Zusammenfassung
Bei jedem Menschen gibt es Zeiten der Trauer, in denen Abschiede, ein Verlust oder Veränderungen zu bewältigen sind und Trost gesucht wird. Die zu erlebenden Reaktionsweisen bei direkt Betroffenen, aber auch bei deren Umfeld, sind individuell sehr unterschiedlich. Reaktionen auf Krisen sind aber auch kulturell und religiös geprägt.
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Notes
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Wer sich der Menschen nicht erbarmt, dessen erbarmt sich Gott nicht.“ (Tirmidhi: 1924)
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„Ein jüdischer Junge, der in den Diensten des Propheten war, ist krank geworden und der Prophet hat ihn besucht.“ (Bukhari: 1356)
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Dieser Ausdruck wird je nach Zählart an 60–80 Stellen im Koran verwendet, z. B. Q 2:82.
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Q 13:28
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„Gott, der Hohe und Erhabene, wird am Tage der Auferstehung sagen: O Kind Adams, ich bin krank gewesen, und du hast mich nicht besucht. Er wird sagen: O mein Herr, wie kann ich dich besuchen, wo du doch
der Herr der Welten bist? Er wird sagen: Wusstest du nicht, dass mein Diener Soundso krank war, und du hast ihn nicht besucht. Hättest du ihn besucht, hättest du mich bei ihm gefunden. (Muslim: 2569)
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Q 6:54.
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Seelsorgeausbildungen für Muslime haben in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern begonnen. Diese können hier nicht aufgeführt oder verglichen werden, aber es wäre sicher lohnend, z. B. die muslimischen Seelsorgefortbildungen in Istanbul, England, Frankreich, Schweiz und Deutschland, aber auch die in den USA zu vergleichen. Im Folgenden beziehe ich mich auf die Seelsorgeausbildungen in Deutschland.
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Siehe auch Kayales (2015, S. 600). Eine kurze Zusammenstellung bisheriger Seelsorgeausbildungen finden sich u. a. bei Sahinöz (2018).
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An dieser Stelle soll exemplarisch nicht auf die (sehr wertvollen) lokalen Angebote verwiesen werden, sondern auf das erste bundesweite Angebot am Islamkolleg. Näheres vgl. www.islamkolleg.de/islamische-seelsorge/
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Ausführlich zu institutionellen Beratungsangeboten siehe Ceylan und Kiefer (2016).
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So können die Belastungen, die durch die Tradition entstehen, dass Verwandte von der Familie zuhause zu betreuen seien, weil das Annehmen von fremder Hilfe als eine Schande bewertet wird, als traditionell, und nicht als muslimisch gedeutet werden.
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Diese Regel wird aus dem Vers 173 in Sure 2 abgeleitet. Dort heißt es: „Wer sich aber in einer Zwangslage befindet, ohne zu begehren oder das Maß zu überschreiten, für den ist es keine Sünde. Allah ist allvergebend und barmherzig.“
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Als Krankenhausseelsorgerin konnte ich erleben, wie ermutigend es für Patienten war, wenn die Angehörigen den Besuch der Seelsorge anfragten und damit dem Patienten vermittelten, dass seine Sorgen wichtig genommen wurden und auch Fachleute dafür hinzugezogen werden können. Zuweilen konnte ich auch erleben, dass erst wenn die Verwandten das Krankenhaus verlassen hatten, vom Patienten das belastende Problem ausgesprochen wurde. Dies geschah, wenn vorher die Verwandten erklärten: „alles ist gut, wir brauchen keine Seelsorge.“ Die Abwehr von Familienangehörigen, eine „fremde“ Seelsorger*innen einzubeziehen, bedeutet, dass tabuisierte Themen und schamhaftes Verhalten schwerer besprochen werden können. Wenn Hilfe von außen ausgeschlagen wird, wird den Betroffenen erschwert, die eigenen Belastungen zu überwinden. Die Scham, Fremde könnten Einblick in Intimes in der eigenen Familie bekommen, gewinnt in diesen Fällen die Oberhand vor der Fürsorge, den Betroffenen eine Hilfe für eine Veränderung zukommen zu lassen. Wurde dagegen die Seelsorge von den Angehörigen selbst gerufen, signalisierte dies den Betroffenen: es ist in Ordnung für uns, dass du dich öffnest“. Diese erlebte Akzeptanz war eine wichtige soziale Stütze, das, was das Herz beschwert, mitzuteilen.
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Kayales, C. (2023). Trauer, Trost und Stärkung in der Krise – Zur Bedeutung einer muslimischen Seelsorge in öffentlichen Einrichtungen. In: Ceylan, R., Charchira, S. (eds) Professionalisierung der Moscheegemeinden. Islam in der Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41235-7_8
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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