Zusammenfassung
Die Furcht vor einer (erneuten) Viktimisierung in Folge des Anschlags in Berlin ist ein komplexes Merkmal. Gemessen an verschiedenen Subkategorien, die die drei Dimensionen der Kriminalitätsfurcht – affektiv, konativ und kognitiv – widerspiegeln, sowie auf der Basis des Stressmodells nach Bals (2004) strebt die vorliegende Untersuchung einen differenzierten Zugang zur Fragestellung an. Kapitel 6 liefert eine so eine Antwort auf die Frage nach der Kriminalitätsfurcht der befragten Opfer.
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Notes
- 1.
Das Problem einer eventuell verzerrten Selbstwahrnehmung der Opfer rückte induktiv, also erst im Rahmen der Datenauswertung, in den Fokus. Ihr widmet sich Unterkapitel 8.1 an späterer Stelle gesondert.
- 2.
Nach Sauerborn/von Scheve (2021: 165 f.) könnten hier vielmehr weiterführende Deutungsprozesse und Typisierungen im Zusammenwirken mit impliziten Wissensstrukturen für die Übernahme der Emotionen in das Selbst verantwortlich sein. In einem Anschreiben zu der 5. Jahrestagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Phänomenologien und Soziologie führen Peter et al. (2020: 2) jedoch aus: „Als Phänomen auf der subjektiven wie intersubjektiven Ebene erlangen Vulnerabilitätserleben und -erfahrungen derzeit mehr und mehr Aufmerksamkeit. […] Wie durch Ausgesetztheit aber genau Verletzbarkeit entsteht, ist im phänomenologischen Sinne bisher aber kaum befriedigend geklärt“. Weitere sozialwissenschaftliche Forschung scheint daher erforderlich. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt aber nicht auf dem „wie“, sondern auf dem „ob“ einer emotionalen Übertragung auf ein potentielles indirektes Opfer. Im weiteren Verlauf werden die vom interviewten Experten beschriebenen „Spiegelneuronen“ daher weiterhin als möglicher Erklärungsansatz verwendet, ohne den sozialwissenschaftlichen Bereich affekttheoretischer Ansätze zu verkennen. In der Untersuchung wird das Phänomen forthin grundsätzlich als die „Übertragung von Emotionen“ umschrieben.
- 3.
Der Anschlag am 15. April 2013 auf den Marathon der Stadt Boston (USA) kostete drei Menschen das Leben. 264 Zuschauer wurden verletzt.
- 4.
Die Untersuchung zielt nicht darauf ab, den Grad des Vertrauens des Befragten gegenüber staatlichem Handeln zu messen. Sie visiert lediglich ein Screening dahingehend an, ob ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis gegenüber staatlichen Maßnahmen eine ausreichend Halt gebende soziale Ressource widerspiegeln könnte. Auf eine Operationalisierung des Begriffs „Vertrauen“ wird daher verzichtet.
- 5.
Vgl. Fußnote 4 im Kapitel 2.
- 6.
Je nach Auslegung seiner Wahrnehmung könnte B2 dem Staat auch einen allumfassenden Einblick gewähren wollen, „obwohl“ er dem Staat nicht vertraut. Diese Interpretation ist angesichts aller Aussagen von B2 jedoch weniger anzunehmen.
- 7.
Die Formulierung „hierherzukommen“ bezieht sich auf den Erhebungsort (Bistro, vgl. Tabelle 5.1).
- 8.
„Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, in den nächsten zwölf Monaten Opfer einer Straftat zu werden?“
- 9.
„Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, in den nächsten zwölf Monaten Opfer einer Straftat zu werden?“
- 10.
Siehe unter anderem den Bericht von Egbert Schmidt als Überlebender des Anschlags in Berlin (in Biwer 2020: 734–736) oder den ersten Teil der Reportagereihe nach Adamek et al. (2021) des rbb Fernsehen Weihnachtsmarkt.Anschlag: Die Opfer: Offene Wunden.
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Reuther, C. (2023). Folgen des Anschlags am Breitscheidplatz für die Opfer. In: Unsichtbare Wunden. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43078-8_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-43078-8_6
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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