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Einleitung

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Demokratie von unten?

Part of the book series: Citizenship. Studien zur Politischen Bildung ((CSPB))

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Zusammenfassung

Die politischen, ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Globalisierung scheinen heute allgegenwärtig: die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, die unsicheren Arbeits- und Lebensverhältnisse, der asymmetrische Welthandel oder die vermeintliche Erosion nationalstaatlicher Kontroll- und Regulationsmöglichkeiten. Wohl kaum ein Aspekt unseres täglichen Lebens scheint nicht mit dem Oberbegriff „Globalisierung“ assoziiert zu werden – seien es Fragen des globalen Umweltschutzes, des internationalen Standortwettbewerbs, nach der Einhaltung von Arbeits- und Sozialstandards oder der Rolle von Steueroasen bzw. so genannter Offshore-Zentren. Die vielfältigen Diskurse zu diesem Themenfeld werden zumeist von politischen Auseinandersetzungen über die Bewertung und Einschätzung möglicher Auswirkungen der Globalisierung begleitet.

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Notes

  1. 1.

    Gerade im Hinblick auf die Steuervermeidung und Steuerflucht wird deutlich, wie die staatliche Handlungsfähigkeit im Zuge der Globalisierung – zumindest dem Anschein nach – sukzessive geschwächt wurde. Georg Auernheimer führt hierzu kritisch an: „Von den ‚Top 500‘ der Konzerne wurden im Jahr 2014 mehr als zwei Billionen US-Dollar in die Steueroasen verschoben, was Verluste von mehreren hundert Milliarden bedingte. […] Ende 2017 wurden die staatlichen Einnahmeverluste weltweit auf 500 Mrd. US-Dollar geschätzt“ (Auernheimer 2019: 62).

  2. 2.

    Vgl. zur Begrifflichkeit des „Neoliberalismus“ und dessen theoretischen Grundlagen den Beitrag von Ralf Ptak (2017a) oder die Arbeit von Thomas Biebricher (2021).

  3. 3.

    In der vorliegenden Untersuchung wurde versucht, eine gendersensible, nichtdiskriminierende Schreibweise einzuhalten. Nicht immer gelang dies aber tadellos: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurden bspw. einzelne Begrifflichkeiten ausschließlich in einer männlichen Schreibweise verwendet. Es sei aber versichert, dass auch in derartigen Fällen in der Regel alle Geschlechter gemeint sind. Zitate wurden grundsätzlich nicht verändert, sondern im Original wiedergegeben.

  4. 4.

    Exemplarisch hierfür, auch mit Blick auf den weiteren Untersuchungsverlauf, steht eine Aussage von Alexandra Strickner (Attac-Österreich) aus dem Jahre 2008, in der sie das Selbstverständnis und die gemeinsame Identität der globalisierungskritischen Bewegung am Beispiel von Attac näher skizziert: „Ich würde sagen, die Leute engagieren sich und fühlen sich als Teil einer gemeinsamen Organisation wegen unserer Kritik an der Globalisierung. […] Dass wir Globalisierungskritiker sind und einig darin, dass diese Form der Globalisierung kein Naturgesetz ist, dass sie die Konsequenz von politischen Entscheidungen ist und dass wir versuchen, dies einerseits aufzuzeigen und andererseits auch Alternativen vorschlagen und uns für diese einsetzen“ (zit. n. Strobel 2011: 325).

  5. 5.

    Zur Debatte um die Begrifflichkeit „Dritte Welt“ siehe den Exkurs II.

  6. 6.

    Der Weltwirtschaftsgipfel (später G7/G8-Gipfel genannt) entstand 1975 auf Initiative des ehemaligen französischen Präsidenten Giscard d´Estaing und des damaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Seit der Anerkennung Russlands als vollberechtigtes Mitglied 1998 wurde die Bezeichnung G8-Gipfel verwendet, wenngleich die Termini „Weltwirtschaftsgipfel“ und „G7-Gipfel“ bzw. „G7+1-Gipfel“ auch weiterhin Verwendung fanden. „Aufgrund der Verletzung der Souveränität und territorialen Unversehrtheit der Ukraine durch Russland […] [beschlossen die Staats- und Regierungschefs der G7 jedoch am 24. März 2014] nicht am geplanten G8-Gipfeltreffen unter russischer Präsidentschaft (4./5. Juni 2014 in Sotschi) teilzunehmen“ (BMF 2022a) und folglich bis auf Weiteres auch nicht mehr im G8-Format zusammenzukommen.

  7. 7.

    Im Gegensatz zu Investor*innen besitzen Staaten nicht das Recht vor diesen Schiedsgerichten, die ihrem Grundsatz nach gewinnorientiert arbeiten, zu klagen. Ebenso ist keine Revisionsmöglichkeit im System der Investor-Staat-Klagen vorgesehen. Ausnahmen bilden lediglich „Nichtigerklärungen der Entscheidungen und Aufhebungsverfahren, die nur auf wenige Verfahrensfehler angewandt und entweder von einem anderen Schiedsgericht oder vor einem Gericht, auf das sich die SchiedsrichterInnen einigen, entschieden werden“ (Eberhardt et al. 2014a: 18).

  8. 8.

    Zumindest in stabilen Rechtsräumen wie der EU erscheint das Bedürfnis nach Rechtssicherheit durch private Schiedsgerichte fragwürdig; zumal Risikoinvestitionen – insbesondere in Ländern, in denen die politische Lage als unsicher gilt – in der Regel durch private Versicherungen abgesichert werden können.

  9. 9.

    Die Klagen von Philip Morris gegen Australien und Uruguay wurden 2015 bzw. 2016 vom internationalen Schiedsgericht abgewiesen (vgl. Schulz 2015, Bubrowski 2015 oder FAZ 2016). Im Rechtsstreit zwischen Cargill und Mexiko wegen der Einfuhrbeschränkungen für Maissirup – dem Süßungsmittel wurde eine gesundheitsschädliche Wirkung attestiert – entschied das Gericht 2013 für das US-amerikanische Unternehmen. Mexiko wurde zu einer Entschädigungszahlung von 77 Millionen US-Dollar verpflichtet und musste die Zusatzsteuer auf Erfrischungsgetränke, die mehr als 20 Prozent Maissirup enthielten, zurücknehmen (vgl. hierzu u. a. Raymond 2013). Der Streit zwischen Vattenfall und Deutschland wurde 2021 endgültig beigelegt. Die Bundesrepublik verpflichtete sich, eine Entschädigung von 1,425 Milliarden Euro an Vattenfall zu zahlen; der schwedische Energiekonzern willigte dafür ein, das Verfahren vor dem internationalen Schiedsgericht der Weltbank zu beenden (vgl. u. a. Schultz 2021, Bauchmüller/Gammelin 2021 oder BMWi 2021).

  10. 10.

    Weitere Beispiele für Investor-Staat-Klagen sind etwa der Studie von Pia Eberhardt et al. (2014a: 5 f.) oder der Arbeit von Thilo Bode (2015: 118 ff.) zu entnehmen.

  11. 11.

    Ähnlich argumentieren auch Eberhardt et al.: „Die Beschränkung der Handlungsspielräume von Regierungen ist heutzutage wohl die wichtigste Funktion des globalen Investitionsregimes“ (Eberhardt et al. 2014a: 17).

  12. 12.

    Ein ähnliches Bild ist bspw. beim Handel mit Agrarrohstoffen festzustellen. Hier kontrollieren lediglich „[v]ier Agrarhändler – Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Dreyfus – […] etwa 75 % des weltweiten Getreide- und Ölsaathandels“ (EvB 2014: 14).

  13. 13.

    Der bereits erwähnten Oxfam-Studie aus dem Jahre 2021 ist hierzu ergänzend zu entnehmen: „Die Gesamtzahl der Milliardär*innen hat sich in den zehn Jahren nach der Eurokrise von 2008 fast verdoppelt. […] Während der letzten 40 Jahre hatte das reichste Prozent der Weltbevölkerung doppelt so viel Einkommen wie die gesamte Hälfte der Weltbevölkerung“ (Oxfam-D 2021: 7). Bezogen auf Deutschland haben Carsten Schröder et al. für das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung“ (DIW) 2020 die Vermögenskonzentration näher untersucht und kamen zum Ergebnis, dass das reichste Prozent der deutschen Bevölkerung ca. 35 Prozent des Vermögens auf sich vereint (vgl. Schröder et al. 2020).

  14. 14.

    Moniert wird in diesem Zusammenhang besonders die globalisierungskritische Diskurshoheit über das Themenfeld „Globalisierung“ sowie der „auch in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur […] konstant kritische[.] Umgang mit den Aspekten der heute als Globalisierung bezeichneten weltwirtschaftlichen Entwicklung“ (Donges et al. 2003: 7). Der globalisierungskritischen Bewegung wird vorgeworfen, „die wohlstandssteigernden Folgen des weltweiten Wettbewerbs [zu ignorieren] […] [und] nur auf die Schwachstellen und Nachteile der Globalisierung hin[zuweisen]“ (Baus/von Wilamowitz-Moellendorff 2004: 47).

  15. 15.

    Colin Crouch bilanziert etwa anhand des Beispiels China: „Der Gesamtwohlstand der chinesischen Bevölkerung ist zweifellos gestiegen. 1990 betrug das Bruttonationaleinkommen in Kaufkraftparität pro Kopf 990 US$ […]. Bis 2016 stieg es auf 15.500 US$ […]. Orientiert man sich an der Definition der Weltbank, nach der als extrem arm gilt, wer arbeitet und weniger als 1,90 US$ täglich verdient (gemessen an den Verhältnissen von 2013), lebten 1990 60 % der chinesischen Bevölkerung in Haushalten, die von Armut betroffen waren; bis 2016 sank der Anteil auf 1,9 %“ (Crouch 2020: 23–25).

  16. 16.

    Dem insbesondere von globalisierungskritischen Autor*innen vorgebrachten Kritikpunkt eines unaufhörlichen „race to the bottom“ entgegnet Colin Crouch: „Wenn sich die Logik des race to the bottom [Hervorhebung im Original] durchgesetzt hätte, gebe es in den starken Wohlfahrtsstaaten in Nordwesteuropa überhaupt keine Beschäftigung im Privatsektor mehr, weil alles in Niedriglohn-Diktaturen im Fernen Osten abgewandert wäre. Aber tatsächlich legen Unternehmen häufig Wert auf die hochqualitative menschliche und physische Infrastruktur, die nur Staaten mit relativ hohen Steuern und hochqualifizierten Arbeitnehmern bereit stellen [sic!] können“ (Crouch 2020: 34).

  17. 17.

    Gabriel Felbermayr weist darauf hin, dass „in der Forschung […] die entwicklungsfördernde Rolle der Einbindung ärmerer Länder in globale Wertschöpfungsketten“ (Felbermayr 2020: 373) durchaus belegt sei und folglich „eine Verlangsamung oder gar Rückabwicklung der Globalisierung die Gefahr in sich [berge], zu verlieren, was seit 1989 an positiven Entwicklungen beobachtbar war: der Aufbau wirtschaftlichen Wohlstands und die Verringerung globaler Ungleichheit“ (Felbermayr 2020: 373).

  18. 18.

    Bestärkt durch die erfolgreichen Proteste in Bolivien konnte die 2002 von NGO, Gewerkschaften und Parteien gegründete „Nationale Kommission für Wasser und Leben“ in Uruguay eine Volksabstimmung gegen die Privatisierung des Trinkwassers durchsetzen, welche der IWF von der Regierung als Bedingung für weitere finanzielle Hilfen eingefordert hatte. 64,4 Prozent der Bevölkerung stimmten schließlich am 31. Oktober 2004 dafür, den Zugang zu Trinkwasser als ein Menschenrecht in die uruguayische Verfassung aufzunehmen und zukünftig jedwede Privatisierung des Trink- und Abwassersystems zu verbieten. Zuvor war es in jenen Gebieten, in denen das Trinkwassersystem bereits privatisiert worden war, zu enormen Problemen gekommen: Die Qualität des Trinkwassers sank erheblich; die Anschlussgebühren wurden derart erhöht, dass nur wenige der ärmeren Bevölkerungsschichten sich dies überhaupt noch leisten konnten; teilweise wurde sogar die Wasserversorgung in „unbedeutenden“ Randgebieten gänzlich eingestellt (vgl. hierzu u. a. Thimmel 2004).

  19. 19.

    Walton und Seddon definieren die „austerity protests“ als „large-scale collective actions including political demonstrations, general strikes, and riots, which are animated by grievances over state policies of economic liberalization implemented in response to the debt crisis and market reforms urged by international agencies“ (Walton/Seddon 1994: 39).

  20. 20.

    Vielerorts richteten sich die Proteste vor allem gegen Infrastrukturprojekte der Weltbank. Ein besonderer Fall ist hier die internationale Kampagne gegen den brasilianischen Staudamm „Belo Monte“ (Xingu Hydroelectric Project), an der sich Ende der 1980er Jahre bspw. auch der britische Rock-Musiker Sting beteiligte (vgl. Hildyard 1989). Das Staudammprojekt wurde für Globalisierungskritiker*innen wie Umweltschützer*innen weltweit zum Symbol für eine fehlgeleitete Globalisierung, die letztlich nur den Interessen transnationaler Konzerne diene, Armut etwa durch Zwangsumsiedlungen sogar noch verstärke und die Umwelt im betreffenden Land langfristig zerstöre. Aufgrund der Proteste zog sich die Weltbank schließlich aus der Finanzierung des Projekts zurück, woraufhin die brasilianische Regierung alle weiteren Planungen stoppte. Unter Lula da Silva wurde die „Belo Monte“-Idee wieder aufgegriffen und 2016, nach sechsjähriger Bauzeit und ungeachtet weitreichender Proteste, vor allem von Ureinwohner*innen und Umweltorganisationen, zum Abschluss gebracht (vgl. Herrberg 2016).

  21. 21.

    Die Teilnehmer*innenzahlen von globalisierungskritischen Gipfelprotesten sind aufgrund der oft diffusen Datenlage stets nur als ungefähre Größenordnung zu betrachten. Außerdem stellen Zahlenangaben, wie etwa auch von Simon Teune betont wird, nicht selten ein Politikum dar (vgl. Teune 2008: 18). Exemplarisch steht hierfür der „Zahlenstreit“ im Rahmen des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm. So merkte Teune rückblickend an: „Während beispielsweise die Polizei die Zahl der TeilnehmerInnen an der Demonstration am Rostocker Hafen am 2. Juni 2007 auf 25.000 bezifferte, nannten Veranstalter eine Zahl von 80.000. Die von den Medien verbreitete Zahlen liegen oft dazwischen“ (ebd.).

  22. 22.

    Die „Hamburger Hafengruppe“ bietet mehrmals im Monat (mit Ausnahme der Wintermonate) alternative Hafenrundfahrten zu verschiedenen Themenfeldern wie z. B. Welthandel, Migration oder Kolonialismus an. Entstanden ist sie in den 1980er Jahren aus der Friedens- und Solidaritätsbewegung (vgl. Hafengruppe Hamburg 2022).

  23. 23.

    Hervorzuheben ist hier u. a. ein Projekt der BUNDjugend zusammen mit dem Dachverband der Weltläden, aus dem heraus das „WELTbewusst“-Netzwerk entstand. Unter dessen Dach finden deutschlandweit Stadtrundgänge zum Thema Globalisierung und nachhaltiger Konsum statt (vgl. BUND 2022). Zu den fachdidaktischen Überlegungen zum Lernarrangement derartiger Stadtführungen empfiehlt sich ein Blick in Oliver Emdes Beitrag „Stadtrundgänge zwischen Politischer Bildung und politischer Aktion“ (Emde 2017).

  24. 24.

    Das globalisierungskritische Filmfestival „globale“ in Bremen wird seit mehreren Jahren von der Attac-Ortsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Kommunalkino Bremen/CITY46 und zahlreichen weiteren Kooperationspartnern veranstaltet (vgl. Globale Bremen 2021). Eine ähnliche Form weist das gleichnamige globalisierungskritische Filmfestival in Leipzig auf, das 2004 auf Initiative der örtlichen Attac-Gruppe gegründet wurde (vgl. Globale Leipzig 2021). Ferner veranstaltete Attac-Deutschland 2004 sogar ein mehrtägiges, internationales Theaterfestival in Halle an der Saale (vgl. Attac-D 2004: 26).

  25. 25.

    Hier sei z. B. auf das Bildungsangebot von Attac-Deutschland und im Speziellen auf das seit 2006 bestehende studien- und berufsbegleitende Fortbildungsangebot „Attacademie“ hingewiesen, dass im weiteren Verlauf noch näher untersucht wird.

  26. 26.

    Der über 500 Seiten umfassende Konzeptordner „Demokratie Macht Schule“ beinhaltet diverse Seminar- bzw. Unterrichtseinheiten zu gesellschaftspolitischen Themen. Für den gewählten Untersuchungsgegenstand sind vor allem die Kapitel B-1 (Globalisierung) und B-2 (Migration) relevant.

  27. 27.

    Der politischen Bildungsarbeit verpflichtet sich Attac-Deutschland auch in seiner Satzung. Dort wird die „Förderung der Bildung“ als eines der Hauptzwecke des Trägervereins aufgeführt (vgl. Attac-D 2015a). Dies ist gerade vor dem Hintergrund der juristischen Auseinandersetzung um die Gemeinnützigkeit des Netzwerks von besonderer Bedeutung (siehe hierzu ausführlicher Abschnitt 5.2.1).

  28. 28.

    Nicht unerwähnt bleiben sollten an dieser Stelle auch die zahlreichen Arbeits- und Informationsmaterialien, die von Attac-Deutschland in den vergangenen Jahren herausgegeben worden sind. Hierzu zählen etwa die Attac-Basistexte, die Attac-Factsheets oder die Attac-Rundbriefe (einschließlich der deutschen Ausgabe des Rundbriefs der internationalen Attac-Bewegung, welcher unter dem Titel „Sand im Getriebe“ erscheint).

  29. 29.

    Elmar Altvater bezeichnete die globalisierungskritische Bewegung demgemäß sogar als eine Art „großangelegte ökonomische Alphabetisierungskampagne“ (Altvater 2005a: 80).

  30. 30.

    Der „Beutelsbacher Konsens“ geht zurück auf eine von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 1976 durchgeführte Fachtagung im schwäbischen Beutelsbach. Der im Nachgang dessen von Hans-Georg Wehling veröffentlichte Aufsatz „Konsens à la Beutelsbach?“ beschrieb einen „Minimalkonsens zwischen den streitenden Experten“ (Widmaier/Zorn 2016b: 10) und ist durch seine breite Rezeption heute ein zentraler „Bestandteil des Selbstverständnisses der politischen Bildung“ (ebd.). Zur Entstehungsgeschichte, den Hintergründen und der heutigen Bedeutung des Beutelsbacher Konsens für die Politische Bildung siehe u. a. den Sammelband „Brauchen wir den Beutelsbacher Konsens?“ von Benedikt Widmaier und Peter Zorn (2016a).

  31. 31.

    Hierauf wird in den Abschnitten 5.1 und 5.3.1 dieser Arbeit nochmals ausführlicher eingegangen.

  32. 32.

    Den Erwerb von unterschiedlichen Kompetenzen im Rahmen der globalisierungskritischen Bildungsarbeit hat bereits Arne Niederbacher näher untersucht (vgl. Niederbacher 2008). Nach seiner Auffassung können die jeweils erworbenen Kompetenzen letztlich zwei zentralen Bereichen zugeordnet werden: „zum einen dem Bereich Umgang mit Informationen und zum anderen dem Bereich Regel-Verhalten“ (ebd.: 214).

  33. 33.

    Der Begriff „Vorstellung“ wird hier im alltagsweltlichen, nicht aber im fachdidaktischen Sinne verstanden.

  34. 34.

    Ergänzen ließe sich noch die Arbeit von Uri Gordon (2010), dessen Analyse sich aber überwiegend auf Erfahrungen in anarchistisch orientierten Zusammenhängen stützt, sowie das vom österreichischen Wissenschaftsministerium geförderte Projekt „New Urban Protest Formations“, in dessen Rahmen 2004 und 2005 Aktivist*innen aus Italien und Österreich u. a. nach Möglichkeiten einer Demokratisierung von Entscheidungen auf regionaler und überregionaler Ebene befragt wurden (vgl. Weinzierl 2006). Außerdem sei auf das in insgesamt sechs europäischen Ländern durchgeführte Forschungsprojekt „Democracy in Europe and the Mobilization of Society“ (DEMOS) hingewiesen, in dem im Zeitraum von 2004 bis 2008 unterschiedliche Ansätze einer partizipatorischen Demokratie innerhalb der globalisierungskritischen Bewegung untersucht wurden (siehe: http://demos.iue.it).

  35. 35.

    Teilgenommen hatten an der Befragung 307 Personen; was einer Rücklaufquote von 76 Prozent entsprach (vgl. ebd.: 52).

  36. 36.

    Die Zitation entspricht der Paginierung von Pasqualoni und Treichl.

  37. 37.

    Ergänzen ließe sich hier noch, dass generell auch der Forschungsstand zu Attac als „äußerst unbefriedigend bezeichnet werden“ (Strobel 2011: 35) kann, wie bspw. Christian Strobel in einer der wenigen, bislang zu diesem Themenfeld erschienenen Untersuchungen anmerkt. Und weiter stellt Strobel fest: „Zwar mangelt es nicht an Veröffentlichungen zum Thema Globalisierung. Aber die meisten Autoren gehen in der einen oder anderen Form der grundsätzlichen Frage nach, inwiefern die Globalisierung für die Menschheit ‚Fluch‘ oder ‚Segen‘ darstellt, wo also mit ihr verbundene Chancen und Risiken liegen. Attac hingegen wird in der Literatur insgesamt vernachlässigt. Wenn das Netzwerk Beachtung findet, dann häufig in Abhandlungen, die sich auf breiter Basis mit Globalisierung bzw. Globalisierungskritik befassen“ (ebd.: 35–36).

  38. 38.

    Der „DVPB-Transparenz-Kodex für Unterrichtsmaterialien“ (DVPB 2014a) wird im Abschnitt 5.3.1 ausführlicher erläutert.

  39. 39.

    Zurzeit agiert das ipb lediglich als „Verein für Protest- und Bewegungsforschung“ und ist von seiner Struktur her eher mit einem Netzwerkinstitut ohne institutionelle Anbindung zu vergleichen. Dem Verein selbst haben sich mittlerweile zahlreiche Forscher*innen angeschlossen. Gründungsmitglieder sind u. a. Donatella della Porta, Roland Roth, Dieter Rucht und Heike Walk (vgl. ipb 2021).

  40. 40.

    Siehe hierzu weiter: http://gpje.de/arbeitsgruppen/ajeb.

  41. 41.

    Gleiches gilt im Übrigen für den Umgang mit dem Themenfeld Globalisierung in der Erziehungswissenschaft (vgl. hierzu bspw. Scheunpflug 2003: 167 oder Hornstein 2001: 532). Diesbezüglich merkte Walter Hornstein einst an: „Gemessen an der Gewalt und Dynamik, die in der Programmatik und der Praxis der Globalisierung liegen und der Herausforderung, die für eine an Humanität und Emanzipation orientierte Erziehungskonzeption darin liegt, erscheint das Ausmaß der Befassung mit dieser Thematik in der deutschen Erziehungswissenschaft ausgesprochen gering. Die Frage nach den Gründen für diesen Sachverhalt kann in zwei Richtungen gehen: Sie können einmal in der […] Diffusität des Gegenstandes gesucht werden […]. Die Gründe können aber auch auf der Seite der Erziehungswissenschaft gesucht werden. Die These, die es zu belegen gälte, hieße dann, dass es eine spezifische Form der Selektivität in der Thematisierung und Problemwahrnehmung in der Konstruktion von Wirklichkeit ist, die zur Ausblendung der hier beschriebenen Thematik aus dem Aufmerksamkeitsspektrum der Erziehungswissenschaft führt (ebd.)“.

  42. 42.

    Obgleich an dieser Stelle darauf hingewiesen sei, dass durch die Vorläufer des Globalen Lernens, wie „vor allem die ‚entwicklungspolitische Bildung‘ und die ‚Dritte-Welt-Pädagogik‘“ (Oeftering 2016: 156) bereits umfangreiche Grundlagen, Praxiskonzepte und Methoden vorlagen und man ferner auf die Erfahrungen der Global Education zurückgreifen konnte, die in den 1970er Jahren im US-amerikanischen Raum als „pädagogische Antwort auf Internationalisierung und Globalisierung“ (Lütge 2019: 202) entstand.

  43. 43.

    Die Studie von Lange et al. wird an späterer Stelle nochmals aufgegriffen und einer näheren Betrachtung unterzogen.

  44. 44.

    Ergänzend führen Dirk Lange und Sebastian Fischer an: „Im Zuge der Globalisierung und Europäisierung werden die Handlungsmöglichkeiten national gewählter Regierungen eingeschränkt. Supranationalen Institutionen mangelt es an demokratischer Legitimität. Politik scheint als ein bloßes Problemlösungsverfahren und immer weniger als gestaltende Kraft. Alternativlosigkeit wird zum bestimmenden Merkmal des Politischen“ (Lange/Fischer 2016: 111).

  45. 45.

    Wie die Bewegungsforscher Roland Roth und Dieter Rucht berechtigterweise hervorheben, „lassen sich […] die Wurzeln globalisierungskritischer Bewegungen in Deutschland über Jahrzehnte, ja bis ins 19. Jahrhundert zurück verfolgen [sic!]“ (Roth/Rucht 2008a: 495).

  46. 46.

    Nachfolgend ist zu beachten – auch um sprachliche Missverständnisse zu vermeiden –, dass die Schreibweise des Begriffs „Globalisierung“ im Englischen unterschiedlich ist: Im amerikanischen Sprachraum heißt es oftmals „globalization“, im britischen hingegen „globalisation“.

  47. 47.

    Vielfach ist in Vergessenheit geraten, dass der Slogan „Another World is Possible“ ursprünglich von den Zapatistas genutzt und erst später von den Organisator*innen des Weltsozialforums oder auch von den Aktivist*innen des Attac-Netzwerks aufgegriffen wurde (siehe hierzu ebenfalls Abschnitt 3.2.1).

  48. 48.

    Die nachfolgend verwendeten Fotografien sind – soweit nicht anderweitig kenntlich gemacht – eigens für diese Untersuchung erstellt worden. Die jeweils aufgeführten Jahreszahlen beziehen sich auf das Aufnahmedatum.

  49. 49.

    Die Abkürzung „BUKO“ steht für den 1977 gegründeten „Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen“, der sich im Mai 2002 in „Bundeskoordination Internationalismus“ umbenannte. Auf die Entstehungsgeschichte, Zusammensetzung und Bildungspraxis dieses globalisierungskritischen Dachverbands wird u. a. im Abschnitt 3.1.2 dieser Arbeit noch näher eingegangen.

  50. 50.

    Dies ergab eine entsprechende Anfrage in der Vorbereitungsphase dieser Arbeit.

  51. 51.

    Das DWDS ist beheimatet an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und „Teil des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften“ (BBAW 2022).

  52. 52.

    Erstellt mittels des DWDS (https://www.dwds.de) am 25.6.2022.

  53. 53.

    Erstellt mittels des DWDS (https://www.dwds.de) am 25.6.2022.

  54. 54.

    Die schriftliche Befragung auf dem Sozialforum in Erfurt erfolgte im Rahmen eines von der EU geförderten Forschungsprojekts. Einzelne Ergebnisse dieser Untersuchung wurden auf der Tagung „Ziehen wir an einem Strang?“ am 16. Dezember 2006 in Berlin vorgestellt (vgl. Rucht/Teune 2006). Des Weiteren finden sich Ausschnitte aus dieser nach wie vor „einzige[n] verwertbare[n] Befragung von globalisierungskritischen Aktivisten in Deutschland“ (Roth/Rucht 2008a: 501) in einem Beitrag von Christoph Haug et al. (2007), der sich mit den lokalen Sozialforen in Deutschland beschäftigt, sowie im Handbuch für „Soziale Bewegungen in Deutschland seit 1945“, in dem die Autoren Rucht und Roth auf Zahlenangaben von Simon Teune zurückgegriffen haben (vgl. Roth/Rucht 2008a: 501).

  55. 55.

    Ergänzend sei auf den noch folgenden Abschnitt 5.3.1 sowie die Schulbuchuntersuchung von Philipp Kortendiek und Till van Treeck hingewiesen, in der die Autoren in Deutschland Tendenzen zu „einer ‚Privatisierung‘ der politischen Bildung und zu tendenziösen Unterrichtsmaterialien mit ordoliberaler Schlagseite“ (Kortendiek/van Treeck 2015: 10) ausmachen. So wird seitens der Autoren kritisch angemerkt: „Es kann […] erwartet werden, dass viele Schulen die neuesten Lehrbücher aus Kostengründen nicht verwenden. Infolgedessen gibt es viele private und öffentliche Anbieter von Online-Schulmaterialien […], die von LehrerInnen genutzt werden. Jedoch sind diese Online-Schulmaterialien, im Gegensatz zu Schulbüchern, keinen [sic!] offiziellen Akkreditierungsverfahren unterworfen. Damit stellt sich die Frage, ob das Kontroversitätsgebot in solchen Materialien beachtet wird“ (ebd.: 10).

  56. 56.

    Anzumerken ist an dieser Stelle allerdings, dass die über die Webseite von Attac abrufbaren Bestände zum Teil unvollständig sind. Bezogen auf den Attac-Koordinierungskreis betrifft dies bspw. die Jahrgänge 2010 und 2011.

  57. 57.

    Hervorzuheben sind diesbezüglich etwa die zahlreichen Forschungsarbeiten des außeruniversitären „Leibniz-Instituts für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut (GEI)“ mit Sitz in Braunschweig.

  58. 58.

    Schon 1976 notierte z. B. Wolfgang Marienfeld im Internationalen Jahrbuch des Georg-Eckert-Instituts: „Die Methodendiskussion wird keine spezielle Methode für Schulbuchuntersuchungen als eine geschlossene, in sich einheitliche wissenschaftliche Verfahrensweise hervorbringen können, die für Schulbuchuntersuchungen schlechthin anwendbar wäre. Die vielfältigen Fragestellungen nämlich unter denen man Schulbücher untersuchen kann, ermöglichen oder bedingen höchst unterschiedliche Verfahrensweisen“ (Marienfeld 1976: 48).

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Allmendinger, B. (2024). Einleitung. In: Demokratie von unten?. Citizenship. Studien zur Politischen Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-44296-5_1

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