Diese Arbeit befasst sich mit dem Migrationsverhalten und dem Zustand der Integration der dauerhaft ansässigen Japanerinnen und Japaner in Deutschland. Im einleitenden Teil erfolgt zunächst die Hinführung zum Thema sowie die Erläuterung des Problemhintergrundes (Abschnitt 1.1). Aus der anschließenden Darlegung des Forschungsstandes (Abschnitt 1.2) gehen die Ziele dieser Arbeit hervor, die im folgenden Kapitel ebenso wie der Aufbau der Arbeit (Abschnitt 1.3) dargelegt werden.

1.1 Problemhintergrund

In Deutschland lebten 2019 mehr als 11,2 Millionen Migrantinnen und Migranten, also Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Damit ist Deutschland gleich nach den USA das zweitbeliebteste Einwanderungsland der WeltFootnote 1. Die mit Abstand größte Gruppe stellen Türkinnen und Türken mit nahezu 1,5 Millionen Personen dar. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Personen mit polnischer (862.535) und syrischer Staatsangehörigkeit (789.465).Footnote 2 Während es sich bei den türkischen und polnischen Mitbürgern in erster Linie um ehemalige Arbeitsmigranten, vormals „Gastarbeiter“ genannt, und ihre Familien handelt, besteht letztere Gruppe aus Geflüchteten. Wie bereits daraus ersichtlich, liegen unterschiedliche Motivationen für eine Migration vor. Den unterschiedlichen Migrationsmotivationen Rechnung tragend, schlüsselt die neueste OECD-Studie zur Migration die Gruppe der Zugewanderten auch nach verschiedenen Migrationsanlässen auf, und zwar, nach freier Entscheidung (32 %), familienbezogenen Gründen (31 %), besseren Arbeitschancen bzw. neuen Arbeitsverhältnissen (15 %), humanitären Gründen (9 %), Familiennachzug (3 %) sowie sonstigen Gründen (6 %).Footnote 3

In Medien und Politik kommt Zugewanderten große Aufmerksamkeit zu, wobei besonderes Augenmerk auf das Eingliederungsverhalten und -vermögen der Zugewanderten sowie auf Schwierigkeiten bei der Eingliederung in die bestehende Gesellschaft gelegt wird. In der Zeit von 2015 bis 2018 erschienen in 211 Ausgaben des auflagenstärksten Nachrichtenmagazins Der Spiegel 51 Artikel unter den Stichwörtern „Migration/Immigration/Migranten/Zuwanderung“, 24 Artikel unter dem Stichwort „Asyl“, 18 Artikel unter dem Stichwort „Integration“ und 16 Artikel unter dem Stichwort „Flüchtlinge“Footnote 4. Seit der Einwanderung zahlreicher Geflüchteter im Jahr 2015 ist die Eingliederung, also die Integration in die Gesellschaft, erneut ein viel diskutiertes Thema. So bestimmte die Debatte um den Umgang mit der hohen Zahl an Geflüchteten im September 2015 die erste Lesung des Etatentwurfs des Bundesinnenministeriums für das kommende JahrFootnote 5. Doch bereits zuvor, zum Beispiel im Jahr 2010, wurde aufgrund eines Berichtes der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Prof. Dr. Maria Böhmer, im Bundestag über die Lage von Menschen mit Migrationshintergrund diskutiertFootnote 6. Der „Bericht der Fachkommission der Bundesregierung zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit“ vom Januar 2021 zeigt, dass Migration und Integration immer noch ein relevantes Thema sind.

Seit dem 20. Jahrhundert werden sowohl der Vorgang der Migration als auch die Eingliederung von Migrantinnen und Migranten in eine bestehende Aufnahmegesellschaft aus wissenschaftlicher Perspektive von der Migrationssoziologie untersucht. Es existieren zahlreiche Veröffentlichungen zu verschiedenen Gruppen Zugewanderter wie Arbeitsmigrantinnen und -migranten, Geflüchteten und Asylsuchenden sowie „Aussiedlerinnen“ und „Aussiedlern“. Die Bedeutung von Aussiedlerinnen und Aussiedlern für die Migration nach Deutschland geht aus den Zahlen des Wanderungssaldos der Jahre 1989 bis 2000 hervor. In diesem Zeitraum migrierten rund 4,6 Millionen Personen, von denen mehr als die Hälfte (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler waren.Footnote 7 Diese Nennung zeigt bereits, dass die Formen der unfreiwilligen Migration sowie die größten Gruppen der Zugewanderten am meisten Beachtung finden. Japanerinnen und Japanern in Deutschland wurde bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn diese Personengruppe in der Wissenschaft behandelt wird, konzentriert sich die Forschung auf die in Düsseldorf ansässigen Expatriates, die das Stadtbild prägen. Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, Düsseldorf, war 2016 mit 7391 Japanerinnen und Japanern die größte japanische community in Deutschland und nach London und Paris die drittgrößte in EuropaFootnote 8. Aus den Statistiken des japanischen Außenministeriums geht hervor, dass München mit 5987 japanischen Personen, Berlin mit 3283, Frankfurt mit 2943 und Hamburg mit 2001 folgten.Footnote 9 Auch 2019 ist Düsseldorf mit 8332 japanischen Personen nach London und Paris die drittgrößte japanische community in Europa. Es folgen weiterhin die Städte München mit 4713 und Berlin mit 3876 japanischen Personen. Zu den Städten Frankfurt am Main und Hamburg liegen keine Informationen mehr vor, da die Statistiken vonseiten des japanischen Außenministeriums, das diese Zahlen veröffentlicht, neu aufbereitet wurden.Footnote 10 Die Zahlen belegen, dass es sich bei den japanischen Migrantinnen und Migranten um eine kleine Gruppe handelt. Dennoch übt sie einen prägenden Einfluss auf die Wirtschaft und die Infrastruktur in den jeweiligen Städten aus, worauf auch die Tätigkeiten verschiedener Vereine sowie eine öffentliche Präsenz dieser Gruppe in der Presse, in Broschüren und im Internet hinweisen.Footnote 11 Auch in Medien und Politik kommt dieser Gruppe große Aufmerksamkeit zu, indem meist auf ihren Beitrag zur kulturellen Diversität sowie zur Stadtentwicklung Bezug genommen wird. Dies zeigt sich insbesondere in Düsseldorf, wo der Bereich um die Immermannstraße in Google-Maps als „Little Tokyo“ bezeichnet wird und wo ein jährlicher Japan-Tag sowie – wie in anderen Städten – weitere Festivitäten mit Bezug auf japanische Traditionen stattfinden. So ist mithilfe dieser Gruppe ein Stadtmarketing entstanden (Tagsold 2016: 28). Fragt man aber nach diesen japanischen Einwohnerinnen und Einwohnern, wird man mit dem Stereotyp des japanischen Expatriates sowie der japanischen Hausfrau konfrontiert (Zielke 1982: 124). Expatriates und ihre Familien kehren meist nach drei bis fünf Jahren in ihr Heimatland zurück. Aufgrund ihres temporären Aufenthalts wird in der Literatur zu dieser Personengruppe darauf verwiesen, dass sie sich nicht in die deutsche Gesellschaft eingliedern will, um eine Wiedereingliederung in die japanische Gesellschaft nicht zu erschweren (Montag 2001: 10). Da in der Integrationsforschung angenommen wird, dass Personen, die davon ausgehen wieder in ihr Heimatland zurückzukehren, keinen hohen Integrationswillen aufweisen, gelten Personengruppen mit Rückkehrintention für Untersuchungen in Hinblick auf integrationsrelevante Parameter als ungeeignet (Heckmann 2015: 24). Zwar steigt die Anzahl an Japanerinnen und Japanern, die dauerhaft in Deutschland leben und weiterhin in Deutschland bleiben wollen, wie aus Abbildung 1.1 hervorgeht, dennoch verbleibt diese Gruppe außerhalb des Gesichtsfeldes der Migrations- und Integrationsforschung, die damit eine wichtige Chance ungenutzt lässt.

Abb. 1.1
figure 1

(Quelle: in Anlehnung an Gaimushō Ryōji Kyoku Seisaku Ka (2022): Kaigai Zairyū Hōjinsū Chōsa Tōkei (Annual Report on Japanese Nationals Living Abroad). https://view.officeapps.live.com/op/view.aspx?src=https%3A%2F%2Fwww.mofa.go.jp%2Fmofaj%2Ffiles%2F100293778.xlsx&wdOrigin=BROWSELINK (letzter Abruf: 06.05.2022))

Entwicklung der Anzahl der permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in Deutschland.

Vor dem Hintergrund der Globalisierung wird es immer dringender Migration zwischen wohlhabenden Ländern sowie die Eingliederung der von dort kommenden Personen zu betrachten. Wurde diesem Desiderat zwar in Hinblick auf von Unternehmen gesendete Personen nachgekommen, bleiben Personengruppen, die nicht unter diese Jobrotation fallen, bislang unerforscht. Dabei können insbesondere japanische Migrantinnen und Migranten zum Füllen dieser Forschungslücke beitragen. Zum einen zeigt sich, dass sich unter ihnen mittlerweile nicht mehr nur Expatriates und ihre Familien befinden, sondern auch solche, die außerhalb des Firmenkontextes auswandern, zum anderen weisen japanische Migrantinnen und Migranten hochinteressante Merkmale für diese Forschungsgebiete auf, deren nähere Betrachtung ermöglichen kann, Integrationskonzepte zu entwickeln, die eine größere Diversität von Migrantinnen und Migranten berücksichtigen. Zu diesen Merkmalen zählt ihre kulturelle Distanz zu Deutschland, die von der Öffentlichkeit aber nicht negativ wahrgenommen wird (vgl. Glebe 2003, Montag 2001). Darüber hinaus entsprechen sie nicht dem in der Migrationsforschung vorherrschenden Bild der Migrantinnen und Migranten, die aus ärmlichen Verhältnissen in eine industrialisierte Nation auswandern, und zählen nicht zu den Personen, die aufgrund von lebensbedrohlichen sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Umständen angetrieben sind, ihr Heimatland zu verlassen. Es liegt nahe, dass sie zu der mit der Globalisierung einhergehenden steigenden Anzahl der Lifestyle-Migrantinnen und -Migranten gehören (vgl. Nagatomo 2015). Es ist hier allerdings zu vermeiden, die Gruppe der japanischen Migrantinnen und Migranten, wie bereits im vergangenen Jahrhundert in den USA geschehen, als model minority zu etablieren. Der Begriff model minority wurde in den 1960er Jahren vom Soziologen William Petersen eingeführt, der diesen zunächst auf japanischstämmige Amerikanerinnen und Amerikaner (vgl. Petersen 1966) anwandte. Mittlerweile wird der Begriff allerdings auch für die gesamte Gruppe der asiatischstämmigen Amerikanerinnen und Amerikaner (Asian Americans) verwendet. Problematisch ist dabei, dass asiatischstämmige Amerikanerinnen und Amerikaner gegen andere ethnische Minderheiten ausgespielt werden, wodurch es sogenannten communities of color schwerer fällt, sich gegen Rassismus zusammenzuschließen (Lee, Wong und Alvarez 2008: 71–74). Tiefergehende Untersuchungen haben das Model-Minority-Stereotyp jedoch bereits als Mythos identifiziert (Gupta, Szymanski und Leong 2011: 102).

1.2 Stand der Forschung mit deutschem und internationalem Fokus

Mit Erich Zielkes Dissertation „Die Japaner in Düsseldorf. Manager-Mobilität – Voraussetzungen und Folgen eines Typs internationaler geographischer Mobilität“ fand die wachsende japanische Gemeinde Düsseldorfs 1982 Eingang in die wissenschaftliche Forschung. Die Arbeit gilt als Grundlagenwerk für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit japanischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Zielke untersucht am Fallbeispiel Düsseldorf die Mobilität der japanischen Expatriates von einem soziogeographischen Standpunkt aus. Mithilfe einer deskriptiv-analytischen Methode sucht er nach Antworten auf die Fragen nach den ausschlaggebenden Gründen für die Standortwahl Düsseldorf, nach den sowohl in Japan als auch in Düsseldorf bestehenden Voraussetzungen der Wanderung, den Auswirkungen derselben auf den Ausgangs- wie auch den Zielort der Migration, nach den sozialen Gruppen, die an diesem Wanderungsprozess beteiligt sind, wie auch nach den Migrationsformen, die ihn prägen. Zielke kommt zu dem Ergebnis, dass für die Wanderung der Japanerinnen und Japaner nach Düsseldorf wirtschaftsgeographische Bedingungen ausschlaggebend sind. So sei – mit Ausnahme von Frankfurt für die Banken – Düsseldorf der bevorzugte Standort in der Bundesrepublik, was auf die „zentrale Lage für die Betreuung des (west-)europäischen Marktes, die besonderen Führungsvorteile, das positive Image der Stadt und die inzwischen vorhandene japanische Infrastruktur“ (Zielke 1982: 128) zurückzuführen sei. Mit diesen Argumenten wirbt auch heute noch die Japanische Industrie- und Handelskammer (JIHK) in Düsseldorf (JIHK 2008: 3).

Zielke zeichnet ein ausführliches Bild des sozioökonomischen Status der Betreffenden und stellt im Vergleich zu weiteren ausländischen Gruppen „offensichtliche Unterschiede in bevölkerungs- und sozialgeographischer Hinsicht“ (Zielke 1982: 60) fest. Gründe hierfür sieht er in ihrer kürzeren Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 4,5 Jahren, der Dominanz der 25- bis 40-Jährigen sowie dem hohen Anteil an Kindern und Verheirateten im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund. Da sie im Familienverband nach Düsseldorf kommen, sei auch ihre Geschlechterproportion ausgeglichener. Sie besäßen eine fundierte Berufsausbildung, allerdings werde die Erwerbstätigkeit überwiegend von den Männern ausgeübt, während sich die Frauen um den Haushalt und das Aufziehen der Kinder kümmerten. Dadurch sei die Erwerbsquote der japanischen Bevölkerung in Düsseldorf geringer als in Japan und liege auch unterhalb derjenigen der ausländischen und deutschen Bevölkerung in Düsseldorf. Er stellt fest, dass japanische Erwerbstätige zu 80 % im Dienstleistungsbereich tätig sind, wobei zum Untersuchungszeitpunkt 900, also mehr als 50 %, als Manager zu bezeichnen seien, da für sie ein Einkommen von rund 6000 DM als Untergrenze anzusetzen sei. Sie gehören somit der mittleren und oberen Mittelschicht sowie der Oberschicht an (Zielke 1982: 60).

Nach Zielke bilden die Manager die Leitgruppe, die die Wanderung nach Düsseldorf prägt. Von den Expatriates und ihren Familien grenzt Zielke (1982: 60) nur noch die Gruppe der japanischen Touristinnen und Touristen ab, die nach denen aus Großbritannien die zweitwichtigste Gruppe für den Düsseldorfer Fremdenverkehr ausmachten. Hinsichtlich ihrer Motivation, auszuwandern, schreibt Zielke, dass sie nicht von individuellen Faktoren bestimmt sei, sondern „mit dem alles andere in den Schatten stellenden Ziel des wirtschaftlichen Erfolges für Japan im Wirtschaftsgeist des japanischen Volkes begründet“ (Zielke 1982: 130) werde. Weiter seien die Voraussetzungen der Wanderung ausschließlich Faktoren der volkswirtschaftlichen Entwicklung und der davon abhängigen Qualität der Wirtschaftsbeziehungen. Unbedeutend für die Wanderung sind laut Zielke daher soziale, psychologische, demographische und infrastrukturelle Gründe, wodurch für ihn „ein deutlicher Unterschied zu solchen internationalen Wanderungen erkennbar [wird], die von den Migranten entweder als endgültig und – zunächst – nicht umkehrbar oder zumindest langfristig angesehen werden, oder auch zur Gastarbeiterwanderung“ (Zielke 1982: 130).

Auf die Eingliederung dieser Gruppe bezogene Aspekte werden nur am Rande erwähnt. Diesbezüglich führt Zielke (1982: 130) lediglich an, dass sich ihr soziales Leben „im Rahmen ihrer Kolonie nach den in Japan üblichen Regeln abspielt, so dass man in dieser Hinsicht von einer ‚Ghetto-Situation‘ sprechen kann. Dies hat zur Folge, dass im privaten Bereich Kontakte zu Deutschen ausgesprochen selten sind und dass Integration nicht angestrebt wird“.

Auch Suzuki Kazuyo beschäftigt sich sechs Jahre später in ihrer Dissertation mit den japanischen Expatriates und ihren Familien in Düsseldorf. Mithilfe eines quantitativen Ansatzes zieht sie einen Vergleich zwischen deutschen Familien in Tokyo und japanischen Familien in Düsseldorf und greift hierbei zum ersten Mal methodisch fundiert integrationsrelevante Aspekte auf. Vor dem Hintergrund, dass die Zahl an Expatriates und ihren Familien stetig steige, die Lebenssituation im Ausland gerade auf die Sozialisation der Kinder einen großen Einfluss nehme, aber dies bei sozioökonomisch höher gestellten Familien bis dahin unzureichend erforscht sei, möchte sie mit ihrer Arbeit aufklären, inwieweit sich Deutsche bzw. Japanerinnen und Japaner in einem fremden Kulturkreis integrieren wollen bzw. wie weit sie sich schon integriert haben. Außerdem fragt sie, ob es zwischen diesen Gruppen Gemeinsamkeiten gibt oder sie gänzlich unterschiedliche Erfahrungen machen und ob die Art und Weise der Integration und die damit verbundenen Probleme in beiden Ländern Parallelen oder Unterschiede aufweisen (Suzuki 1988: 1). Die Erkenntnisse ihrer Arbeit sollen als Grundlage dafür dienen, um längerfristig im Ausland lebende Familien auf auftretende Veränderungen und Probleme vorzubereiten und somit Konflikte besser bewältigen zu können (Suzuki 1988: 3). Ihre Arbeit bietet einen gründlichen Überblick über die Schulsysteme der beiden Länder, den sozioökonomischen Status der Zielgruppen und einige Aspekte der sozialen Integration, dies allerdings nach dem damaligen Kenntnisstand.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass japanische Familien in Deutschland dicht beieinander wohnen und vergleichsweise wenig Kontakte zu Einheimischen haben (Suzuki 1988: 398–399). Insgesamt stellt Suzuki (1988: 400–401) fest, dass deutsche Familien in Tokyo integrierter seien als japanische Familien in Düsseldorf. Ein wesentlicher Unterschied zwischen deutschen Familien in Japan und japanischen in Deutschland besteht in Bezug auf Sorgen vor der Rückkehr. Japanische Familien seien in Hinblick auf ihre Rückkehr besorgt, was Suzuki in den unterschiedlichen Mentalitäten sowie Erziehungs- und Gesellschaftssystemen begründet sieht. Sie vermutet, dass sich das japanische Bildungssystem als Hürde für eine Reintegration erweisen könne und verweist darauf, dass dies durch weitere Untersuchungen noch geklärt werden müsse (Suzuki 1988: 399–400). Mittlerweile können die Sorgen um die Rückkehr ins Heimatland mit den Sorgen um eine unzureichende Reintegration, insbesondere in Hinblick auf die schulische Ausbildung der Kinder, erklärt werden (vgl. Montag 2001; Kitabayashi 2006). Dies liegt in der japanischen Bildungslandschaft begründet, die sich durch eine Bildungsganggesellschaft, gakureki shakai, auszeichnet. Die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben Personen, die eine Ausbildung an einer der besten Schulen im Land bzw. einer Eliteuniversität abgeschlossen haben. Zur Aufnahme müssen Prüfungen absolviert werden, auf die sich die Heranwachsenden meist Jahre zuvor in sogenannten juku, privaten Nachhilfeschulen, vorbereiten. Eine Person, die sich einige Jahre außerhalb des japanischen Schulsystems befunden hat, hat meist keine Aussichten darauf, die Prüfungen zu bestehen (Drinck und Schletter 2016: 143–144). Ein weiterer Grund, der in Suzukis Untersuchung aber nicht erwähnt wird, kann darin gesehen werden, dass die japanische Migration unter den im Heimatland befindlichen Japanerinnen und Japanern negativ konnotiert ist. Im Sprichwort „imin ha kimin“, was so viel bedeutet wie „Migrantinnen und Migranten sind Abtrünnige“, ist diese Ablehnung manifestiert (Mizukami 1993: 7–8).

Das Niederlassungsmuster der japanischen Expatriates in Düsseldorf, das Zielke überwiegend in den statushohen Wohnvierteln verortet hatte, wurde von 1986 bis ins neue Jahrtausend durch Günther Glebe in mehreren Artikeln ausführlich untersucht. In „Segregation and Intra-Urban Mobility of a High-Status Ethnic Group. The Case of the Japanese in Dusseldorf“ von 1986 analysiert er auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten von 1976, 1979 und 1982 des Statistischen Amts der Stadt Düsseldorf die statusgebundenen Unterschiede zwischen den Niederlassungs- und Migrationsmustern von japanischen hochqualifizierten Zugewanderten und ihren Familien einerseits und von den Zugewanderten, die unter dem Begriff „Gastarbeiter“ zusammengefasst wurden, andererseits. Er stellt fest, dass die aus Japan nach Düsseldorf migrierten Japanerinnen und Japaner bevorzugt statushohe Wohnviertel wählten, in denen eine niedrige Arbeitslosigkeit herrscht und der Anteil an Personen anderer Nationalitäten als der japanischen und deutschen gering ist. Dies führe zu einer freiwilligen Segregation (Glebe 1986: 482), die er jedoch nicht als zwingend negativ betrachtet. Auch er verweist bei den untersuchten Expatriates darauf, dass sie sich vom gängigen Bild der Migrierten unterscheiden und aufgrund ihrer kurzen Aufenthaltsdauer keinen Grund haben, sich zu integrieren (Glebe 1986: 461–462; 465; 471). Im Artikel „Investment-Led Migration and the Distribution of Japanese in Germany and Great Britain”, den er in Zusammenarbeit mit Louise Hurdley, Birgit Montag und Paul White verfasst hat, wird Migration im Rahmen eines Vergleichs der japanischen Wirtschaftsaktivitäten in Deutschland und Großbritannien betrachtet. Es soll geklärt werden, auf welche Weise die Investitionen die Niederlassungsmuster geprägt haben. Hier heißt es, dass die Migration der japanischen Expatriates in Zusammenhang mit der internen Arbeitsteilung in den japanischen transnationalen Unternehmen gesehen werden muss (Glebe et al. 1999: 426). Diese lege zugleich die Grundlage für die Desintegration der Expatriates, die für sie eine Überlebens- bzw. Erfolgsstrategie bedeute. Denn kehren sie nach ihrem temporären Aufenthalt in ihr Heimatland zurück, sei es für sie und besonders für ihre Kinder wichtig, sich unverzüglich wieder in die japanische Gesellschaft einzufügen, um die schulischen und beruflichen Erfolgsaussichten zu wahren. Die Niederlassung der japanischen Expatriates mit ihren Familien sei dabei bisher durch Auslandsinvestitionen großer nationaler Unternehmen veranlasst, was sich aber zukünftig durch die sich abzeichnende Tendenz ändern könne, dass japanische Auslandsinvestitionen vermehrt durch semipermanente Zugewanderte getätigt werden, die sich in Deutschland selbstständig gemacht haben (Glebe et al. 1999: 435–436). In „Segregation and the Ethnoscape. The Japanese Business Community in Düsseldorf“ betrachtet Glebe erneut das Niederlassungsmuster von Japanerinnen und Japanern als Hochqualifizierte und die Segregation dieser von Arbeitsmigrantinnen und -migranten mit niedrigerem sozialem Status. Diesmal wird die Analyse der Bevölkerungsdaten von 1976 an durch eine Untersuchung japanischer Haushalte ergänzt, die er 1999 durchführte. Neben dem Niederlassungsmuster möchte er hier auch erforschen, inwiefern sich die japanischen Expatriates in die soziale und ethnische Zusammensetzung der Stadt eingliedern und welche Rolle Kultur bei der Formierung einer japanischen community und der Niederlassung in Düsseldorf spielt. Dazu betrachtet er die japanische community in Düsseldorf vor dem Hintergrund von Appadurais Konzept von „ethnoscape“ (Glebe 2003: 109). Dieses Konzept besagt, dass kulturelle Identitäten und die Werte des Heimatlandes am besten in einer ethnisch geprägten Umgebung, der sogenannten ethnoscape, gewahrt werden können (Glebe 2003: 109). Auf Basis seiner Untersuchung stellt Glebe fest, dass japanische Expatriates auf dem Wohnungsmarkt keine Diskriminierung erfahren, was er darauf zurückführt, dass sie von der einheimischen Bevölkerung aufgrund von Medienberichten über die Vorteile ihrer Anwesenheit für Stadt und Region akzeptiert seien und willkommen geheißen werden (Glebe 2003: 99). In Hinblick auf die Niederlassungsmuster der japanischen Zugewanderten und ihrer Familien wiederholt er seine Erkenntnisse von 1986 mit Bezug auf die Segregationsforschung:

In traditional theoretical approaches to urban social and ethnic segregation, it is assumed that groups not confronted with racial prejudice and economic constraints in the search for housing should display low levels of segregation, with their residential patterns mirroring the distribution of the middle- and high-status segments of the host population. Evidence of the main Japanese housing areas shows that the Japanese only partially accord with this assumption. (Glebe 2003: 101)

Aus diesem Zitat geht hervor, dass die freiwillige Segregation der Japanerinnen und Japaner auch zu Beginn des neuen Jahrtausends noch Bestand hat. So wiesen die japanischen Expatriates den höchsten Segregationsgrad unter den in Düsseldorf ansässigen Ausländerinnen und Ausländern auf. Die Ergebnisse seiner Haushaltsuntersuchung zeigten zudem, dass die meisten japanischen Expatriates über die Wohnsituation in ihrem Zielort schlecht informiert sind (Glebe 2003: 112). In Hinblick auf ihre Eingliederung in die ethnische Struktur der Stadt stellt er fest, dass die japanische business community ein Abbild der japanischen Gesellschaft und Kultur sei, also keine Eingliederung erfolge (Glebe 2003: 109). Außerdem seien japanische Expatriates als mobile Eliten internationaler Firmen nicht auf eine soziale und kulturelle Integration angewiesen (Glebe 2003: 110).

Äußerst interessant ist, dass er auf weitere Personengruppen unter den japanischen Migrantinnen und Migranten eingeht. Die japanischen Expatriates mit ihren Familien bildeten nur den Kern der community, die aber aus verschiedenen, insbesondere durch die entstandene japanische Infrastruktur miteinander verbundenen Gruppen bestehe. Zu diesen zählen Studierende, Personen mit deutschen oder internationalen Ehepartnerinnen und -partnern sowie ehemalige Beschäftigte japanischer Unternehmen. Außerdem führt er zwei weitere Untergruppen an: japanische Mitwirkende in Orchestern oder Opern und japanische Tourismusgäste (Glebe 2003: 111). Die Entwicklung einer permanenten Niederlassung negiert er allerdings mit der Begründung, dass nicht genügend Arbeitsangebote für lokalansässige Japanerinnen und Japaner vorhanden seien (Glebe 2003: 105).

2004 veröffentlichte Glebe mit Birgit Montag den Artikel „Düsseldorf. Nippons Hauptstadt am Rhein“ im Sammelband „Der Düsseldorf Atlas. Geschichte und Gegenwart der Landeshauptstadt im Kartenbild“. Diese Publikation kann als Verschmelzung ihrer Forschungsbereiche gesehen werden, da sie zum einen die wirtschaftshistorische Entwicklung der japanischen community skizziert und erneut auf die Niederlassungsmuster der Japanerinnen und Japaner eingeht, diese Gegenstandsbereiche aber zugleich mit Montags Forschung zur identitätsstiftenden Wirkung angepasster Räume verknüpft. In ihrem Artikel „Angepasster Raum. Japanische Migranten in Düsseldorf“ von 2001 zeigt Montag am Beispiel der Japanerinnen und Japaner in Düsseldorf auf, wie städtische Teilräume von ethnischen Minderheiten geprägt bzw. ihren Bedürfnissen angepasst werden. Sie sieht in den japanischen Expatriates einen neuen Migrationstypus, der sich infolge der wirtschaftlichen Globalisierung entwickelt habe, und weist ebenfalls darauf hin, dass dieser Personenkreis nur begrenzte Zeit bleibe und eher willkommen geheißen als problematisiert werde (Montag 2001: 9). Sie begründet dies wie folgt:

Anstatt Arbeitsplätze wegzunehmen, schaffen sie neue und statt dass sie soziale Sicherungssysteme wie Sozialhilfe oder Arbeitslosenunterstützung nutzen, tragen sie zu Wirtschaftswachstum der Region oder der Kommune bei. Nur selten fallen sie durch ihr Aussehen oder durch kulturelle Eigenheiten auf – Diskussionen um Tschador, Kopftuch und kulturelle Überfremdung müssen nicht geführt werden. (Montag 2001: 9)

Montag stellt allerdings fest, dass die reine Arbeitsmigration nur einen Teil dieses Migrationstyps darstellt. Der Großteil dieser Gruppe sind die Ehefrauen und Kinder der Expatriates. Auf diese Gruppe muss der Auslandsaufenthalt zugeschnitten werden, um vor allem den Kindern nach dem Aufenthalt eine Wiedereingliederung in die japanische Gesellschaft und insbesondere in das japanische Schulsystem zu ermöglichen. Daher blieben die Japanerinnen und Japaner „nicht aufgrund von Zwängen oder Benachteiligungen, sondern eher aufgrund eigener Wahl und aus einem Selbstverständnis heraus, das ihren Aufenthalt nur als vorübergehend definiert, isoliert“ (Montag 2001: 10). Dadurch komme es zu bestimmten Raumanpassungen und -strukturen, die insbesondere die Bildung der Kinder als Grundlage haben. In der entsprechenden Gestaltung der Räume äußere sich laut Montag (2001: 10) „das Bedürfnis, eine emotionale, ästhetische und gedankliche Beziehung zu einer Welt herzustellen, von der ansonsten jede Spur fehlt“. Diese Erkenntnisse werden von Glebe und Montag ergänzt: Für die Japanerinnen und Japaner sei nicht allein eine statushohe Wohngegend wichtig, sondern eher „das subjektive Gefühl einer sicheren Nachbarschaft sowie die Nähe zum Arbeitsplatz und den sozialen und kulturellen Einrichtungen“ (Glebe und Montag 2004: 75). Interessant ist auch, dass Montag (2001: 9) die Migration hier als „meist unfreiwillig“ bezeichnet und Glebe und Montag (2004: 75) dies in ihrem drei Jahre später veröffentlichten gemeinsamen Artikel noch einmal wiederholen. Zielke (1982: 133) hatte dies fast zwanzig Jahre zuvor vorsichtig ausgedrückt und eher eine freiwillige Migration vorausgesetzt: „Die Wanderung ist bedingt freiwillig, hat aber unter keinen Umständen einen Zwangscharakter, denn die Migranten stehen hinter den mit der Wanderung verfolgten Zielen“.

Aufgrund der japanischen Infrastruktur, die sich im Lauf der Jahrzehnte in Düsseldorf etabliert hat, und des Umstands, dass sich nur selten Kontakte zu Deutschen ergäben, seien Deutschkenntnisse entbehrlich (Glebe und Montag 2004: 76). Die Anpassung der Japanerinnen und Japaner an den Raum, die für sie zugleich Abgrenzung bedeute und für ein Auskommen in einer fremden Welt notwendig sei, erzeuge für die Düsseldorfer zugleich ein Sichtbarwerden der Globalisierung (Glebe und Montag 2004: 76).

Im japanischsprachigen Artikel „Nihon kigyō no kaigai shinshutsu to Nihonjin shakai. Dyusserudorufu no kēsu sutadi [Die Entwicklung japanischer Unternehmen im Ausland und die japanische community am Beispiel der Stadt Düsseldorf]“ fragt Kitabayashi Yoji (2006) danach, welche community die japanischen Expatriates in Düsseldorf formen und wie sie dort leben. Zur Beantwortung dieser Frage nutzt er deutsch- und japanischsprachige Literatur sowie Internetseiten und selbstgeführte Interviews. Neben der Entstehung der japanischen community in Düsseldorf geht er erstmals ausführlich auf die Heterogenität der japanischen community ein und identifiziert Differenzen zwischen den mobilen Gruppen. So zeigt er Unterschiede der Düsseldorfer Expatriates zu den japanischen Migrantinnen und Migranten zum Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Nord- und Südamerika, zu Personen anderer Nationalitäten und zu weiteren japanischen Personengruppen in Düsseldorf auf. Die Japaner, die zum Ende des 19. Jahrhunderts als dekasegi über Hawaii nach Nordamerika auswanderten, seien in erster Linie Familienoberhäupter und erstgeborene Söhne gewesen, die für eine gewisse Zeit in Übersee bleiben wollten, um Geld zur Unterstützung der Familie zu verdienen (Kitabayashi 2006: 30). Die grundlegenden Unterschiede der japanischen Expatriates zu diesen Personen liegen darin begründet, dass die Migration im Fall der japanischen Expatriates von ihren Firmen organisiert wird. Das heißt, dass diese nicht selbstinitiiert erfolgt, sondern Aufenthaltszweck, Ort, Zeitpunkt und Dauer vom Unternehmen bestimmt werden. Nach durchschnittlich 3,5 Jahren kehren sie zurück oder werden an einen anderen Auslandsposten versetzt. Außerdem hätten sie im Gegensatz zu den dekasegi eine gefestigte gesellschaftliche Position, sowohl in der business community als auch in der Aufnahmegesellschaft, und würden eher willkommen geheißen als problematisiert. Darüber hinaus erhalten Expatriates bestimmte Auslandszuschläge, wodurch ihr Gehalt im Ausland sehr viel höher ausfällt und sie sich einen gehobenen Lebensstil leisten können (Kitabayashi 2006: 30–31). In Hinblick auf die Unterschiede zu anderen ethnischen Gruppen in Düsseldorf wiederholt er Zielkes (1982: 60) Erkenntnisse, dass die japanischen Expatriates überwiegend im Familienverband migrieren und sich die Gruppe aus jungen Personen zusammensetzt, während Migrierende anderer Nationalitäten überwiegend alleine ankämen und auch ältere Personen umfassten.

Äußerst relevant ist, dass er die in Düsseldorf ansässigen Japanerinnen und Japaner in temporär und permanent Ansässige unterteilt und Letzteren eine bessere Integration zuspricht. Zuvor hatte zwar schon Glebe (2003: 110–111) auf die Heterogenität der Migrantengruppe hingewiesen, aber erst Kitabayashi spricht dieser eine wissenschaftliche Bedeutung zu. In der Gruppe der permanent Ansässigen befänden sich Beschäftigte im ethnischen Business (Selbstständige beispielsweise im Gastronomie- oder Einzelhandelsgewerbe), ehemalige Expatriates, die sich dazu entschieden hätten, zu bleiben und Personen, die mit einer deutschen Person verheiratet seien. In der Gruppe der temporär Ansässigen befänden sich neben Expatriates noch Personen mit Working-Holiday-Visum und solche, die beispielsweise in japanischen Restaurants beschäftigt seien. Der größte Unterschied zwischen den temporär und permanent Ansässigen bestehe darin, dass Letztere gute Deutschkenntnisse besäßen und sowohl die örtlichen Gepflogenheiten als auch eine deutsche Mentalität annähmen (Kitabayashi 2006: 32). Die japanischen Expatriates hingegen würden sich nicht integrieren, sondern sich im Gegenteil eher darum bemühen, ein Einleben zu verhindern. Dies begründet auch er mit der Angst, die Anpassung an die deutsche Gesellschaft könne sich nach ihrer Rückkehr negativ auf ihr Leben in Japan auswirken (Kitabayashi 2006: 33). Auch zwischen Expatriates und anderen temporär Ansässigen wie den Personen mit einem Working-Holiday-Visum sieht er Unterschiede. Diese lägen darin begründet, dass Expatriates im japanischen Arbeitsmarkt und Beschäftigungssystem verwurzelt seien, was für andere Gruppen nicht gelte. Daher bestehe ein großer Unterschied zwischen diesen Gruppen in Hinblick auf die Höhe ihres Gehaltes, auf ihre Rolle im deutschen Sozialsystem und die Arbeitssicherheit. So hätten lokal Angestellte ein geringes Gehalt und eine unsichere Anstellung. Des Weiteren seien Expatriates meist privat krankenversichert, während die übrigen – abgesehen von denjenigen mit Working-Holiday-Visum – unter die gesetzliche Krankenversicherungspflicht Deutschlands fielen (Kitabayashi 2006: 32).

Kitabayashi geht zudem als bisher einziger auf Unterschiede zu weiteren Japanerinnen und Japanern außerhalb von Düsseldorf ein. Als Beispiel nennt er eine weitere Großstadt in Nordrhein-Westfalen, Köln, wo ebenfalls japanische Migrantinnen und Migranten leben. Hier verweist er darauf, dass es unter diesen Personen gebe, die der japanischen community Düsseldorfs reserviert gegenüberständen, und sieht einen relevanten Unterschied in Hinblick auf die jeweilige interne Vernetzung der beiden communities. Düsseldorfs community sei durch die japanischen Firmen und den weitreichenden Japanischen Club eng verknüpft, während Köln ein eher loses Netzwerk aufweise. Dadurch wirke Düsseldorfs community auf in Köln ansässige Japanerinnen und Japaner befremdlich (Kitabayashi 2006: 32). Im Gegensatz zu Glebe, der die Heterogenität der japanischen community zwar erwähnt, aber nicht untersucht, hebt Kitabayshi die Bedeutung unterschiedlicher Migrantengruppen innerhalb der japanischen community in Düsseldorf hervor. Obwohl er sogar Unterschiede zwischen ihren Integrationsgraden aufführt, widmet er sich allerdings keiner tiefergehenden und erschöpfenden Analyse.

Zehn Jahre später, 2016, weist Christian Tagsold in seinem Artikel „Mourning for Whom and Why?. 3/11 and the Japanese in Düsseldorf, Germany“ darauf hin, dass die Anzahl an permanent ansässigen Japanerinnen und Japanern zunimmt. Diese steigende Zahl werde bisher nicht berücksichtigt, was er darauf zurückführt, dass die Japanerinnen und Japaner von den Medien in Deutschland immer noch als temporäre Gäste präsentiert würden. Allerdings haben sowohl permanent Ansässige als auch solche, die beabsichtigen, in Deutschland zu bleiben, andere Bedürfnisse als die statushohen temporär ansässigen Migrantinnen und Migranten (Tagsold 2016: 28). Diese Erkenntnisse dienen in seinem Artikel nur zur Unterstützung seiner Argumentation, werden aber ebenfalls nicht weiter vertieft.

Bereits bei Montag (2001: 9) und Kitabayashi (2006: 31) wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die japanischen Expatriates eher willkommen geheißen als problematisiert werden. Kristina Jäger (2017: 23) zeigt allerdings in ihrem Artikel „Japans Hauptstadt in Deutschland. Wie Düsseldorf sich zum wichtigsten Ziel japanischer Investitionen machte“ auf, dass die japanische Investition und Ansiedlung zu Beginn unerwünscht war und auf Widerstände traf. Durch Tagsolds Aufsatz wird allerdings deutlich, dass die japanische community zum Stadtmarketing genutzt wird und die Japanerinnen und Japaner zu diesem Zwecke als „ideal foreigner“ (vgl. Tagsold 2011) präsentiert werden.

Ausschließlich mit einem anderen Migrationstypen beschäftigt sich der Sammelband „Japanische Bergleute im Ruhrgebiet“ aus dem Jahre 2012, der von Atsushi Kataoka, Regine Matthias, Pia-Tomoko Meid, Werner Pascha und Shingo Shimada herausgegeben wurde. In den Beiträgen werden die bis dahin nahezu unbekannten Bergleuteentsendungsprogramme ausführlich geschildert und durch zahlreiche Berichte und Erinnerungen der ehemaligen Bergleute wird ein umfangreiches Bild von ihrem Alltag in Deutschland und ihrem Leben als Rückkehrer in Japan gezeichnet. Die japanischen Bergleute stellen die ersten Japaner dar, die nach dem Zweiten Weltkrieg für einen längeren Zeitraum in Deutschland lebten und eine der ersten japanischen Gemeinschaften ohne diplomatischen oder wissenschaftlichen Hintergrund bildeten. Im Rahmen dieses Sammelbands geht Annika Raue in ihrem Artikel „Leben und Arbeiten am ‚Pütt‘. Die Integration der japanischen Bergleute im Ruhrgebiet“ integrationsrelevanten Aspekten nach. Dabei greift sie auf Dokumente aus bergbauspezifischen Archiven, der regionalen Presse und Werkzeitschriften der Zechenbetriebe im Ruhrgebiet sowie biographische Schriften und Interviews mit ehemaligen japanischen und deutschen Teilnehmenden des Programmes zurück, die im Anhang des Sammelbandes zusammengefasst einsehbar sind. Wie zuvor dargelegt, bezieht sich die wissenschaftliche Forschung zu Japanerinnen und Japanern in erster Linie auf die japanischen Expatriates in Düsseldorf. Da weitere Migrationsformen nahezu keine Berücksichtigung finden, besteht die Gefahr, von diesen auf alle Japanerinnen und Japaner in Deutschland zu schließen und ihnen einen geringen Integrationswillen sowie eine mangelhafte Integration zu attestieren. Raue zeigt hier allerdings auf, dass sich die japanischen Bergleute schnell in die deutsche Gemeinschaft integriert fühlten. Dies führt sie darauf zurück, dass „neben dem persönlichen Kontakt […] auch die lokale Presse die Integration der japanischen Bergleute in die deutsche Bevölkerung [gefördert habe]“ (Raue 2012: 93). Sie kommt letztlich zu dem Schluss, dass die

gefährlichen Arbeitsbedingungen unter Tage und die Notwendigkeit, sich unter ständiger Gefahr aufeinander verlassen zu können, nicht nur das Gemeinschaftsgefühl am Arbeitsplatz [beeinflussen], sondern sich darüber hinaus auch auf das gemeinsame Leben in den Bergarbeitersiedlungen und -wohnheimen [auswirken] [und] dadurch auch der kulturelle Austausch und die Integration in die deutsche Gemeinschaft erleichtert wurden. (Raue 2012: 97)

Abgesehen von wenigen wissenschaftlichen Arbeiten beschränken sich Publikationen über Japanerinnen und Japaner in Deutschland auf Veröffentlichungen von Wirtschaftsorganisationen wie der Industrie- und Handelskammer oder Presseberichten, die entweder über die Geschäftstätigkeit japanischer Firmen und ihre Bedeutung für die Wirtschaft oder über das soziale und kulturelle Leben der Japanerinnen und Japaner berichten. Zu diesen Veröffentlichungen kommen noch kurze wissenschaftliche Artikel und Aufsätze, in denen die Integration der Japanerinnen und Japaner oberflächlich behandelt und das Stereotyp ihrer Desintegration untermauert wird. So beschäftigt sich Gabriele Krone in ihrem sechsseitigen Aufsatz „Japaner in Düsseldorf“ aus dem Jahre 1980 zwar mit der Integration der Japanerinnen und Japaner in die Düsseldorfer Gemeinschaft, trennt dabei aber nicht zwischen temporär und permanent ansässigen und greift auf Stereotypen zurück. Auch der zweiseitige Aufsatz von Henning Heske „Zwischen Segregation und Integration. Japaner in Düsseldorf“ aus dem Jahre 1995 befasst sich mit selbigem Thema, bezieht sich aber ebenfalls ausschließlich auf die in Düsseldorf ansässigen japanischen Expatriates und erläutert nicht die den Ergebnissen zugrundeliegenden Daten und Methode.

Aus der obenstehenden Darlegung des Forschungsstandes geht hervor, dass integrationsrelevante Aspekte in Hinblick auf japanische Migrantinnen und Migranten in Deutschland bisher nur unzureichend untersucht wurden. Sie werden als Randnotiz angemerkt und diesbezügliche Aussagen basieren nicht auf einer methodisch abgesicherten Grundlage. Ein Blick über Deutschland hinaus zeigt, dass es zahlreiche Publikationen in Hinblick auf die japanischen Zugewanderten nach Nordamerika bzw. Hawaii und – wenn auch zu einem geringeren Anteil – nach Südamerika sowie in den pazifischen Raum gibt. Diese Publikationen sind insofern relevant, als dass sie aufzeigen, dass japanische Migrantinnen und Migranten in diesen Regionen als forschungsrelevant galten und in Untersuchungen dieser Gruppe auch eingliederungsrelevante Aspekte betrachtet wurden. Sie mögen sich auf den ersten Blick als Grundlage zur Erforschung der Migration und Eingliederung japanischer Migrantinnen und Migranten anbieten, doch setzte die Wanderung der hier betrachteten Personen Ende des 19. Jahrhunderts ein und wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts wissenschaftlich untersucht. Einen umfassenden Überblick über entsprechende Veröffentlichungen – auch zur Eingliederung dieser Personen – bis in die 1990er Jahre bietet „Japaner in der Neuen Welt. Eine teilannotierte Bibliographie von Werken zu japanischen Einwanderern in Nordamerika in europäischen Sprachen“ (1997), zusammengestellt von Hans Dieter Ölschleger und Eva König. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich die sogenannten dekasegi, die Ende des 19. Jahrhunderts auswanderten und meist als Plantagenarbeiter nach Hawaii (vgl. Ogawa 1978; Takaki 1989) oder an die Westküste der USA kamen, von den japanischen Migrantinnen und Migranten nach dem Zweiten Weltkrieg unterscheiden. Dies liegt zum einen an ihrem sozioökonomischen Hintergrund sowie an demographischen Faktoren als auch am historischen Kontext, in dem die Migration stattfand. Die japanischen dekasegi dienten Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Ersatz für die chinesischen Plantagenarbeiter. Letztere begegneten zunehmender Diskriminierung, die schließlich im Chinese Exclusion Act von 1882 mündeten. Dieser machte es notwendig, neue Arbeitskräfte anzuwerben, wobei die Wahl auf die japanische Landbevölkerung südlicher Präfekturen fiel, da man diesen die nötige körperliche Verfassung und Eignung für die Arbeit auf den Plantagen zusprach. Diese frühen japanischen Migrantinnen und Migranten wurden zur Zeit des Pazifikkrieges interniert. Zahlreiche Abhandlungen befassen sich mit ihrem Leben in den Internierungslagern, der Verarbeitung ihrer Erlebnisse sowie ihren Identitätsfragen (vgl. Sherman La Forte, Marcello und Himmel 1994; Harth 2001; Fremon 2014; Ivey und Kaatz 2017). Trotz ihres langen Aufenthaltes in den Aufnahmeländern bzw. ihrer Geburt dort wurden sie diskriminiert, angefeindet und dazu genötigt, sich eindeutig zum Aufnahmeland zu bekennen.

Seitdem sind einige Jahrzehnte vergangen und die communities japanischstämmiger Amerikanerinnen und Amerikaner gestalten sich vermehrt komplex und heterogen. Sie lassen sich nicht mehr nach den Generationen – issei, nisei, sansei – unterteilen, die dieselben Überzeugungen und historischen Erfahrungen teilen. So heißt es:

Previous definitions of what constitutes a “Japanese American” now seem totally inadequate as one-out-of-three Japanese American is of mixed ethnic or racial heritage, and the new post-WWII immigration of “Shin Issei,” or “New Issei” born in Japan and their American-born Nisei children, have increased in numbers, especially in New York and Los Angeles.Footnote 12

Relevant für die vorliegende Arbeit sind die im Zitat genannten „Shin Issei“Footnote 13, die sich durch neue Migrationsformen nach dem Zweiten Weltkrieg auszeichnen. Kameyama (2012: 2–3) definiert sie in ihrer Dissertation zu diesem bisher noch spärlich erforschten Gegenstand wie folgt:

Shin, meaning ‘new’ in Japanese, is a term used by scholars and members of the Japanese-American community to distinguish the new wave from the old wave of Japanese immigration. The old wave refers to the period between the late 1880s when Japanese emigration first began, to 1924 when nearly all Asian immigration was halted by the National Origins Act which put strict restrictions on the number of immigrants coming from Asia. The new wave, in contrast, refers to any Japanese immigrants entering after 1945.

Dies macht deutlich, dass sich die Migration von Japanerinnen und Japanern in die USA nach dem Zweiten Weltkrieg von der in der Vorkriegszeit abhebt. Bezüglich der Zusammensetzung dieser Gruppe ist allerdings zu beachten, dass die Verabschiedung des Kriegsbräutegesetzes (War Brides Act) nach dem Zweiten Weltkrieg zwar eine Familienzusammenführung nach sich zog, da viele amerikanische Soldaten ihre ausländischen Ehefrauen, unter denen sich auch zahlreiche Japanerinnen befanden, in die USA holen konnten, doch viele shin-issei nicht als Kriegsbräute, sondern selbstinitiiert nach dem Erlass des Immigration Reform Act von 1965 kamen. Dieses Immigration Reform Act machte das Quotensystem (Exclusion Law) von 1924 obsolet. Kameyama weist ebenfalls darauf hin, dass ein Großteil dieser japanischen Migration auf Japanerinnen entfällt. Dies steht im Gegensatz zu Migrationsbewegungen aus anderen asiatischen Ländern. Der amerikanische Zensus zeigt, dass 64 % der derzeitigen japanischen Zugewanderten Frauen sind, während sich der Frauenanteil bei der Migration aus China nur auf 54 % und bei der aus den Philippinen auf 55 % beläuft (Kameyama 2012: 3).

Koshiyama Yasuko (2010: 67–68) leistet einen Beitrag zur Erforschung der kulturellen Eingliederung (cultural assimilation) dieser Gruppe. Mithilfe von Telefoninterviews mit 50 japanischen Zugewanderten, die in Japan geboren wurden und mit mindestens 18 Jahren in die USA zogen, stellt sie für die shin-issei im Großraum Los Angeles Folgendes fest:

1) They are not fully assimilated into the U.S. society, living mostly within their own social and cultural boundaries. 2) They tend to have favorable impressions and opinions on various issues related to the U.S. 3) They have unfavorable impressions and opinions on various issues related to Japan, but are proud of their Japanese ethnicity and maintain ties with their culture and people by actively using informational media and transportation.

Des Weiteren schlussfolgert sie:

Despite the fact that these recent comers are surrounded by first-hand American culture with less language barriers compared to those of Issei (the pre-war immigrants), their acculturation patterns to American culture is rather second-handed. Namely, their process of acculturation to the U.S. is carefully filtered through their pre-immigration cultural identity unlike Issei who had gone through more abrupt acculturation processes. (Koshiyama 2010: 68; Hervorhebung im Original)

Im Rahmen der Analyse dieser Gruppe betrachtet sie die soziodemographischen Angaben der Befragten in Hinblick auf die Aufenthaltsdauer in den USA, auf ihre Gründe für den Aufenthalt als auch ihren Beziehungsstatus, ihren Beruf und ihre Staatsbürgerschaft. Des Weiteren berücksichtigt sie die Freundschaften der interviewten Personen, ihren Sprachgebrauch, ihr Medienverhalten und ihre Rückkehr nach Japan zu Besuchszwecken. In Hinblick auf ihre Haltung zu Japan und den USA fragt sie nach ihren Einstellungen zur Politik, Wirtschaft, Natur und Landschaft, Erziehung und zum Essen. Außerdem betrachtet sie subjektive Zugehörigkeitsgefühle.

Aus der Analyse der Antworten geht hervor, dass die shin-issei im Gegensatz zu den dekasegi wegen Arbeit, Heirat, Lifestyle-Gründen oder Studium selbstinitiiert in die USA kamen (Koshiyama 2010: 69). Zudem zeigt die Studie, dass die befragten Personen in erster Linie mit Japanerinnen und Japanern bzw. nikkeijinFootnote 14 in Kontakt stehen. Der Großteil der Teilnehmenden ist mit Japanerinnen und Japanern oder nikkeijin verheiratet, ist mit solchen befreundet oder kennt sie als Arbeitskolleginnen und -kollegen. Auch sind die Berufstätigen in erster Linie im ethnischen Business tätig. Eine eindeutige Mehrheit von 92 % besitzt immer noch die japanische Staatsangehörigkeit, nur 8 % bzw. 4 Personen haben die amerikanische angenommen. Dennoch gaben 36 Personen an, dass sie beabsichtigen sich in den USA auf Dauer niederzulassen. Nur drei Personen verneinten dies (Koshiyama 2010: 70). Als Hauptgrund für das Ablehnen der amerikanischen Staatsangehörigkeit wurde angegeben, dass sie für den Aufenthalt nicht notwendig sei. Bezüglich ihrer Sprachkenntnisse gaben 66 % an, Japanisch besser zu beherrschen als Englisch. 82 % nutzen außerdem japanische Medien wie Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen (Koshiyama 2010: 70).

Unter den shin-issei befinden sich nicht nur Kriegsbräute oder japanische Expatriates mit ihren Familien, sondern auch zahlreiche Japanerinnen und Japaner, die aufgrund eines Wandels ihrer Werte, ihres Lebensstils und als Ausdruck ihrer finanziellen Möglichkeiten migrierten. Fujita Yuiko untersucht in ihrer Arbeit „Bunka imin. Kōshō suru Nihon no wakamono to media [Kulturmigrierende. Grenzüberschreitende junge Japanerinnen und Japaner und die Medien]“ junge Japanerinnen und Japaner, die aus kulturellen Gründen migrierten und von ihr als bunka imin (Fujita 2008b: 23), Kulturmigrantinnen und -migranten, bezeichnet werden. Sie begleitete die jungen Japanerinnen und Japaner nach London und New York und stellte in Hinblick auf ihre Eingliederung fest, dass beide Gruppen Ähnlichkeiten und Unterschiede aufweisen. Den Japanerinnen und Japanern in New York ist es aufgrund der umfangreichen ethnischen Infrastruktur möglich, in einer ethnischen Enklave zu leben. Aus den Interviews geht hervor, dass die Befragten japanische Mitbewohnerinnen und Mitbewohner haben, japanisches Essen kochen, japanisches Fernsehen und japanische Videos schauen, sich mit japanischen Bekannten treffen und in japanische Restaurants gehen. Dies ist auch bei den interviewten Personen in London der Fall. Diese haben jedoch weniger Möglichkeiten, japanisches Fernsehen zu konsumieren, und nehmen im Gegensatz zu den Personen in New York an kulturellen Veranstaltungen mit Gleichgesinnten gleich welcher Nationalität teil (Fujita 2008b: 175). Beide Gruppen konsumieren japanische Zeitungen. Dies geschieht zum einen, um Informationen über ihr Gastland zu erhalten, und zum anderen, um Nutzen aus der ethnischen community zu ziehen. So nutzen sie japanische Arztpraxen, Geschäfte, Restaurants und Reiseagenturen. Außerdem dienen die japanischen Zeitungen, zur Arbeits- und Unterkunftsvermittlung. In New York werden sie auch genutzt, da die Befragten aufgrund ihrer rudimentären Englischkenntnisse nicht in der Lage sind, englischsprachige Zeitungen zu lesen. In London sind die Japanerinnen und Japaner darum bemüht, sich durch das Beherrschen der englischen Sprache und ihrer Berufserfahrungen in der Kunstszene von anderen Personen abzuheben, während sich die bunka imin in New York bemühen, sich ein von ihnen als amerikanisch verstandenes Verhalten zu imitieren (Fujita 2008b: 171–172). Fujita (2008b: 187) kommt zu dem Schluss, dass beide Gruppen nur zu einem geringen Maße kulturelle Gepflogenheiten und Werte des Gastlandes verinnerlicht haben und sich mit ihrem Heimatland verbunden fühlen. Dies werde durch neue Technologien, allen voran das Internet, sowie günstigere Reisemöglichkeiten begünstigt. Die Möglichkeiten über E-Mails und Chatprogramme mit Familie, befreundeten Personen oder sogar Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu bleiben und ein bis zwei Mal im Jahr für besondere Anlässe oder einfach nur zu Besuch zurückzukehren, führe bei manchen dazu, dass sie ihr Japanbild überdenken und sich dieses zum positiveren wendet (Fujita 2008b: 196). Fujita (2008b: 197, 206–208) führt dies darauf zurück, dass sie ihre privilegierte Position hinsichtlich Nationalität und Ethnizität in Japan als selbstverständlich annahmen und erst mit der Migration erlebten, was es bedeutet, zu einer ethnischen Minderheit zu gehören und als ausländische Person Hindernisse zu erfahren.

Mizukami Tetsuo betrachtet in seiner Dissertation den Alltag und den Lebensstil von japanischen immigrants und temporär Ansässigen in Australien. Unter immigrants versteht er Personen, die eingebürgert sind oder zur Zeit der Studie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzen, und zu temporär Ansässigen zählt er in erster Linie Expatriates. Wichtig hierbei ist, dass er im Gegensatz zu den Abhandlungen über japanische Expatriates in der deutschen Forschung und im Gegensatz zu der oben vorgestellten Arbeit von Fujita, die sich trotz Erkenntnissen zur Eingliederung in erster Linie mit der Migration der untersuchten Personen beschäftigt, ausschließlich die Integration der japanischen Migrantinnen und Migranten betrachtet und sich bemüht, diese zu operationalisieren. Der Auswahl von potentiellen Interviewpersonen legt er zwei Einschlusskriterien zugrunde: 1. Sie müssen sich länger als ein Jahr in Australien aufhalten und 2. sie müssen bis zu ihrem 18. Lebensjahr in Japan gelebt haben (Mizukami 1993: 5).

Im Rahmen seiner Studie verwendet er die Begriffe interne und externe Integration (internal and external integration). Unter der internen Integration versteht er die Anpassung an die Gesellschaft vonseiten der Zugewanderten. Als Indikatoren hierfür betrachtet er die Einstellung der interviewten Personen in Hinblick auf das Leben in Australien, wozu er die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, den Arbeitsbedingungen und dem Essen zählt. Die Zufriedenheit mit dem Leben in Australien beurteilt er nach der subjektiven Einschätzung der interviewten Personen von ihren jetzigen und vorherigen Lebensumständen in Hinblick auf das Wohngebiet, die Einkaufsmöglichkeiten, die Infrastruktur bzw. die Transportmöglichkeiten, die Freizeitangebote, die Wohnumstände, die Ausbildung der Kinder, den Kontakt zu den Nachbarn und die Lebensumstände insgesamt. Indikatoren für die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen sind die Anzahl an Arbeitsstunden und Urlaubstagen, das Einkommen, die Jobsicherheit, die Arbeitsbedingungen in Hinblick auf die Gesundheit, das Auskommen mit den Kolleginnen und Kollegen, die Arbeitsbedingungen und die Situation insgesamt. Daher bezieht er die rezeptive Sprachkompetenz (Verständnis) und produktive Sprachkompetenz (Umgang mit der Sprache) im Englischen ein. Dabei fragt er, wie oft ihnen Sprachprobleme am Telefon, im Alltag und beim Schriftverkehr begegnen, und geht auf Basis seiner Ergebnisse davon aus, dass die Teilnehmenden der englischen Sprache ausreichend mächtig sind, um englische Nachrichtenprogramme zu sehen und zu verstehen (Mizukami 1993: 13). Als einen wichtigen Aspekt der internen Integration betrachtet er den Wunsch, in Australien zu bleiben. Diesbezüglich entscheidet er sogar, eine Bleibeabsicht als Indikator für Integration zu interpretieren (Mizukami 1993: 14).

Im Rahmen der externen Integration betrachtet Mizukami (1993: 13) die sozialen Kontakte der interviewten Personen zu Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft und die Anpassung an die Werte der Aufnahmegesellschaft. Um den Grad der sozialen Integration zu messen, bezieht er die Mitgliedschaft in ethnischen Organisationen ein. Um eine aussagekräftige Datenbasis bezüglich der sozialen Kontakte zu schaffen, berücksichtigt er die Teilhabe an Gruppen und die Häufigkeit der Gruppenaktivitäten. Darunter fallen auch gemeinsame Aktivitäten nach Feierabend und Vorhandensein und Pflege enger australischer Freundschaften. Außerdem wurden alle Teilnehmenden darum gebeten, die Anzahl und Art von Zeitungen und Magazinen zu nennen, welche sie beziehen, und die Art von Fernsehprogrammen, die sie schauen, wie auch die Häufigkeit des Konsums dieser Programme. Ein weiterer Indikator für externe Integration ist die Anzahl an Briefen pro Monat, die sie auf Englisch schreiben (Mizukami 1993: 13).

Nach einer allgemeinen Analyse der Interviews ordnet er die Fälle der Teilnehmenden vier verschiedenen Eingliederungskategorien zu: „Highly Integrated“ (Mizukami 1993: 47), „Superficial Integration“ (Mizukami 1993: 50), „Emotional Adjustment“ (Mizukami 1993: 51) und „Low Integration“ (Mizukami 1993: 54). Als „Highly Integrated“ stuft er Personen ein, die mit ihrem Leben in Australien zufrieden sind, sich dort niederlassen wollen und persönliche Beziehungen zur lokalen Bevölkerung unterhalten. Darüber hinaus beherrschen sie die englische Sprache und sind der australischen Gesellschaft zugetan. Außerdem sind sie finanziell und beruflich abgesichert und gehörten in Japan der Mittelschicht an (Mizukami 1993: 47).

In der Kategorie „Superficial Integration“ befinden sich Personen, die sozial integriert sind, sich aber nicht mit der australischen Gesellschaft identifizieren können. Da sie die englische Sprache beherrschen oder zumindest keine Bedenken haben, auf Englisch zu kommunizieren, kommen sie mit Angehörigen der Aufnahmegesellschaft in Kontakt. Sie haben allerdings kein Interesse daran, sich dauerhaft in Australien niederzulassen. Bei den meisten Personen dieser Kategorie zeigte sich keine Unzufriedenheit mit den Lebensumständen und Arbeitsbedingungen (Mizukami 1993: 50).

In der Kategorie „Emotional Adjustment“ befinden sich Personen, die eine hohe interne Integration aufweisen, aber nicht ausreichend in die Aufnahmegesellschaft integriert sind. Trotz ihrer Intention, dauerhaft in Australien zu bleiben, und ihrer hohen Zufriedenheit mit den Lebensumständen ist ihre Teilnahme an Aktivitäten australischer Organisationen gering, da sie die englische Sprache nicht ausreichend beherrschen (Mizukami 1993: 51).

Die Kategorie „Low Integration“ beinhaltet Personen, die weder eine ausreichende interne noch externe Integration aufweisen (Mizukami 1993: 54).

Er fasst zusammen, dass der Großteil der Expatriates unter die Kategorie „Superficial Integration“ fällt, während der Großteil ihrer Ehefrauen als „poorly integrated“ (Mizukami 1993: 57) angesehen werden kann, womit sie in die Kategorie „Low Integration“ fallen. Die unzureichende Integration von Seiten der Ehefrauen führt Mizukami auf ihre mangelhaften Englischkenntnisse und ihre Scheu, Englisch zu sprechen, zurück. Außerdem stellt er für die Gruppe der immigrants fest, dass diejenigen, die bereits in Japan Schwierigkeiten hatten, sich an die Gesellschaft anzupassen, auch in Australien schlecht integriert sind, während solche, deren Position in der japanischen Gesellschaft gefestigt war, gut integriert sind (Mizukami 1993: 57). Auch Mizukami stellt fest, dass die größte Sorge der temporär in Australien Ansässigen der Reintegration in die japanische Gesellschaft gilt. Insbesondere der Übergang vom australischen zum japanischen Schulsystem bereitet ihnen Sorgen, sodass sie die Notwendigkeit japanischer Schulen und Schulcurricula betonen und ihre Kinder dorthin schicken, während die „immigrant parents“ (Mizukami 1993: 38), also jene Eltern mit Bleibeabsicht, australische Schulen bevorzugen (Mizukami 1993: 38). Er führt hierzu jedoch aus, dass auch die immigrant parents ihre Kinder an japanischen Sprachkursen teilnehmen lassen, damit diese bilingual aufwachsen (Mizukami 1993: 22).

Außerdem stellt er für die japanischen dauerhaft Ansässigen als wichtigsten Faktor, der den Willen beeinflusst, sich in die australische Gesellschaft zu integrieren, die Identifikation mit der japanischen Gesellschaft heraus. Eine starke Identifikation mit der japanischen Gesellschaft steht einer Integration keineswegs immer im Wege, sondern kann diese auch begünstigen. Dies ist insbesondere in Hinblick auf die externe Integration der Fall, was er am Beispiel der japanischen Expatriates verdeutlicht, die sich zwar nur temporär in Australien aufhalten, aber aufgrund ihrer geschäftlichen Tätigkeiten ein gewisses Interesse am Gastland aufweisen und so einige Aspekte der external integration erfüllen:

In fact, the expatriate businessmen’s deep concern about Japanese society and participation in business encouraged their adjustment to the host society at an external level. They were keen on collecting information for their business and read Australian newspapers and some English language magazines relating to their business. Their high degree of external integration vis-à-vis Australian society was therefore directly related to their commitment to their society of origin. (Mizukami 1993: 59-60)

Mizukami weist darüber hinaus darauf hin, dass diese Kategorien temporär sind. Jemand, der sich in der Kategorie „Emotionally Adjusted“ befindet, könnte in die Kategorie „Highly Integrated“ übergehen. Außerdem könne es vorkommen, dass Personen, die vorhatten, sich in Australien niederzulassen, und zu den immigrants zählten, nach Japan zurückkehren, während manche der temporär Ansässigen die Entscheidung treffen könnten, sich permanent niederzulassen (Mizukami 1993: 60).

Auch Itō Keiko hat sich methodisch reflektiert mit der Integration von Japanerinnen und Japanern im Aufnahmeland beschäftigt. Sie untersucht in „The Japanese Community in Pre-War Britain. From Integration to Disintegration“ aus dem Jahre 2001 den Grad der ökonomischen, sozialen und kulturellen Integration von japanischen Expatriates wie auch von Japanerinnen und Japanern, die im ethnischen Gewerbe Londons abhängig beschäftigt oder selbstständig tätig sind. Die ökonomische Integration beurteilt sie danach, inwiefern die wirtschaftlichen Aktivitäten der Japanerinnen und Japaner in Großbritannien einen integralen Teil der britischen Wirtschaft formen. Zur Bemessung der sozialen Integration zieht sie den Umfang sozialer Kontakte zu Britinnen und Briten sowie das Vorhandensein einer binationalen Ehe heran. Als Maßstab kultureller Integration dienen der Grad der Identifikation als „britisch“ und die Annahme der britischen Staatsangehörigkeit. Im Rahmen ihrer Untersuchung greift sie auf historische Dokumente und Interviews zurück, die sie allerdings überwiegend mit den Nachfahren der untersuchten Gruppe führte. Ungeachtet der historischen Distanz zu ihrem Untersuchungsgegenstand identifiziert sie auch für die Untersuchung gegenwärtiger japanischer communities im außerjapanischen Ausland relevante Integrationsindikatoren. Außerdem greift sie mit der Gruppe der im ethnischen Gewerbe tätigen Japanerinnen und Japaner auf Personen zurück, die sich niedergelassen haben. Wie zuvor ausführlich erläutert, wurden diese in Hinblick auf Deutschland bisher gänzlich außer Acht gelassen, obwohl sie für die Erforschung einer Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft die zu fokussierende Gruppe darstellen. In Hinblick auf die Eingliederung in und Anpassung an die britische Gesellschaft stellt I (2001: 175) für die japanischen Expatriates fest, dass sie politisch, sozial und ökonomisch integriert sind, sich aber nicht mit dem Aufnahmeland identifizieren. Die Eingliederung und Anpassung der „independent Japanese“ (I 2001: 175) der Mittel- und Arbeiterklasse ist dagegen heterogener:

Some were engaged in businesses catering mainly to the Japanese population, while others found niche businesses or were employed by British firms. In terms of social integration, there was a wide range, from those whose social circle focussed mainly on the local Japanese community, to those who had become almost entirely British. (I 2001: 175)

1.3 Ziel und Aufbau der Arbeit

Es zeigt sich, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit japanischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland von den in Düsseldorf ansässigen japanischen Expatriates bestimmt wird. Aufgrund ihrer wachsenden Anzahl wurden sie sowie die Düsseldorfer community in den 1980er Jahren zu einem Thema in der Forschung. Dabei wurde vornehmlich angenommen, dass die Gemeinschaft ein homogenes Gefüge darstellt. Erst seit dem neuen Jahrtausend gibt es in Artikeln Hinweise darauf, dass die japanische community in Düsseldorf heterogen ist und die japanischen Expatriates sowie ihre Familien nur den Kern dieser community bilden. Aufgrund der als zu gering betrachteten Anzahl an permanent Ansässigen ist es aber zunächst nur bei einer Randnotiz geblieben. Erst 2016 macht Tagsold in seinem Aufsatz „Mourning for Whom and Why?“ deutlich, dass die dauerhaft ansässigen Japanerinnen und Japaner betrachtet werden müssten, da sich ihre Bedürfnisse von denen der temporär Ansässigen unterschieden. Dennoch steht die Gruppe der japanischen Expatriates in Medien, Politik und Öffentlichkeit immer noch stellvertretend für alle japanischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland.

Hinzu kommt, dass in der bestehenden Forschung in erster Linie migrationsrelevante Aspekte betrachtet werden. Integrationsrelevante Aspekte werden, wenn überhaupt, nur sehr kurz abgehandelt und die diesbezüglichen Anmerkungen laufen darauf hinaus, dass Japanerinnen und Japaner in Deutschland nicht integriert seien. Dies wird allerdings immer noch mit den Rahmenbedingungen des Aufenthalts der japanischen Expatriates und ihrer Familien begründet. Diese halten sich temporär im Land auf, fassen den Aufenthalt als Bruch des familiären Lebenslaufs auf und haben große Sorge, dass insbesondere ihre Kinder unter diesem Bruch leiden, indem sie bei ihrer Rückkehr nicht ins japanische Schulsystem zurückfinden und ihnen so eine sichere und erfolgsversprechende Zukunft verwehrt bleibt. Mit dem Fortschreiten der Forschung wird allerdings auch deutlich, dass die zuvor verbreitete Meinung, die Japanerinnen und Japaner in Deutschland seien nicht integriert, abgeschwächt wird. Neuere Arbeiten merken an, dass dies für die japanischen Expatriates zutreffe, andere Gruppen wie die japanischen Bergarbeiter allerdings besser in die deutsche Gesellschaft integriert gewesen seien, was auch für die heute permanent Ansässigen gelte. Auch hier bleibt es jedoch meist nur bei einer Randnotiz. Zu manchen integrationsrelevanten Aspekten liegen bisher sogar nur unzureichende oder gar keine Erkenntnisse in Bezug auf Japanerinnen und Japaner in Deutschland vor. Dies macht es notwendig, auf Erkenntnisse über japanische Migrantinnen und Migranten in anderen Ländern zurückzugreifen.

Die vorliegende Arbeit knüpft nun an die ausländische Forschung zu japanischen Migrantinnen und Migranten sowie den geringen Forschungsstand zu diesen Personen in Deutschland an und betrachtet die japanischen permanent Ansässigen als eine für die Integrationsforschung relevante Gruppe. Im Gegensatz zu den bisher betrachteten Expatriates, denen aufgrund ihres temporären Aufenthalts eine geringe Integrationsmotivation bestätigt wurde, werden hier permanent Ansässige bzw. Personen betrachtet, die vorhaben, dauerhaft in Deutschland zu bleiben.

Primäres Ziel dieser Arbeit ist es, die Integration der permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in die deutsche Gesellschaft zu erfassen. Entsprechend lautet die zu klärende Forschungsfrage: Inwieweit sind permanent ansässige Japanerinnen und Japaner in die deutsche Gesellschaft integriert?

Um diese Frage zu klären, folgen im Anschluss an diesen einleitenden Teil die konzeptionellen Grundlagen für die dieser Arbeit zugrundeliegende qualitative Forschung. Bei der Betrachtung der Eingliederung einer zugewanderten Person ist es notwendig, die Migrationsgeschichte zu berücksichtigen, da die Migrationsumstände bis zu einem gewissen Grad die Eingliederungsperspektive der betroffenen Person bedingen können (Hoesch 2018: 21; Heckmann 2015: 22). So erfüllt ein Arbeitsmigrant mit einem abgeschlossenen Arbeitsvertrag bereits einen Aspekt der strukturellen Integrationsdimension, und zwar den der Einbindung in den Arbeitsmarkt, während eine Heiratsmigrantin, die ihrem deutschen Gatten folgt, einen Schlüsselaspekt der sozialen Dimension erfüllt. Daher beginnt Kapitel 2 mit einer Erläuterung des Begriffes „Migration“ (Abschnitt 2.1.1). Daraufhin werden die theoretischen Grundlagen in Hinblick auf die Migration von Japanerinnen und Japanern dargestellt (Abschnitt 2.1.2). Anschließend werden die konzeptionellen Grundlagen zur Erforschung der Integration der japanischen permanent Ansässigen dargelegt. Um die Eingliederung von Personen zu erforschen, muss der Begriff „Integration“ definiert und operationalisierbar gemacht werden (Abschnitt 2.2 und Abschnitt 2.3). Ob eine Person als integriert gilt, kann auf dieser Grundlage anhand von Indikatoren für Integration untersucht werden. Die Integrationsindikatoren, die in dieser Arbeit Anwendung finden, ergeben sich aus der sozialwissenschaftlichen Forschung sowie aus den normativ-politischen Integrationskonzepten der betrachteten Städte. Bei der Auswertung dieser Indikatoren wird sich zeigen, inwiefern die in den Integrationsmonitorings und in der sozialwissenschaftlichen Forschung verwendeten Integrationsindikatoren auf vom gängigen Bild abweichende Migrantinnen und Migranten anwendbar sind oder ob sie Fragen zur Operationalisierbarkeit von Integration für verschiedene Gruppen Migrierter aufwerfen und deren Diversität mit anderen Messparametern Rechnung getragen werden muss.

Auf die konzeptionellen Grundlagen dieser Arbeit folgt die Beschreibung der Herkunftsgesellschaft, Japan, in Abschnitt 3.1 und der Aufnahmegesellschaft, Deutschland, in Abschnitt 3.2. Denn bereits Berry (1997: 15) verwies darauf, dass keine Studie zur Migration und Eingliederung komplett ist, wenn der Migrationskontext nicht berücksichtigt wird. Dazu werden zunächst die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Japans betrachtet, um aufzuzeigen, vor welchem Hintergrund die Migrantinnen und Migranten das Land verließen, und so unter anderem herauszufinden, ob die Migration freiwillig oder erzwungen bzw. aufgrund von lebensbedrohlichen Faktoren erfolgte. Bei der Betrachtung der Aufnahmegesellschaft Deutschland liegt der Schwerpunkt auf den dort bestehenden Akkulturationsanforderungen und Einstellungen zu Migration und Eingliederung, da sich die Zugewanderten vor diesem Hintergrund in die Gesellschaft eingliedern müssen und die Vorgaben und Einstellungen eine Integration erschweren oder erleichtern können. Die kommunalen Integrationsmonitorings werden in Abschnitt 3.3 verwendet, um Aufschluss darüber zu gewinnen, welches Akkulturationsverhalten vonseiten der betrachteten Städte an die Zugewanderten herangetragen wird. Im Anschluss werden die japanischen communities in den untersuchten Städten betrachtet (Abschnitt 3.4). Die Unterkapitel zu den jeweiligen Städten bestehen aus drei Teilen. Auf allgemeine Informationen zur jeweiligen Stadt folgt ein historischer Abriss über die Entwicklung der japanischen community in der betreffenden Kommune und anschließend eine kurze Beschreibung ihrer ethnischen Infrastruktur. Hierzu werden die Angaben aus der Sekundärliteratur durch solche von städtischen Internetseiten oder japanischen Institutionen ergänzt. Abschließend wird auf das Niederlassungsverhalten der Japanerinnen und Japaner mithilfe der Angaben des Einwohnermeldeamtes der Stadt Düsseldorf sowie der Statistischen Ämter der Städte Frankfurt am Main, Hamburg und München eingegangen, wobei alle Daten, außer denen von Düsseldorf aus dem Jahr 2019 stammen. Für die Stadt Düsseldorf wurden die Angaben von der Stadt aus dem Jahre 2016 zur Verfügung gestellt. Für Berlin liegen keine Angaben vor.

Im anschließenden Kapitel 4 dieser Arbeit wird die Methodik der qualitativen Studie ausführlich erläutert. Hier finden sich Informationen zur Zusammensetzung der Stichprobe (Abschnitt 4.1), zur Wahl der Interviewform und dem Aufbau (Abschnitt 4.2), zur Interviewdurchführung (Abschnitt 4.3) sowie zur Auswertungsmethode (Abschnitt 4.4). Die 35 transkribierten Interviews und vier schriftlichen Protokolle sind mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) ausgewertet worden. Die Regeln für die Auswertung finden sich in den Kodierleitfäden, von denen drei angefertigt wurden, um den jeweiligen Fragestellungen nachzugehen. Der Kodierleitfaden zu den Migrationsanlässen und -gründen (Abschnitt 4.4.1) beinhaltet die Regeln für die Datenkodierung bezüglich der Frage nach den Migrationsgründen. Mithilfe des Kodierleitfadens zum Verständnis von Integration (Abschnitt 4.4.2) werden die Interviews in Hinblick auf das persönliche Integrationsverständnis der Zugewanderten ausgewertet. Der Kodierleitfaden zu den Integrationsindikatoren (Abschnitt 4.4.3) enthält schließlich die Kodierregeln zur Beantwortung der Forschungsfrage dieser Arbeit, inwiefern die permanent ansässigen Japanerinnen und Japaner in die deutsche Gesellschaft integriert sind.

Die Auswertung der Interviews erfolgt im Anschluss in Kapitel 5. Dabei werden zunächst die Migrationsgründe der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer betrachtet (Abschnitt 5.1) und in Verbindung mit der Theorie gesetzt (Abschnitt 5.2 bis einschließlich Abschnitt 5.4), dann werden die Antworten zum persönlichen Integrationsverständnis (Abschnitt 5.5) und anschließend die Ergebnisse in Hinblick auf die Integrationsindikatoren für die soziale, strukturelle, kulturelle und identifikative Dimension der Integration (Abschnitt 5.6) dargelegt.

In Kapitel 6 werden die Ergebnisse aus Abschnitt 5.6 anhand der Regeln des Kodierleitfadens sowie unter Einbezug weiterer Erkenntnisse aus der qualitativen Studie bezüglich der Forschungsfrage dieser Arbeit diskutiert und mit den in Kapitel 2 dargestellten Theorien in Verbindung gesetzt. Den Abschluss dieser Arbeit bildet das Fazit in Kapitel 7, welches in Abschnitt 7.1 die Ergebnisse dieser Arbeit zusammenfasst und in Abschnitt 7.2 Limitationen dieser Arbeit nennt und Vorschläge zu weiterführender Forschung tätigt.