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Hegemonie und Repräsentation

Zur Analyse eines produktiven Spannungsverhältnisses

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Ernesto Laclau
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Zusammenfassung

Unter zumindest drei Gesichtspunkten fällt es nicht schwer, Antonio Gramscis Philosophie der Praxis und die mit ihr verbundene Hegemonietheorie als eine Kritik der Repräsentation im Rahmen der marxistischen Theorie seiner Zeit zu lesen. Zunächst impliziert die Konzentration auf die Vielfalt der praktischen Lebensbezüge, ihren Eigenwert, die mit ihnen verbundenen Verwicklungen, Hoffnungen, Probleme und Konflikte eine Relativierung der determinierenden Kraft des kapitalistischen Grundwiderspruchs.

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Notes

  1. 1.

    Oliver Marchart hat darauf hingewiesen, dass der Untertitel der ersten englischsprachigen Ausgabe die Orientierung hin auf eine sozialistische Strategie versprach, während in der späteren deutschen Ausgabe die Aspekte der Dekonstruktion des Marxismus und der Demokratie stärker in den Vordergrund gerückt werden (vgl. Marchart, 2018).

  2. 2.

    ‚Ideologie‘ wird hier ausgehend einerseits von Althusser (2010) als eine nicht zu überschreitende Positionierung verstanden, in der sich (mit Bezug auf Lacan) Erkennen und Verkennen unauflöslich verschränken. Laclau andererseits knüpft hier zwar an, aber verortet die Unausweichlichkeit der Ideologie sprachtheoretisch: Jede Identifizierung oder Objektivierung ist nur möglich durch eine Vereindeutigung, die die ebenfalls konstitutiven Verweisungszusammenhänge für das Identifizierte abblenden muss (vgl. Laclau, 2014, S. 16 f.).

  3. 3.

    Mit dieser Formel kritisiert Laclau den seiner Ansicht nach fundamentalistischen Einsatz Žižeks (vgl. Laclau, 2014, S. 162).

  4. 4.

    Marchart (2010) hat die Verbindungslinie von der ontologischen Differenz bei Heidegger zur politischen Differenz bei Laclau ins Zentrum seiner Betrachtungen gerückt.

  5. 5.

    Ich gehe an dieser Stelle noch nicht darauf ein, dass an der damit aufgerufenen Differenz sich für Laclau die Unhintergehbarkeit der Rhetorik festmacht.

  6. 6.

    An dieser Stelle lässt sich auf das Konzept einer doppelten Teilung bei Nancy verweisen, nach dem das, was wir gemeinsam haben, uns zugleich voneinander trennt (vgl. Nancy, 2000 und dazu Trautmann, 2010).

  7. 7.

    Laclau versteht die Katachrese als die Grundfigur einer rhetorischen Fundierung des Sozialen (vgl. Laclau, 2014, S. 64). Zur zentralen Bedeutung der Rhetorik bei Laclau: vgl. Hetzel (2017).

  8. 8.

    Es kommt mir bei dieser Gegenüberstellung weder darauf an, die Implikationen des doppelten Königskörpers näher zu betrachten, noch geht es mir darum, die empirischen Bedingungen und Entwicklungen mit Blick auf das, was jeweils ‚Volk‘ (als Inklusion verschiedener Gruppen) heißen mag, zu spezifizieren. Auch kann für den vorliegenden Zusammenhang die bis auf Rousseau (1962) zurückreichende Diskussion um die Frage und die Legitimität der Repräsentation in der Demokratie ausgespart werden.

  9. 9.

    Das Werk Leforts ist in deutscher Übersetzung bisher nur in wenigen Auszügen erschienen. Einführungen finden sich in den verschiedenen Überblicksbänden zur neueren Demokratietheorie. Für eine eher systematische Diskussion lassen sich auch die Beiträge in Wagner (2013) und die jüngst erschienene Studie von Trautmann (2020) heranziehen.

  10. 10.

    Rosanvallon, ein Schüler Leforts, hat dessen Ansatz stärker auf das praktische Funktionieren der Demokratie und die intermediären Organisationen der Zivilgesellschaft ausgedehnt, die zugleich als Kontrollorgane gegenüber einer administrativen Verselbständigung der Politik einerseits und deren Beeinflussung durch gesellschaftliche Akteure andererseits fungieren (vgl. Rosanvallon, 2017).

  11. 11.

    Dass die Signifizierung der Leere zugleich die der Fülle ist – „emptiness (= fullness)“ (Laclau, 2014) –, erklärt sich dadurch, dass die entsprechende Signifizierung immer einen Ersatz für die unmögliche Fülle verspricht: mit Lacan spricht Laclau hier von einem Objekt a. Darauf wird später zurückzukommen sein.

  12. 12.

    Laclau unterscheidet hier zwischen „society“ und „the social“: ebd. S. 113

  13. 13.

    Hirschman (1980) hat historisch untersucht, wie mithilfe des Interessenbegriffs jenen sozialen Leidenschaften, die vor dem Hintergrund eines entstehenden Kapitalismus von der Vernunft nicht mehr im Zaum gehalten werden konnten, eine selbstdisziplinierende Rationalität zugeschrieben wurde.

  14. 14.

    Der Verweis auf den ‚Namen‘ ruft dabei eine Bandbreite dessen auf, was die ontologische Funktion des leeren Signifikanten einnehmen kann: Es kann sich dabei ebenso um Forderungen handeln wie um Organisationen oder Führungsfiguren, die diese Forderungen gleichsam verkörpern.

  15. 15.

    In On Populist Reason hatte Laclau an dieser Stelle noch auf die Theorie Freuds vom Ideal-Ich zurückgegriffen (vgl. Laclau, 2005).

  16. 16.

    „Chantal Mouffe has spoken about the agonism/antagonism duality, pointing out that political action has the responsibility not only of taking a position within a certain context, but also of structuring the very context in which a plurality of positions will express themselves“ (Laclau, 2014, S. 176).

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Schäfer, A. (2024). Hegemonie und Repräsentation. In: Wittig, S., Mayer, R., Sperschneider, J. (eds) Ernesto Laclau. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43182-2_7

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