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Neben der Norm

Welchen Beitrag kann Design zur sozialen und inklusiven Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung leisten?

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Designmethoden im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

Part of the book series: Würzburger Beiträge zur Designforschung ((WBDES))

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Zusammenfassung

Neben den ökologischen und digitalen Transformationen ist die Geriatrisierung der hiesigen Gesellschaft eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Gerade in Deutschland wird sich die demographische Struktur in den nächsten Dekaden erheblich verändern, wobei Prognosen davon ausgehen, dass im Jahr 2060 jede:r Dritte mindestens 65 Jahre alt sein wird.

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Notes

  1. 1.

    Hintergründe zum Transformationsdesign finden sich am Ende des Essays. Das Aufgreifen dieser Kategorie dient der Einordnung in den Kontext eines sozialen Designbegriffes, sowie der Erweiterung und Notwendigkeit transformativer Gestaltung.

  2. 2.

    Dabei bezieht sich der Begriff des Sozialen auf „Aspekte des Zusammenlebens“ (Bieling, 2019, S. 90) in einer bestimmten Gesellschaft bzw. innerhalb des Gefüges einer solidarischen Gemeinschaft. Daran geknüpft sind Begriffe wie Fürsorge, Teilhabe oder Empathie.

  3. 3.

    Dieses versteht sich im Sinne eines teilhabeorientierten Gestaltungsansatzes (vgl. Bieling, 2019, S. 97 ff.), der bestimmte soziale Werte zugrunde legt und Betroffene sowie deren Umfeld von Beginn an in den Entwurfsprozess mit einbezieht.

  4. 4.

    Waldschmidt und Schneider beschreiben in ihren Ausführungen zur Kultursoziologie der Behinderung die Position, dass eine Behinderung oftmals erst innerhalb bestimmter gesellschaftlicher und kultureller Konstellationen hergestellt wird (vgl. Waldschmidt & Schneider, 2007, S. 15).

  5. 5.

    Aktuelle Forschungen, insbesondere im Bereich der Biowissenschaften, erlauben die Entwicklung neuer und immer präziserer Interventionen, die vor allem im Medizinischen Anwendung finden finden. Diese zum Teil künstliche Optimierung des menschlichen Körpers bezeichnet man im englischen Wortsinn als Enhancement.

  6. 6.

    Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen aus dem Jahr 2016 dient dazu, Gleichstellung und Barrierefreiheit im öffentlich-rechtlichen Bereich zu verankern und Diskriminierungen zu vermeiden. Mit dem Gesetz einher ging z. B. die Transformation diverser Sozialgesetzbücher in leichte, allgemeinverständliche Sprache (vgl. BMAS).

  7. 7.

    Ein im Kontext Gender und Design angesiedeltes, aber dennoch sehr anschauliches Beispiel stellt in diesem Zusammenhang das Pro Hijab des US-amerikanischen Sportartikelherstellers Nike dar. Die religiöse Kopfbedeckung aus atmungsaktivem Material wird hierbei zum sportlichen Accessoire erklärt und von der ägyptischen Marathonläuferin Manal Rostom als Werbefigur getragen und verbreitet. Ohne auf religiöse Diskurse einzugehen, schließt sich dennoch die Frage an, ob durch ein solches Produkt einschlägige Rollenbilder erzeugt bzw. manifestiert werden, oder ob Design durch solche Konzepte auch in der Lage sein kann, Selbstbestimmung und Anerkennung zu erzeugen (Klein, 2018, S. 20 f.).

  8. 8.

    Als Sprache der Zeichen ist in diesem Zusammenhang die Semiotik, also die Wissenschaft nicht begrifflicher Zeichen oder Zeichensysteme, zu verstehen.

  9. 9.

    Die angeführte Debatte stützt sich auf einen Artikel der Zeit, in dem der in Japan entwickelte Therapieroboter Terapio vorgestellt wird. Er soll Pflegekräfte in ihrer Arbeit unterstützen und entlasten. Eingesetzt wurde dieser erstmals nach dem schwersten Erbeben 2011, da es für die große Anzahl Verletzter und Hilfsbedürftiger es nicht genügend Pflegepersonal gab. Die Entwicklung des Roboters war zu diesem Zeitpunkt aber schon so weit vorangeschritten, dass er seitdem zu Testzwecken eingesetzt und weiterentwickelt wird (vgl. Lill, 2017).

  10. 10.

    Die Kategorie des System Designs untersucht nicht nur ästhetische Prozesse, sondern auch komplexe soziale, wirtschaftliche und technische Zusammenhänge. Es begründet sich darin Schnittstellen der einzelnen Bereiche zu erforschen und diese interdisziplinär zu gestalten bzw. zu optimieren (vgl. Papanek, 2009).

  11. 11.

    Bieling greift in diesem Zusammenhang den „medical Design approach“ (Bieling, 2019, S. 53) auf, der durch die Konzeption medizinischer Hilfsprodukte Behinderung als eine Eigenschaft definiert, die es zu verstecken oder vertuschen gilt. Demzufolge schreibt er dem sozialen Modell von Behinderung ein größeres Potenzial zu, um einer fehlgeschlagenen Gestaltung zu entgehen, als dem medizinischen Modell (ebd.).

  12. 12.

    Der Begriff self empowerment stammt ursprünglich aus dem Bereich der Psychologie und Sozialpädagogik; er lässt sich am besten mit Selbstbemächtigung oder auch Selbstkompetenz übersetzen.

  13. 13.

    Erste Sichtweisen zeigten sich im vorliegenden Text bereits im Diskurs über die Ambivalenzen von Normalität und Barrierefreiheit.

  14. 14.

    Die Kriterien beziehen sich lediglich auf die universelle Nutzbarkeit des Designs. Weitere Aspekte in Bezug auf Umweltverträglichkeit, Kosten oder technische Voraussetzungen werden bei diesen sieben Prinzipien ausgeklammert (vgl. Bieling, 2019, S. 67).

  15. 15.

    Speculative Design ist ein forschungsorientierter, experimenteller Designansatz, der auf die britischen Designer Anthony Dunne und Fiona Raby und ihr Buch Speculative Everything: Design, Fiction and Social Dreaming (2013) zurückgeht. Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich beide mit dem Potenzial neuer Technologien. Ziel ist es, Diskussionen anzustoßen – und nicht, konkrete, direkt umsetzbare Lösungen anzubieten.

  16. 16.

    Diese Erkenntnis resultiert aus der teilhabeorientierten Recherche im Kontext der Blindheit und Sehbehinderung mit Akteur:innen des BSV-Saar, die in ihrem Alltag begleitet wurden.

  17. 17.

    Dabei geht es im praktischen Sinne darum, gänzlich kreislauffähige Produkte zu entwerfen und herzustellen, sodass geschlossene Zyklen entstehen. Als Referenz gilt hier das Cradle to Cradle Prinzip (vgl. Braungart und Mc Donough, 2002).

  18. 18.

    Ravis 3D war ein dreijähriges Forschungsprojekt am Fachbereich Elektrotechnik für integrierte Systeme der Ruhr-Universität Bochum, in dem über Sensorik und akustische Signale intuitive Anwendungen für digitale Blindenhilfsmittel technisch erprobt wurden.

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Hartz, L. (2023). Neben der Norm. In: Schweppenhäuser, G., Popp, JF., Bauer, C. (eds) Designmethoden im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Würzburger Beiträge zur Designforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41763-5_5

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