1 Hintergrund

Das vierjährige Projekt CityChangerCargoBike (CCCB), das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Horizon 2020 Programms gefördert wurde, hatte das Ziel, erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung der Nutzung von Lastenrädern in Städten aus früheren Projekten in ganz Europa zu verbreiten. Das Konsortium bestand aus 15 Partnerstädten, einer Universität sowie verschiedenen Netzwerk- und Interessensvertretungsorganisationen. In jeder der 15 Städte wurde in früheren Projekten eine Vielzahl wirksamer Maßnahmen umgesetzt, die sich jedoch in Bezug auf Aufwand, Kosten und Reproduzierbarkeit unterscheiden. Das CCCB-Projekt war das dritte von der Europäischen Kommission geförderte Projekt zur Verbreitung der EU-weiten Nutzung von Lastenrädern. Es baute auf den Erkenntnissen der beiden Vorgängerprojekte auf. Als Projektkoordinatorin aller drei Projekte möchte ich in diesem Beitrag die Erkenntnisse der letzten zehn Jahre teilen, die meine Kollegen und ich gewonnen haben. Dabei stütze ich mich auf Good Practice-Beispiele aus den Partnerstädten des CCCB-Projekts (CCCB 2023). Die unter dem Abschnitt „Literatur“ aus CCCB angeführten Broschüren sind zwischen 2019 und 2022 im Projekt entstanden. Neben den im folgendenText kurz skizzierten Good Practice-Beispielen, die sämtlich dem CCCB-Projekt oder den beiden vorangehenden Cyclelogistics-Projekten entstammen, sind auf der Webseite von Cyclelogistics.eu zahlreiche weitere umgesetzte Maßnahmen in Form von Fact Sheets für den interessierten Leser verfügbar.

2 Beispiele besonders förderlicher Maßnahmen

2.1 Ausprobieren, Teilen und Ausleihen

Ausprobieren, Teilen und Ausleihen sind wichtige Maßnahmen in der Lastenradförderung und Verbreitung, da sie dazu beitragen können, das Interesse an Lastenrädern zu steigern, die Anzahl der Lastenräder zu erhöhen und mehr Menschen Zugang zu ihnen zu geben. Durch diese drei Maßnahmen ist es möglich erste Erfahrungen im Umgang mit Lastenrädern zu sammeln, die Vorteile und Funktionsweise dieser speziellen Fahrräder selbst zu erleben. So kann nicht nur die Alltagstauglichkeit dieses Transportmittels überprüft werden, sondern auch mögliche Schwellen für eine Kaufentscheidung überwunden werden. Die wichtigsten Gründe im Einzelnen sind:

  • Ausprobieren: Viele Menschen haben noch nie ein Lastenrad ausprobiert und wissen nicht, wie es sich anfühlt, damit zu fahren oder welche Vorteile es bietet. Durch die Möglichkeit, ein Lastenrad auszuprobieren, können sie selbst erfahren, wie es ist, mit einem Lastenrad zu fahren und wie es ihren Bedürfnissen entspricht. Dies kann dazu beitragen, Vorurteile oder Unsicherheiten abzubauen und das Interesse an Lastenrädern zu steigern. Es ist bewiesen, dass Wissen und Erfahrung um ein neues Verkehrsmittel essenziell für die Akzeptanz und nutzung sind.

  • Teilen: Viele Menschen können sich kein eigenes Lastenrad leisten oder benötigen es nur gelegentlich. In solchen Fällen kann die Möglichkeit, ein Lastenrad zu teilen, eine gute Option sein. Durch die gemeinsame Nutzung von Lastenrädern können Kosten gespart und gleichzeitig die Vorteile von Lastenrädern genutzt werden. Dies kann auch dazu beitragen, die Anzahl der Lastenräder insgesamt zu erhöhen, da mehr Menschen Zugang zu ihnen haben.

  • Ausleihen: Für Menschen, die ein Lastenrad benötigen, aber keines besitzen oder teilen möchten, kann die Möglichkeit, ein Lastenrad auszuleihen, sehr nützlich sein. Durch die Verfügbarkeit von Lastenrädern zur Ausleihe können sie die Vorteile von Lastenrädern nutzen, ohne sich um die Anschaffung oder Wartung kümmern zu müssen. Dies kann auch dazu beitragen, die Anzahl der mit Lastenrädern zurückgelegten Wege insgesamt zu erhöhen, da sie mehr Menschen zugänglich gemacht werden und leichter genutzt werden können.

Erfolgsgeschichten für diese Maßnahmen finden sich auf der Webseite von cyclelogstics.eu. Im Folgenden findet sich auch ein Good Practice-Beispiel aus den Niederlanden:

  • Sharing-Angebot für Wohngebiete, Utrecht, NL

  • Sharing-Angebot für öffentliche Einrichtungen, Oslo, NO

Kategorie: Sharing

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Name

Sharingangebot für Wohngebiete

Ort

Utrecht, Niederlande

Zeitraum

2020–laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Kindertransport und private Logistik

Ausgangssituation:

Zwischen 2014 und 2019 stellte die Stadtverwaltung von Utrecht den Bewohner:innen bereits drei Leihlastenräder einem auf einem Fahrradparkplatz im Einkaufsviertel der historischen Innenstadt zur Verfügung. Dies war ein Pilotprojekt für ein regionales Mobilitätsmanagementprojekt. Nach Beendigung dieses Pilotprojekts wurde der Verleih von Lastenrädern aufgrund der hohen Kosten eingestellt werden. Außerdem hat die Stadt Utrecht bereits mehrere öffentliche Fahrradverleihsysteme, allerdings beinhalten diese keine Lastenräder. Im Jahr 2020 beantragte dann das private Unternehmen Cargoroo bei der Stadt die Genehmigung zur Einführung eines öffentlichen Lastenradverleihsystems, wobei die Zielgruppe Familien in Wohngebieten ist.

Umsetzung:

Im Juni 2021 erhielt Cargoroo eine drei-jährige Konzession für den Betrieb von 100 Lastenrädern für Familien, ausschließlich in Wohngebieten, nicht aber für das Zentrum der Stadt, das aufgrund des hohen Fahrradanteils schon unter (Infrastruktur)überlastung leidet. Die Nutzer:innen können ihre Fahrten über die Cargoroo-App registrieren und bezahlen, wodurch sich die Notwendigkeit eines aufwendigen Zahlungssystems vermindert wird. Für das stationsbasierte Modell werden die Standorte einfach mit Oberflächenmarkierungen gekennzeichnet. Im Juni 2022 wurde die Genehmigung für 50 weiter Lastenrädern in zusätzlichen Stadtvierteln gegeben. Cargoroo ist nicht nur in den Niederlanden, sondern auch im Vereinigten Königreich, Belgien und in Deutschland aktiv. Für die Stadt Utrecht, die schon über ein Shared Mobility Programm verfügt, war diese private Initiative ideal.

Finanzierung:

Alle Kosten werden vom Unternehmen Cargoroo übernommen. Die Stadt Utrecht ist nur der Vermittler und erhält auch Daten bezüglich Evaluierung. Anmerkung: in anderen Städten wie zum Beispiel Mechelen, wurde ein anderer Ansatz gewählt und die Stadt bezahlt Cargoroo für die Umsetzung des Leihsystems.

Ergebnisse/Evaluation:

In Utrecht hat sich das stationsbasierte Modell als erfolgreiche Lösung für die Stadt und ihre Zielgruppe erwiesen. In den ersten neun Monaten seit der Einführung wurden 5000 Nutzer:innen registriert, die insgesamt 21.000 Wege mit den Lastenrädern zurückgelegt haben. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Standortauswahl, die sich jedoch manchmal als Herausforderung erweist. Eine gemeinsame Bewerbung des Sharing-Systems durch Cargoroo und die Stadt unterstützt auch das Parken an den richtigen Stellen. Durch die hohe Visibilität des Systems werden positive Auswirkungen auf die Mobilitätswende erzielt, das zeigte eine Umfrage unter Nutzenden, die ergab, dass 72 % der Nutzer:innen das Lastenrad anstelle eines Autos benutzen. Die Erfolgsfaktoren des Systems sind der stationsbasierte und nachfrageorientierte Ansatz, das feinkörnige Netzwerk an Standorten und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, was sicherstellt, dass die Lastenräder keine Hindernisse für die Bewohnenden darstellen.

  1. Quellen/Weitere Informationen: www.cyclelogistics.eu, https://cargoroo.nl/de/cargoroo-stadte/#Utrecht

Kategorie: Sharing

figure b

Name

Kindergartenlogistik

Abbildung: Denmark_Families16-1024x681

Abdruckgenehmigung vorliegend

Ort

Oslo

Zeitraum

2020–laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Personenmobilität

Ausgangssituation:

Während der COVID-Pandemie nutzten viele Kindergärten nicht mehr die öffentlichen Verkehrsmittel, um zu den Grünflächen der Stadt zu gelangen. In dem Bestreben, Grünflächen für Kinder in der Innenstadt besser zugänglich zu machen und ein neues Verkehrsmittel zu testen, kaufte die Agentur für städtische Umwelt (BYM) drei Lastenfahrräder, für die Nutzung durch städtische Kindergärtner:innen im Bezirk Sagene.

Umsetzung:

Zu Beginn der Umsetzung wurde festgestellt, welche Kindergärten Interesse an einer solchen Maßnahme haben könnten, und mit den ausgewählten Kandidat:innen wurden Kooperationsvereinbarungen getroffen, die die Rollen und Zuständigkeiten eindeutig festlegten. Weiters musste mit dem:r Grundstückseigentümer:in eine Vereinbarung für die Erlaubnis von Bau und Aufstellung von spezifischen Fahrradabstellanlagen getroffen werden. Erst dann wurde drei Radkutsche Musketiers von der Stadt erworben, mit Sitzgelegenheiten für sechs kleine Kinder ausgestattet und an die Kindergärten geliefert. Nach der Einführung wurde das Sharingsystem begleitet, um bei positiver Evaluierung eine Ausweitung in andere Kindergärten zu starten.

Finanzierung:

Das Projekt ist leider erneut aufgrund von Problemen mit den beteiligten Kindergärten verzögert. Wir haben einen Studenten für User-Design engagiert, um die Probleme zu untersuchen und Empfehlungen für Änderungen der Abläufe und/oder notwendige Anpassungen an den Fahrrädern zu entwickeln, um das Konzept umzusetzen.

Ergebnisse/Evaluation:

Das Projekt hat sich leider aufgrund von Problemen mit den beteiligten Kindergärten erneut verzögert. Die Stadt hat einen Studenten für User-Design engagiert, um die Probleme zu untersuchen und Empfehlungen für Änderungen der Abläufe und/oder notwendige Anpassungen an den Fahrrädern zu entwickeln, damit das Konzept im gesamten Stadtgebiet umgesetzt werden kann.

  1. Quellen/Weitere Informationen: Cyclelogistics.eu

2.2 Finanzielle Anreize schaffen

Finanzielle Anreize wie Zuschüsse, Steuervergünstigungen oder günstige Darlehen können dazu beitragen, dass sich mehr Menschen ein Lastenrad leisten können. Subventionen und Förderprogramme sind eine besonders effektive Maßnahme zur Förderung der Lastenradnutzung und können insbesondere durch Anstoßförderungen dazu beitragen, dass Lastenräder in Städten, in denen sie noch nicht sehr sichtbar sind, schnell bekannt werden. Insgesamt können Subventionen und Förderungen dazu beitragen, die Nutzung von Lastenrädern zu erhöhen, was sich positiv auf die Umwelt, die Gesundheit und die lokale Wirtschaft auswirken kann. Im Rahmen des CCCB-Projekts haben acht Partnerstädte Subventionen vergeben oder nationale Förderungen genutzt.

Im Folgenden finden sich Beispiele aus vier Ländern:

  • Nutzung nationaler Finanzierungsmöglichkeiten, Cambridge County Council, UK. Dieses Beispiel zeigt, wie engagierte Kommunen nationale Förderungen nutzen können, um der Öffentlichkeit und bestimmten Unternehmen ganze Flotten an Lastenrädern zur Verfügung zu stellen.

  • Kommunale Subventionen für spezifische Zielgruppen Mechelen, BE

  • Landesweiter Vorreiter werden – Gdynia, PL

  • Förderung der lokalen Wirtschaft – Varna, BG

Kategorie: Förderung

figure c

Name

Nutzung nationaler Finanzierungsmöglichkeiten

Ort

Cambridge

Zeitraum

2019–2022

Logistik-/Verkehrsbereich

Personentransport, Erste/Letzte Meile

Ausgangssituation:

Im Rahmen des Horizon 2020 Projekts CityChangerCargoBike war Cambridge eine der Vorreiter Städte und setzte nationale Subventionen ein, um eine Auswahl an Lastenrad-Sharing-Modellen einzuführen. Im Jahr 2019 starteten das britische Verkehrsministerium und der Energy Saving Trust den „e-Cargo Bike Grant Fund“, um öffentliche Organisationen und Kommunen bei der Anschaffung von E-Lastenrädern zu unterstützen. Der Fonds gewährte einen Zuschuss von 40 % der Gesamtkosten eines E-Lastenrads, mit einer Obergrenze von 2500 £ für zweirädrige Fahrräder und 4500 £ für dreirädrige Lastenräder. Die Maßnahme war so erfolgreich, dass sie nach einem Jahr verlängert wurde.

Umsetzung:

Dem Cambridgeshire County Council ist es in Zusammenarbeit mit der Stadt Cambridge gelungen sich Unterstützung für die Beschaffung einer Flotte von 30 E-Lastenrädern durch den Fond zu sichern, und damit folgende Maßnahmen umzusetzen:

1. Vier 4-rädrige EAV-Lastenräder wurden dem Unternehmen Zedify für die Paketzustellungen auf der ersten und letzten Meile zur Verfügung gestellt.

2. Wohngemeinschaftsprojekt: Durch die Bereitstellung von sechs gemeinsam genutzten E-Lastenrädern in Wohngebieten werden junge Familien dazu angeregt werden auf Autonutzung zu verzichten.

3. Leasing-System: Eine Auswahl von acht E-Lastenrädern für Unternehmen und Familien zum „Testen bevor kaufen“. Diese Maßnahme dient insbesondere zur Unterstützung neuer oder expandierende Unternehmen.

4. Gemeinschaftlich genutzte E-Lastenrädern: 12 buchbare E-Lastenrädern die an leicht zugänglichen, zentralen Standorten verfügbar sind.

Finanzierung:

Im Rahmen des vom Verkehrsministerium finanzierten und vom Energy Saving Trust verwalteten E-Lastenrad Programms haben im Zeitraum 2019/20 18 Kommunen Mittel aus dem E-Lastenrad Zuschussfonds in Höhe von 1,4 Mio. Pfund erhalten. Weitere 14 Gebietskörperschaften haben 2021/22 1,2 Mio. Pfund aus dem „eCargo Bike Grant Fund“ erhalten.

Ergebnisse/Evaluation:

Vier große vierrädrige EAV-Lastenfahrräder werden täglich für die Abholung und Zustellung von Paketen auf der ersten und letzten Meile eingesetzt, was zeigt, dass Lastenräder zumindest im Stadtzentrum eine Alternative zu Lieferwagen darstellen können.

Im Rahmen des „Testen-vor-Kaufen“-Programms können acht E-Lastenräder ausgeliehen werden. Obwohl das Angebot von Unternehmen nur langsam angenommen wird, erfreuen sich Familienlastenräder großer Beliebtheit. Bisher haben 77 Familien daran teilgenommen, und bei jeder 7- bis 14-tägigen Ausleihe wurde eine durchschnittliche Kilometerleistung von 105 km erzielt. Erstaunlicherweise gaben zwei Drittel der Familien, die ein Lastenrad ausprobierten, an, dass sie danach eines kaufen würden.

Sieben Fahrräder wurden direkt an die Universität Cambridge und den Stadtrat von Cambridge übergeben, um Materialien zwischen den Abteilungen zu transportieren. Diese Lastenfahrräder wurden direkt in die bestehenden Fahrradflotten der Organisationen integriert und werden erfolgreich und regelmäßig genutzt, da dasselbe Buchungssystem und dieselben Wartungsverträge verwendet werden.

Die verbleibenden Fahrräder wurden an örtliche Organisationen und Gemeindegruppen verteilt, darunter Wohngemeinschaften, eine Hilfsorganisation für Flüchtlinge, örtliche Museen und ein mobiler Bibliotheksdienst. Die Empfängerorganisationen erhielten alle ein Einstiegstraining. Das Fremdenverkehrsbüro hat ein Fahrrad übernommen und inzwischen zwei weitere selbst gekauft, um andere Standorte abzudecken.

  1. Quellen/Weitere Informationen: Cyclelogistics.eu, https://www.zedify.co.uk/find-us/eco-friendly-courier-in-cambridge/

Kategorie: Förderung

Name

Kommunale Förderung

Ort

Mechelen, Belgien

Zeitraum

2018–2021

Logistik-/Verkehrsbereich

Liefer- Serviceverkehr

Ausgangssituation:

Die belgische Stadt Mechelen arbeitet seit Jahren an der Vision Rad fahren in der Stadt leichter und bequemer zu machen. Das Fahrrad soll dabei nicht eine Alternative zum Auto darstellen, sondern die erste Wahl sein. Dies gilt sowohl für private als auch kommerzielle Nutzer:innen. Um das zu erreichen, setzen sie viele regulative Maßnahmen, wie Fahrverbote und Fußgängerzonen um und beteiligten sich an vielen Europäischen Projekten darunter auch CityChangerCargoBike.

Umsetzung:

Um Start-ups und Klein- und Mittelbetriebe dazu zu ermutigen, Lastenräder in ihre Flotte aufzunehmen, hat die Stadt Mechelen ein spezielles Subventionsprogramm speziell für kommerzielle Nutzer:innen umgesetzt. Die Förderung setzte eine geschäftliche Aktivität und Adresse in Mechelen voraus und erforderte, dass die Lieferung von Produkten oder die Ausführung von Dienstleistungen mittels Lastenrad erfolgen musste. Elektrische Roller und Speed-Pedelecs waren von der Förderung ausgeschlossen. Die Stadtverwaltung von Mechelen hat festgestellt, dass die Unterstützung lokaler Unternehmen durch eine Lastenrad-Subvention eine effektive Möglichkeit ist, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ab 2018 hat Mechelen ein Subventionsprogramm in Höhe von 100.000 € aufgelegt, das erfolgreich 52 lokale Unternehmen bei ihrer Entscheidung zum Kauf eines Lastenrads unterstützt hat. Erfolgreiche Bewerbungen konnten von der Stadt bis zu 5000 € erhalten, die für den Kauf eines Lastenrads verwendet werden sollten. Unternehmen aller Arten und Größen, einschließlich Blumenhändler:innen, Bäckereien, Lebensmittelketten, Logistikbetreiber:innen, Schlosser:innen und Schuhmacher:innen, waren Empfangende der Subvention.

Finanzierung:

Die gesamte Fördersumme von 100.000 € wurde von der Stadt Mechelen selbst finanziert. Die Arbeitszeit der Kolleg:innen, die diese Maßnahme umgesetzt haben, wurde über das CityChangerCargoBike Projekt finanziert. In den Ersten beiden Jahren (2018 & 2019) war die maximale Fördersumme 5000 € und was nur maximal 50 % des Gesamtpreises entsprechen durfte. In den letzten beiden Jahren (2020 & 2021) wurde die maximale Fördersumme auf 3000 € reduziert, bei gleichbleibender 50 % Gesamtpreisförderung.

Ergebnisse/Evaluation:

Die Kolleg:innen in Mechelen führen ihren Erfolg der Maßnahme darauf zurück, dass sie Teil einer größeren Strategie für nachhaltige Mobilität mit einem Fokus auf Radfahren ist. Zum Beispiel haben Fahrradfahrer:innen im gesamten Stadtzentrum Vorrang vor Autos und einige Stadtteile sind tagsüber gänzlich autofrei. Zusätzlich hat Mechelen im Rahmen des CCCB-Projekts auch eine Website zur nachhaltigen Mobilität veröffentlicht. Dadurch konnten interessierte Geschäftsinhaber:innen das Antragsformular leicht finden. Das Förderprogramm wurde durch unterschiedliche Kanäle, wie Social Media, Webseite der Stadt und Broschüren, beworben.

Wichtig war es klar zu kommunizieren, bis wann die Bewerbung und die Nachweisdokumente für die Förderung eingereicht werden müssen. Die Stadtverwaltung hatte auch nach Ablauf der Einreichungsfrist immer noch viele Bewerbungen erhalten und somit viele enttäuschte Bewerber:innen. Es gab auch Bewerber:innen, die die Nachweisdokumente nicht rechtzeitig eingereicht hatten und daher keine Förderung erhalten haben.

  1. Quellen/Weitere Informationen: Cyclelogistics.eu

Kategorie: Förderung

figure d

Name

Kommunale Förderung

Ort

Gdynia, Polen

Zeitraum

2020–laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Privat und kommerziell

Ausgangssituation:

Ab 2018 beteiligte sich die baltische Stadt Gdynia in Polen an zwei europäischen Projekten zur Förderung von Lastenrädern als urbaner Mobilitätslösung für private und kommerzielle Nutzende. Diese Projekte waren das H2020-Projekt CityChangerCargoBike (CCCB) und das Interreg-Projekt CoBiUM. Nach einer erfolgreichen Sensibilisierungs- und Try-Out-Kampagne im Rahmen des Cargo Bikes City Rentals, einer Maßnahme aus dem CCCB-Projekt, wurde als nächster Schritt die Förderung von Lastenrädern umgesetzt.

Umsetzung:

Dieses Förderprogramm war das erste seiner Art in Osteuropa. Die erste Runde der Förderung wurde durch das CCCB-Projekt finanziert und ermöglichte die Förderung von 10 e-Lastenrädern, die hauptsächlich für den Kindertransport vorgesehen waren und Marken aus verschiedenen europäischen Ländern wie Polen, Frankreich, Schweden, Deutschland, den Niederlanden und Dänemark umfasste. Aufgrund des Erfolgs der ersten Runde förderte die Stadt weitere Runden. Basierend auf dem Erfolg und den Erfahrungen aus dem Lastenradförderprogramm startete Gdynia danach auch das erste polnische Subventionsprogramm für e-Räder, bei dem das vorgesehene Budget bereits nach den ersten vier Stunden ausgeschöpft war. Insgesamt wurden mehr als 1000 Anträge eingereicht. Für das Lastenradförderprogramm (mit Leihsystem) erhielt Gdynia vom Klima- und Umweltministerium den 1. Platz für die beste eingeführte nachhaltige Mobilitätsmaßnahme in Städten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen.

Finanzierung:

Die Regeln der Förderung sahen eine Finanzierung von 50 % des Lastenradpreises, oder maximal 5000 PLN (~1050 €) vor. Durch das CityChangercargoBike Projekt wurden 50000 PLN (10 Förderungen) finanziert. Danach wurde das Programme von der Stadt mit eigenem Budget weitergeführt (ungefähr 30000 PLN pro Jahr).

Evaluierung:

Viele Bürger:innen haben um eine Lastenradförderung angesucht. Trotzdem nannten viele die hohen Anschaffungskosten, die Verfügbarkeit und die fehlende Infrastruktur zum Parken der Räder als einen Grund, der sie zögern lässt, eine Kaufentscheidung zu treffen. Das Team, das die Förderungen in der Stadt umgesetzt hat, rät außerdem dazu rechtliche Fragen der Förderung genau von Anwält:innen prüfen zu lassen. Weiters ist es hilfreich vor der Einführung der Förderung einige Try-outs zu veranstalten, damit sich nicht nur die Bürger:innen, sondern auch jene Personen, die mit der Umsetzung betraut sind, mit den Rädern vertraut machen können. Es wurde in Gdynia auch Informationsmaterial mit FAQs über das Förderprogramm vorbereitet und unterstützte die effektive Umsetzung der Maßnahme.

  1. Quellen/Weitere Informationen: Cyclelogistics.eu

Kategorie: Förderung

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Name

Entwicklung von Lastenradmodellen

Ort

Varna, Bulgarien

Zeitraum

2019–2023

Logistik-/Verkehrsbereich

Unterstützung der lokalen Wirtschaft

Ausgangssituation:

Relativ bald nach Beginn des CityChagerCargoBike Projekts wurde 2019 klar, dass es für einige Projektpartner:innen aus osteuropäischen Ländern wie Bulgarien und Griechenland schwierig werden würde Lastenräder zu importieren. In Varna, Bulgarien waren die Mitarbeiter:innen der Stadt über die fehlende Verfügbarkeit an Lastenrädern so frustriert, dass sie gemeinsam mit einem lokalen Fahrradhersteller begannen eine Flotte von drei verschiedenen „Varna-Lastenrädern“ zu entwickeln.

Umsetzung:

Die „Atlas“ e-Lastenradlinie besteht aus drei Modellen: Atlas L, Atlas M und Atlas T (Delta Trike), wobei alle entsprechend der gängigen Standards EN 15194 and DIN 79010 entworfen und erzeugt wurden. Diese e-Lastenräder sind für den Transport und die Lieferung von Waren, Postpaketen, Lebensmitteln usw. bestimmt. Sie dürfen sich in Varna auf öffentlichen Straßen und Radwegen bewegen und eignen sich besonders in Stadtgebieten mit begrenzten Parkmöglichkeiten sowie in Parks, an Stränden und in Fußgängerzonen (mit Einschränkungen) für die Nutzung.

Im Jahr 2020 wurden mehr als 20 Logistikunternehmen, darunter einige der größten des Landes, diese lokal produzierten Lastenräder vorgestellt. Mehrere dieser Unternehmen zeigten Interesse an verschiedenen Modellen und testeten diese ausgiebig. Zum Beispiel nutzte das Rote Kreuz eine Long-John-Version für einen Monat, während Transpress, ein lokales Logistikunternehmen, das Trike zwei Monate lang einsetzte, um Endkund:innen zu beliefern. Das Unternehmen Bikerunner Varna testete das Trike ebenfalls einen Monat lang, während die „Nothing is impossible“ Stiftung den Long John für einen Monat pilotierte. Nach Abschluss der Testphase meldeten sich zwei Unternehmen für die Subvention an, bei der es möglich war, drei Lastenräder zum Preis von zwei Rädern zu erwerben.

Finanzierung:

Aus dem CityChangerCargobike standen 10.000 € für ein Finanzierungsprogramm zur Verfügung, damit wurden vier der lokalen Lastenräder finanziert.

Ergebnisse/Evaluation:

Den Unternehmen war es erst nach einer vier-monatigen Testperiode möglich für eine finanzielle Unterstützung anzusuchen. Aufgrund der rechtlichen Situation konnten die Subventionen nicht direkt an die Unternehmen ausgezahlt werden. Daher wurde ein 2+1 Schema entwickelt, bei dem die Unternehmen 2 Lastenräder selbst finanzierten und ein Rad „gratis“ erhielten. Es werden mittlerweile auch Lastenräder für die private Nutzung produziert und auch andere Gemeinden in Bulgarien haben Interesse angemeldet die lokal produzierten Räder zu kaufen.

Außerdem hat die Stadtverwaltung im Zuge des Projekts eine Studie über Radwegeinfrastruktur in Auftrag gegeben, die auch die Erfordernisse von Lastenräder miteinbezieht. Weiters plant die Kommune bereits ein Lastenradumschlagzentrum (siehe auch: 20.2.7 Kategorie Mikro-Depot. Planung eines Mikro-Depots – Think big Varna).

  1. Quellen/Weitere Informationen: www.cyclelogistics.eu, https://www.eltis.org/in-brief/news/results-cargo-bike-pilot-project-presented-varna

2.3 Die Infrastruktur muss stimmen

Eine optimale Infrastruktur ist von eintscheidender Bedeutung, um vermehrt auf Lastenräder als Verkehrsmittel in städtischen Gebieten zu setzen. Eine gut durchdachte Infrastruktur gewährleistet die sichere und effiziente Nutzung von Lastenrädern auf den Straßen, woduch Unfälle vermieden werden können. Sie ermöglicht es auch, eine Verbesserung der Erreichbarkeit herzustellen und kann dazu beitragen, dass Lastenräder effizienter genutzt werden können. Mit der passenden Radverkehrsinfrastruktur kann das Lastenrad gegenüber Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sogar zeitliche Vorteile im dichten Straßenverkehr bringen. Darüber hinaus können z. B. Fahrradstraßen den allgemeinen Verkehr reduzieren und somit auch die Reisezeiten des motorisierten Individualverkehrs verkürzen. Fahrradwege, die frei von Hindernissen sind, ermöglichen es den Radfahrenden, ihre Lasten schneller und einfacher zu transportieren. Es ist auch bekannt, dass eine gute Infrastruktur dazu beiträgt, dass sich mehr Menschen für den Einsatz von Lastenrädern entscheiden, da sie sich sicherer fühlen. Die gesteigerte Akzeptanz von Lastenrädern kann positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, insbesondere wenn Fahrten mit dem MIV eingespart werden.

Eine städtische Infrastruktur zu haben, die die weit verbreitete Nutzung von Lastenrädern als Verkehrsmittel fördert, erfordert mehrere wichtige Komponenten:

  • Fahrradwege: Dedizierte Fahrradwege können es für Lastenrad-Nutzende sicherer und bequemer machen, sich durch die Stadt zu bewegen. Diese Wege sollten vom motorisierten Verkehr getrennt sein, um Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden zu vermeiden, das Unfallrisiko zu reduzieren und effizienteres Radfahren zu ermöglichen.

  • Fahrradparkplätze: Ausreichende Fahrradparkplätze sind für Lastenrad-Nutzende unerlässlich, um ihre Fahrräder sicher und bequem zu lagern, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Dies kann Fahrradständer, Fahrradschließfächer und Fahrradgaragen umfassen.

  • Ladezonen: Ladezonen, die speziell für Lastenräder konzipiert sind, können es kommerziellen Nutzer:innen erleichtern, Waren zu verladen und zu entladen. Idealerweise sollten solche Zonen in der Nähe von Unternehmensstandorten platziert werden und ausreichend groß sein, um die Abmessungen von Lastenrädern zu berücksichtigen.

  • Wartungs- und Reparatureinrichtungen: Es ist wichtig, Zugang zu Wartungs- und Reparatureinrichtungen zu haben, um Lastenräder funktionsfähig, betriebsbereit und in einem guten Zustand zu erhalten. Solche Einrichtungen können Fahrradgeschäfte, Reparaturstationen und Gemeinschaftsfahrradwerkstätten umfassen.

  • Bildungs- und Outreach-Programme: Durch Bildungs- und Outreach-Programme können mehr Menschen dazu ermutigt werden, Lastenräder zu nutzen und ein besseres Verständnis für die Vorteile dieses Verkehrsmittels zu entwickeln. Diese Programme können beispielsweise Fahrradsicherheitskurse, Fahrradparcours und Gemeinschaftsfahrradtouren umfassen.

  • Integration in den öffentlichen Verkehr: Durch die Einbindung von Lastenrädern in den öffentlichen Verkehr wird es den Menschen erleichtert, diese für längere Strecken oder den Transport von größeren Gegenständen zu nutzen. Hierzu können Fahrrad-Transit-Hubs eingerichtet werden, die es den Nutzenden ermöglichen, nahtlos zwischen Fahrrädern, Zügen oder Bussen zu wechseln.

Investitionen in diese Infrastrukturkomponenten können dazu beitragen, dass Städte eine unterstützende Umgebung für die Nutzung von Lastenrädern schaffen. Das wiederum kann dazu beitragen, mehr Menschen dazu zu ermutigen, dieses nachhaltige und effiziente Verkehrsmittel vermehrt zu nutzen.

Das folgende Beispiel beschreibt Maßnahmen, die in den Städten Lissabon und Straßburg während des CCCB-Projekts umgesetzt wurden:

  • Lastenradparkplätze in Lissabon, PT und Straßburg, FR

Kategorie: Infrastruktur

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Name

Lastenradparkplätze

Ort

Lissabon und Straßburg

Zeitraum

2019–2022

Logistik-/Verkehrsbereich

Verbesserung öffentlicher Infrastruktur

Ausgangssituation:

Durch die Zunahme an der Zahl der Lastenräder während des CityChangerCargoBike Projekts wurde den Stadtverwaltungen in Lissabon und Strasburg bewusst, dass spezielle Parkplätze für Lastenräder geschaffen werden müssen, um zu vermeiden, dass andere Verkehrsteilnehmende durch die wild geparkten Räder gestört werden. In beiden Städten wurden die Bürger:innen in den Entscheidungsprozess miteinbezogen.

Umsetzung:

Die Stadtverwaltung in Straßburg hat eine Online-Befragung durchgeführt, um die Meinungen der Bewohner:innen zu vier verschiedenen Prototypen von Lastenradparkplätzen einzuholen. Gleichzeitig wurden die unterschiedlichen Modelle an verschiedenen Standorten aufgestellt, um zu beobachten, welches Modell am meisten genutzt wurde. Eine Studie wurde ebenfalls durchgeführt, um die besten Standorte für solche Parkanlagen zu identifizieren. Nach einem Jahr der Befragung und Testläufen wurde das beliebteste Modell ausgewählt. Die Pläne dafür sind öffentlich zugänglich. Derzeit sind 10 Standorte in der Nähe von öffentlichen Gebäuden für die Installation ausgewählt worden, mit der Absicht, dies in den kommenden Jahren auszuweiten.

Auch in Lissabon wurden die Meinungen der Bevölkerung, insbesondere der Lastenradfahrenden, in die Entwicklung von speziellen Parkplätzen für diese Verkehrsmittel einbezogen. Es wurden verschiedene Modelle getestet und der sogenannte HotSpot entwickelt: ein U-förmiger Balken wird an jedem Ende eines Autoparkplatzes montiert, zwischen den Balken ist Platz genug für Fahrräder, Lastenräder und Scooter vorhanden. Darüber hinaus wurden Lastenradparkplätze in mehreren unterirdischen Autoparkplätzen eingerichtet.

Finanzierung:

Die Kosten für die Maßnahme wurden im Rahmen des Projekts CityChangerCargoBike übernommen, während die Beschaffungs- und Installationskosten für die Infrastruktur von der Stadtverwaltung getragen wurden.

Ergebnisse/Evaluation:

In Straßburg ist es wichtig, für die Testphase einen gut sichtbaren und zugänglichen Standort zu wählen, der eine hohe Frequenz von Radfahrenden aufweist.

Zu Beginn des CityChangerCargoBike-Projekts gab es in Lissabon im Oktober 2018 insgesamt 300 Fahrradabstellplätze, die jedoch nicht speziell für Lastenräder geeignet waren. Seit Juli 2022 gibt es dank des Projekts nun 404 HotSpots und 13 überdachte Lastenradparkplätze in Parkgaragen, die das Abstellen von bis zu 60 Lastenrädern ermöglichen.

  1. Quellen/Weitere Informationen: https://www.strasbourg.eu/documents/976405/1084289/Plan_stationnement_cargo_finalcom%20monslicense.pdf/8e9e321e-e195-e8ae-d458-51962fac8d03?t=1633417868795, http://cyclelogistics.eu/wp-content/uploads/2022/09/The-Cargo-Bike-Friendly-City-Guide-Screen_0.pdf

2.4 Öffentlichkeitsarbeit

Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit kann das Bewusstsein für die Vorteile von Lastenrädern stärken. Hierfür können diverse Maßnahmen, wie Informationsveranstaltungen, Pressearbeit oder Social-Media-Kampagnen genutzt werden. Ein herausragendes Beispiel für eine effektive Öffentlichkeitsarbeit ist die Cargobike Roadshow, die mehrmals im Jahr in deutschen und österreichischen Städten stattfindet. Durch ein umfangreiches Angebot an verschiedenen Modellen im Fuhrpark erhalten sowohl Bürger:innen als auch Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern selbst zu erfahren.

2.5 Kooperation mit Unternehmen

Unternehmen können eine bedeutende Rolle bei der Förderung von Lastenrädern spielen, indem sie ihren Mitarbeiter:innen beispielsweise die Nutzung von Lastenrädern gestatten oder eigene Lastenräder anschaffen. Fast alle großen Paketdienstleister, allen voran UPS und DHL, nutzen heute schon Lastenräder, da sie in innerstädtischen Gebieten ökonomische Vorteile sehen und die Nutzung auch noch ein Imagegewinn für sie bringt. Auch IKEA setzt Lastenräder in einigen städtischen Bereichen für die Lieferung von Möbeln und Haushaltswaren ein. Amazon hat Lastenräder in einigen Ländern ebenfalls in seine Lieferflotte integriert, um Pakete auf umweltfreundliche Weise in zuzustellen. Dies ist Teil ihrer Bemühungen, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

2.6 Netzwerke schaffen

Netzwerke und Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen wie Stadtverwaltungen, Fahrradhändler:innen, Umweltverbänden und Interessengruppen können dazu beitragen, die Nutzung von Lastenrädern zu fördern und die Infrastruktur zu verbessern.

2.7 Lastenrad-Logistikdienstleistungen fördern

Eine weitere Möglichkeit, die Förderung und Unterstützung von Lastenrad-Logistikdienstleistungen zu verbessern, besteht darin, die Nutzung von Lastenrädern für gewerbliche Zwecke zu erleichtern. Dies könnte beispielsweise durch Förderprogramme oder die Schaffung von geeigneten Abstell- und Ladezonen erreicht werden. In Anbetracht des städtischen Logistikbereichs, der sich zunehmend auf den Einsatz von Lastenrädern stützt, sind innerstädtische (Mikro-)Depots unverzichtbar. Diese Depots erfüllen eine wichtige Funktion, wenn es darum geht, den Einsatz von Lastenfahrrädern in der Stadtlogistik zu optimieren:

  • Verbesserte Zustelleffizienz: Die Optimierung der Zustellprozesse durch Warenbündelung in Innenstadt-(Mikro-)Depots reduziert die Anzahl der einzelnen Zustellungen und verbessert so die Zustelleffizienz. Dies führt zu verkürzten Lieferzeiten für Kunden und Kundinnen.

  • Kosteneinsparungen: Die Nutzung von Lastenfahrrädern ermöglicht Lieferunternehmen Einsparungen bei Kraftstoff- und Fahrzeugkosten, was ihre Gesamtbetriebskosten senken kann. Allerdings ist eine effiziente Nutzung von Lastenrädern zum Beispiel durch Kurier,- Express- und Paketdienste nur durch die gleichzeitige Nutzung von Innenstadt-(Mikro-)Depots möglich, da so die mit dem Rad zurückzulegenden Strecken und Wege kurz gehalten werden können.

  • Verminderter Verkehrsstau: Durch den Einsatz von Lastenfahrrädern und Innenstadt-(Mikro-)Depots können Lieferunternehmen die Anzahl größerer Fahrzeuge auf der Straße verringern und somit Verkehrsstaus reduzieren sowie den allgemeinen Verkehrsfluss in städtischen Gebieten verbessern. Abgesehen davon sind Unternehmen, die Lastenräder und Mikro-Depots nutzen, auch weniger von Verkehrsstaus abhängig.

  • Umweltvorteile: Im Vergleich zu größeren und mit fossilen Brennstoffen betriebenen Lieferwagen sind Lastenfahrräder eine umweltfreundlichere Transportmöglichkeit. Durch die Verwendung von Lastenfahrrädern und Innenstadt-(Mikro-)Depots können Lieferunternehmen dazu beitragen, Kohlenstoffdioxid und andere verkehrsbezogene Emissionen zu reduzieren und so die Luftqualität in städtischen Gebieten zu verbessern. Die Gründe dafür sind vielseitig. Einerseits wird es Lastenrädern durch die Nutzung von (Mikro-)Depots ermöglicht ihre Routen zu optimieren und dadurch eine effizentere Nutzung der begrenzten Ladekapazität und Reduzierung von Leerfahrten zu gewährleisten. Innenstadt-(Mikro-)Depots reduzieren die Länge der letzten Meile indem sie die Warenlieferungen näher an die Endkunden heranbrigen. Weiterhin reduziert die Nutzung von Lastenrädern auch Parkprobleme, da Lastenräder nicht nur weniger öffentlichen Raum zum Parken beanspruchen, sondern auch die Notwendigkeit von lange Parksuchzeiten verringert wird.

  • Bequemlichkeit: Innenstadt-(Mikro-)Depots sind in dicht besiedelten Gebieten leicht zugänglich und ermöglichen es dem Zustellpersonal, Waren bequem zu laden und zu entladen. Außerdem können sie mit der nötigen Ausstattung, zum Beispiel als Paketbox, auch von der Bevölkerung genutzt werden. Zusätzlich dazu ermöglichen (Mikro-)Depots einen Mehrwert in Bezug auf Komfort für Mitarbeiter und Kund:innen. Sie stellen nicht nur eine effiziente logistische Bais dar, sondern bieten auch wichtige Annehmlichkeiten wie Sanitärräume und Wetterschutz. Diese Einrichtungen tragen dazu bei, die Arbeitsbedingungen für das Personal zu verbessern und bieten Kund:innen einen angenehmen Ort während des Wartens auf ihre Lieferungen. Dies steigert nicht nur die Effizienz, sondern trägt auch zu einer insgesamt positiven Erfahrung im urbanen Lieferverkehr bei.

Im Folgenden werden unterschiedliche Beispiele solcher innerstädtischer Umschlagknoten oder (Mikro) depots aus dem CCCB-Projekt präsentiert:

  • Logistikdepots für e-Lastenräder – Prague, CZ

  • Mit Paketboxen eine Umweltzone schaffen – Mechelen, BE

  • Verwendung von ungenutzter Infrastruktur als City Hub – Donostia/San Sebastian, ES, Victoria Gasteiz, ES

  • Planung eines Mikro-Depots – Think big – Varna, BG

Kategorie: Mikro-Depot

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Name

Logistikdepots für e-Lastenräder

Ort

Prag, Tschechische Republik

Zeitraum

2020 laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Paket- und Serviceverkehr

Ausgangssituation:

Schon seit dem Cyclelogistis Ahead Projekt das 2017 endete, war das Kurierunternehmen Messenger mit der Prager Stadtverwaltung im Kontakt um Unterstützung für ein Mikro Hub zu erhalten, damit eine Belieferung der innerstädtischen Bereiche durch Lastenräder ermöglicht wird.

Umsetzung:

Nach langjähriger Standortsuche hat die Prager Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Zustellunternehmen zwei Mikrokonsolidierungszentren im Stadtzentrum errichtet. Das erste wurde im Dezember 2020 und das zweite im September 2021 eröffnet. Die Mikrohubs ermöglichen den Unternehmen, ihre Pakete dort zu sortieren und die Waren auf der letzten und ersten Meile in das Stadtzentrum zu liefern, wobei Lkw durch emissionsfreie Lastenfahrräder ersetzt werden. Über 15 Zustellunternehmen nutzen beide Mikrokonsolidierungszentren. Das erste Zentrum wurde neben einer U-Bahn-Station im Zentrum von Prag errichtet, nachdem ein privater Parkplatz für 30 Autos geräumt worden war. Jedes Logistikunternehmen verfügt über einen eigenen Container, in dem die Pakete und Lastenfahrräder gelagert werden. Ein Bereich für die Fahrenden mit einer kleinen Küche, einem Umkleideraum und Toiletten ist ebenfalls vorhanden. Die Pakete werden morgens in die Container geliefert und von den Kurier:innen abgeholt, die sie dann im Laufe des Tages im Stadtzentrum ausliefern. Die Kurier:innen holen auch Pakete im Stadtzentrum ab und bringen sie zu den Containern zurück. Abends werden die Pakete vom Mikrokonsolidierungszentrum zu den Hauptlogistikzentren zur weiteren Sortierung geliefert. Das zweite Depot befindet sich im Geschäftsviertel Smichov unter dem inneren Ring der Stadt und ist leicht zugänglich für Kleintransporter, die ihre Pakete dort abliefern. Das Depot bietet Platz für acht Unternehmen und kann bis zu 10 volle Kontainer pro Tag abfertigen, wodurch es den Fahrradkurier:innen ermöglicht wird, Kunden:innen auf beiden Seiten der Moldau zu beliefern.

Finanzierung:

Die für Messenger anfallenden Kosten für die Arbeiten, die zur Vorbereitung dieser Maßnahme notwendig waren, wurden durch das CityChangerCargoBike Projekt finanziert. Die Kosten, die für die Finanzierung der gesamten Maßnahme von der Stadt Prag übernommen wurden, sind der Autorin nicht bekannt.

Ergebnisse/Evaluation:

Die Kurier:innen haben zwischen 2020 und 2021 mehr als 204.000 Pakete zugestellt und mehr als 90.000 km zurückgelegt. Das Projekt ist so erfolgreich, dass im Jahr 2023 ein drittes Mikrokonsolidierungszentrum eröffnet werden soll. Empfehlungen von Messenger: 1. Beziehen Sie Lieferfirmen und Gemeinden in das Projekt ein. 2. Kooperation mit Medien ermöglicht eine effektive Bewerbung der Maßnahme 3. Durch Teilen der Resultate werden die Vorteile der Maßnahme für eine breite Öffentlichkeit sichtbar.

  1. Quellen/Weitere Informationen: www.cyclelogistics.eu, https://www.messenger.cz/, https://marketplace.eiturbanmobility.eu/best-practices/prague-successfully-implements-cargo-bicycle-hubs-to-reduce-freight-congestion-in-the-inner-city/

Kategorie: Mikro-Depot

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Name

Mit Paketboxen eine Umweltzone schaffen

Ort

Mechlene, Belgien

Zeitraum

2019–2021

Logistik-/Verkehrsbereich

Emissionsfreie Logistik auf der letzten Meile

Ausgangssituation:

Die Stadt Mechelen hat sich mit 30 Logistikunternehmen zusammengeschlossen, um bis 2030 eine emissionsfreie Stadtlogistik zu erreichen. Dabei hat sich auch eine enge Zusammenarbeit mit Bpost ergeben, dem Marktführer der Paketzustellung in Belgien. Bpost schlug der Stadt vor, eine Ökozone einzurichten – ein Netzwerk aus kleinen Paketschließfächern, die die Auslieferung von Paketen mit Cargobikes und elektrischen Lieferwagen ermöglichen. Bpost hat zugesagt, diese Ökozone auf eigene Kosten zu realisieren. Die Stadt hat diese Chance erkannt und dem Vorschlag zugestimmt.

Umsetzung:

Um eine solche Ökozone zu realisieren, arbeitete die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Bpost daran, geeignete Standorte für Paketboxen im öffentlichen Raum zu finden. Nach der Identifizierung geeigneter Standorte war es notwendig, die Zustimmung aller beteiligten städtischen Abteilungen, wie beispielsweise der Abteilungen für öffentlichen Raum, Kulturerbe, Stadtentwicklung, Mobilität usw., einzuholen. Darüber hinaus war auch die Zustimmung des Bürgermeisters und des Stadtrats für jeden Standort erforderlich. Wenn Paketboxen in der Nähe von Wohnungen oder Häusern aufgestellt wurden, musste auch die Zustimmung der Bewohnenden eingeholt werden.

Insgesamt wurden in Mechelen 4 große und 68 kleine Bpost-Paketschließfächer im öffentlichen Raum aufgestellt. Als nationales Postunternehmen bietet Bpost in diesen Schließfächern nicht nur Zustellung, sondern auch Versand von Paketen an. Besonders schön daran ist, dass die Pakete auf konsolidierte Weise und mit emissionsfreien Fahrzeugen von Bpost zugestellt und verschickt werden, wobei eine Flotte aus Cargobikes und EVs eingesetzt wird. Das Netz an Paketboxen ist so dicht, dass die Bewohnenden sie bequem zu Fuß erreichen können.

Finanzierung:

Nachdem dieses Projekt auch für Bpost ein Pilot war, wurden die Kosten für die kleinen Paketboxen von ihnen übernommen und es lagen zu Zeit der Verfassung dieses Good Practice-Beispiels noch keine monatlichen Mietkosten vor. Die Kosten für die großen Boxen belaufen sich auf 299 €/Monat. Die Personalkosten für die Findung geeigneter Standorte für die Paketboxen, sowie für die Verhandlungen mit den einzelnen beteiligten Abteilungen der Stadtverwaltung und den Anrainer:innen wurden über das Projekt CityChangerCargoBike finanziert.

Ergebnisse/Evaluation:

Durch die Ecozone konnten in Mechelen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 97 % der CO2 Emissionen eingespart werden, das entspricht einer Einsparung von 123 t CO2 wobei 122,4 t auf die emmissionfreie Lieferung entfallen und 0,6 t CO2 Einsparung durch das veränderte Verhalten der Konsument:innen realisiert wurde. Aber auch andere Nachhaltigkeits-gewinne wurden erzielt. So zum Beispiel: − 77 % Luftverschmutzung (Feinstaub und Stickstoff), − 22 % weniger Stau in der Stadt, − 28 % weniger Kosten aufgrund von Unfällen, − 49 % geringere Lärmbelastung und − 74 % weniger Infrastrukturschäden. (Diese Daten wurden von Bpost erhoben).

  1. Quellen/Weitere Informationen: www.cyclelogistics.eu, https://bpostgroup.com/sustainability/our-initiatives/ecozone

Kategorie: Mikro-Depot

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Name

Verwendung ungenutzter Infrastruktur City Hub

Ort

Donostia/San Sebastian

Victoria Gasteiz

Zeitraum

2012–laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Paketlogistik und Dienstleistungen

Ausgangssituation:

Die baskische Stadt Donostia/San Sebastian war bereits in zwei europäischen Lastenradprojekten Partnerstadt. Schon vor über 20 Jahren wurde dort eine Mobilitätsstrategie verabschiedet, die aktiven Mobilitätsformen und öffentlichen Verkehrsmitteln eindeutig Vorrang gewährt. Die Förderung des Radverkehrs wird durch die Implementierung eines über 60 km langen Netzwerks an Fahrradwegen sowie durch viele ergänzende Maßnahmen aktiv umgesetzt und gefördert, wie zum Beispiel die Unterstützung des lokalen grünen Radlogistikunternehmens Txita.

Victoria-Gasteiz, ebenfalls eine nordspanische Stadt, war Partner im EU-Projekt CityChangerCargobike und hat mithilfe von Txita eine Machbarkeitsstudie für ein Mikro-Depot durchgeführt.

Umsetzung:

Das Unternehmen TXITA Txirrindak setzt sich aktiv für die Verbesserung der Qualität und Nachhaltigkeit des Güter- und Personenverkehrs in Donostia/San Sebastian ein, indem es auf eine intensive und innovative Nutzung von Lastenrädern setzt. Für Güterverkehrsaktivitäten hat das Unternehmen von der Stadtverwaltung ein 130 m2 großes Mikro-Depot in zentraler Lage zur Verfügung gestellt bekommen, von dem aus eine Flotte an e-Lastenrädern die inneren Stadtbezirke beliefert. Die erfolgreiche Betreibung dieses Depots hat die Stadtverwaltung von Victoria-Gasteiz dazu veranlasst, das Unternehmen mit der Durchführung einer Machbarkeitsstudie für den zentralen Superblock zu beauftragen.

In dieser Studie wurde eine Reihe an Parametern für den Betrieb von Depots festgelegt, darunter die Art der Lieferung und der Ladung, die zu verwendenden Fahrzeuge sowie die Notwendigkeit von Restriktionen für andere Fahrzeuge in dem untersuchten Gebiet. Auch die Anforderungen, die der Raum erfüllen muss, wurden definiert, ebenso wie mögliche alternative Dienste, die angeboten werden können, um die Rentabilität des Projekts zu erhöhen. Schließlich hat die Stadt einen alten Busbahnhof als möglichen Standort für ein Depot identifiziert.

Finanzierung:

Kosten für die Studie in Victoria Gasteiz: 14.500 € wurde aus städtischen Mitteln finanziert, die Arbeitszeit der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung wurde über CityChangerCargoBike abgerechnet.

Ergebnisse/Evaluation:

Donostia/San Sebastian: Der Erfolg von TXITA und des seit vielen Jahren bestehenden Mikro-Depots ist nicht nur auf die innovativen Ideen der idealistischen Unternehmensgründenden zurückzuführen, sondern auch auf die politische und rechtliche Unterstützung durch die Stadtverwaltung, die durch besondere Genehmigungen und Zufahrtsrestriktionen für motorisierten Verkehr in der Innerstadt Fahrräder und Lastenräder als Verkehrsmittel bevorzugt behandelt.

Victoria-Gasteiz: Die Studie schlägt die Umsetzung im Zuge eines vierjährigen Pilotprojekts vor. Laut Studie ist im vierten Umsetzungsjahr bereits mit ca. 64.000 Lieferungen (57.600 Paketen und 4600 Lieferungen an lokale Handelsunternehmen) zu rechnen.

  1. Quellen/Weitere Informationen: https://vcoe.at/news/details/zentral-geliefert-fein-verteilt, https://www.wienerzeitung.at/meinung/blogs/freitritt/2003838-Besuch-in-Donostia.html, www.cyclelogistics.eu

Kategorie: Mikro-Depot

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Name

Planung eines Mikro-Depots – Think big

Ort

Varna

Zeitraum

2022–laufend

Logistik-/Verkehrsbereich

Paketlogistik

Ausgangssituation:

Gemäß Good Practice Beispiel 6.2.1 Varna war es im Jahr 2018 äußerst herausfordernd, Lastenräder in der Stadt zu erwerben. Infolgedessen entschieden sich die Stadtmitarbeiter:innen dazu, mit einem örtlichen Fahrradhersteller zusammenzuarbeiten, um drei verschiedene Typen von Lastenrädern zu entwickeln. Da diese Lastenräder sowohl bei einigen Logistikunternehmen als auch bei der Bevölkerung großes Interesse hervorriefen, wurde eine Studie zur Erweiterung der Fahrradinfrastruktur sowie zur Errichtung eines Mikro-Depots in Auftrag gegeben.

Umsetzung:

Eine Gruppe von Fachleuten und Expert:innen im Bereich der Mobilität hat die Studie entwickelt. Das Design des Depots wurde unter Verwendung verschiedener Techniken entwickelt, die auf Erfahrungen bei der Umsetzung ähnlicher Mikro-Depots in anderen Ländern basieren. Es wurde jedoch speziell auf die Bedürfnisse von Varna und seiner Bewohner:innen angepasst. Um den besten Standort für das zukünftige Depot zu bestimmen, wurden Kameras und Zählsoftware zur Analyse der aktuellen Verkehrssituation eingesetzt. Darüber hinaus wurden interessierte Parteien wie lokale Logistikunternehmen befragt, um ihre Bedürfnisse und Vorschläge in den Bericht aufzunehmen. Die Analyse der Bedürfnisse für die Umsetzung des Depots brachte auch Vorteile in Form genauer Daten über den Verkehr im Stadtzentrum, Verkehrsbehinderungen und Luftverschmutzung.

Finanzierung:

Die Studie wurde mit Hilfe von Ressourcen aus dem CityChangerCargoBike Projekt finanziert.

Ergebnisse/Evaluation:

Durch den Bau eines Mikro-Depots können Waren aller Art umweltschonend mittels Lastenrädern ausgeliefert werden. Dadurch ergeben sich zahlreiche Vorteile wie die Beseitigung von Verkehrsstaus im Stadtzentrum, eine Verringerung des Verkehrsaufkommens sowie positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Fahrer:innen und Bewohner:innen. Zudem ermöglicht die Nutzung von Lastenrädern eine zeitsparende Zustellung und führt zu niedrigeren Wartungskosten. Darüber hinaus ist die Nutzung von Lastenrädern einfach und barrierefrei.

  1. Quellen/Weitere Informationen: www.cyclelogistics.eu

2.8 Regulative Maßnahmen sind ein großer Erfolgsfaktor

Gesetze und Vorschriften stellen oft ungewollte Hindernisse für die Verbreitung von Lastenrädern dar. Ob es um Beschaffung, Zugang zu Fahrzeugen, Versicherungsanforderungen oder Leistungen der Mitarbeiter:innen geht – es gibt viele Möglichkeiten, wie jahrzehntelanges autozentriertes Denken, die Chancen und Vorteile von Lastenrädern einschränkt. Deshalb müssen bestimmte gesetzliche Barrieren beseitigt werden, um die Verbreitung von Lastenrädern bei Bewohner:innen und Unternehmen zu erleichtern. Wenn beispielsweise verkehrsberuhigte und reduzierte Zonen eingerichtet werden und Lastenräder von den Einschränkungen ausgenommen sind, kann dies einen deutlichen Anreiz für die Nutzung von Lastenrädern schaffen. Auch eine Erhöhung der zulässigen Nutzlast für Fahrräder kann die Attraktivität von Lastenrädern als Transportmittel erhöhen.

Die baskische Stadt Donostia/San Sebastian ist ein Vorreiter in nachhaltiger Mobilität und setzt „Good Practices“ um. Um die städtische Logistik und Luftqualität in den dicht besiedelten Vierteln des historischen Stadtzentrums zu verbessern, hat die Stadt ein Programm zur Einschränkung des konventionellen Lieferverkehrs gestartet. Dies wurde durch Maßnahmen, wie Begrenzung von Lieferzeiten, Schaffung eines Mikro-Konsolidierungszentrums (siehe Logistikunternehmen Fördern), Förderung sauberer Fahrzeuge (einschließlich Lastenfahrräder) und neuer Kommunikationstechnologien zwischen den Beteiligten erreicht.

Darüber hinaus werden immer mehr Fußgängerzonen-Projekte entlang ehemals von Autos dominierten Straßen umgesetzt, um Fahrradfahrten und Radlogistiktätigkeiten zu erleichtern. Weitere Gesetze zur Begrenzung der Anzahl von Zufahrten zum Stadtzentrum für Autos und Lastwagen sind in Diskussion, um Fahrrädern und Lastenfahrrädern eine höhere Priorität im Stadtzentrum zu geben.

Die Kolleg:innen in Donostia/San Sebastian führen ihren Erfolg auf parallel getroffene Maßnahmen zur Einschränkung des motorisierten Verkehrs in bestimmten Bereichen der Stadt zurück, die zu einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Alternativen geführt haben. Im Falle der Möglichkeit einer Neugestaltung würden sie ihre Ressourcen verstärkt darauf verwenden, diejenigen zu sanktionieren, die sich nicht an die neuen Beschränkungen halten, um die Effektivität dieser Regelungen zu maximieren.

3 Fazit

In der vergangenen Dekade hat die Entwicklung des Lanstenradmarktes in Europa erhebliche Fortschritte verzeichnet und sich von einem Nischenmarkt zu einem der am stärksten wachsenden Bereiche grüner Mobilität entwickelt. Dieser Erfolg ist unter anderem technologische Fortschritte, eine Diversifikation der Lastenradmodelle, Förderungen durch Städte, Regionen, Länder und durch die Europäische Union sowie regulatorische Unterstützungen zurückzuführen. All dies hat zu einem veränderten Verbraucherverhalten geführt.

Eine Befragung der Europäischen Lastenradhersteller 2023 hat gezeigt, dass im Jahr 2022 die an der Befragung teilnehmenden Erzeuger 112.429 Lastenräder verkauft haben, was eine Steigerung von 36,3 % gegenüger 2021 bedeutet. Wird das Wachstum betrachtet, seit die Umfrage im Jahr 2019 erstmals durchgeführt wurde, hat sich die Anzahl der Lastenräder in Unternehmensflotten verfünffacht und die durchschnittliche Anzahl der im Lastenradsektor beschäftigten Personen ist um ein Viefaches gestiegen. Der durchschnittliche Umsatz der 2023 an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen wird für 2023 auf über 600.000 € prognostiziert. Dies bedeutet einen Anstieg um 63 % gegenüber den 2022 gemeldeten Zahlen. Es ist anzumerken, dass die Befragungen der Europäischen Lastenradhersteller, durchgeführt durch das CCCB-Projekt und Cycling Industries Europe, nur etwa 20–25 % des Europäischen Lastenradmarktes abbildet.

Bereits im Jahr 2012 wurde im ersten Cyclelogistic EU-Projekt eine Potenzialstudie veröffentlicht, die darauf hinwies, dass 51 % aller motorisierten, privaten und kommerziellen Transportfahrten in europäischen Städten mithilfe von Lastenrädern oder herkömmlichen Fahrrädern durchgeführt werden könnten (Reiter und Wrighton 2012). Trotz des bisherigen, beeindruckenden Wachstums dieser Branche wurde das Potenzial noch bei weitem nicht erreicht. Um esvollständig auszuschöpfen, ist eine kollaborative Anstrengung verschiedener Interessengruppen erforderlich, darunter Industrie, Finanzsektor, Politik und Nutzerorganisationen. Nur so kann ein Lastenrad-Ökosystem geschaffen werden, das mit dem Automobilsektor konkurrieren kann. Dies ermöglicht, dass kommerzielle und private Nutzende dieses vielseitige Verkehrsmittel als bessere Alternative zu motorisierten Fahrzeugen anerkennen und nutzen.

Im vorliegenden Kapitel wurden diverse Beispiele von wichtigen Bausteinen eines solchen Ökosystems vorgestellt und illustriert. Die Fahrradindustrie und Interessensvertretungen setzen sich aktiv und kompetent für die Entwicklung und Professionalisierung von Lastenradmodellen für die verschiedensten Einsatzbereiche ein. Dabei ergeben sich auch Chancen und Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, die Lösungen für Sicherheit, Wartung, digitale Integration und allgemein für neue „grüne“ Arbeitsplätze bieten können. Der Finanz- und Versicherungssektor sowie Kommunen sind andererseits gefordert, Sharing- und Leasingmodelle für private und insbesondere kommerzielle Nutzer zu entwickeln. Der politische Wille ist dabei von größter Bedeutung, um sowohl Richtlinien und Verordnungen zu erlassen, als auch Investitionen in Bewusstseinsbildung und Infrastruktur zu tätigen. Dies würde die Chancen für einen Wandel des Verkehrsverhaltens und ein schnelles Wachstum dieses Verkehrsmittels für Städte erhöhen.