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Ausblick: Die Zukunft der deutschen Außenpolitik

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Deutsche Außenpolitik

Part of the book series: Grundwissen Politik ((GPOL))

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Zusammenfassung

Dieses Kapitel bewegt sich auf das Terrain der Zukunft – eine Terrain, das Wissenschaft in der Regel vermeidet, weil Gewissheit und Wahrheit bestenfalls als Qualitäten gelten, die man für Aussagen über die Vergangenheit und Gegenwart machen kann. Da diese Auffassung allerdings zu kurz greift, wird zum Abschluss das Feld der (vermeintlichen) Gewissheit ganz bewusst verlassen und die Zukunft (und damit das eindeutig Ungewisse) genauer in den Blick genommen. Wir werden kurz diskutieren, wie die Wissenschaft ihre üblichen Instrumente (Theorien, Beschreibungen und Erklärungen) auf Zukünftiges bezieht und wo die Grenzen liegen, wenn wir Erkenntnisse, die auf der Untersuchung gegenwärtiger oder vergangener Ereignisse, Prozesse oder Strukturen beruhen, in die Zukunft extrapolieren oder anwenden wollen (Abschn. 12.2). In einem zweiten Schritt werden wir sodann eine Beschreibung der gegenwärtigen Lage „der“ deutschen Außenpolitik anbieten und daran anschließend zwei mögliche Szenarien skizzieren (Abschn. 12.3). Das Kapitel (und das Lehrbuch) schließt mit einer Einschätzung wahrscheinlicher Entwicklungstendenzen, vor allem aber dem Plädoyer, dass die Zukunft deutscher Außenpolitik offener (und an manchen Stellen auch prekärer) ist als dies manche Beobachter wahrhaben wollen (Abschn. 12.4).

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Notes

  1. 1.

    Popper 1987, S. 156 f.

  2. 2.

    Weber 1958, S. 185.

  3. 3.

    Die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher meinte damals, dass ein vereinigtes Deutschland für Europa „einfach zu groß und zu mächtig“ sei und dass die Deutschen auch aufgrund ihres „nationalen Charakters“ ständig „unvorhersehbar zwischen Aggression und Selbstzweifel hin und her geschwankt“ hätten (Thatcher 1993, S. 791). Dieser „deutsche Charakter“ war im Frühjahr 1990 auch Gegenstand einer Zusammenkunft Thatchers mit einer Reihe renommierter, ausschließlich männlicher Deutschland-Experten. Dem „streng vertraulichen“ Protokoll dieser Zusammenkunft ist zu entnehmen, dass zumindest ein Teil dieser Experten in zwei Aspekten des „deutschen Charakters“ Gründe dafür sah, „dass man sich um die Zukunft zu sorgen habe: Zum einen die Neigung der Deutschen, Dinge zu übertreiben, über die Stränge zu schlagen. Zum anderen ihre Neigung, ihre Fähigkeiten und die eigene Stärke zu überschätzen“. Zwar hätten „mehrere Anwesende (…) mit Nachdruck“ die Meinung vertreten, dass „die heutigen Deutschen sich von ihren Vorgängern sehr deutlich unterschieden“, aber „selbst die Optimisten unter uns konnten gewisse Befürchtungen hinsichtlich der Auswirkungen der Vereinigung auf das Verhalten der Deutschen in Europa nicht unterdrücken. (…) Wir könnten nicht annehmen, dass ein vereintes Deutschland sich so reibungslos in Westeuropa einfügen würde wie die BRD.“ Zwar seien am Ende des Zusammentreffens zwischen Thatcher und den Deutschland-Experten „keine formellen Schlüsse gezogen“ worden, die Kernbotschaft aber sei „unmissverständlich“ gewesen: „Wir sollten nett zu den Deutschen sein“ (Geheimprotokoll 1990, S. 110 ff.).

  4. 4.

    Vgl. „Die friedliche Revolution in der DDR 1989/90“, Online-Version der Dauerausstellung des Deutschen Bundestages zur Parlamentsgeschichte, https://www.bundestag.de/besuche/ausstellungen/verfassung/tafel34 (22.07.2022).

  5. 5.

    Vgl. Fernsehansprache von Bundeskanzler Helmut Kohl anlässlich des Inkrafttretens des Vertrages über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli 1990, https://www.kas.de/en/statische-inhalte-detail/-/content/fernsehansprache-von-bundeskanzler-kohl-am-1.-juli-1990 (22.07.2022).

  6. 6.

    Vgl. Merkel: Wir Europäer müssen unser Schicksal in die eigene Hand nehmen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.05.2017, S. 1.

  7. 7.

    Vgl. https://www.gesetze-im-internet.de/bwfinsvermg/BwFinSVermG.pdf (24.07.2022).

  8. 8.

    Vgl. Klare Mehrheit befürwortet Aufrüstung der Bundeswehr, in: Augsburger Allgemeine, 02.03.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/special/bayern-monitor/umfrage-klare-mehrheit-befuerwortet-aufruestung-der-bundeswehr-id61924381.html (24.07.2022).

  9. 9.

    Vgl. die Grundsatzrede des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil vom Juni 2022,. https://www.vorwaerts.de/artikel/sozialdemokratie-hat-chance-europa-praegen?fbclid=IwAR3RvHSmzPSYNzfsaNcnqz5GuCdgQU2xLVFWDO1-iQd1JvbYhsV0i1-gP7s (24.06.2022).

  10. 10.

    Vgl. Briefing. A shockingly possible war. China’s growing military confidence puts Taiwan at risk, in: Economist, 01.05.2021, https://www.economist.com/briefing/2021/05/01/chinas-growing-military-confidence-puts-taiwan-at-risk (26.07.2022).

  11. 11.

    Zur „Verstärkten Zusammenarbeit“ vgl. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-europalexikon/177341/verstaerkte-zusammenarbeit/ (27.07.2022).

  12. 12.

    So die pointierten Feststellungen auf dem Einband von Schöllgen 2005; vgl. auch S. 355–375.

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Hellmann, G. (2024). Ausblick: Die Zukunft der deutschen Außenpolitik. In: Deutsche Außenpolitik. Grundwissen Politik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43679-7_12

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