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Zusammenfassung

In diesem Kapitel werden theoretische Ansätze und Strömungen des Feminismus vorgestellt, um im empirischen Teil dieser Arbeit die Aussagen der Aktivist*innen zu ihrem Verständnis von Feminismus analysieren und theoretisch verorten zu können.

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Notes

  1. 1.

    In diese Arbeit wird Schwarz groß und weiß klein geschrieben. Damit soll, in Anlehnung an Meyer (2019) verdeutlicht werden, dass es für die soziale Zuordnung des Schwarz-Seins, ebenso wenig wie für das Weiß-Sein, keine biologisch objektiven und einstimmigen Voraussetzungen gibt. Die kategorische Zuordnung kann jedoch politisch und emanzipatorisch verwendet werden, wie es z. B. bei der Selbstbezeichnung ‚Black Women‘ und ‚Black Feminism‘ zum Ausdruck gebracht wird. Um dieses politische Anliegen zu betonen und die vorherrschende Position des Weiß-Seins nicht zu verstärken, wird im Folgenden Schwarz groß und weiß klein geschrieben.

  2. 2.

    Der Existentialismus ist eine einflussreiche Strömung innerhalb der Philosophie, die sich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat. Existentielle Betrachtungen gehen von dem Begriff der Existenz aus, worunter die individuelle Existenz des Menschen im Gegensatz zur Nicht-Existenz der Dinge verstanden wird. Existenz als solche ist den Menschen nicht gegeben, sondern eine Möglichkeit, die sie realisieren können oder auch nicht. Der Mensch schafft nach Ansicht der Existentialist*innen seine Existenz selbst. Sie ist sein Entwurf (Kosing, 1985).

  3. 3.

    In der Literatur lassen sich zahlreiche Ansätze für eine differenztheoretische Praxis wiederfinden, wie z. B. die radikale Strategie einer Feminisierung der Gesellschaft oder des Aufbaus einer feministischen Gegenkultur, bzw. Subkultur (Cordes, 1995). Diese politischen Perspektiven sollen hier aber nicht diskutiert werden, da sie nicht wesentlich für die Weiterentwicklung feministischer Theoriebildung sind. Von Interesse für den fortlaufenden feministischen Diskurs sind die Grundannahmen des Differenz-, bzw. Gleichheitsfeminismus, welche in ihren Ansätzen kritisiert wurden.

  4. 4.

    Bis Anfang der1990er Jahre war von einer „Rezeptionssperre“ (Gildemeister & Wetterer, 1992, p. 203) die Rede, die auf die Positivierung der Differenz, bzw. das Festhalten am Sex-Gender-Modell zurückgeführt wurde.

  5. 5.

    Auch die deutschen Soziologen Stefan Hirschauer und Hartmann Tyrell haben maßgeblich zur Erforschung der sozialen Konstruktion von Geschlecht beigetragen. Hirschauer hat z. B. in seinen Forschungen zur Transsexualität Belege dafür gefunden, dass geschlechtsspezifische Kleidung nicht ausreicht, um eindeutig als Mann oder Frau identifiziert zu werden: „Entsprechend müssen transsexuelle Männer feststellen, daß ‚männliche‘ Kleidung kaum ausreicht, um als Mann erkannt zu werden. Sie sind stark darauf angewiesen, in Gang und Sprechweise den physischen und akustischen Raum zu beanspruchen, den sie als ‚richtige‘ Männer beanspruchen müssen“ (Hirschauer, 1993, p. 34). Tyrell hat, in Anlehnung an Margaret Mead, mit seinen Studien darauf aufmerksam gemacht, dass die körperlichen Erscheinungsformen eines Menschen eher ein Kontinuum darstellen und die Differenzierung in männlich und weiblich „ersichtlich etwas Künstliches [ist], auf das das geschlechterklassifikatorisch ungeübte Auge […] ohne weiteres nicht kommen würde“ (Tyrell, 1986, p. 457). Tyrell hat auch den Begriff des ‚Zweigeschlechtlichen Erkennungsdienstes‘ geprägt (Tyrell, 1986).

  6. 6.

    Garfinkel betonte, dass Agnes keine transsexuelle, sondern eine intersexuelle Person ist, die mit anatomischen Unregelmäßigkeiten auf die Welt kam. Agnes wurde bis zu ihrem 17. Lebensjahr von ihrem Umfeld als Junge gelesen, identifizierte sich selbst aber immer schon als Mädchen. Mit 17 Jahren tauchte sie als Mädchen unter und ließ sich später Penis und Hoden operativ entfernen. Da Garfinkel sich in seiner Studie für den Übergang von einem Geschlecht zum anderen interessierte, wurde seine Untersuchung als Transsexuellen-Studie rezipiert (Treibel, 2006).

  7. 7.

    Interessant ist hier, dass die transsexuellen Interviewpartner*innen teilweise überrascht darüber waren, dass es in der Studie nicht um die Probleme und Hintergründe von Transsexuellen geht, sondern darum, wie Geschlecht repräsentiert und wahrgenommen wird (Treibel, 2006).

  8. 8.

    Zu erwähnen sind an dieser Stelle die Forscher*innen West und Zimmerman, die sich in ihrem Artikel ´DOING GENDER` (1987) auf Kessler und McKenna beziehen und folgende Differenzierungen vornehmen: körperliches Geschlecht (sex: birth classification), soziale Zuordnung zum Geschlecht (sex category: social membership) und soziales Geschlecht (gender: processual validation of that membership). West und Zimmerman verstehen die Beziehungen zwischen diesen Faktoren als wechselseitigen Prozess. Sie betonen dabei die Bedeutung der Interaktion (West & Zimmermann, 1987).

  9. 9.

    Anzumerken ist hier, dass der direkte Einfluss dekonstruktivistischer Thesen und Methoden auf die feministische Theoriebildung weniger auf die Rezeption der Schriften Derridas zurückzuführen ist als vielmehr auf diejenigen der französischen Philosophin und Psychoanalytikerin Luce Irigarey. Die Autorin ließ sich bereits seit den 1970er Jahren von Derridas Überlegungen inspirieren und dekonstruierte Texte von Philosophen wie z. B. Platon, Aristoteles, Descartes, Kant, Hegel und Freud hinsichtlich deren Aussagen zur Geschlechterdifferenz (Kahlert, 2000). Auf die Darstellung des dekonstruktivistischen Ansatzes von Irigaray wird aufgrund des beschränkten Umfangs dieser Arbeit verzichtet.

  10. 10.

    ‚Queer‘ wurde auch als affirmative Selbstbezeichnung (Groß, 2008) im Kontext von queer politics verwendet. Diese „hatte, ähnlich wie bei den Wörtern ‚Schwuler‘, ‚Kanake‘, ‚Irrer‘, einen provokanten, kämpferischen Charakter. Er verstörte das Publikum, wenn sich die Diffamierten selbst so nannten, und es nahm der Verletzung die Schärfe und kehrte den Spieß um in Richtung, aus der er kam“ (Woltersdorff, 2003, p. 915).

  11. 11.

    Zu nennen ist hier die Wissenschaftlerin Teresa de Lauretis, die als erste den Begriff ‚queer‘ in der feministischen Zeitschrift ‚differences‘ publik machte (Woltersdorff, 2003).

  12. 12.

    Queer-feministische Aktionsformen und deren theoretische Verortung beschreibt Groß (2019) in ihrem Artikel ‚Queer-feministischer Aktivismus: politisch-praktische Interventionen in heteronormative Verhältnisse‘ (Groß, 2019).

  13. 13.

    Im Folgenden wird der redaktionell überarbeitete, gekürzte und ins Deutsche übersetzte Text ‚Die Intersektion von ‚Rasse‘ und Geschlecht demarginalisieren: Eine Schwarze feministische Kritik am Antidiskriminierungsrecht, der feministischen Theorie und der antirassistischen Politik‘, der 2013 erschienen ist, wiedergegeben.

  14. 14.

    In Anlehnung an Meyer (2019) wird der deutsche Begriff ‚Rasse‘ in Anführungszeichen gesetzt. Damit soll verdeutlicht werden, dass ‚Rasse‘ ein „biologisches Konzept ist, das mit einem biologisch abgestützten Rassismus, mit Antisemitismus, Eugenik und Kolonialismus verknüpft und im Deutschen – im Gegensatz etwa zu Gender, Race und Ethnizität – heute ausschließlich als Fremdzuschreibung und in negativer Bedeutung im Gebrauch ist“ (Meyer, 2019, p. 17).

  15. 15.

    Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, ‚Rasse‘, Religion oder nationaler Herkunft wurden in dem amerikanischen Bürgerrechtsgesetz Civil Rights Act von 1964 verboten (Senat, 1964).

  16. 16.

    „Diese Frage und die Bedeutung, die Truth ihrer Erfahrung als ehemalige Sklavin in den USA in einer feministischen Öffentlichkeit gab, kann als eine der Geburtsstunden intersektionaler Theorie avant la lettre bezeichnet werden“ (Meyer, 2019, p. 9).

  17. 17.

    An dieser Stelle soll auf ein Experiment von Cain verwiesen werden, in welchem deutlich wird, welche Rolle die Kategorie ‚Rasse‘ für weiße Menschen hat: Jura-Professor*innen sollten bei einer Zusammenkunft in der Universität drei Charakteristika nennen, die sie selbst kennzeichnen. Nahezu alle weißen Frauen nannten ihr Geschlecht an erster oder zweiter Position, während alle Schwarzen Frauen an erster Stelle ihre Rassenzugehörigkeit und an zweiter Stelle ihre Geschlechtszugehörigkeit nannten. Crenshaw interpretiert dieses Ergebnis so, „dass bei Beschreibungen der eigenen Identität als erstes immer der Aspekt genannt wird, der den primären Gegensatz zur jeweiligen herrschenden Norm bildet“ (Crenshaw, 2013, p. 50).

  18. 18.

    Auch Judith Butler nimmt in ihrem Buch ‚Das Unbehagen der Geschlechter‘ (1991) Bezug auf die Kritik Schwarzer Frauen und kritisiert die Annahme einer gemeinsamen Identität innerhalb der Kategorie ‚Frau‘: „Die politische Annahme, daß der Feminismus eine universale Grundlage haben müsse, die in einer quer durch die Kulturen existierenden Identität zu finden sei, geht mit der Vorstellung einher, daß die Unterdrückung der Frauen eine einzigartige Form besitzt, die in der universalen und hegemonialen Struktur des Patriachats bzw. der männlichen Herrschaft auszumachen ist. Allerdings ist die Vorstellung von einem universale Patriarchat in den letzten Jahren auf eine breite Kritik gestoßen, weil sie unfähig ist, den spezifischen Vorgehensweisen der Geschlechterunterdrückung (genderoppression) in den konkreten kulturellen Zusammenhängen Rechnung zu tragen“ (Butler, 1991, p. 18 f.).

  19. 19.

    Beispielhaft soll hier die Anfang der 1990er gegründete Gruppe FeMigra (Feministische Migrantinnen, Frankfurt) genannt werden, die 1994 ihr Manifest ‚Wir Seiltänzerinnen‘ veröffentlicht hat. Der Text ist als radikale Kritik am westdeutschen Mainstream-Feminismus zu verstehen und beinhaltet die Forderung, sich mit der deutschen Einwanderungspolitik- und Geschichte auseinanderzusetzen. Die Aktivist*innen plädieren für einen Feminismus, der nicht nur die männliche Vorherrschaft bekämpft, sondern auch andere Machtstrukturen analysiert und bekämpft (FeMigra, 1994).

  20. 20.

    Crenshaw hat sich mit den Diskriminierungsachsen Rassismus und Sexismus auseinandergesetzt, nicht aber explizit mit der Kategorie Klassismus. In der Rezeption der US-amerikanischen Debatte um Intersektionalität im deutschsprachigen Raum wird jedoch durchgängig von der Triade race, class und gender gesprochen.

  21. 21.

    Anzumerken ist hier, dass in den USA Identitätspolitik eine grundlegende Methode des Widerstands ist, während in Europa „die Dezentrierung und Dekonstruktion von Geschlecht und anderen binären Oppositionen der Moderne“ (Winker & Degele, 2009, p. 14) vorherrscht.

  22. 22.

    Einen methodologischen Zugang zur intersektionalen Analyse von diskriminierenden Strukturen beschreiben z. B. Winker und Degele (2009) in ihrem Ansatz der ‚Intersektioalen Mehrebenenanalyse‘. Dieser soll hier aber nicht dargestellt werden, da er im Zusammenhang dieser Arbeit keine Relevanz darstellt.

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Roß, A. (2024). Feministische Theoriebildung. In: Feminismus im Netz intersektional-empowernd-angreifbar?!. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-44614-7_2

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