Zusammenfassung
In diesem Kapitel stehen Bürokratien und Entscheidungsprozesse in der deutschen Außenpolitik im Mittelpunkt der Analyse. Individuen sind auch hier bedeutsam, aber primär in ihrer Funktion als Rollenträger, das heißt als Träger einer bestimmten Funktion in einem institutionellen Gefüge und politischen Entscheidungsprozessen. Im Vordergrund stehen daher die institutionellen Arrangements und Prozesse, die durchlaufen werden müssen, um außenpolitische Entscheidungen zu treffen. Diese Thematik wird aus zwei unterschiedlichen analytischen Blickwinkeln betrachtet, die einander gut ergänzen. Zunächst werden drei verschiedene Modelle der außenpolitischen Entscheidung vorgestellt werden. Jedes dieser Modelle stellt einen Versuch dar, zu verstehen und zu beschreiben, wie außenpolitische Entscheidungen getroffen werden. Dem Modell des „rationalen Akteurs“, das implizit bereits in einigen vorangehenden Kapiteln im Zentrum steht, werden zwei komplexere Alternativmodelle gegenübergestellt, die man als „Organisatorischer Prozess“ und „bürokratische Politik“ bezeichnet. Sodann wird eine Typologie von außenpolitischen Entscheidungssituationen vorgestellt, die von Routineentscheidungen über längerfristig angelegte Planungsentscheidungen bis hin zu Krisenentscheidungen reicht. Damit soll illustriert werden, wie bestimmte Modelle der außenpolitischen Entscheidung in bestimmten Typen von Entscheidungssituation sinnvoll eingesetzt werden können. Den Schwerpunkt des historischen Illustration bildet die Ostpolitik Willy Brandts und Egon Bahrs und der „Zwei-plus-Vier“-Prozess, der zur deutschen Einheit führte.
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Hellmann, G. (2024). Bürokratien und Entscheidungsprozesse. In: Deutsche Außenpolitik. Grundwissen Politik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43679-7_8
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