie kann in Vorlesungen und Seminaren, die Themen zu Führungstechniken, Rollenbildern und Vereinbarkeitsmanagement bearbeiten, eingesetzt werden. Zudem eignet sich die Nutzung der Fallstudie, um geschlechtsbezogene Fragestellungen im Unternehmenskontext zu betrachten und für verschiedene Erfolgsdefinitionen zu sensibilisieren. Des Weiteren kann sie verdeutlichen, wie individuelle Erfahrungen in der Karriere Veränderungen der beruflichen Orientierung veranlassen und zudem Innovationsprozesse anstoßen können. In Trainings für Führungskräfte kann die Fallstudie ein vertieftes Bewusstsein und Engagement für die Unterstützung von Mitarbeitenden fördern sowie die Schaffung von sozial nachhaltigen Arbeitsbedingungen in den Blick nehmen.

Die Erarbeitung basiert auf einer Einleitung, der kontextuellen Einordnung sowie dem, auf das Vorwissen der Teilnehmenden abgestimmten, Theorieinput durch den/die Dozent:in oder die Workshop-Leitung. Folgend empfiehlt es sich, die Fallstudie zunächst von allen Teilnehmenden in Einzelarbeit lesen zu lassen. Hierbei können sich diese bereits Notizen zu ihren ersten Gedanken und Beobachtungen des Falls machen. Anhand der empfohlenen Literatur und möglichen weiteren Internet-Recherchen erweitern die Teilnehmenden ihren theoretischen Hintergrund. Im Anschluss werden Gruppen gebildet, in denen die Fragestellungen zur Fallbearbeitung diskutiert und ausgearbeitet werden. In einer abschließenden Runde stellen alle Gruppen ihre Ergebnisse und Handlungsempfehlungen im Plenum vor und diskutieren ihre Erarbeitungen.

Was macht die Innovation und die Innovatorin in dieser Fallstudie aus?

Die Innovation von Carmen Kim liegt in der Gründung einer ganzheitlichen Unternehmensberatung, die sich auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie insbesondere soziale Nachhaltigkeit fokussiert, um Unternehmen bei der Schaffung eines inklusiveren Arbeitsumfelds zu unterstützen. Dieser Ansatz adressiert aktuelle Herausforderungen der Arbeitswelt, indem er über traditionelle Beratungsdienste hinausgeht und strukturelle Veränderungen für eine verbesserte Mitarbeitendenzufriedenheit und Produktivität anstrebt.

Carmen Kim selbst zeichnet sich durch ihre Resilienz und ihre visionäre Denkweise aus, inspiriert durch persönliche Erfahrungen und der Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren. Ihr Werdegang ist ein Beispiel dafür, wie man aus individuellen Schwierigkeiten lernen und diese in innovative Lösungen umwandeln kann, die sowohl gesellschaftliche Normen als auch Geschäftspraktiken herausfordern und verändern können.

7.2 Die Fallstudie

„Endlich! Das ist ja jetzt echt ewig her!“, ruft Lia ihrer Freundin Carmen Kim mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu, bevor sie sie mit einer festen Umarmung begrüßt. Während Carmen es sich auf der Eckbank im Lieblingscafé der beiden Freundinnen gemütlich macht, merkt Lia, die ihre Freundin nun schon gut 27 Jahre kennt, dass Carmen etwas auf dem Herzen liegt. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragt sie mit besorgtem Blick. Carmen seufzt und sieht Lia mit einem nachdenklichen Blick an. „Es ist einfach so viel, Lia. Ich wusste natürlich, dass sich mit Emmys Geburt einiges ändern wird. Aber so, wie es jetzt ist – das habe ich wirklich nicht erwartet. Seit meiner Rückkehr aus der Elternzeit in den Job habe ich das Gefühl, dass sich einfach alles verändert hat.“ Carmen hatte schon immer für ihre Arbeit als Leiterin Business Development bei MedicoPharm Solutions gebrannt. Nun war sie seit gut fünf Monaten wieder zurück aus ihrer Elternzeit. „Erzähl mir mehr darüber. Was ist passiert?“

„Du weißt, wie sehr ich meine Arbeit und mein Team bei MedicoPharm immer geliebt habe. Als Jan und ich wussten, dass Emmy kommen würde, war die Absprache, dass er auf halbe Tage reduzieren und ich meinen Job nach der Elternzeit weitermachen würde wie bisher. Teilzeit in Führungspositionen ist bei uns im Unternehmen undenkbar, hatte mir mein Chef mehr als nur einmal deutlich gemacht. Aber mit Jans Entscheidung passte das und ich bin weiter davon überzeugt, dass unser Plan gut umsetzbar ist. Weißt du noch, wie wir gemeinsam im Da Lilo gefeiert haben, als ich die Zusage von meinem Chef bekommen hatte, dass ich nach meiner Elternzeit wieder normal einsteigen kann?“ „Natürlich weiß ich das noch!“, antwortet Lia lächelnd mit einem leichten Kopfschütteln. „Alles schien so perfekt zu sein, bis meine Kolleg:innen erfuhren, dass ich schwanger war. Auf einmal fassten mich alle mit Samthandschuhen an und baten mich nicht mehr um Hilfe, um mich zu entlasten. Plötzlich änderte sich die komplette Dynamik im Team. Ich dachte, wenn Emmy erstmal auf der Welt ist und ich wieder zurück bin, würde sich das alles wieder normalisieren.“ Carmen seufzt. „Aber nein, es ist jetzt sogar noch schlimmer. Die Kollegen und auch die Kolleginnen sehen mich mit anderen Augen, als ob sie meine Fähigkeiten und Hingabe zum Job in Frage stellen, nur, weil ich Mutter bin.“

Lia runzelt die Stirn. „Das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Du warst doch bei MedicoPharm immer die Top-Performerin für deinen Chef. Zum Aufkauf von EpiGene Therapeutics wäre es ohne dein Netzwerk nie gekommen. Und das soll alles in Frage gestellt werden, nur weil du eine Familie gegründet hast?“ Carmen nickt traurig. „Genau das. Es ist verrückt, ich habe das Gefühl, bei der Arbeit entweder als nicht belastbar und unzuverlässig oder als Rabenmutter zu gelten. Letzte Woche war es ganz schlimm. Jan hatte sich übers Wochenende total erkältet. Montagmorgen, als ich mich fertigmachen wollte, lag er noch völlig lethargisch im Bett. So hätte ich ihn nicht mit Emmy den ganzen Tag allein lassen können. Schnell habe ich Jans Mutter angerufen, ob sie aushelfen kann, aber morgens hatte sie erst noch einen Termin. Weil Homeoffice bei uns ja wirklich gar nicht gern gesehen wird und die Stimmung mir gegenüber im Team sowieso gerade so komisch ist, gab es für mich nur eine Lösung: Emmy mitnehmen. Jans Mutter wollte sie dann nach ihrem Arzttermin gegen Mittag bei mir abholen. Homeoffice wäre natürlich einfacher gewesen, aber wie gesagt … An dem Tag hatte ich sowieso nur kleinere Aufgaben im Büro, nur ein Meeting am Nachmittag und keine Termine im Labor, also passte das eigentlich auch. Also habe ich Emmys Tasche und eine frische Bluse zum Wechseln für mein Meeting eingepackt und bin los. Aber Lia, du hättest das Gesicht von Susanne am Empfang sehen sollen, als ich mit dem Kinderwagen reinkam. Sie hat mich völlig entgeistert angeschaut und mir dann erzählt, dass das für Emmy ganz schlimm sei und auch gefährlich. Wir seien schließlich ein Pharmaunternehmen, da gehöre ein Kind nicht hin. So ein Blödsinn. Wir sitzen in ganz normalen Büros, die Labore und unser Lager sind auf einem anderen Betriebshof.“ „Oh Carmen, so was musst du dir doch nicht gefallen lassen. Hast du dazu denn nichts gesagt?“, fragt Lia ihre Freundin entsetzt. „Naja, was hätte ich denn sagen sollen? Und irgendwie dachte ich auch: Es ist halt Susanne, die ist eben so. Sie hat mir auch damals schon ins Gewissen geredet, ob ich wirklich als Mutter noch in Vollzeit arbeiten wollen würde und dass sie das niemals so gemacht hätte. Naja, ich habe es dann runtergeschluckt und mich erstmal in meinem Büro mit Emmy eingerichtet. Für die Kleine hatte ich die Wippe und Spielzeug dabei, sodass ich sie bei Laune halten und nebenbei Kleinigkeiten abarbeiten konnte. Zwei Stunden später kam mein neuer Mitarbeiter Jonas zu mir ins Büro – ich sage immer neu, weil ich vor meiner Elternzeit nur noch ein paar Wochen mit ihm gearbeitet habe. Er wollte mit mir die letzten Details für unser Kundenmeeting am Nachmittag durchgehen. Als er Emmy gesehen hat, entschuldigte er sich nur und sagte, er könne gerne mit den anderen Kolleg:innen die Agenda durchgehen und ist dann ohne mein Feedback sofort abgezischt. Überleg‘ dir das mal, genau genommen bin ich seine Chefin und er haut einfach ab! Nachdem Emmy abgeholt wurde, bin ich dann nochmal zu ihm ins Büro gegangen, um darüber zu sprechen. Er winkte aber einfach nur ab, das sei kein Problem, er habe jetzt schon alles mit den anderen geklärt. Das hat mich so geärgert.“

Während Lia ihr beruhigend über die Schulter streichelt, sagt sie: „Das klingt wirklich schwierig. Aber Carmen, ich kenne dich doch, sowas lässt du dir doch nicht einfach gefallen.“ Carmen lächelt leicht. „Nein, das habe ich nicht. Obwohl, an dem Abend bin ich erstmal ziemlich geknickt nach Hause gefahren. Dann habe ich Jan alles erzählt und habe dabei gemerkt, dass gar nicht ich das Problem bin, sondern einfach die Strukturen bei uns im Unternehmen. Unser Plan mit der Aufteilung für die Betreuung passt an sich und dass jemand mal krank wird, kommt halt einfach vor. Und dann kommt es trotz Unterstützung in der Familie bei der Arbeit – ohne Verständnis für Homeoffice-Tage, geschweige denn für ein Kinderbetreuungsangebot, wie in anderen großen Firmen – zu eben diesen Engpässen. Also habe ich mir vorgenommen, am nächsten Tag in der Mittagspause das Ganze erst einmal im Team anzusprechen. Als ich in die Kaffeeküche kam, haben Jonas, Lena und Stefan über den Abend vorher gesprochen – anscheinend waren fast alle zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Ich weiß, dass ich jetzt, seitdem ich Mutter bin, etwas unflexibler bin, aber irgendwie hat es mich schon getroffen, dass sie mich nicht mal gefragt hatten. Früher war ich bei sowas immer mit dabei. Aber egal – als dann alle in der Pause da waren, habe ich es angesprochen. Ich habe ihnen nochmal gesagt, dass ich bei Entscheidungen miteinbezogen werden möchte wie in der Zeit vor meiner Elternzeit. Und um es kurz zu machen: Es kam einfach gar kein Verständnis von ihnen. Alle haben nur nochmal bestätigt, dass es normal sei, dass ich jetzt als Mutter bei der Arbeit nicht mehr so bei der Sache sein könne wie vorher. Und auch wenn das blöd klingt, dannwollte ich es ihnen zeigen. Also bin ich abends länger geblieben und habe unseren Jahresbericht, den unser Team erst in zwei Wochen einreichen muss, noch fertig gemacht – wie in der Zeit, als ich mich damals vor meinem Chef beweisen wollte, als es um die Beförderung zur Teamleitung ging. Aber als ich an dem Bericht saß, hat es sich ganz anders angefühlt. Bei uns im Business Development geht es immer nur um Zahlen, Wachstum und Gewinne. Und wenn wir am Ende des Jahres wieder bessere Zahlen und Wachstum nachweisen können, sind alle glücklich. Dass dafür das Team viel zu oft Überstunden machen muss und zum Beispiel Mitarbeitende, die Kinder haben, sich gefühlt zwischen Job und Familie entscheiden müssen, das interessiert niemanden – alles, was im Nachhaltigkeitsbericht am Ende irgendwie noch gut verkauft werden kann, reicht da aus. Das passt doch irgendwie alles nicht zusammen? Naja, das Ende vom Lied war, dass ich zwar den Bericht fertig hatte, aber auch ein ganz komisches Bauchgefühl und drei Stunden später als sonst nach Hause kam. Weil ich mich konzentrieren wollte, hatte ich mein Handy auf lautlos geschaltet und gar nicht gemerkt, dass Jan mehrfach versucht hatte, mich anzurufen. So kam ich erst nach Hause, als Emmy schon im Bett war und das Essen, das Jan für uns gekocht hatte, schon längst kalt geworden war – auch kein gutes Gefühl.“

Lia schüttelt den Kopf: „Carmen, du setzt dich einfach viel zu sehr unter Druck. Du kannst nicht bei der Arbeit und als Mutter immer 150 % geben.“ Carmen nickt. „Ja, du hast Recht, aber ich will auch nicht unterschätzt werden. Von allen Seiten wird mir das Gefühl gegeben, etwas falsch zu machen. Zurück zu meiner Geschichte: Auch wenn Jan an dem Abend enttäuscht war, bin ich am Mittwochmorgen total motiviert zur Arbeit gefahren. Ich habe mich irgendwie darauf gefreut, allen zu erklären, dass der Bericht, den alle vor sich herschoben, schon fertig ist. Aber nein… Alle sagten nur, dass das gar nicht meine Aufgabe gewesen wäre und ich ruhig schauen soll, dass ich erstmal langsam wieder reinkäme. Weil mich das alles so beschäftigt hat, habe ich dann das Gespräch mit meinem Chef gesucht. Denn wie du gesagt hast, er hat immer viel von mir und meiner Arbeit gehalten. Aber das Gespräch war im Endeffekt ernüchternd. Er hat sogar noch Späße gemacht, ich könne doch froh sein, wenn die anderen nun mehr von meiner Arbeit übernähmen. Von meinen Vorschlägen zu Maßnahmen wie Homeoffice, Betreuungsangeboten, Sensibilisierung des Teams oder Teilzeitangeboten wollte er erst recht nichts hören. Vor meiner Schwangerschaft war ich für ihn immer die erfolgreiche Führungskraft, die er geradezu bewundert hat vor allen anderen. Und jetzt ist es, als wäre meine Rolle als Mutter plötzlich wichtiger als meine beruflichen Leistungen.“

„Das tut mir leid! Ich kenne dich so gar nicht, du hattest doch immer so viel Spaß an deiner Arbeit und ich weiß auch, wie gut du in deiner Arbeit bist. Das muss dein Team doch auch sehen.“ „Genau das dachte ich erst auch. Aber weißt du was? Wenn sie es nicht sehen und nichts an ihren Strukturen ändern wollen, muss ich mich auch nicht verbiegen. Ich bin wirklich gut in meiner Arbeit und wenn es bei MedicoPharm nicht genug gesehen und wertgeschätzt wird, um auf meine Bedürfnisse als Führungskraft und Mutter einzugehen, dann ist es vielleicht an der Zeit weiterzuziehen. Ich kann Mutter und erfolgreich im Job sein, das lasse ich mir von niemandem ausreden. Jetzt fällt mir auch erst auf, wie viele Mitarbeiterinnen über die Jahre nach der Elternzeit nicht mehr zurückgekommen sind und nun woanders arbeiten. Und jetzt komme ich zu dem Punkt, an dem es spannend wird.“ „Jetzt erst?“, lacht Lia ihr entgegen. „Wovon ich dir eigentlich erzählen will: Ich habe mich mit Thea getroffen, mit der ich nach dem Studium zusammen bei MedicoPharm angefangen habe. Sie war damals nach ihrer Elternzeit auch nur ein halbes Jahr wieder bei uns, bevor sie gekündigt hat. Damals meinte sie, sie wolle sich umorientieren, das kann ich jetzt erst nachvollziehen. Auf jeden Fall habe ich sie nach dem ganzen Auf und Ab der vergangenen Wochen angerufen, um mich mit ihr zu treffen und mal auszutauschen. Thea hat sich auch total gefreut und ist einen Tag später zu uns zum Abendessen gekommen. Dann hat sie mir von einer Idee erzählt, an der sie schon länger arbeitet und wollte mich mit an Bord holen. Es geht darum, eine eigene ganzheitliche Unternehmensberatung zu gründen. Eine Beratung, in der es für die Kund:innen aber eben nicht nur darum geht, schwarze Zahlen zu schreiben, sondern zum Beispiel auch darum, sie in Change Prozessen strategisch zu unterstützen hin zu mehr sozialer Nachhaltigkeit und zu einem guten Vereinbarkeitsmanagement. Dass eine solche ganzheitliche Beratung dringend gebraucht wird, habe ich ja jetzt am eigenen Leib erfahren. Thea hat hierzu auch schon einen Businessplan erstellt und möchte mich als Co-Founderin gewinnen. Das klingt so verrückt, Lia, aber ich glaube, ich werde das wirklich mit ihr durchziehen.“ „Wow, Carmen. Das klingt so spannend! Ich finde die Idee richtig gut. Erzähl‘, wie genau hast du dir das vorgestellt?“. „Ich bestelle uns eben noch zwei Cappuccino und dann erkläre ich dir alles, ok?“