Zusammenfassung
Das Angebot an Krisendeutungen in Deutschland ist überwältigend. Im Kompaktpaket sind Corona, Krieg in der Ukraine, Klimakatastrophe und Inflation die beherrschenden Themen der Medien. Die Wirkung dieser Nachrichten auf die Stimmung: Unsicherheit, Nervosität, Angst, Depression, Aggression … Die Rezepte zur Bewältigung der Misere sind ebenso vielfältig wie widersprüchlich. Lösungen sind nicht in Sicht. Der Fokus liegt eher auf immer weiterer Problemproduktion, sowie moralisch aufgeladener Empörung und Skandalisierung.
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Literatur
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Anhang
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1.1 Summary
Obgleich die realen Krisenerfahrungen in Deutschland (noch) vergleichsweise gering sind, führen sie zu Dauerstress, symbiotischen Sehnsüchten und Verlust von Problemlösungskompetenz nicht nur auf der personalen, sondern auch auf der gesellschaftlichen Ebene. Die kollektiven Reaktionen auf die aktuelle Krisensituation sind, in TA-Sprache – wenig erwachsen. Regressionserscheinungen und symbiotische Wunschvorstellungen sind auf vielen Ebenen beobachtbar. Der öffentliche Diskurs reduziert sich mehr und mehr auf extrem vereinfachte vor allem moralisch grundierte Debatten nach dem Muster: „gut/böse“. Die Erwartungen an den Staat werden immer größer und paradoxer. Er soll Wohlstand für alle (aber hauptsächlich für einen selbst), Übernahme aller Lebensrisiken (aber nicht zu teuer), äußeren Frieden (aber möglichst ohne Gewalt) innere Sicherheit (aber ohne Beschneidung persönlicher Freiheitsrechte), kurz ein sorgenfreies Leben ohne große Eigenbeteiligung sicherstellen. Diese Entwicklung birgt Risiken. Ein öffentlicher Diskurs, der sich auf gut/böse Polaritäten verengt, verringert die gesellschaftliche Problemlösungsfähigkeit, reduziert Offenheit und Toleranz, stellt Solidarität in Frage und verhindert zunehmend die freie Meinungsbildung in der Öffentlichkeit.
Soziolog*innen können dieses Risiko nicht beseitigen, aber vielleicht reduzieren, indem sie solche Entwicklungen im Sinne Max Webers „verstehbar“ machen, ohne sie dadurch zu legitimieren. Das ist Ziel dieses Aufsatzes. Darüber hinaus möchte ich aufzeigen, welche gesellschaftlichen „Haltungen“ solche Risiken mindern können.
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Konrad, H. (2024). Kontingenz Aushalten. In: Seidenfus, C., Hagehülsmann, U., Balling, R. (eds) Stabilität auf schwankendem Boden - Reifer Umgang mit den Unsicherheiten unserer Zeit. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43059-7_18
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