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Demonstration als kommunikative Gattung von „widerständigen Repertoires“

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Kommunikative Gattungen und Events

Part of the book series: Wissen, Kommunikation und Gesellschaft ((WISSEN))

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Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird eine Form des kollektiven Handelns – nämlich die Demonstration – als kommunikative Gattung untersucht. Dazu wird zunächst eine konzeptionelle Diskussion über die Möglichkeit geführt, die Demonstration als eigene kommunikative Gattung zu begreifen; dann wird mit Hilfe der früheren Beiträge von Charles Tilly die historische Erfindung und Entwicklung der Demonstration erläutert und eine konzeptionelle Verbindung zwischen Tillys Konzept der Repertoires und dem Konzept der kommunikativen Gattungen hergestellt; abschließend wird eine Reihe von gattungsspezifischen Eigenschaften der Demonstration in ihrer klassischsten Form skizziert und entsprechend der dreistufigen Struktur der Gattungsanalyse eine erste Analyse dessen vorgelegt.

Im Folgenden ist Charles Tillys Begriff „repertoires of contention oder contentious repertoires“ nach Übersetzung Haunss (2009) als „widerständige Repertoires“ übersetzt worden. Ein anderer wichtiger Begriff von Tilly, „contentious action“, wird in ähnlicher Weise als „widerständiges Handeln“ ins Deutsche übersetzt.

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Notes

  1. 1.

    Die Bedeutung des „Körpers“ für die Analyse auf dieser Ebene wurde eigentlich erst später durch die Arbeit von Knoblauch (2013) hervorgehoben. Ich möchte Ajit Singh dafür danken, dass er mich auf dieses Detail aufmerksam gemacht hat.

  2. 2.

    Schütz unterscheidet zwischen Handeln (actio/action) und Handlung (actum/act). Mit dem Begriff Handlung bezeichnet er eine „vollendete Tat“, die einen Anfang und ein Ende hat und deren Erfüllung folglich durch Handeln realisiert wird.

  3. 3.

    Andererseits kann man natürlich in Anlehnung an Luckmann (1992) einige spezifische „Handlungsschritte“ identifizieren (vgl. hierzu auch Schutz und Luckmann 1974, 1989).

  4. 4.

    Der Vorschlag von Knoblauch, das Konzept der „kommunikativen Form“ in die Theorie der kommunikativen Gattungen zu integrieren, ist geeignet, verschiedene Probleme der Theorie zu lösen. Ich bin jedoch der Meinung, dass die ursprüngliche Formulierung bezüglich der unterschiedlichen Komplexitätsgrade kommunikativer Prozesse immer noch gültig und nützlich ist. Daher halte ich es für viel angemessener, den Begriff „kommunikative Form“ als Unterbegriff zum Begriff „kommunikatives Muster“ zu verwenden, der sich auf einfachere und flexiblere kommunikative Handlungen bezieht (z. B. Begrüßungs- und Abschiedssequenzen, sportliche Wettkämpfe und darstellende Künste usw.). Nach dieser Formulierung sollte ein kommunikatives Muster zumindest einige kommunikative Formen enthalten, während eine kommunikative Gattung zumindest einige kommunikative Formen sowie einige kommunikative Muster umfassen sollte.

  5. 5.

    Oder aufgrund dessen, was Günthner und Luckmann (2001) Wissensasymmetrien (asymmetries of knowledge) nennen.

  6. 6.

    Eine frühe Studie soll hier als Ausnahme erwähnt werden: Vgl. Christmann 1996.

  7. 7.

    Meines Wissens gibt es bisher keine ethnomethodologisch informierten Untersuchungen sozialer Bewegungen.

  8. 8.

    In diesem Sinne argumentieren Günthner und König (2016, S. 199), dass die Gattungsanalyse das Potenzial hat, das stark kritisierte Fehlen einer „Theorie des Sozialen“ in der Konversationsanalyse zu kompensieren, indem sie eine Verbindung zwischen Mikro- und Makroebene herstellt. Ich glaube, dass eine ähnliche Beobachtung auch über die Beziehung zwischen Ethnomethodologie und der Theorie der kommunikativen Gattungen gemacht werden kann.

  9. 9.

    Die aktuellste Form dieses Denkansatzes findet sich in der Theorie des kommunikativen Konstruktivismus (vgl. Keller et al. 2013; Knoblauch 2017, 2020).

  10. 10.

    Dieser Begriff ist inspiriert von Bergmanns (1987) Konzept der „Klatschtriade“.

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Aldemir, N.C. (2023). Demonstration als kommunikative Gattung von „widerständigen Repertoires“. In: Knoblauch, H., Singh, A. (eds) Kommunikative Gattungen und Events. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41941-7_6

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