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Veränderte Qualifikationsanforderungen im Zuge der Digitalisierung

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Digitalisierung und die Rolle von Weiterbildung
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Zusammenfassung

Es existieren zwei verbreitete Definitionen von Digitalisierung. Auf der einen Seite steht eine rein technische Definition, auf der anderen Seite ein breiterer Blickwinkel, der die mit der Digitalisierung einhergehenden Änderungen verschiedenster Bereiche des sozialen Lebens umfasst (Brennen und Kreiss 2016, S. 556).

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Notes

  1. 1.

    Das meint, technisch formuliert, die Umwandlung von Analogsignalen in Digitalsignale, wobei ein Signal die Veränderung von Parametern physikalischer Größen, z. B. elektrische Spannung, zur Darstellung von Nachrichten oder Daten ist (Lipp und Becker 2011, S. 25). Die Größe bei Analogsignalen kann auf einem durch einen Minimal- und Maximalwert begrenzten Bereich prinzipiell beliebige, allerdings mit Messunsicherheit behaftete Werte annehmen. Ein Beispiel ist die Darstellung von Temperaturen mit einem Flüssigkeitsthermometer. Digitale Signale bestehen hingegen nur aus diskreten, also abzählbaren, Werten. Häufig kommen Binärsignale zum Einsatz, also eine Signaldarstellung mit nur zwei Werten wie 1 und 0 (Lipp und Becker 2011, S. 24–28).

  2. 2.

    Brennen und Kreiss (2016, S. 556) bezeichnen die Digitalisierung im Sinne der technischen Definition als „Digitization“ und im Sinne des durch den technologischen Fortschritts ausgelösten Wandels als „Digitalization“. Diese sprachliche Trennung ist im Deutschen allerdings nicht möglich.

  3. 3.

    Dabei darf natürlich nicht aus den Augen verloren werden, dass die Ausbreitung sozial und global gesehen sehr ungleich stattfand und stattfindet (Stichwort Digital Divide, siehe z. B. van Dijk (2006) und van Dijk und Hacker (2003)).

  4. 4.

    Schon in den 1960er Jahren prognostizierte Gordon E. Moore (1965), einer der Mitbegründer von Intel, dass die bis dato jährliche Verdoppelung der Rechenleistung von integrierten Schaltungen, also die im Kostenoptimum verbaute Anzahl elektronischer Baukomponenten in einem Chip, noch mindestens 10 Jahre anhalten wird. Diese Vorhersage behielt allerdings noch weit darüber hinaus Gültigkeit, wobei gegenwärtig eher von 18 Monaten Verdopplungsdauer ausgegangen wird (Brynjolfsson und McAfee 2014, S. 40 f.).

  5. 5.

    Kurzweil (2005, S. 135 f.), Futurist und Director of Engineering bei Google, sagt diesen Knick für das Jahr 2045 voraus. Ab diesem von Kurzweil (2005) als technologische Singularität bezeichneten Ereignis sei der technologische Fortschritt so schnell, dass sich die Menschheit irreversibel und grundlegend verändern wird.

  6. 6.

    Die bisherigen Ausführungen haben die Charakteristika der Digitalisierung sowie aktuellste technologische Errungenschaften beschrieben. Der tatsächliche Einsatz digitaler Technologien in deutschen Betrieben wurde bislang nur wenig untersucht. Einen bedeutenden Beitrag dazu leisteten das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit ihrer Arbeitswelt-4.0 Befragung, mit der gezeigt wird, dass im Jahr 2016 etwa nur die Hälfte der Betriebe in Deutschland moderne Technologien wie die hier erläuterten einsetzen (Arntz et al. 2016a).

  7. 7.

    Siehe kritisch dazu Card und DiNardo (2002) und eine Auseinandersetzung mit dieser Kritik bei Autor et al. (2008).

  8. 8.

    Zur Vereinfachung wird nachfolgend auf das Zeitargument verzichtet.

  9. 9.

    Analytische und interaktive Routinetätigkeiten werden auch als kognitive Routinetätigkeiten bezeichnet; analytische und interaktive Nicht-Routinetätigkeiten als kognitive oder abstrakte Nicht-Routinetätigkeiten.

  10. 10.

    Zu Zeiten der ersten beiden industriellen Revolutionen waren bereits manuelle Routineaufgaben automatisierbar, durch die Computerisierung und Vernetzung sind nun auch kognitive Routineaufgaben hinzugekommen (Autor et al. 2003, S. 1284).

  11. 11.

    Durch den Rückgang des Preises für Computertechnologien und somit für Routinearbeit \(w_R\) und den Anstieg des Preises von Nicht-Routinearbeit \(w_N\) sinkt die Schwelle der relativen Effizienz eines Individuums \(\eta ^*\), oberhalb derer Beschäftigte sich für Nicht-Routinearbeit entscheiden.

  12. 12.

    Eine ausführlichere Zusammenfassung findet sich bei Autor (2013).

  13. 13.

    Ob ein Beruf auslagerbar ist oder nicht, hängt (ebenso wie die Möglichkeit einen Beruf zu automatisieren) mit den Charakteristika von Aufgaben des jeweiligen Jobs zusammen (Blinder 2006; Oldenski 2012; Jensen et al. 2016). So gibt es nach Blinder (2006, 2009) insbesondere zwei Merkmale, die dafür relevant sind, ob ein Beruf ausgelagert werden kann oder nicht: Berufe, die persönlicher, also face-to-face-, Interaktion bedürfen und nicht elektronisch über große Distanzen bereit gestellt, somit nur an einem bestimmten Ort durchgeführt werden können, sind nicht „offshorable“. Das Ausmaß, in dem eine Aufgabe ins Ausland ausgelagert werden kann, hängt darüber hinaus auch mit dem Routinegrad einer Tätigkeit zusammen. So besteht eine höhere Offshoring-Möglichkeit für Berufe, die in einfache, routine-basierte Tätigkeiten zerlegt werden können, als für solche, die zu einem hohen Anteil aus komplexen Aufgaben oder menschlichen Interaktionen bestehen (Blinder 2009, S. 43). Viele Routineaufgaben können somit sowohl von Maschinen als auch von vergleichsweise niedrig entlohnten Arbeitskräften im Ausland ausgeführt werden (Autor et al. 2013, S. 2). Dennoch sind Routineaufgaben nicht mit auslagerbaren Tätigkeiten gleichzusetzen. Es gibt eine Reihe von Aktivitäten, wie z. B. Computer-Programmierung oder Call-Center-Tätigkeiten, die aus der Ferne durchgeführt werden können, aber bislang nicht vollständig automatisierbar sind (Blinder 2009, S. 43; Acemoglu und Autor 2011, S. 1076). Oldenski (2012) testet den Zusammenhang empirisch und kann zeigen, dass multinational agierende Unternehmen in den USA Nicht-Routineaufgaben eher im Hauptsitz des Unternehmens in den USA durchführen lassen und manuelle Tätigkeiten und Routineaufgaben mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgelagert werden.

  14. 14.

    Dies kann zu einem häufigeren Vorkommen von Überqualifizierung führen. Rohrbach-Schmidt et al. (2011) können mit Daten der Erwerbstätigenbefragung vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)/IAB bzw. BIBB/Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigen, dass Überqualifizierung (gemessen an dem Anteil an Arbeitskräften in Berufen, die auch von geringer Qualifizierten ausgeführt werden könnten) in Deutschland ab Mitte der 1980er bis Ende der 1990er gestiegen ist. Zwischen Ende der 1990er und Mitte der 2000er ist zudem der Anteil an Arbeitnehmer*innen, die sich unterfordert fühlen, gestiegen. Die Autor*innen können ferner Überqualifizierung in einen positiven Zusammenhang mit dem Anteil manueller Routinetätigkeiten und in einen negativen Zusammenhang mit dem Anteil an Nicht-Routinetätigkeiten bringen.

  15. 15.

    Mazzolari und Ragusa (2013) liefern dazu empirische Evidenz für die USA für den Zeitraum 1980 bis 2005. Die Idee ihrer Studie basiert u. a. auf einem Modell von Manning (2004), das die physische Nähe Hochqualifizierter in Beziehung zu der Nachfrage nach Geringqualifizierten setzt.

  16. 16.

    Autor und Price (2013) haben darüber hinaus beträchtliche Geschlechterunterschiede in der Entwicklung des Tätigkeitsaufwandes festgestellt, wonach Frauen insgesamt stärkere Veränderungen in der Aufgabenzusammensetzung verzeichnen. So war 1960 der Einsatz von Nicht-Routineaufgaben unter Männern noch deutlich höher als unter Frauen, allerdings fiel der Anstieg der Beschäftigung in Nicht-Routineaufgaben unter Männern in den Folgejahren deutlich geringer aus, sodass sich der Unterschied bis 2010 wesentlich verringerte. Vergleichbare, umgekehrte Trends finden sich bei Routineaufgaben, deren Einsatz unter Frauen höher war als unter Männern. Auch hier verringerte sich die Differenz mit den Jahren tendenziell. Ab Mitte der 1990er Jahren war die Beschäftigung in kognitiven Routineaufgaben unter Frauen sogar geringer als unter Männern.

  17. 17.

    Der Index berechnet sich wie folgt (Spitz-Oener 2006, S. 242): \(SO_{ijt}=\frac{\text {Anzahl der Aktivit}\ddot{\mathrm{{a}}}\text {ten in Kategorie } j ,\text { die durch } i \text { zum Zeitpunkt } t \text { ausgef}\ddot{\mathrm{{u}}}\text {hrt wurden}}{\text {Gesamtanzahl der Aktivit}\ddot{\mathrm{{a}}}\text {ten in Kategorie } j \text { zum Zeitpunkt } t}\).

  18. 18.

    Der Index berechnet sich wie folgt (Antonczyk et al. 2009, S. 222): \(AFL_{ijt}=\frac{\text {Anzahl der Aktivit}\ddot{\mathrm{{a}}}\text {ten in Kategorie } j ,\text { die durch } i \text { zum Zeitpunkt } t \text { ausgef}\ddot{\mathrm{{u}}}\text {hrt wurden}}{\text {Gesamtanzahl der Aktivit}\ddot{\mathrm{{a}}}\text {ten (}\ddot{\mathrm{{u}}}\text {ber alle Kategorien hinweg), die durch } i \text { zum Zeitpunkt } t \text { ausgef}\ddot{\mathrm{{u}}}\text {hrt wurden }}\).

  19. 19.

    Dabei können sich die Ergebnisse allerdings auch unterscheiden. So zeigt sich in der Analyse von Salvatori (2018) für GB für den Zeitraum zwischen 1979 und 2012, dass die veränderten Beschäftigungsanteile entlang der beruflichen Lohnverteilung von 1979 ein Polarisierungsmuster aufweist, nicht aber entlang der Qualifikationsverteilung. Bei Betrachtung der Veränderungen der Beschäftigung nach Qualifikationsgrad zeigt sich hingegen ein Upgrading-Muster. Gleiches bestätigen auch Oesch und Piccitto (2019). Im OECD-Durchschnitt findet sich indes zwischen 2006 und 2016 ein deutlicher Rückgang in der Beschäftigung mittelqualifizierter Berufe, allerdings kein Rückgang (sogar ein leichter Anstieg) in der Beschäftigung in der Mitte der Lohnverteilung (OECD 2019, S. 105).

  20. 20.

    Der große Zuwachs von Dienstleistungsberufen im unteren Lohnsegment in den USA wird bei Autor und Dorn (2013) untersucht.

  21. 21.

    Zu den makroökonomischen Ereignissen zählt er insbesondere das Platzen der „dot-com“-Blase und die Finanzkrise in 2007/2008 sowie durch die Globalisierung, genauer den Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001, hervorgerufene Beschäftigungsverschiebungen (Autor 2015, S. 22).

  22. 22.

    Allerdings ist in manchen Berufen, wie beispielshalber der (Alten-)Pflege, durchaus von steigenden Anforderungen auszugehen, wenn auch nicht zwangsläufig durch technologischen Fortschritt hervorgerufen. Durch die (in den USA) verzeichnete Zunahme ambulanter Einsätze und das steigende Alter der Gepflegten und dadurch häufig vorliegende schwerwiegende Erkrankungen ergeben sich höhere Verantwortungen sowie komplexere Pflegesituationen (Hilton 2008, S. 70).

  23. 23.

    Die Beschäftigungsentwicklung weist nach den Berechnungen von Eurofound (2015, S. 15 f.) zwischen 2011 und 2014 in Zypern, Estland, Griechenland, Irland, Spanien und GB Polarisierungs-, in Österreich, Belgien, Kroatien, Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, Portugal und Schweden Upgrading-Tendenzen und in Deutschland, Ungarn, Italien und Slowakei sogar Downgrading-Muster auf, mit den stärksten Beschäftigungszuwächsen im unteren Lohn- und Qualifikationsbereich.

  24. 24.

    Die Ergebnisse von Eichhorst et al. (2015) sind allerdings nicht durchweg eindeutig und zeigen eine eher leichte Polarisierung.

  25. 25.

    Würde man absolute Zahlen betrachten, fällt der Beschäftigungsverlust in Deutschland aufgrund der hohen Beschäftigung in der Mitte der Qualifikationsverteilung in diesen Jobs am stärksten aus. Dies trifft allerdings nicht auf Berufe in der Mitte der Lohnverteilung zu (Oesch und Menes 2011, S. 515 f.).

  26. 26.

    Bloom et al. (2018) äußert hingegen Zweifel an der dominanten Rolle von Technologie für die Polarisierung der Beschäftigungsstruktur in GB. Die Autorin rückt auf Grundlage ihrer Analysen für den Zeitraum 1979 bis 2012 besonders die Rolle der Veränderungen des Arbeitsangebotes in den Fokus.

  27. 27.

    Bloom et al. (2016) können in ihrer Studie über 12 europäische Länder im Zeitraum zwischen 1996 und 2007 zeigen, dass das Innovationsvolumen, u. a. in Form von Patentschaffung, Informationstechnik (IT)-Intensität und Forschung und Entwicklung (F &E), innerhalb von Unternehmen positiv mit chinesischem Importwettbewerb, gemessen durch den (exogenen) Abbau von Barrieren für chinesische Importe, zusammenhängt.

  28. 28.

    Oesch und Menes (2011) berechnen für GB und Spanien, zwei Länder mit relativ gering geschützter Lohnstruktur, dass die Beschäftigung in niedrig entlohnten zwischenmenschlichen Dienstleistungsberufen stärker gestiegen ist als in Deutschland und der Schweiz.

  29. 29.

    Für Finnland, Irland und Deutschland finden die Autoren mit Berechnungen auf Branchenebene einen leichten Rückgang der Löhne Mittelqualifizierter bei gleichzeitig schwachem Anstieg der Löhne Geringqualifizierter (Naticchioni et al. 2014, S. 7).

  30. 30.

    Für einen aktuellen Überblick über die Entwicklung der Lohnungleichheit in Deutschland siehe Fitzenberger und Seidlitz (2020).

  31. 31.

    Wobei die Lohnentwicklung zwischen den Geschlechtern nicht gleich verlief. Während in den 1980er Jahren der Lohn der Männer am stärksten im 85. Perzentil der Lohnverteilung anstieg, waren die Lohnzuwächse unter Frauen im 15. Perzentil am größten. Ab Mitte der 1990er Jahren ist dann die Entwicklung der Löhne der Frauen über die gesamte Lohnverteilung hinweg vergleichbar mit der der Männer (Dustmann et al. 2009, S. 851).

  32. 32.

    Die Studien beziehen sich dabei in den meisten Fällen auf vollzeitarbeitende Männer in Westdeutschland.

  33. 33.

    Für eine Beschreibung von O*NET siehe Abschnitt 6.2.1.

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Zeyer-Gliozzo, B. (2023). Veränderte Qualifikationsanforderungen im Zuge der Digitalisierung. In: Digitalisierung und die Rolle von Weiterbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41722-2_2

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