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Kulturproduktion scheint im Zentrum von gegenwärtigen westlichen Gesellschaften zu stehen: Die Produkte und Produktionsprozesse der bildenden Kunst, der Literatur, des Theaters, des Films, des Tanzes oder der Musik sind nicht nur Nebensächlichkeiten im Alltag, die ergänzend existieren zu den „wirklich“ wichtigen Dingen, den funktionalen Gütern wie Nahrungsmittel, Kühlschränke, Autos, Mobiltelefone und so weiter. Kulturproduktion nimmt heute in vielfacher Weise eine zentrale gesellschaftliche Stellung ein. Was womöglich noch vor wenigen Jahrzehnten ein Nischeninteresse einer spezifischen Gruppe darstellte, kann heute eine breit anerkannte Geltung erlangt haben. Die Produktion und der Konsum von Kultur werden so zunehmend zu einem legitimen Lebensinhalt: Wendet man einen beachtlichen Teil der eigenen Zeit für Kulturproduktion auf, so markiert dies nicht etwa abweichendes Verhalten, sondern eher einen angemessenen Lebensentwurf. Kulturproduktion ist dann auch mehr als eine Freizeitbeschäftigung und kann einen zentralen Lebensaspekt darstellen. Die genauen Grenzen zwischen einem Hobby, einer professionellen Kulturproduktion und einer anderen beruflichen Tätigkeit sind dabei fließend. Weiter mögen die eigentlichen beruflichen Karrieren in der Kulturproduktion zwar immer noch von „objektiven“ Ungewissheiten geprägt sein, sie können jedoch auf „symbolische“ Sicherheiten in Form von gesellschaftlicher Anerkennung zurückgreifen.

Kulturproduktion ist heute ein anerkannter und relevanter Bestandteil der Wirtschaft eines Landes. Genau wie für die funktionalen Güter Fabriken gebaut wurden, so werden heute auf immer breiterer Basis materielle und immaterielle Ressourcen für die Kulturproduktion aufgewendet. Fabriken für erstere Güter mögen zwar weiterhin gebaut werden. Jedoch wurde mit der im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts einsetzenden Deindustrialisierung der Schwerpunkt dieser Produktion in sogenannte „Schwellenländer“ verschoben. In Westeuropa wurden hingegen neue Formen der kapitalistischen Wertschöpfung etabliert, bei denen unter anderem die Kulturproduktion eine zentrale Stellung einnimmt (Boltanski und Esquerre 2018). Für die Schweiz verdeutlicht die amtliche Statistik, dass die Stätten der Kulturproduktion bereits 10 % aller Unternehmen ausmachen und rund 6 % aller Erwerbspersonen den „Kulturschaffenden“ zugeordnet werden können (BfS 2020a). Das Interesse der vorliegenden Arbeit für Kulturproduktion ist zwar nicht nur auf die Schweiz fokussiert. Trotzdem geben solche Zahlen bereits erste Hinweise auf die Relevanz der Kulturproduktion, insbesondere wenn man diese im Vergleich betrachtet: Es gibt nämlich mehr „Kulturstätten“ als Bauernhöfe in der Schweiz, mehr als doppelt so viele Kulturschaffende als Beschäftigte in der Landwirtschaft und ebenfalls ist der Beitrag zum Bruttoinlandprodukt (BIP) von Ersteren doppelt so hoch (BfS 2020b). Mit 2 % mag dieser Beitrag der Kulturschaffenden immer noch sehr klein und etwa von demjenigen des Finanzsektors um ein Vielfaches überstiegen werden (BfS 2020a). Doch auch hierzu lohnt sich der Vergleich. Denn die 260‘000 Personen, die am Finanzstandort Schweiz bei 16‘000 Unternehmen tätig sind, stehen 312‘000 Kulturschaffenden gegenüber, die in 63‘000 Unternehmen angestellt sind (BfS 2021). So lässt sich bereits festhalten, dass die Kulturproduktion als ehemaliger Randbereich immer mehr an Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Schweiz erlangt hat.Footnote 1

Die ersten statistischen Überlegungen zur wirtschaftlichen Bedeutung und die erwähnten Zahlen unterschätzen jedoch das tatsächliche Ausmaß der Relevanz von Kulturproduktion. Denn nicht nur ein „Kulturschaffen“, wie dies von der amtlichen Statistik erhoben wird, hat eine immer größere Bedeutung erlangt. Verschiedenste Arbeiten haben aufgezeigt, dass auch weitere Bereiche der Wirtschaft die Logiken von Kulturproduktion übernommen haben (siehe für eine Übersicht Schäfer 2018, S. 193 ff.): Die kapitalistische Produktion wurde auf breiter Basis „kreativ“ (Florida 2002) und „kulturalisiert“ (Reckwitz 2017). Auch für die Schweiz lässt sich aufzeigen, dass ergänzend zu Wertvorstellungen wie Effizienz und Fleiß, die bestimmend waren für die Industrieproduktion, neue Anforderungen an die Erwerbstätigen allgemein hinzukommen (Bannwart et al. 2021). Diese sollen nun eine Passion für ihre Arbeit mitbringen, dabei kreativ sowie authentisch tätig sein und in ihrem Beruf eine Selbstverwirklichung anstreben. Kulturproduktion wird als eine Art Modell angesehen, das in verschiedenen anderen Wirtschaftsbereichen eine Relevanz erlangen kann. Die Bedeutung von Kultur wird aber weiter unterschätzt, wenn nur die professionelle Produktion betrachtet wird. Denn die zuvor erwähnte Selbstverwirklichung ist keineswegs nur im beruflichen Umfeld zu erreichen, sondern die Freizeit ist hierfür ein genauso relevanter Bereich. Dabei ist die Gegensätzlichkeit zwischen der bürgerlich-beruflichen „Statusarbeit“ und der romantischen Vorstellung des kulturell-freizeitlichen „Entfaltens“ aufgelöst. Arbeit und Freizeit werden als Teil desselben legitimen Projektes des Selbst angesehen, in dessen Zentrum Kulturproduktion stehen kann (vgl. Reckwitz 2017, S. 287 f.). Dadurch sind auch konkrete Praktiken im Bereich der Hobbys wie etwa das „Sammeln“ nicht nur unproduktiver Zeitvertreib (vgl. Boltanski und Esquerre 2018, S. 371 ff.). Sie repräsentieren heute relevante Tätigkeiten, die gleichzeitig in der Freizeit und in einer Profession angewendet werden können.

Die Bedeutung der Kulturproduktion lässt sich nicht nur anhand von aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen aufzeigen, die von kultur- und sozialwissenschaftlichen Studien nachvollzogen werden. Es kann auch ein zunehmendes Interesse der wissenschaftlichen Disziplinen an den Phänomenen der Kulturproduktion herangezogen werden, um den Bedeutungszuwachs dieses Bereichs hervorzuheben. Dabei fand zweifellos ein Wandel statt: Insbesondere die Soziologie hatte in ihren Anfängen um die Wende hin zum 20. Jahrhundert eine „Anti-Haltung“ gegenüber der Ästhetik der Kulturproduktion (Eßbach 2001). Zwar spielte Kultur allgemein eine wichtige Rolle für die „Klassiker“ des Fachs und ein Forschungsinteresse für gesellschaftliche Bereiche wie etwa Musik war vorhanden (vgl. De la Motte-Haber 2007; Shepherd und Devine 2015, S. 2). In diesen Betrachtungsweisen ging es aber nicht um die Ästhetik, es gab kein soziologisches Interesse für Farbgebung, Formsprache, Klänge und Ähnliches. Kultur war vielmehr ein allgemeiner Gegenstand, um die Prozesse der formalen Rationalisierung, der sozialen Differenzierung oder der Naturbeherrschung durch die Gesellschaft hervorzuheben (Reckwitz 2015, S. 17). Anstelle einer Kritik der Ästhetik etablierte die Soziologie eine eigene Kritikform des Sozialen von Kulturproduktion, mit der ästhetische Aspekte dann ignoriert oder gar delegitimiert wurden (Reckwitz 2015, S. 19). Gegenüber diesen Anfängen kann nun auf drei Veränderungen hingewiesen werden, die eine zunehmende Bedeutung der Kulturproduktion für die Kultur- und Sozialwissenschaften hervorheben: (1) Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam eine neue Generation von Wissenschaftler*innen an die Universitäten, die insbesondere in England und in den USA ein viel breiteres Interesse an Kulturproduktion etablierte (Shepherd und Devine 2015, S. 5).Footnote 2 Aber auch in Frankreich und insbesondere ausgehend von Pierre Bourdieu (1982) wurde Kulturproduktion ein zentrales Thema der Soziologie. Diese Tendenz blieb bestehen und das entsprechende Interesse verbreitete sich weltweit (Hanquinet und Savage 2015, S. 1). (2) Zudem entwickelte sich ab den 1990er Jahren eine Fachdiskussion, die weiterhin geführt wird und die ästhetischen Aspekte stärker in den Fokus rückt (Lévy und Quemin 2022). Hierbei wird danach gefragt, wie überhaupt eine „soziologische“ Analyse von Kulturprodukten geleistet werden kann. (3) Schlussendlich lässt sich die Bedeutung der Kulturproduktion für die Wissenschaft nochmals in Bezug auf die im letzten Absatz erwähnten Diagnosen verdeutlichen. Denn immer mehr Forschungsansätze analysieren nicht nur Kulturproduktion, sondern sie folgen auch der Vorstellung, dass die Prozesse der Kulturalisierung immer relevanter werden für gegenwärtige Gesellschaften (vgl. Reckwitz 2015, S. 14).

Für die vorliegende Arbeit ist die These, dass Kulturproduktion eine Art Zentrum von gegenwärtigen Gesellschaften repräsentiert, die grundsätzliche Ausgangslage. Sie kann als eine spezifische Ausprägung der Diagnose aufgefasst werden, dass allgemein eine Kulturalisierung des Sozialen stattgefunden hat (vgl. Reckwitz 2017, S. 75). Dabei ist klar, dass gegenüber dieser These berechtigte Kritik vorgebracht werden kann, die insbesondere auf die Grenzen der Bedeutung von Kulturproduktion verweist (vgl. Szántó 2016, S. 348 ff.; Boltanski und Esquerre 2018, S. 131 ff.; Wagner 2018, S. 530). Global betrachtet ist nämlich der Großteil der kapitalistischen Produktion kaum von der oben eingeführten Kulturalisierung betroffen. Vielmehr werden diese Produktionsweisen weiterhin nach Optimierungsprozessen ausgerichtet, die Fragen nach Authentizität und ähnliche Interessen einer Kulturproduktion ignorieren (Chiapello 2004). Auch für westeuropäische Länder darf keineswegs angenommen werden, dass das Motiv der Selbstverwirklichung mittels Kulturproduktion den Alltag von allen Mitgliedern einer Gesellschaft prägt. Die entsprechenden Tendenzen mögen zwar eine mehr und mehr dominante sowie legitime Vorstellung sein. Die tatsächlichen Tätigkeiten und Gestaltungsweisen des Alltags repräsentieren aber nur den Lebensstil eines bestimmten Teils der Bevölkerung. Die vorliegende Arbeit wird jedoch von einem allgemeineren Interesse angeleitet, das von der erwähnten Kritik weniger betroffen ist. Dieses Interesse kann zunächst anhand einer anderen „kritischen“ Überlegung beschrieben werden.

Die Studien im Zusammenhang mit der eingeführten Ausgangslage verdeutlichten zwar alle, dass Kulturproduktion und die dadurch ermöglichten ästhetischen Praktiken oder Erfahrungen eine grundsätzlich veränderte und größere Bedeutung in der Gesellschaft erlangt haben (vgl. Schäfer 2016, S. 285). Diese Diagnosen könnten sogar ergänzt werden durch ältere Arbeiten, die der Kulturproduktion eine zentrale Rolle für die Reproduktion von Ungleichheiten in Gesellschaften zuweisen (Bourdieu 1982). Gleichzeitig bleibt ein bestimmtes Problem bestehen: Es wird oftmals nicht im Detail klar, wie diese Relevanz der Kulturproduktion wirklich entstehen konnte. Die einen Studien zeigen zwar auf, wie bestimmte Aspekte aus der Kulturproduktion einen Modellcharakter für weitere gesellschaftliche Bereiche erlangen konnten (Boltanski und Chiapello 2003; Florida 2002). Dadurch lässt sich aber noch nicht direkt nachvollziehen, warum Kulturproduktion selbst im Zentrum der Gesellschaft steht. Es wird vor allem die Bedeutung des entsprechenden Modells aufgezeigt, nicht aber die Bedeutung der Kulturproduktion und Kulturprodukte selbst. Andere Argumentationen verdeutlichten diese Relevanz der Kulturproduktion und heben hierzu die größere Nachfrage nach den entsprechenden Produkten hervor (Reckwitz 2017) oder beschreiben Kulturproduktion als neue Weise der Wertschöpfung (Boltanski und Esquerre 2018). Dabei bleibt aber die Herausforderung, zu erklären, wie die Produktionsweisen und Produkte wirklich einen weiteren Geltungsanspruch in der Gesellschaft erhalten. Diese nun vorgebrachten, kritischen Überlegungen sind keineswegs substantiell (und wurden auch in Studien teilweise angesprochen, die in diesem Absatz kritisiert werden). Sie sollen lediglich das allgemeine Interesse einleiten. Dieses kann wie folgt umrissen werden: Es gilt, im Detail die Organisation und Ausrichtung derjenigen Prozesse der Kulturproduktion nachzuvollziehen, die sicherstellen, dass dieser Bereich im Zentrum von gegenwärtigen Gesellschaften stehen kann. Diese Prozesse richten einen bedeutenden Teil der wirtschaftlichen Produktion auf Kultur aus und ermöglichen, dass andere Produktionsbereiche gemäß dem Modell der Kultur funktionieren und dass das eigene Leben in Hinblick auf Kulturproduktion gestaltet werden kann.

Mit der Betrachtung der Detailprozesse lässt sich ausgehend von Kulturproduktion ein weiteres zentrales Moment von gegenwärtigen westlichen Gesellschaften erfassen (Stehr und Ericson 1992a; Engelhardt und Kajetzke 2010). Denn nicht nur eine Kulturalisierung des Sozialen hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattgefunden, sondern auch eine „Verwissenschaftlichung“ des Sozialen (Stehr und Ericson 1992b, S. 6). In den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen nimmt wissenschaftliches Wissen einen immer größeren Stellenwert ein: sowohl im alltäglichen Leben als auch in der ökonomischen Produktion. Bisherige Wissensformen werden abgelöst und wissenschaftliche Beraterinnen, Vermittler oder allgemeiner Expert*innen nehmen eine immer zentralere Stellung ein in den gesellschaftlichen Zusammenhängen (ebd.). Damit wird Wissenschaft selbst zu einer Produktivkraft und das entsprechende Wissen zu einer Quelle für Wert oder Sinn: Mit ihm lassen sich Ziele formulieren, Strategien entwickeln und Legitimität sowie Sicherheit erlangen. Die Effekte der Verwissenschaftlichung gilt es auch auf die Kulturproduktion zu übertragen und zu beachten, welche Rolle das wissenschaftliche Wissen in diesem gesellschaftlichen Bereich spielt. Denn nicht nur die Analysen von Kulturproduktion haben zugenommen. Durch die Verwissenschaftlichung der Gesellschaft scheint zudem das aus diesen Analysen gewonnene Wissen mehr und mehr in der Kulturproduktion wieder angewendet zu werden. Die Analyse dieses Verwissenschaftlichungsprozesses ist somit der Schlüssel für die Erklärung der Bedeutung von Kulturproduktion.

Es sind insbesondere die kultur- und sozialwissenschaftlichen Theorien, das wird diese Arbeit aufzeigen, die in gewissen Formen der Kulturproduktion von den gesellschaftlichen Akteur*innen eingebracht und verwendet werden.Footnote 3 Die Analyse der theoretisch-informierten Produktionsprozesse und der daraus folgenden Effekte ermöglicht es zu erklären, warum Kulturproduktion im Zentrum von gegenwärtigen Gesellschaften steht. Diese Argumentation müsste zweifellos um eine Vielzahl weiterer Aspekte ergänzt werden, um die Relevanz vollumfänglich zu verstehen. Trotzdem, so die grundsätzliche Auffassung dieser Arbeit, wird anhand der Prozesse der Verwendung von Theorien deutlich, warum Kulturproduktion diese zentrale Stellung innehaben kann. Wird die Rolle der Kultur- und Sozialwissenschaften in die Betrachtung integriert, können weitere Phänomene der Kulturproduktion in gegenwärtigen Gesellschaften erklärt werden, die andere Analysen oftmals zu verkürzt erfassen. Beispielsweise wird von anderen Studien eine anti-intellektuelle Haltung verdeutlicht, welche Kulturproduktion allgemein und auch den Modellcharakter der Kulturproduktion bestimmen würde (Bell 1991a, S. 90; Boltanski und Chiapello 2003, S. 216; vgl. Schäfer 2018, S. 194 f.). Die hier eingeführte Betrachtungsweise wird klar machen, dass viel stärker reflektierte Akteur*innen zu erwarten sind, die keineswegs solch eindeutigen Zuschreibungen folgen. Die Arbeit und ihre Forschungsperspektive werden deshalb eine Vielzahl von weiteren theoretischen und methodologischen Überlegungen einführen. Diese sollen nicht nur dem eigenen Interesse angemessen sein, sondern auch als allgemeinere Anleitungen dienen, um zeitgenössische Kulturproduktion zu beforschen (vgl. Hanquinet und Savage 2015; Simko und Olick 2020).

1.1 Die Verwendung von wissenschaftlichem Wissen in der Gesellschaft

Im Anschluss an die gemachten Überlegungen wird deutlich, dass für die vorliegende Arbeit ein Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft betrachtet werden muss, genauer: das Verhältnis zwischen den Kultur- und Sozialwissenschaften und der Kulturproduktion. Die Betrachtung dieses Verhältnisses soll verdeutlichen, warum Kulturproduktion im Zentrum der Gesellschaft stehen kann. Für eine entsprechende Konzeptualisierung und anschließende Analyse dieses Verhältnisses lassen sich diverse Perspektiven anführen. Einige sollen hier kurz skizziert werden, bevor anschließend die eigene Perspektive präsentiert wird. Trotz gewisser Unterschiede zwischen den hier eingeführten Konzeptualisierungen und den weiteren Konzepten der Arbeit sind die Perspektiven kombinierbar. Denn sie zeichnen sich alle durch einen gemeinsamen Nenner aus: Anstelle einer klaren Trennung von gesellschaftlichen Teilbereichen wird eine Offenheit, Pluralität und Entgrenzung von verschiedenen sozialen Welten betont. Es geht also um gegenläufige Prozesse im Vergleich zu den Vorstellungen von klassischen „Soziologien der Moderne“ und den Ideen von Differenzierung (vgl. Diaz-Bone und Schwegler 2021, S. 138). Die Entgrenzungen bezüglich des hier betrachteten Verhältnisses gilt es für beide Seiten ernst zu nehmen: Es darf nicht nur betrachtet werden, wann eine „Kommunikation“ ausgehend von der Wissenschaft erfolgt und wann nicht (Cassidy 2014; Bonfadelli et al. 2017). Dies würde zu sehr nur die wissenschaftsinternen Prozesse betonen (vgl. Felt 2000, S. 177 f.). Umgekehrt darf ebenso wenig nur betrachtet werden, wann ein Wissen aus der Wissenschaft durch einen außerwissenschaftlichen Bereich „aufgenommen“ wird und wann nicht (Korte 2021). Auch dies würde lediglich die Funktionsweise einer Seite verdeutlichen, nämlich diejenige des außerwissenschaftlichen Bereichs. Ziel ist es, beide Seiten zu betrachten und als eigentliche Leistungen die möglichen Veränderungen zu erklären, die aufgrund eines bestimmten Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft erfolgen.

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Art und Weise, wie kultur- und sozialwissenschaftliches Wissen auf Gesellschaft Einfluss nimmt, in besonderem Maße komplex ist. Obschon sich auch in Bezug auf das Wissen der Natur- und Technikwissenschaften schwierige Fragen ergeben, sind doch bei der Soziologie und ähnlichen Disziplinen nochmals andere Herausforderungen vorhanden (Lammers 1974; Nowotny 1975, S. 449 f.). So ist etwa die Strukturiertheit der Wissensgebiete geringer, disziplinäre Grenzen sind durchlässiger und es erfolgt kaum eine klare Trennung zwischen angewandter Forschung und „reiner“ Grundlagenforschung. Bei den Natur- und Technikwissenschaften ermöglichen diese Eigenschaften stärker zwischen wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Verwendungen des Wissens zu unterscheiden. Für die Kultur- und Sozialwissenschaften ist hingegen uneindeutiger, was alles zu deren „Angebot“ an Wissen gehört und für wen dieses jeweils gedacht ist (vgl. Felt 2000, S. 177 f.). Die produzierten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Kultur- und Sozialwissenschaften werden dann teilweise als „weicher“ aufgefasst, da sie eher Interpretationsangebote liefern als „harte“ Fakten, welche die Natur- und Technikwissenschaften scheinbar anbieten können. Zudem wird in den beiden wissenschaftlichen Bereichen die Frage nach Innovation unterschiedlich verstanden. Die Natur- und Technikwissenschaften haben noch klarer die Vorstellung eines linearen Modells, bei dem Innovation von der Grundlagenforschung hin zur angewandten Forschung erfolgt. Solche und andere Eigenschaften mögen keine tatsächlichen Unterschiede der Disziplinen erfassen (vgl. Felt 2000, S. 184 f.). Trotzdem bleiben sie wirkmächtige Vorstellungen, welche die gesellschaftliche Imagination in Bezug auf die jeweiligen Wissensformen beeinflussen. Dadurch greifen diese „Unterschiede“ auch in das Verhältnis zwischen den Kultur- und Sozialwissenschaften und der Gesellschaft ein.

Der Einfluss des kultur- und sozialwissenschaftlichen Wissens auf konkrete Produktionszusammenhänge bleibt oftmals diffus und tritt in viel stärkere Konkurrenz mit alltäglichem Wissen. Letztere Problematik zeigt sich in den Natur- und Technikwissenschaften deutlich weniger, da insbesondere eine Sozialisation in der Schule zu einem stärkeren allgemeinen Vertrauen in die entsprechende Expertise führt (Nowotny 1975, S. 450). Die wirkliche Rolle der Kultur- und Sozialwissenschaften scheint hingegen schon fast „unsichtbar“ zu sein (Felt 2000). Das Wissen der Disziplinen kann in den konkreten Handlungszusammenhängen nicht unmittelbar ausgemacht werden, sondern muss „gesucht“ werden (Kroner und Wolff 1984). Dies zeigt sich darin, dass kaum Klassifizierungen existieren, die Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen in Berufskontexten erfassen (Mai 2017; Diaz-Bone 2019a, S. 8, 2021a). Die einmal ausgebildeten Personen „verschwinden“ in den verschiedensten beruflichen Zusammenhängen und nehmen neue Rollen und Rollenbezeichnungen an. Diese ersten Erkenntnisse sind besonders interessant vor dem Hintergrund der Bildungsexpansion, bei der ausgehend von den 1970er Jahren die Abschlüsse in den Kultur- und Sozialwissenschaften stark zunahmen (Behrmann 2006). Diese Wissenschaftler*innen könnten nun potenziell überall „auftauchen“ und einen nur schwierig nachzuvollziehenden Einfluss auf die Gesellschaft ausüben.

Anstelle eines einheitlichen Fokus gilt es daher, eine Vielzahl an Formen zu betrachten, wie das Wissen der Kultur- und Sozialwissenschaften auf Gesellschaft wirken kann. Historisch gesehen kann ein erstes Interesse für das Verhältnis zwischen den beiden Bereichen im Rahmen der sogenannten Verwendungsforschung festgemacht werden. Dieses Forschungsfeld etablierte sich im Umfeld von Paul Lazarsfeld und Robert K. Merton ab den 1950er Jahren an einigen Universitäten in den USA (vgl. Neun 2016, S. 335). Ziel der Verwendungsforschung war es zu klären, im Rahmen welcher „Probleme“ von gesellschaftlichen Akteur*innen ein sozialwissenschaftliches Wissen hinzugezogen wird und was für neue Herausforderungen mit der Übernahme des Wissens entstehen (Lindblom 1959; Merton und Devereux 1964; Lazarsfeld et al. 1967, 1975). Davon inspiriert werden ab den 1970er Jahren auch in anderen Ländern wie Deutschland vergleichbare Forschungsprojekte durchgeführt (Neun 2016), unter anderem von Ulrich Beck (Beck und Bonß 1989a). Ausgehend von dieser Verwendungsforschung lassen sich einige Überlegungen (Beck und Bonß 1989b) für das Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit übertragen und mit weiteren beispielhaften Studien ergänzen. Letztere werden in den folgenden Absätzen eingeführt, bevor die Studien teilweise im weiteren Verlauf der Arbeit erneut aufgenommen werden. Sie ermöglichen es dann, Vergleiche zu ziehen oder Argumente, die anhand der empirischen Beispiele dieser Arbeit entwickelt wurden, auf andere soziale Bereiche und Prozesse zu übertragen.

Allgemein zeigt die Verwendungsforschung auf, dass nicht nur die „Ergebnisse“ der Kultur- und Sozialwissenschaften in den außerwissenschaftlichen Bereichen zur Anwendung kommen. Vielmehr lässt sich nicht einheitlich festlegen, welches wissenschaftliche Wissen genau verwendet wird (vgl. Wingens und Fuchs 1989). Dies hängt damit zusammen, dass die Disziplinen keine konkreten oder unmittelbaren Handlungsanleitungen liefern, die eine Überlegenheit gegenüber demjenigen Wissen bieten, das in einem außerwissenschaftlichen Bereich selbst produziert wird. Anstelle der Verwendung von „Ergebnissen“ lassen sich aber zwei andere Bereiche von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen hervorheben: Auf der einen Seite werden eher die wissenschaftlichen Methoden übertragen und von den gesellschaftlichen Akteur*innen verwendet, um eigene Daten zu produzieren (Savage und Burrows 2007; Diaz-Bone 2011b). Auf der anderen Seite – und für die vorliegende Arbeit von besonderer Relevanz – kommen insbesondere die theoretischen Perspektiven der Kultur- und Sozialwissenschaften in den außerwissenschaftlichen Bereichen zur Anwendung. Diese Theorien, so ein weiteres Ergebnis der Verwendungsforschung, scheinen zu größeren Veränderungen zu führen als Daten und Fakten, die von den Disziplinen produziert werden (vgl. Neun 2016, S. 342). Die Veränderungen erfolgen aber nicht unmittelbar nachvollziehbar, im Gegensatz zur direkten Anwendung der wissenschaftlichen Methoden durch die außerwissenschaftlichen Bereiche. Beide Wissensbereiche haben aber gemein, dass sie eine „qualitative Differenz“ (Beck und Bonß 1989b, S. 10) in die außerwissenschaftlichen Welten einführen: Den Akteur*innen wird eine andere Beschreibung der sozialen Wirklichkeit ermöglicht. Die etablierte Differenz zwischen vorhandener Wirklichkeit und derjenigen, die vom wissenschaftlichen Wissen verdeutlicht wird, können Handlungen oder neue Einstellungen aufseiten der gesellschaftlichen Akteur*innen einfordern. So beschreiben Klaus Geiselhart und Tobias Häberer (2019) wie das Subjektverständnis des Poststrukturalismus es ermöglicht, Verantwortung auf andere Weise zu konzeptualisieren. Die Wirklichkeit, die in diesem theoretischen Ansatz etabliert wird, verweist auf eine „Dekonstruktion der Vorstellung des Menschen als autonomen Schöpfer seiner Selbst“ (Geiselhart und Häberer 2019, S. 115) und unterscheidet sich von der üblichen Vorstellung der individuellen Handlungsfähigkeit. Als Folge einer solchen Auffassung kann dann Verantwortung im eigenen Handeln abgelehnt werden.

Die Ergebnisse der Verwendungsforschung verdeutlichen weiter, dass das Wissen der Kultur- und Sozialwissenschaften nicht nur auf eine bestimmte Nachfrage reagiert. Bereits das Festlegen dessen, was eine solche Nachfrage sein könnte, gestaltet sich als schwierig (Warsewa et al. 2020, S. 291). Festgestellt werden kann hingegen, dass das wissenschaftliche Wissen nicht nur für Probleme herangezogen wird, welche die Akteur*innen haben. Vielmehr können die Probleme erst durch die Verwendung des Wissens als solche definiert werden oder als Folge der Verwendung entstehen (vgl. Merton und Devereux 1964, S. 20; Osborne und Rose 1999). Deshalb ist es schwierig, einen konkreten Zweck a priori zu bestimmen, für den die Kultur- und Sozialwissenschaften eine Ressource bereitstellen würden (Nowotny 1975, S. 452). Dies lässt sich an einer Studie von Gale Miller und Kathryn Fox aufzeigen (1999). Die Autor*innen beschreiben, wie gewisse Konzepte aus dem Sozialkonstruktivismus in einem Projekt zur Anwendung kamen, welches das Ziel hatte, die Verbreitung von HIV beim Drogenkonsum einzudämmen (Miller und Fox 1999, S. 58 f.). Das angewandte theoretische Wissen stammte insbesondere vom Soziologen Howard Becker (2014) – und es war keineswegs dafür gedacht, eine Hilfestellung für dieses gesellschaftliche Problem der HIV-Verbreitung zu bieten. Die Projektverantwortlichen hatten die entsprechenden Konzepte in anderen Zusammenhängen kennengelernt. Sie leiteten aus Beckers pragmatischen Arbeiten jedoch bestimmte theoretischen Überlegungen ab: Prämisse für das Projekt war, dass die betreuten Klient*innen ihre Situation selbst am besten einschätzen könnten. Diese theoretische Vorstellung der Projektadministration lehnte insbesondere den Prozess einer „Verleugnung“ durch die Drogenkonsument*innen ab, der üblicherweise ein zentrales Konzept in der Suchtprävention darstellt (Miller und Fox 1999, S. 59). Die im Projekt tätigen Sozialarbeiter*innen wollten hingegen die sozialkonstruktivistische Sicht nicht akzeptieren, sondern selbst bestimmen, wann sie bei den Klient*innen intervenieren sollten (anstelle auf deren Einschätzung zu vertrauen). Aufgrund ihrer hierarchischen Stellung im Projekt sahen sie sich jedoch gezwungen, den Anweisungen der Projektadministration zu folgen. Das Beispiel macht deutlich, dass ein Wissen von den Kultur- und Sozialwissenschaften auch dann zur Anwendung kommen kann, wenn dieses nicht für einen entsprechenden Zweck intendiert war, wenn kein Bedarf nach diesem vorhanden ist oder wenn dieses Wissen sogar abgelehnt wird.

Die Ansätze der Verwendungsforschung fokussieren sich häufig auf eine sehr konkrete und bewusste Anwendung von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen, wie sie auch im letzten Beispiel deutlich wurden. Gleichzeitig dürfen nicht nur solche direkten und gesuchten Verwendungen betrachtet werden. Auch indirekte und womöglich (kollektiv) unbewusste Wirkungen von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen müssen nachvollzogen werden (Beck und Lau 1982, S. 394; Neun 2016, S. 341). Merton hat gemeinsam mit Alan Wolfe versucht, die Inkorporierung von soziologischem Wissen in der US-amerikanischen Gesellschaft nachzuvollziehen (1995). Hierzu fokussierten die Autoren auf die Verwendung der fachlichen Begriffe in den großen Tageszeitungen des Landes von 1985 bis 1996. Die Soziologie sehe sich zwar mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Fakten „esoterisch“ seien und einen übertriebenen Fokus auf Technik, Sprache, politische Ideologien oder erkenntnistheoretische Grundlagen richten würden (Merton und Wolfe 1995, S. 36). Das Wissen der Disziplinen wird aber trotz solcher angeblichen Schwierigkeiten aufgegriffen und genutzt. Westliche Gesellschaften wie etwa diejenige der USA seien daher bereits „exceptionally sociological“ (Merton und Wolfe 1995, S. 35). Auch aktuelle Überlegungen wie etwa diejenigen von Johannes Salim Ismaiel-Wendt (2019) starten mit den Fragen danach, wie durchdrungen die Kultur bereits von den Überlegungen der Kultur- und Sozialwissenschaften ist. Er stellt dabei fest, dass die Arbeiten dieser Disziplinen „untrennbar verstrickt mit Populärer Musik“ seien (Ismaiel-Wendt 2019, S. 93). Mögliche Veränderungen, die sich aufgrund der „Verstrickung“ mit kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen ergeben, müssen dabei gar nicht immer bewusst erfolgen. Trotzdem sind sie relevant, um ein Verhältnis zwischen der Wissenschaft und den außerwissenschaftlichen Bereichen zu bestimmen.

Damit das Wissen der Kultur- und Sozialwissenschaften in außerwissenschaftlichen Bereichen zur Anwendung kommen kann, sind bestimmte Formen der Vermittlung nötig (vgl. Beck und Lau 1982, S. 371). Die Vermittlung des Wissens kann dabei eine Vielzahl von Stationen durchlaufen und zeigt sich als ein sehr uneindeutiger Prozess (Olmos-Penuela et al. 2014): Massenmedien übertragen und verändern das wissenschaftliche Wissen (Merton und Wolfe 1995; Korte 2021), bestimmte Verlage können wissenschaftliche Publikationen für gesellschaftliche Akteur*innen attraktiv machen (Schwarz und Balsamo 1996; Boyer 2001; Felsch 2015) und verschiedenste weitere Personen können sich in einer Vermittlungsrolle sehen, insbesondere die Wissenschaftler*innen selbst (Thompson 2017; Ismaiel-Wendt 2019, S. 90). Im Rahmen dieser Vermittlung gilt es einerseits zu beachten, dass Handlungsspielräume für die Akteur*innen entstehen (vgl. Warsewa et al. 2020, S. 295 f.). Diese reichen „vom ‘Ergebnispflücken und -picken’ bis zur Umkehrung und Unkenntlichmachung soziologischer Ergebnisse“ (Beck und Bonß 1989b, S. 10). Letzteres erfolgt insbesondere dann, wenn das wissenschaftliche Wissen mit den „ethnosoziologischen“ Interpretationen der Akteur*innen vermischt wird (Nowotny 1975, S. 453). Andererseits können die Vermittlungen auf die Wissenschaft und ihre Wissensproduktion zurückwirken (Beck und Bonß 1989b, S. 28). So heben Merton und Wolfe (1995) hervor, dass sich mit der Verbreitung des soziologischen Wissens ein bestimmtes Paradox zeige. Die breite Verwendung der Konzepte führe dazu, dass diese ihre Präzision verlieren würden und deshalb, so das eigentliche Paradox, der Nutzen der Disziplin immer weniger anerkannt würde: „For it is possible that the vagueness and imprecision of an incorporated term can be associated with the discipline that gave the term life, even if it was the culture, and not the discipline, that altered the term’s meaning“ (Merton und Wolfe 1995, S. 21). Deshalb sieht sich die kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung dazu gezwungen zu reagieren, indem sie beispielsweise ihre Vermittlungstätigkeit in einer bestimmten Weise ausrichtet und die Konsequenzen des vermittelten Wissens mitreflektiert.

Eine entsprechend ausgerichtete Vermittlung kann dazu führen, dass soziologisches Wissen eine besonders breite gesellschaftliche Verwendung findet. Dies macht folgendes Beispiel deutlich: Ein Team aus Soziolog*innen um Mike Savage analysierte den sogenannten „Great British Class Survey“ des öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens BBC. Bei der 2011 durchgeführten Umfrage wurde die Sozialstruktur Englands in besonders umfassender Weise erhoben (Savage et al. 2013). Die Resultate der Umfrage wurden von Savage et al. einerseits verwendet, um ein neues theoretisches Modell von Klassen zu konzeptualisieren und dieses im wissenschaftlichen Kontext zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen (ebd.). Andererseits wurden die mit dem Klassenmodell erfassten Ergebnisse bezüglich der Sozialstruktur Englands über die Kanäle des Medienunternehmens verbreitet. In diesem Rahmen veröffentlichten die Autor*innen auf der Webseite der BBC einen sogenannten „Klassenrechner“ (Savage et al. 2015, S. 2). Dort konnte mit einigen wenigen Fragen die eigene Klasse nach dem neuen theoretischen Modell von Savage et al. bestimmt werden. Dieses Angebot wurde rege genutzt: Rund ein Fünftel der Bevölkerung Englands füllte die Fragen aus und konnte so die eigene Klassenzugehörigkeit bestimmen (Savage et al. 2015, S. 3). Aufgrund dieser großen Nutzung folgte eine breite Diskussion des theoretischen Modells in verschiedensten Medien und das Interesse an den Ergebnissen der Studie nahm stark zu (ebd.). Das Beispiel verdeutlicht, dass neben allen „Unsichtbarkeiten“ und ähnlichen Diagnosen ein kultur- und sozialwissenschaftliches Wissen eine enorme Bedeutung erlangen kann, wenn dessen Rezeption über eine bestimmte Vermittlung angeleitet wird.

Die Diskussion rund um die „Verwendung“ von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen mag nun nicht mehr unter diesem Begriff geführt werden (Neun 2016). Trotzdem werden die damit verbundenen Fragen wieder vermehrt verhandelt (Blättel-Mink et al. 2021). Mit der Vorstellung eines neuen „Modus“ der Wissenschaft (Gibbons et al. 1994; Nowotny et al. 2001) finden sich diverse Konzeptualisierungen zur aktiven Verbreitung von Wissen, die mit der Prämisse der Vermischung von Wissenschaft und Gesellschaft beginnen. Vertreter*innen dieser Perspektive verdeutlichen, dass mehr und mehr Wissen im Kontext seiner Anwendung generiert wird und nicht lediglich den kognitiven und sozialen Normen einer Disziplin folge: „In [the new Mode], by contrast, knowledge results from a broader range of considerations. Such knowledge is intended to be useful to someone whether in industry or government, or society more generally and this imperative is present from the beginning“ (Gibbons et al. 1994, S. 4).Footnote 4 Der neue Modus führe darüber hinaus zu einer anderen Art der Kommunikation: Wissenschaftskommunikation geht dabei nicht mehr zentral von einer Institution aus (z. B. Wissenschaftler*innen an Universitäten). Vielmehr wird sie von all denjenigen geleistet, die an einer Wissensproduktion beteiligt sind (Gibbons et al. 1994, S. 5). Letztere Überlegungen werden dann auch bei der sogenannten „Third Mission“ bedacht. Unter diesem Schlagwort diskutieren genauso Wissenschaftler*innen wie politische Entscheidungsträger*innen über ein öffentliches Engagement von Forschungsinstitutionen und suchen nach den geeigneten Indikatoren zur Analyse des Umfangs sowie der Auswirkungen solcher Aktivitäten (Bucchi und Trench 2014, S. 5). Die Diskussionen zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft können zudem erweitert werden um die Fragen nach einer Transdisziplinarität beziehungsweise Interdisziplinarität (Barry und Born 2013a). Auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen wird nämlich mehr und mehr in außerwissenschaftlichen Bereichen verhandelt. Dabei spielt das Wissen der Kultur- und Sozialwissenschaften eine wichtige Rolle. Dieses soll unter anderem helfen, eine größere Akzeptanz für die Ergebnisse von anderen Disziplinen in der Gesellschaft zu erreichen (Barry und Born 2013b, S. 12).

Als vorerst letzte Perspektive auf die Verwendung von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen und dessen Verhältnis zur Gesellschaft kann danach gefragt werden, wie sich diese Disziplinen selbst positionieren sollen. Dabei geht es nun nicht um eine Analyse der empirisch auftretenden Phänomene der Vermischungen und daraus resultierende Veränderungen, obschon diese hierfür relevant sind. Sondern das Interesse gilt einer normativen Position, die eine anzustrebende Rolle eines Fachs vorgibt. Unter dem von Michael Burawoy eingeführten Begriff der „Public Sociology“ (2005) beziehungsweise der „öffentlichen Soziologie“ (Aulenbacher et al. 2017a) findet sich eine solche Position, die für die vorliegende Arbeit auf doppelte Weise interessant ist: Erstens definiert Burawoy anhand des Begriffs eine zusätzliche Aufgabe der Soziologie. Diese tritt neben die Vorstellungen von professionell-methodischen, angewandten und traditionell-kritischen Ausprägungen des Fachs (Aulenbacher et al. 2017b, S. 14): „We have spent a century building professional knowledge, translating common sense into science, so that now, we are more than ready to embark on a systematic back-translation, taking knowledge back to those from whom it came, making public issues out of private troubles […]“ (Burawoy 2005, S. 5). Die neue Aufgabe der Soziologie ist es demnach, ihr Wissen in außerwissenschaftliche Bereiche zu übertragen und anwendbar zu machen, wobei die Wissenschaftler*innen selbst eine aktive Rolle einnehmen sollen. Zweitens ist die Position Burawoys interessant, da sie von einer Vielzahl anderer Personen geteilt oder zumindest diskutiert wird: Das Konzept der öffentlichen Soziologie wurde sowohl im eigenen Fach und in anderen disziplinären Kontexten verhandelt (Aulenbacher et al. 2017b, S. 15) als auch in weiteren außerwissenschaftlichen Bereichen aufgenommen (siehe Apple 2015).

1.2 Perspektive, Fragestellung und Aufbau der Arbeit

Die diskutierten Ergebnisse aus der Verwendungsforschung haben nicht nur erste Perspektiven auf das in dieser Arbeit betrachtete Phänomen eingeführt. Sie haben zudem darauf hingewiesen, dass das Wissen aus den Kultur- und Sozialwissenschaften nicht nur in der Kulturproduktion, sondern in einer Vielzahl weiterer gesellschaftlicher Bereiche zur Anwendung kommt (Surdez und Streckeisen 2011). Anstelle von einer „Irrelevanz“ (Nowotny 1975) kann daher von einer zunehmenden Relevanz der Kultur- und Sozialwissenschaften ausgegangen werden (Felt 2000, S. 193; Urry 2005, S. 79). Das Wissen der Disziplinen scheint dabei in gesellschaftlichen Bereichen zu wirken, in denen eine Verwendung nicht von der Wissenschaft vorgesehen war (vgl. Kroner und Wolff 1984, S. 429). Auch die Kulturproduktion scheint nicht unbedingt ein Bereich zu sein, in dem die Verwendung des kultur- und sozialwissenschaftlichen Wissens intendiert gewesen ist. Verschiedene Arbeiten zeigen jedoch auf, dass insbesondere die Theorien dieser Disziplinen dort zur Anwendung kommen, etwa in der bildenden Kunst (Krause-Wahl 2014; Schmidt-Wulffen 2016; Fine 2018), in der Literatur (Boyer 2001; Lammers 2022) oder in verschiedenen Musikgenres (Geisthövel 2009; Brennan 2019; Müller und Schulze i. E.). Die vorliegende Arbeit fokussiert ebenfalls auf ein Beispiel aus dem Bereich der Musik und ergänzt dieses mithilfe von Exkursen zu anderen sozialen Welten wie dem Design, der Informatik und dem Tanz. Die empirischen Analysen der verschiedenen Verwendungen von kultur- und sozialwissenschaftlichem Wissen erklären dann, warum Kulturproduktion eine solche Relevanz in der Gesellschaft haben kann. Eine Vielzahl der Ergebnisse soll jedoch auch auf andere Bereiche der Gesellschaft übertragen werden können, in denen die Theorien aus den Kultur- und Sozialwissenschaften ebenfalls zur Anwendung kommen. Beispiele hierfür finden sich nämlich in der Marktforschung (Burrows und Gane 2006), im Management (Brauchlin 2007), in der Entwicklung des Internets (Healy 2015), in der Politik (Coulangeon 2015; Bacevic 2021), in der Rechtsprechung (Adams 2016) oder in der Finanztechnik (Faustino 2022).

Trotz der Bandbreite des Phänomens, welche die zuvor genannten Autor*innen verdeutlichen, scheint die Verwendung der kultur- und sozialwissenschaftlichen Theorien durch die gesellschaftlichen Akteur*innen noch kein einheitliches Analyseinteresse zu repräsentieren. Etwas überspitzt formuliert herrschen vielmehr folgende beide Reaktionen vor: Entweder es wird ohne wirkliche empirische Prüfung eine Skepsis geäußert, ob das theoretische Wissen der Kultur- und Sozialwissenschaften wirklich für die gesellschaftliche Praxis „geeignet“ sei. Oder aber die Wissenschaftler*innen bekunden eine Verwunderung, wenn sie den Theorieverwendungen durch die Akteur*innen begegnen, ohne eine systematische Prüfung zu bedenken. Hier soll nun eine Perspektive eingeführt werden, die das Phänomen ernst nimmt und deren theoretische Überlegungen hinsichtlich der Verwendung der Theorien potenziell auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche übertragen werden können. Zudem soll die Perspektive die oben eingeführten Schlussfolgerungen aus der Verwendungsforschung miteinbeziehen. Ziel ist es, den Fokus auf einen konkreten Aspekt des kultur- und sozialwissenschaftlichen Wissens zu richten, an dem eine Verwendung festgemacht werden kann. Dieser soll genauso eine Relevanz für die Disziplinen aufweisen, wie mit ihm breite Veränderungen in den gesellschaftlichen Bereichen aufgezeigt werden sollen. Die Ergebnisse der Verwendungsforschung machten deutlich, dass die theoretischen Konzepte einen solchen Aspekt des kultur- und sozialwissenschaftlichen Wissens repräsentieren. Weiter darf nicht nur davon ausgegangen werden, dass mit den Theorien auf eine Nachfrage reagiert wird und die gesellschaftlichen Akteur*innen bewusst damit umgehen. Vielmehr muss die Perspektive verdeutlichen, dass die Veränderungen auch von den Theorien vorgegeben werden und Effekte von ihnen ausgehen. Hierbei darf aber den gesellschaftlichen Akteur*innen nicht sämtliche Kompetenz im Umgang mit dem Wissen abgesprochen werden. Es gilt, sowohl Interpretationsweisen nachzuvollziehen als auch mögliche gegenläufige Effekte zu den theoretischen Prozessen zu beachten, die von den Akteur*innen ausgehen. Nicht zuletzt sollen die Konsequenzen aus der Verwendung der Theorien sowohl in sehr spezifischen Anwendungen als auch in weiteren gesellschaftlichen Zusammenhängen nachvollzogen werden.

Die Perspektive, die hier eingenommen wird, ist diejenige der Performativität der kultur- und sozialwissenschaftlichen Theorien (Garcia-Parpet 2022; Callon 1998a). Es wird davon ausgegangen, dass die theoretischen Konzepte dieser Disziplinen nicht nur eine Beschreibung der sozialen Realität liefern. Vielmehr beinhalten sie je nach Konzept unterschiedliche Vorgaben, wie die in der sozialen Realität ablaufenden Prozesse von den gesellschaftlichen Akteur*innen ausgerichtet werden könnten. Während viele der zuvor erläuterten Überlegungen aus der Verwendungsforschung im weiteren Verlauf der Arbeit aufgenommen werden (vgl. auch Sparsam 2022, S. 165 ff.), kann an dieser Stelle bereits darauf verwiesen werden, dass die Perspektive der Performativität grundsätzlich die Eigenheit der Kultur- und Sozialwissenschaft ernst nimmt (Brisset 2019, S. 65; Callon und Roth 2021, S. 224): Die Beschreibungen, welche die Disziplinen machen, können die beschriebenen Phänomene verändern. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften sind in kultur- und sozialwissenschaftlichen Konzepten Menschen als Akteur*innen ein aktiver Teil eines jeweiligen Phänomenbereichs und reagieren auf die wissenschaftliche Klassifikation (Giddens 1995, S. 52; Hacking 1999, S. 32; Fleck 2008, S. 931; Gergen 2014, S. 292; Marres 2017, S. 8; vgl. Boltanski und Thévenot 1983). Die Aussagen der Wissenschaft beeinflussen daher die untersuchten Phänomene. Eine vergleichbare Perspektive eröffnete bereits Merton mit seinem Konzept der „selbsterfüllenden Prophezeiung“ (1948).Footnote 5 Hierbei führt eine falsche Definition der sozialen Realität zu einem Verhalten, das die ursprünglich falsche Definition wahr werden lässt. Oder anders formuliert: Ein theoretisches Konzept, das nicht mit der sozialen Realität übereinstimmt, führt dazu, dass die soziale Realität so verändert wird, dass sie mit der theoretischen Beschreibung übereinstimmt. Anhand der Perspektive der Performativität wird Mertons Konzept insofern erweitert, dass nicht nur auf „Prophezeiungen“ und Vorstellungen sowie daraus resultierende Handlungen fokussiert wird. Es geht zudem um eine „tiefere“ Eingliederung und Anwendung der Theorien in konkrete Materialien, Techniken und Prozesse (MacKenzie 2006, S. 19). Auch hierbei können wiederum die Akteur*innen reagieren, agieren und zurückwirken. Dies unterscheidet die Kultur- und Sozialwissenschaften von den Technikwissenschaften: So mögen Ingenieur*innen ebenfalls aufgrund von Beschreibungen ihre Phänomene mittels Techniken zu verändern. Gleichzeitig bleibt das veränderte Phänomen aber ein passives „Objekt“, das die angewandten Techniken nicht „diskutieren“ kann (Callon und Roth 2021, S. 225). Die Perspektive der Performativität versucht all dies zu beachten: Sie fokussiert darauf, wie gesellschaftliche Akteur*innen mit den theoretischen Konzepten umgehen und wie sich aufgrund der Konzepte Veränderungen in der sozialen Realität ergeben.

Vor dem Hintergrund der erläuterten Entwicklungen zur steigenden Relevanz der Kulturproduktion und der „Verwissenschaftlichung“ der Gesellschaft sowie der Ergebnisse der Verwendungsforschung und der kurzen Einführung zur Performativität kann nun die Fragestellung der Arbeit herausgestellt werden: Wie verändern verschiedene theoretische Konzepte der Kultur- und Sozialwissenschaft durch performative Effekte die Prozesse der Produktion von Kultur und die Qualitäten der Resultate von Kulturproduktion? Der Begriff der „Qualitäten“ bezieht sich bereits auf eine allgemeinere theoretische Perspektive, die im weiteren Verlauf der Arbeit eingeführt wird, nämlich den Neo-Pragmatismus (Barthe et al. 2016) und die „Economie des conventions“ (EC, Diaz-Bone 2018a). Qualitäten werden als die Realitäten, Eigenschaften und Wertigkeiten verstanden, die in einem Objekt, in einer Person oder in einer Handlung über Koordinationslogiken anerkannt werden.Footnote 6 Ausgehend davon lassen sich drei weitere mit der zentralen Fragestellung zusammenhängende Punkte anführen. (1) So interessiert sich die Arbeit dafür, wie die Theorien in die gesellschaftlichen Produktionswelten gelangen und welche Theorien beziehungsweise welche Teile von Theorien performativ wirken und welche nicht. (2) Zur Analyse der performativen Effekte muss die Arbeit zudem klären, wie die Theorien in den Produktionsprozessen wirklich angewendet werden und wie sich die damit verknüpften Veränderungen entfalten. (3) Ist dies einmal geklärt, muss aufgezeigt werden, welche veränderten Prozesse und Qualitäten sich aufgrund der Theorien zeigen, und zwar als für die Akteur*innen bewusste Folgen genauso wie als weitere, überindividuelle Zusammenhänge. Insbesondere Letzteres sollte ermöglichen, die zu Beginn dieser Einführung dargestellte Relevanz der Kulturproduktion in der Gesellschaft nachzuvollziehen.

Um die Fragestellung zu beantworten, wird im nächsten Kapitel [2] zuerst die Perspektive der Performativität detailliert dargestellt und daraus ein Modell zur Systematisierung der performativen Effekte abgeleitet. Ergänzend dazu werden zwei weitere Punkte in dem Kapitel besprochen. Anhand aktueller soziologischer Zeitdiagnosen wird zuerst die Verwendung von kultur- und sozialwissenschaftlichen Theorien gesellschaftlich breiter eingeordnet, insbesondere im Hinblick auf die Vorstellung von Wertzuschreibung oder „Valorisierung“. Danach wird die Verbreitung der theoretischen Konzepte in der Gesellschaft detailliert diskutiert, wobei auf die Bildungsexpansion, den sogenannten „Turn to the Social“ in der Kulturproduktion und auf die Relevanz der Konzepte im Alltag von Akteur*innen eingegangen wird. Das Kapitel [3] präsentiert theoretische Konzeptualisierungen im Zusammenhang mit demjenigen gesellschaftlichen Bereich, im Rahmen dessen die Verwendung von Theorien betrachtet wird: Kulturproduktion. Die analytische Perspektive darauf wird mit der Lebensstilforschung, der Feldtheorie sowie der Konzeptualisierung von Kulturwelten und dem Ansatz der Mediation präzisiert. Im darauffolgenden Kapitel [4] werden eine Reihe methodologischer und methodischer Überlegungen präsentiert, welche die Forschungsperspektive der vorliegenden Arbeit angeleitet haben. Zuerst wird hierzu eine sogenannte Sozio-Epistemologie diskutiert und aufgezeigt, wie gemeinsam mit den gesellschaftlichen und theoretisch-informierten Akteur*innen Wissen produziert werden kann. Diese Überlegungen werden sowohl in den Zusammenhang zu Forschungsparadigmen als auch zu Forschungsstilen gestellt, nämlich dem Neo-Pragmatismus und dem Neo-Strukturalismus beziehungsweise der Grounded Theory und der Situationsanalyse. Neben dieser eher allgemeinen Diskussion wird darauf eingegangen, wie die verschiedenen methodologischen Konzepte konkret in Techniken umgesetzt wurden, um die empirische Analyse dieser Arbeit zu ermöglichen. Danach folgt die Ergebnispräsentation. Das Kapitel [5] beginnt mit der Einführung derjenigen Kulturwelt, die im Zentrum der empirischen Analyse stand: die experimentelle, elektronische Musik. Die eigentlichen Resultate werden im Rahmen von drei sogenannten Situationen präsentiert: die Situation der Intermediation der Theorien, die Situation der Verwendung der Theorien und die Situation der neuen Prozesse durch Theorien. Das abschließende Kapitel [6] versucht, die Fragestellung der Arbeit nochmals zugespitzt zu beantworten, indem die drei oben genannten Punkte diskutiert werden. Zudem werden die Ergebnisse in breitere theoretische Zusammenhänge gestellt.