Zum Abschluss werden in Abschnitt 7.1 die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und in Abschnitt 7.2 die Limitationen dieser Arbeit aufgezeigt sowie Vorschläge für weiterführende Forschung unterbreitet.

7.1 Schlussbetrachtungen

Bisherige Beiträge zur Untersuchung japanischer Migrantinnen und Migranten beschäftigten sich überwiegend mit den japanischen Expatriates und ihren Familien in Düsseldorf. Nachdem sich in der Nachkriegszeit Düsseldorf als Hauptziel der japanischen Auslandsinvestitionen etabliert hatte und durch den wirtschaftlichen Aufschwung sowie die bubble economy immer mehr japanische Expatriates nach Düsseldorf gelangt waren, sodass die japanische community zunehmend an Sichtbarkeit gewann, wurden erste Arbeiten zur Untersuchung der japanischen business community veröffentlicht. In diesen Untersuchungen wurden japanische permanent Ansässige noch nicht berücksichtigt. Ihre Anwesenheit fand erst in späteren Arbeiten Erwähnung, welche ihre Bedeutung für die Migrationsbewegung und die community allerdings als irrelevant einstuften. Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde die Heterogenität der japanischen community in Düsseldorf auch in wissenschaftlichen Abhandlungen zunehmend anerkannt. So wurde neben der Gruppe der temporär Ansässigen, die überwiegend aus Expatriates und ihren Familien, Studierenden und Working-Holiday-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern besteht, auch auf die wachsende community der permanent Ansässigen hingewiesen. Dabei forderte Tagsold (2016) bereits eine Untersuchung dieser Gruppe, da Düsseldorf immer noch ein Bild des temporären Aufenthalts der Japanerinnen und Japaner propagiere und dieses zu seinem Stadtmarketing nutze, sich in Wirklichkeit aber zunehmend japanische Personen in der Stadt permanent niederließen. Nicht nur deshalb müssen diese Personen untersucht werden, sondern auch, weil die Migration von hochqualifizierten Personen vor dem Hintergrund der Globalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die vorliegende Arbeit füllt diese Lücke, indem sie das Migrations- und Eingliederungsverhalten der permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in den fünf größten japanischen communities in Deutschland – Düsseldorf, München, Berlin, Frankfurt am Main und Hamburg – untersucht.

Da die Integration von Zugewanderten in die Aufnahmegesellschaft von der Art und den Bedingungen der Migration beeinflusst wird und die heterogene Zusammensetzung der japanischen community in Deutschland bisher unbeachtet geblieben ist, wurde zunächst der Frage nachgegangen, warum japanische Personen nach Deutschland auswandern. Aus der qualitativen Studie ging hervor, dass die japanischen permanent Ansässigen aus vielfältigen Gründen nach Deutschland kommen. Während die japanischen Expatriates und ihre Familien aufgrund der Versetzung durch die Firma ins Ausland ziehen, hat sich aus der Analyse der Interviews ergeben, dass sich die Gruppe der permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner aus Personen zusammensetzt, die zwar auch aufgrund ihrer Arbeit (7) oder der Arbeit einer/eines Angehörigen (3), aber auch aufgrund des Studiums (6), der Heirat (5) und der Beziehung (4), insbesondere aber auch aus lebensstilorientierten Gründen (14) nach Deutschland auswandern. In Hinblick auf die Integration der befragten Personen bedeutet dies, dass in vielen Fällen bereits Integrationsindikatoren der strukturellen oder sozialen Dimension bei Ankunft erfüllt sind. Dies trifft auf 22 Personen, also 56,4 % der Stichprobe zu. 16 Personen erfüllen mit der Aufnahme der Arbeit oder eines Studiums in Deutschland Indikatoren der strukturellen Dimension, 10 Personen befinden sich in einer interethnischen Ehe oder Beziehung bei ihrer Ankunft und erfüllen somit den Schlüsselindikator der sozialen Dimension.

Es ging überdies aus der Auswertung der Interviews hervor, dass sich als temporär geplante Aufenthalte zu dauerhaften entwickeln können und auch umgekehrt als dauerhaft beabsichtigte beendet werden können. Des Weiteren wirken Migrationssysteme und -netzwerke wie universitäre Austauschprogramme, Working-Holiday-Aufenthalte oder auch die Versetzung durch die Firma, unterstützend. So gelangen japanische Migrantinnen und Migranten über diese Systeme in das Land und verlagern nach und nach ihren Lebensmittelpunkt dorthin.

In Hinblick auf die Hauptfragestellung dieser Arbeit, bis zu welchem Grad die japanischen permanent Ansässigen in die deutsche Gesellschaft integriert sind, lässt sich aus der Auswertung und Interpretation der Ergebnisse der qualitativen Studie folgern, dass diese zum Großteil in die deutsche Gesellschaft integriert sind.

Gerade in Hinblick auf das zu Beginn der Arbeit geschilderte Stereotyp des japanischen Expatriates und seiner Ehefrau konnte durch die vorliegende Studie aufgezeigt werden, dass die japanischen permanent Ansässigen einen höheren Grad an Integration in der sozialen Dimension aufweisen. Im Gegensatz zu den japanischen Expatriates, von denen es heißt, dass sie zumeist bereits mit japanischer Ehefrau und Kind nach Deutschland kommen, migrierten die permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner entweder aufgrund der Liebe zu einer deutschen Person oder lassen sich in Deutschland aufgrund ihrer Beziehung mit einer deutschen Person, die sich in einer Partnerschaft oder einer Heirat manifestiert, nieder. Der Anteil von 85 % interethnischer Ehen und Beziehungen, also zu Deutschen, ist als hoch zu bewerten. Ausschließlich aus deutschen Personen bestehende Freundeskreise gibt es dagegen unter den Befragten selten. Doch im Gegensatz zu den Expatriates sind ausschließlich aus deutschen Personen bestehende Freundeskreise vorhanden und darüber hinaus gibt es unter den Befragten eine hohe Anzahl an Personen mit freundschaftlichen Kontakten zu sowohl japanischen als auch deutschen Personen. Zur Partizipation in Organisationen und zu Mitgliedschaften in Vereinen kann gesagt werden, dass diese nicht ausgeprägt, aber vorhanden sind. Dabei sind die meisten Personen allerdings Teil eines auf Japan bezogenen Vereines. Die ethnische community wird ebenfalls in entsprechendem Maße und ergänzend in Anspruch genommen.

Eindeutig integriert sind die permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in der strukturellen Dimension. Sie gelangen mit einem hohen Bildungskapital nach Deutschland und gehen hier überwiegend einer beruflichen Beschäftigung nach. Neun Personen kamen bereits mit einem Arbeitsvertrag nach Deutschland. Unter den Befragten bezieht niemand Leistungen aus dem Sozialgesetzbuch II (Grundsicherung für Arbeitssuchende, „Hartz IV“) und nur eine Person muss krankheitsbedingt auf Leistungen aus dem Sozialgesetzbuch XII (Sozialhilfe) zurückgreifen. Das heißt, dass die permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner generell sozial abgesichert sind. Aus den Interviews ging überdies hervor, dass sie durch soziale Netzwerke in der Heimat oder in Deutschland unterstützt werden. Wurde in Bezug auf die Arbeitstätigkeit der japanischen Migrantinnen und Migranten unter Berücksichtigung der Forschung zu japanischen Expatriates festgestellt, dass die Männer hohe berufliche Positionen bekleiden und die Frauen aufgrund der Kindererziehung und der Führung des Haushalts keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen, findet sich in der Stichprobe nur eine Person, auf die Letzteres zutrifft. Mit 90,6 % liegt die Beschäftigtenquote der permanent ansässigen japanischen Personen sogar über der der Mehrheitsbevölkerung. Für japanische Expatriates und ihre Familien stellte Zielke (1982) fest, dass die Erwerbsquote der japanischen Bevölkerung in Düsseldorf geringer sei als in Japan und auch unterhalb derjenigen der ausländischen und deutschen Bevölkerung liege, wovon die hier vorliegenden Ergebnisse zu den permanent ansässigen Japanerinnen und Japanern abweichen. Zudem führen die beiden Studierenden, die neben einer Hausfrau nicht in den Arbeitsmarkt integriert sind, neben dem Studium berufliche Tätigkeiten aus und auch zwei der Rentnerinnen und Rentner gehen noch freiberuflichen Tätigkeiten nach. Im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeiten greifen abgesehen von einer Person alle Befragten auf ihr kulturelles Kapital zurück und fast die Hälfte der Befragten machten bzw. machen bei der Arbeitssuche von ihrem Sozialkapital Gebrauch. Das Sozialkapital erwies sich auch bei der Wohnungssuche insbesondere in Form der deutschen Ehepartnerinnen und -partner als nützlich, da sie sich um die Wohnungssuche oder den Hausbau kümmerten bzw. die Befragten zu ihnen zogen. Des Weiteren fanden die Befragten ihre Unterkunft über Kontakte, aber auch die Migrationsnetzwerke boten Sicherheit in Hinblick auf diesen Aspekt, da sie zum Beispiel im Fall der Universitäten Zimmer in Wohnheimen vermittelten. Unter den Befragten in Düsseldorf zeigte sich eine Überrepräsentation eines Stadtteils, der sich nicht unter den beliebtesten Wohnorten der Expatriates befindet und auch bei der Betrachtung des Niederlassungsverhaltens der Japanerinnen und Japaner in Düsseldorf nicht bevorzugt wird. Ob dies ein unter den permanent Ansässigen beliebter Wohnort ist, müsste erforscht werden. Aus einer genaueren Kenntnis der Wohnortpräferenzen könnten weitere Unterschiede zwischen permanent Ansässigen und Expatriates hervorgehen und zusätzliche Rückschlüsse auf den Grad und die Art der Integration Letzterer gezogen werden. Die Anzahl an Personen mit Wohneigentum ist im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung geringer, was einen Hinweis auf Rückkehrgedanken geben kann. Insgesamt sind alle Befragten in den Wohnungsmarkt eingebunden und leben in ähnlichen Wohnverhältnissen wie die Mehrheitsbevölkerung. Aus den Angaben zum Indikator „Gesundheit“ geht hervor, dass alle Befragten krankenversichert und dabei überwiegend gesetzlich versichert sind. Eine vornehmlich private Krankenversicherung, wie sie für japanische Expatriates üblich ist, zeigt sich in der Stichprobe nicht.

In Hinblick auf die Integration der permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in der kulturellen Dimension geht aus der Studie hervor, dass sie in diese überwiegend integriert sind. Die Befragten teilen freiheitlich-demokratische Werte und haben sich in ihren Normen und Lebensweisen an die als „deutsch“ verstandenen angenähert. Bei der Auswertung fiel insbesondere auf, dass sich die Teilnehmenden überwiegend offen für andere Religionen zeigten, sie ihre Toleranz gegenüber anderen Religionen betonten und sie auch christlichem Gedankengut aufgeschlossen gegenüberstehen. Zwar werden mehrheitlich buddhistische oder shintoistische Religionspraktiken oder beide parallel ausgeübt und lediglich fünf Personen gehören dem Christentum an, doch kann dies nicht als mangelnde Integration ausgelegt werden, da in Deutschland das Prinzip der Glaubensfreiheit besteht, sodass auch Zugewanderten nichtchristliche religiöse Praktiken zuzugestehen sind, solange diese mit den freiheitlich-demokratischen Werten übereinstimmen. Es zeigte sich in den Interviews auch, dass individualistische Lebensweisen von den Befragten willkommen geheißen wurden. Dabei kamen Studienteilnehmende bereits aufgrund abweichender Rollenerwartungen oder Lebensvorstellungen nach Deutschland oder gewöhnten sich im Aufnahmeland an ein von ihnen als „freier“ wahrgenommenes Leben und fühlten sich darin durch ihren Heimaturlaub bestätigt. Es zeigt sich auch, dass aus dem Set der als ethniespezifisch und aufnahmelandspezifisch verstandenen Normen und Werten nach Bedarf entsprechende ausgewählt werden, um den Alltag zu bewältigen. Auch die sprachlichen Fähigkeiten reichen bei der Mehrheit für die Kommunikation im Alltag und am Arbeitsplatzplatz und bei weiteren neun Personen für den Alltag aus. Lediglich neun Personen besitzen nur ungenügende Sprachkenntnisse und sind daher nicht im Stande, sich am Arbeitsplatz und im Alltag auf Deutsch zu verständigen. Im Gegensatz zu den Erkenntnissen bezüglich der japanischen Expatriates und ihrer Familien, denen, insbesondere im Fall der japanischen Hausfrauen, Sprachschwierigkeiten und ungenügende Sprachkenntnisse nachgewiesen wurden, die auf die japanische Infrastruktur und ungenügende Kontakte zu deutschen Personen zurückgeführt werden, zeigt sich, dass die permanent ansässigen japanischen Personen beiderlei Geschlechts sprachlich integriert sind. Die sprachlichen Fähigkeiten wirken sich auch auf das Medienverhalten aus. Bevorzugt werden von den permanent ansässigen Japanerinnen und Japanern Medien in der Verkehrssprache des Aufnahmelandes und der Sprache des Heimatlandes genutzt, insbesondere um über aktuelle Geschehnisse in beiden Ländern informiert zu sein, aber auch zu Unterhaltungszwecken. Dieses Verhalten weicht ebenfalls von der präferierten Nutzung japanischsprachiger Medien vonseiten der japanischen Expatriates und ihrer Familien ab. Da lediglich ein geringer Anteil der Befragten die Medien ausschließlich auf Japanisch nutzt, kann die Entstehung eines Medienghettos ausgeschlossen werden.

Während die permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in Bezug auf die soziale, strukturelle und kulturelle Dimension als (überwiegend) integriert angesehen werden können, zeigt sich für die identifikative Dimension ein nahezu ausschließlicher Japanbezug. Nahezu alle Befragten weisen eine ethnische Identität auf, indem sie Zugehörigkeitsgefühle zum Heimatland hegen und sich mit diesem verbunden fühlen. Lediglich für eine Person kann eine duale Identifizierung angenommen werden und auch nur eine Person besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Dabei weist sie allerdings zurück, dass dies mit einem Verbundenheitsgefühl zum Aufnahmeland einhergehe, sondern führt pragmatische Gründe für diese Entscheidung an. Diese Ansicht wird von den übrigen Teilnehmenden nicht unbedingt geteilt; diese begründen die Ablehnung der Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit auch damit, dass sie sich als Japanerin oder Japaner identifizieren und ihre Identität mit der Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit nicht aufgeben wollen. Bedauert wird von den Teilnehmenden zudem, dass eine doppelte Staatsangehörigkeit vonseiten Japans nicht möglich ist. Da sie aber keine Nachteile durch den Besitz der japanischen Staatsangehörigkeit in Deutschland sehen, bestehe für sie kein Grund für einen Wechsel der Staatsangehörigkeit. Bedauert wird in diesem Fall nur vereinzelt, dass die Teilhabe an politischen Prozessen eingeschränkt ist. Nur ein geringer Anteil der Befragten ist politisch aktiv, wobei sich die Aktivitäten, abgesehen von denen der eingebürgerten Person, auf Japan beziehen. Daher weisen sie auch im Indikator der „Politischen Partizipation“ keine Integration auf.

In Hinblick auf die Frage nach der Anwendbarkeit der Integrationsindikatoren auf vom gängigen Bild abweichende Migrantinnen und Migranten zeigt sich, dass die Indikatoren kultursensibel aufgestellt und ausgewertet werden müssen. So verstanden die japanischen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Buddhismus und Shintoismus nicht als Religion, weshalb eine Abfrage, ob sie einer Religion angehörten, zunächst zur Verneinung führte.

Aus der Diskussion geht bereits hervor, dass einige Integrationsindikatoren im Allgemeinen nur bedingt aussagekräftig sind. So ist der Indikator „Interethnische Eheschließung“ vor dem Hintergrund der Pluralisierung der Lebensformen und der Zunahme von Einpersonenhaushalten sowie der abnehmenden Bedeutung der Institution Ehe zu überdenken. Anhand der Mitgliedschaft in Vereinen zeigt sich, dass Motivationen und Hintergründe der Personen unberücksichtigt bleiben. So muss ein Austreten aus dem Verein nicht unbedingt auf eine mangelnde Integration hinweisen, da die Hintergründe für den Austritt darin begründet liegen können, dass die austretende Person bereits Anschluss gefunden hat und aus zeitlichen Gründen der Beschäftigung nicht mehr nachgehen kann, das im Vereinsleben Erlernte sowie die dort geknüpften Kontakte aber in den Alltag überträgt.

7.2 Limitationen und Vorschläge zur weiterführenden Forschung

Aufgrund der Datenlage kann die vorliegende Arbeit den Integrationsgrad von permanent ansässigen japanischen Personen in Deutschland nicht repräsentativ darstellen. Da ein Verzeichnis solcher Personen, die die in Abschnitt 4.1 genannten Kriterien erfüllen, nicht vorliegt, wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer in erster Linie über Gatekeeper der japanischen communities und das Schneeballverfahren rekrutiert. Um einer Verzerrung vorzubeugen, wurden bereits direkte Recherchemethoden hinzugezogen. Dennoch konnten Japanerinnen und Japaner ohne jegliche Kontakte zur ethnischen community nicht in die Stichprobe aufgenommen werden, hätten aber zusätzliche Erkenntnisse ermöglicht, da sie unter Umständen andere Motivationslagen und Hintergründe aufweisen als die Interviewten.

Dessen ungeachtet hat die vorliegende Arbeit ein genaueres Bild der japanischen permanent Ansässigen in Deutschland zeichnen können und dabei die Unzulänglichkeiten bisheriger Integrationsindikatoren aufgezeigt. Somit ergeben sich für weiterführende Forschungen in erster Linie zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte in weiteren Interview- oder Fallstudien mit einem qualitativ-empirischen Ansatz der Kreis der befragten Personen auf solche ausgeweitet werden, die gänzlich außerhalb der ethnischen communities leben, und zwar nicht oder nicht nur geographisch, sondern vor allem in Bezug auf die Funktionsbereiche ihres Alltags. Des Weiteren kann die hier formulierte Kritik an den Integrationsindikatoren für das Design einer quantitativ-empirischen Studie genutzt werden, die die japanischen permanent Ansässigen und ihre communities mittels einer größeren Stichprobe erfasst und dabei genauere und differenziertere Ergebnisse erzielt, als es mit den bislang verwendeten Indikatoren möglich ist.

Aus den teilnarrativen Interviews der befragten Personen gehen weitere Aspekte hervor, die in einer separaten Arbeit vertieft werden können. So wurden Diskriminierungserfahrungen genannt, die von Stadt zu Stadt und somit von Region zu Region variierten und von den befragten Personen teilweise mit dem politischen Klima in Verbindung gebracht wurden. Neben aktuellen Diskriminierungserfahrungen wurde von IP 18 auch auf den historischen Kontext eingegangen und die Diskriminierung von japanischen Personen zum Zeitpunkt der Wende in Berlin angeführt. Die ausführlichere Betrachtung der Diskriminierungserfahrungen kann nicht nur Aufschluss über die Offenheit der Stadt oder Region in Hinblick auf ethnische Diversität geben, sondern ist auch vor dem Hintergrund interessant, dass Arbeiten zu den japanischen Expatriates in Deutschland hervorheben, dass deren Gegenwart weniger problematisiert, sondern eher willkommen geheißen wird. Lediglich Jäger (2017) zeigte auf, dass die Entwicklung der japanischen Infrastruktur in Düsseldorf nicht ohne Widerstände einherging.

Des Weiteren gehen die befragten Personen in ihren Erzählungen auf Japanerinnen und Japaner ein, die sich ihrer Meinung nach von ihnen unterscheiden. In den meisten Fällen wird hier Bezug auf die japanischen Expatriates genommen. Auch die japanischen communities an sich werden miteinander verglichen, wobei Düsseldorfs ausgeprägte japanische Infrastruktur betont und die Sonderposition der community dieser Stadt unter den communities in Deutschland deutlich wird. Bereits in ihrem Artikel „Othering unter japanischen Migrant*innen in Deutschland“ ist Tkotzyk (2019) diesem Aspekt nachgegangen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die dauerhaft ansässigen japanischen Migrantinnen und Migranten das Othering nutzen, um sich von den temporär Ansässigen, insbesondere den Expatriates und ihren Familien sowie japanischen Touristinnen und Touristen zu distanzieren. Die Abgrenzung erfolgt über Stereotype in Bezug auf die soziale Integration, ihre sprachlichen Fertigkeiten, die Kenntnisse über lokale Gegebenheiten, die Schulbildung der Kinder, den sozioökonomischen Status und die Mentalität. Ein ähnliches Verhalten wurde bereits von Benson (2011) bei den britischen Zugewanderten im französischen Département Lot festgestellt, wobei beim Verhältnis dieser beiden Gruppen zu ihren jeweiligen „Anderen“, also denjenigen, die Gegenstand des Otherings sind, Unterschiede festzuhalten sind. Während die britischen Bewohnerinnen und Bewohner der französischen Region die britischen Tourismusgäste negativ wahrnehmen, nutzen die dauerhaft ansässigen Japanerinnen und Japaner in Deutschland die Anwesenheit der japanischen temporär Anwesenden für berufliche Zwecke, indem sie diesen auf sie zugeschnittene Dienstleistungen anbieten; zudem sind sie daran interessiert, ihr Wissen an diese weiterzugeben. Diese Unterschiede werden auf folgende drei Ursachen zurückgeführt:

Erstens weisen die Japaner*innen in Deutschland eine nahezu homogene Klassen- und Schichtzugehörigkeit auf. […] Zweitens sind die Japaner*innen in Deutschland nicht auf den japanischen Tourismus angewiesen, sondern machen sich ihre erworbenen Sprachkenntnisse sowie ihr erworbenes Wissen bei der Sicherung ihres Lebensunterhaltes zunutze. Drittens lässt die japanische Sozialisation ein Hervorstechen aus einer Gruppe als unerwünscht erscheinen, sodass sie ihr individualisiertes Verhalten in Deutschland nur damit erklären können, dass sie ein „Sonderfall“ oder „Einzelgänger“ sind. (Tkotzyk 2019: 264)

Es empfiehlt sich diesen Gegenstand in zukünftigen Forschungen zu vertiefen. Dies gilt auch für den in dieser Arbeit untersuchten Indikator „Subjektive Zugehörigkeitsgefühle“, bei dem auf ein eindimensionales Konzept der ethnischen Identität (vgl. Schnell 1990) zurückgegriffen wurde. Dieses kann auch mehrdimensional aufgefasst werden und umfasst dann nicht nur die Selbstzuschreibung, sondern auch den gelebten Alltag (Schnell 1990: 43). Gerade in Hinblick auf die subjektiven Zugehörigkeitsgefühle und die damit verbundene ethnische Identität oder auch in Bezug auf die genannten Werte ist eine teilnehmende Beobachtung des Forschungsgegenstandes sinnvoll, um festzustellen, ob die genannten Werte und Verhaltensweisen auch im Alltag gelebt werden.