Nach dieser Bestandsaufnahme unterschiedlicher Forschungsbefunde zu elterlichem Wohlbefinden und der Rolle des Kindes, lassen sich wichtige Schlüsse ziehen. Einerseits mangelte es stellenweise an Austausch zwischen den Forschungssträngen, die einander gewinnbringend befruchten können. Insbesondere dem soziologisch geprägten Vergleich von Eltern und kinderlosen Personen fehlte eine psychologisch-pädagogische Einbettung, die es erlaubt, sich diesem Themenfeld unter einem anderen Forschungsverständnis zu nähern. Andererseits wurde deutlich, dass die Rolle des Kindes für das Wohlbefinden von Eltern auf ganz unterschiedliche Weise untersucht wurde. Entlang der Diskussion dieser unterschiedlichen Theorie- und Empiriestränge zum Wohlbefinden von Eltern und der Rolle des Kindes, konnten drei zentrale, bisher bestehende Forschungslücken identifiziert werden. Da es an einschlägigen Befunden fehlt, die Merkmale des Erlebens von Elternschaft in den Vergleich des Wohlbefindens zwischen Eltern und kinderlosen Personen mit einbeziehen, wurde die erste Forschungslücke identifiziert. Forschungslücke II und III wurden vor der Annahme formuliert, dass das Kind in besonders anforderungsreichen Phasen, wie dem Übergang zur Elternschaft, relevante Herausforderungen an Eltern stellen und daher bedeutsam für das Wohlbefinden sein kann. Zusammenfassend lauten die Forschungslücken:

Forschungslücke I : Der Vergleich des Wohlbefindens von Eltern und kinderlosen Personen und die Rolle des Kindes

Forschungslücke II: Partnerschaftsrelevantes Wohlbefinden am Übergang zur Elternschaft und die Rolle des Kindes

Forschungslücke III: Individuelles elterliches Wohlbefinden am Übergang zur Elternschaft und die Rolle des Kindes

Der Beitrag der Arbeit besteht, neben der Zusammenfassung des bisherigen Forschungsstandes zu elterlichem Wohlbefinden und der Rolle des Kindes, in der Bearbeitung der formulierten Forschungslücken. Dazu untergliedert sich der datenbasierte Teil der Arbeit in zwei Teilstudien. Teilstudie I widmet sich der ersten Forschungslücke, die zwei Forschungslücken am Übergang zur Elternschaft werden in Teilstudie II aufgegriffen. Da der Literatur- und Theorieteil bislang eine übergeordnete Einordnung der Rolle des Kindes für das elterliche Wohlbefinden geleistet hat, fasst jede Teilstudie vorab noch einmal kondensiert, die unter dem jeweiligen Forschungszugang bestehenden zentralen Forschungsbefunde zusammen. Um die übergeordneten Forschungsfragen beantworten zu können, werden in den Analysen zwei Ebenen subjektiven Wohlbefindens unterschieden: partnerschaftsrelevantes und individuelles subjektives Wohlbefinden. Die empirischen Analysen stützen sich auf zwei verschiedene Datengrundlagen, die vorab kurz vorgestellt werden. Die jeweilige Stichprobenbeschreibung erfolgt separat im Rahmen der jeweiligen Teilstudie.

Der bisherige Theorie- und Forschungsstand verwies bereits an unterschiedlichen Stellen auf grundlegende Einflussfaktoren, die im Rahmen der Untersuchung des subjektiven Wohlbefindens beachtet werden sollten. Blanchflower (2009) benennt zum Beispiel eine Reihe an Variablen, die mit den Wohlbefindensaspekten der allgemeinen Lebenszufriedenheit und des allgemeinen Lebensglücks kovariieren. Demnach zeigen sich in vielen Studien Unterschiede nach dem Geschlecht, dem Erwerbsstatus, dem Familienstand, dem Bildungsniveau oder der finanziellen Situation (siehe auch Nelson et al. 2014b; Dolan et al. 2008; Bertram 2011). Da die Betrachtung unterschiedlicher Aspekte elterlichen Wohlbefindens die einzelnen Teilstudien eint, müssen diese Einflussvariablen den Analysen, insofern diese Informationen in den Daten enthalten sind und methodisch umgesetzt werden können, einheitlich zugrunde gelegt werden. Aus diesem Grund folgt im Anschluss an die Beschreibung der Datengrundlage eine kurze Schilderung der zentralen Variablen, die subjektives Wohlbefinden rahmen, unter Berücksichtigung einschlägiger empirischer Befunde.

3.1 Datengrundlage

Die empirischen Analysen stützen sich auf zwei verschiedene Datensätze. Es handelt sich zum einen um den integrierten Survey Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A) (Walper et al. 2015) des Deutschen Jugend Instituts e. V. (DJI). Die Daten, die im Erhebungszeitraum von 2013 bis 2015 entstanden sind, liefern breitgefächerte Informationen zur Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien und zu Bedingungen des Aufwachens in Deutschland. Damit gewähren sie einen Einblick in unterschiedliche Bereiche des Wohlbefindens von Eltern und deren Bedingungsfaktoren. Diese Daten dienen als Grundlage für Teilstudie I.

Als Datenquelle für die Analysen der zweiten Teilstudie dienen Informationen der dritten bis elften Erhebungswellen des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam), Release 10.0 (Brüderl et al. 2019b). Die als Längsschnitt angelegte Studie bietet ebenfalls ein umfassendes Datenmaterial zu familiären Lebensformen, zur Gestaltung und Bedingungen von Partnerschaftsbeziehungen, aber auch zu Themenfeldern, wie der Eltern-Kind-Beziehung und dem Wohlbefinden von Eltern (Huinik et al. 2011).

3.1.1 Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A II)

AID:A II ist eine Repräsentativbefragung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Bundesrepublik Deutschland, die im Zeitraum von 2013 bis 2015 stattfand. Eine erste Befragung im Jahr 2009 im Rahmen von AID:A I umfasste 25 337 Zielpersonen, deren Alter zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem 55. Lebensjahr lag. Auf diese Erhebungswelle aufbauend, besteht AID:A II einerseits aus Personen, die bereits in der Vorwelle im Jahr 2009 teilgenommen hatten, andererseits wurde die Stichprobe aufgefrischt, um ein repräsentatives Sample für Kinder, Jugendliche und junge Heranwachsende für die Jahre 2013 bis 2015 zu erhalten. Insgesamt nahmen so 22 424 Befragungspersonen im Rahmen von AID:A II teil. Da das Befragungsprogramm thematisch enger gefasst wurde, erfolgte eine Anpassung des Altersranges der Zielpersonen auf null bis 32 Jahre (Bien et al. 2015). Die Ausgangsstichprobe setzt sich daher aus 9 894 Personen zusammen, die für die Befragung erneut gewonnen werden konnten und der Auffrischungsstichprobe, die 12 488 Personen zählt. Zugleich lassen sich die ausgewählten Zielpersonen altersspezifischen Teilpopulationen zuordnen. In den U3-Bereich fallen alle Zielpersonen der Geburtsjahrgänge 2011–2013, zum U9-Bereich zählen die Geburtsjahrgänge 2005–2010, von 1996–2004 geborene Zielpersonen fallen in den U18-Bereich, während die Jahrgänge von 1981–1995 die Kategorie der unter 33-Jährigen (U33) bilden.

Die thematische Ausrichtung auf die Lebenssituation und Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen stellt eine Herausforderung an die Organisation und Durchführung des Befragungsprogramms dar, da noch nicht alle Kinder eigenständig ein Interview geben können. Deshalb unterscheidet AID:A II in Auskunftspersonen und Zielpersonen. Zielpersonen sind alle Personen, die in die Altersspanne von null bis 32 Jahren fielen und per ZufallsprinzipFootnote 1 für die Befragung ausgewählt wurden. Erziehungsberechtigte Auskunftspersonen wurden, stellvertretend für alle Kinder zwischen null und acht Jahren, die noch kein eigenes Interview geben konnten, im Rahmen von Proxy-Interviews befragt. Für Kinder zwischen neun und 12 Jahren sowie jugendliche Zielpersonen zwischen 13 und 17 Jahren wurde eine Mischform gewählt (Selbst- und Fremdauskunft). Zielpersonen ab 18 Jahren wiederum beantworteten die Befragung selbst, ohne Zuhilfenahme von Informationen einer Auskunftsperson. Die Analysen der ersten Teilstudie zum Vergleich des Wohlbefindens von Eltern und nicht-Eltern beziehen sich auf Angaben von Zielpersonen im Altersbereich von 19 bis 33 Jahren. Davon hatte ein kleiner Teil bereits Kinder (n = 825) und lebte mit dem Partner oder der Partnerin in einem gemeinsamen Haushalt. Als Vergleichsgruppe dienen Zielpersonen, die im selben Altersbereich lagen. Zugleich lebten auch sie mit dem Partner oder der Partnerin zusammen in einem Haushalt, jedoch hatten sie (noch) kein Kind (n = 1 483). Indem die Stichprobenauswahl so festgelegt wird, dass alle Zielpersonen, egal welcher Gruppe, mit dem Partner bzw. der Partnerin zusammenlebten und alle Personen in dieselbe Altersspanne fielen, soll bereits vorab eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der Lebenssituation zwischen Eltern und kinderlosen Personen hergestellt werden. Das erlaubt den Effekt Kinderzuhaben mit höherer Wahrscheinlichkeit für das Wohlbefinden zu identifizieren und konfundierende Effekte zu minimieren, neben der späteren statistischen Berücksichtigung weiterer Einflussvariablen in den Berechnungen (zum Umgang mit konfundierenden Variablen siehe Wunsch 2007; Pourhoseingholi et al. 2012).

Um die Lebenssituation der Zielpersonen möglichst genau nachzeichnen zu können, verfolgte AID:A II ein Mulit-Actor-Design. Dies stellt ein familiensoziologisches, forschungspraktisches Vorgehen dar, in dem Daten von verschiedenen Familienmitgliedern unabhängig voneinander gesammelt werden. Das heißt, es wird nicht eine Person über alle weiteren im Haushalt lebenden Personen befragt (Single-Actor-Design), sondern die im Haushalt lebenden Personen werden unabhängig voneinander befragt (Lois 2015), soweit sie selbstständig Interviewfragen beantworten könnenFootnote 2. Vor diesem Hintergrund besteht das Befragungsprogramm aus verschiedenen Fragemodulen, die einzelne Themenblöcke umfassen und sich an der jeweiligen Befragungsperson ausrichten. Für die interessierenden Zielpersonen über 18 Jahren, die bereits Kinder hatten, wurde ein eigenständiges Elternmodul entwickelt, um auch von diesen Personen einen Einblick in die Eltern-Kind-Beziehung, das Wohlbefinden der Eltern, Erziehungseinstellungen und Informationen über das Kind zu erhalten. Die Fragen orientieren sich dabei eng an den Inhalten der Module der Zielkinder im Altersbereich zwischen null und acht Jahren. Im Fragebogenmodul der Zielpersonen zwischen 18- und 32-Jahren mit Kindern im Haushalt, machte entweder die Mutter oder der Vater Angaben zu ihrem jeweils jüngsten Kind.

Die Durchführung der Studie erfolgte im Methodenmix, mittels telefonischer Erhebung (CATI), online Erhebung (CAWI) und Facto-to-Face-Erhebung (CAPI) durch vorab geschulte Interviewer oder Interviewerinnen. Dabei wurden alle Fragebogenteile identisch umgesetzt, um Methodeneffekte zu vermeiden. Es unterschied sich lediglich die Interviewform. Zielpersonen über 18 Jahren (U33) konnten entweder in einem telefonischen (CATI) oder in einem persönlichen Interview (CAPI) den Fragebogen beantworten (Aust et al. 2015).

3.1.2 Das Beziehungs- und Familienpanel (pairfam)

Die vorliegende Studie bezieht sich auf Daten der zweiten bis elften Befragungswelle des Beziehungs- und Familienpanels pairfam (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics) (Brüderl et al. 2019b). Die DFG-geförderte, repräsentative Längsschnittstudie ist unter der Schirmherrschaft verschiedener Universitäten angesiedelt und stellt so ein Kooperationsprojekt der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universitäten Bremen, Köln, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Technischen Universität Chemnitz dar. Das Projekt startete im Jahr 2008 (Brüderl et al. 2019a). Die Daten des ersten Befragungszeitpunkts stammen aus insgesamt 12 402 realisierten Interviews mit zufällig ausgewählten Zielpersonen der Geburtskohorten 1971–73, 1981–83 und 1991–93 (Kohorten-Design), die zum Erhebungszeitpunkt im Jahr 2008 somit entweder 15–17, 25–27 oder 35–37 Jahre alt waren und seither in jährlichen Abständen befragt werden (ebd.).

Die ausgewählten Befragungspersonen (Ankerpersonen) machen im Rahmen eines Ankerfragebogens übergeordnete Angaben zur Haushaltsstruktur, den sozioökonomischen Lebensbedingungen und zu weiteren die Familie betreffenden Informationen. Die Teilnahme weiterer Familienmitglieder erfolgt nur unter der Zustimmung der Ankerperson. Dementsprechend kommt auch hier ein Multi-Actor-Design zum Einsatz, in dem der jeweilige Partner bzw. die jeweilige Partnerin der Ankerpersonen sowie, ab der zweiten Erhebungswelle, die Eltern oder Stiefeltern als auch die im Haushalt der Ankerpersonen lebenden Kinder (dabei kann es sich um biologische, Stief-, Adoptiv- oder Pflegekinder handeln) im Alter von acht bis 15 Jahren befragt werden. Neben den Kinderinterviews, die ausschließlich Informationen von Kindern zwischen acht bis 15 Jahren sammeln, sind in den Ankerfragbögen altersspezifische Frageblöcke integriert, welche Informationen über im Haushalt lebende Kinder unter acht Jahren erfassen. Die Auswertungen der vorliegenden Studie stützen sich, neben den regulären Informationen aus dem Ankerfragemodul, zu großen Teilen auf Informationen aus den kindbezogenen Fragemodulen der Ankerbefragung. Seit Welle 2 läuft in diesem Rahmen das Neugeborenen-Modul mit, das ab Welle 3 zusätzlich um das Modul für Babys und Kleinkinder angereichert wurde. Da diese Informationen erst mit Einsetzen der zweiten Welle verfügbar sind, beziehen sich die vorliegenden Auswertungen auf die Wellen 2 bis einschließlich Welle 11. Die Module stellen eine wichtige Ergänzung zur Erziehungs- und Kinderbefragung dar, da mit ihnen zahlreiche alters- und entwicklungsspezifische Informationen zu Kindern gewonnen werden, die während der Panellaufzeit geboren werden und heranwachsen (Wilhelm und Walper 2020). Das beinhaltet Informationen zur Schwangerschaft und Geburt (für Ankerpersonen mit Neugeborenen) aber auch Fragen zum Schlafverhalten und Temperament des Kindes (für Eltern mit Babys, Klein- und Kindergartenkindern) (ebd.).

Für die Analysen der zweiten Teilstudie sind alle Ankerpersonen relevant, die während der Panellaufzeit den Übergang zur Elternschaft vollzogen haben. In Anbetracht der unterschiedlichen Themen, die sich am Übergang zur Elternschaft stellen und bearbeitet werden sollen, beziehen sich die Analysen teilweise auf unterschiedliche Stichproben. Das heißt, auf kleinere Teilstichproben des Ausgangsdatensatzes, da bestimmte Konstrukte nur in ausgewählten Wellen erfasst wurden.

Für die Analysen wird grundsätzlich eine Ausgangsstichprobe von Fällen ausgewählt, für die jeweils ausreichende Informationen zum Messzeitpunkt vor der Geburt des ersten Kindes vorliegen und entsprechend Informationen zum ersten Befragungszeitpunkt nach der Geburt sowie zum zweiten Jahr nach dem Übergang zur Elternschaft vorhanden sind. Um eine möglichst hohe Stichprobenausschöpfung zu erreichen, wird für die Stichprobenauswahl auf gepoolte Daten zurückgegriffen. Methodisch bedeutet das, dass für die Grunddatenstruktur immer, für jeweils zwei aufeinanderfolgende Wellen, jene Fälle identifiziert werden, die im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr ein Kind bekommen haben. Anschließend werden die Informationen des dritten Befragungszeitpunkts nach dem Übergang zur Elternschaft angefügt. In der Stichprobe sind dann sowohl Fälle, die beispielsweise zwischen den Jahren 2010/11 (Welle 3) und 2011/12 (Welle 4) das erste Kind bekommen und im Folgejahr 2012/13 (Welle 5) an der Befragung teilgenommen hatten, aber auch Ankerpersonen, die zwischen den Befragungen in den Jahren 2016/17 (Welle 9) und 2017/18 (Welle 10) den Übergang zur Elternschaft erlebten und im Erhebungsjahr 2018/19 (Welle 11) vollständige Angaben aufweisen. Für die Ausgangsstichprobe werden somit alle Ankerpersonen identifiziert und in einem Datensatz zusammengefasst, die im Zeitraum von 2010/11 (Welle 2) bis 2018/19 (Welle 11) den Übergang zur Elternschaft vollzogen und jeweils drei aufeinanderfolgende Wellen im Erhebungsprogramm verblieben sind. Die Daten der COVID-19-Studie von Mai bis Juli 2020 wurden nicht berücksichtigt. Die Corona-Pandemie stellt eine besondere Belastungssituation für Familien dar. Speziell am Übergang zur Elternschaft stellen sich damit, während der Ausnahmesituation der Pandemie und den vielfältigen Schutzmaßnahmen (z. B. Kontaktbeschränkungen), zusätzliche und andersgelagerte Herausforderungen, die einen eigenen Betrachtungsfokus bilden. Damit wäre der Übergang zur Elternschaft nicht ohne Weiteres vergleichbar zwischen Eltern, die diese turbulente Phase vor dem Ausbruch der Pandemie durchlebten und jenen, die den Übergang während der Pandemie vollzogen. Schließlich wurden im Rahmen der coronaspezifischen Erhebung teilweise andere Fragebogeninhalte abgedeckt, die aus dem üblichen Raster der Ankerbefragung fallen und sich damit nicht in die gepoolte Datenstruktur integrieren lassen.

Da ein Themenschwerpunkt hier, analog zu Teilstudie I, auf dem partnerschaftsrelevanten Wohlbefinden (Partnerschaftsqualität) liegt, und vorgelagerte Effekte von Bedeutung sind, umfasst die ausgewählte Stichprobe nur jene Ankerpersonen, die zu allen relevanten Messzeitpunkten einen Partner oder eine Partnerin hatten. Nicht berücksichtigt werden Fälle, die zu mindestens einem Zeitpunkt keinen Partner oder keine Partnerin hatten, also alleinstehend waren oder nach dem Übergang nicht mit dem Partner oder Partnerin zusammenlebten. Insgesamt umfasst die Ausgangsstichprobe so N = 595 Ankerpersonen, die in drei aufeinanderfolgenden Wellen befragt wurden und zugleich stets zwischen dem ersten und zweiten Erhebungszeitpunkt gemeinsam mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin das erste leibliche Kind bekommen haben. Alle Analysen werden mit dem Statistikprogramm Stata (Release 15) (StataCorp 2017) durchgeführt.

3.2 Bedingungen elterlichen Wohlbefindens

Wie Eltern mit Anforderungen oder kritischen Phasen umgehen, hängt entscheidend von ihrer Lebenssituation und ihren Lebensumständen ab. Als relevante Faktoren kristallisierten sich in unterschiedlichen Studien Alter, Geschlecht und Bildungsstand der Eltern, die ökonomische Situation des Haushalts, das Erwerbsmodell und der Familienstand heraus. Daneben können das Alter und die Anzahl der Kinder wichtige Faktoren sein, die das Wohlbefinden von Eltern bedingen, da bestimmte kindliche Alters- und Entwicklungsphasen Hand in Hand mit Entwicklungsphasen der Familie gehen. Hinsichtlich kindlicher Merkmale müssen einige der Variablen ebenfalls berücksichtigt werden, da diese Einflussfaktoren stets den Lebens- und Handlungskontext der gesamten Familie abstecken. Die nun folgenden Abschnitte fassen deshalb für die genannten Einflussvariablen, die bisher bestehenden zentralen Studienbefunde zusammen und erläutern, inwiefern diese Merkmale mit dem elterlichen Wohlbefinden verknüpft sind. Für die zentralen Strukturmerkmale Bildung der Eltern, ökonomische Situation des Haushalts, Erwerbstätigkeit der Eltern und Familienstand werden Argumente vorgelegt, die belegen wie wichtige es ist, diese Variablen im Hinblick auf das Kind zu berücksichtigen. Damit wird die Anforderung an empirische Arbeiten, Kontroll- oder Hintergrundvariablen theoriegeleitet zu begründen, um möglichst genaue Schätzwerte in der Datenanalyse zu erhalten, erfüllt (Jaccard et al. 2006).

Alter der Eltern

Frühe Elternschaft wird mit negativeren Folgen für das elterliche Wohlbefinden verknüpft. Bestimmte Eckpfeiler im Leben junger Eltern, wie die berufliche, damit finanzielle Situation, aber auch die Stabilität der Partnerschaft, sind oftmals noch nicht hinreichend gegeben und erhöhen insgesamt das Risiko sozialer Benachteiligung (Grundy und Foverskov 2016). Auch Zerle et al. (2012) beschreiben das Sozialprofil junger, minderjähriger Mütter und deren Partner, anhand verschiedener Studienbefunde, als prekär, in vielen Fällen geprägt durch Arbeitslosigkeit sowie eine fehlende oder einfache Schul- und/oder Berufsbildung. Zugleich fehlen jungen Eltern oft wichtige Ressourcen, um die ökonomischen, emotionalen, sozialen und physischen Anforderungen von Elternschaft zu bewältigen (Grundy und Foverskov 2016).

Der negative Zusammenhang zwischen dem elterlichen Wohlbefinden und einem besonders jungen Alter der Eltern zur Geburt des ersten Kindes, nimmt ab einem kritischen Alter von ungefähr 23 Jahren bzw. in den frühen „Zwanzigern“ der Eltern ab (Mirowsky und Ross 2002; Mirowsky 2002; Pudrovska und Carr 2009). Cetre et al. (2016) schlussfolgern, dass Elternschaft ungefähr ab dem Alter von 30 Jahren positiv mit dem Wohlbefinden zusammenhängt. Eltern in Industrieländern verfügen in dieser Altersspanne mit hoher Wahrscheinlichkeit über ein vergleichsweise hohes Einkommen und eine stabile Lebenssituation. Die Entscheidung für ein Kind ist dann zumeist gewusst geplant (ebd.). Dennoch kann nicht automatisch abgeleitet werden, dass der Alterseffekt der Eltern umso positiver auf das Wohlbefinden wirkt, je später das erste Kind zur Welt kommt, insbesondere für Frauen. Eine späte Elternschaft kann mit Schwierigkeiten verbunden sein, da für Frauen mit zunehmendem Alter gesundheitliche Risiken während der (ersten) Schwangerschaft, aber auch für das Kind, zunehmen. Bei älteren Müttern treten vermehrt Schwangerschaftskomplikationen, eine Fehl- oder Frühgeburt, ein geringes Geburtsgewicht, eine Kaiserschnittgeburt oder Fehlbildungen des Kindes auf (siehe dazu z. B. Mill et al. 2016; Tang et al. 2006; Sobotka 2009; Ritzinger 2013). Eher ist von einem U-förmigen Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter zum Zeitpunkt der (ersten) Geburt und dem gesundheitlichen Wohlbefinden auszugehen. Während (erst)gebärende Mütter, während oder kurz nach der Pubertät, erhöhte Probleme in der Gesundheit aufweisen, sinken gesundheitliche Risiken für (Erst)Gebärende mit zunehmendem Alter stetig und sind bei Frauen zwischen 30 und 35 Jahren am geringsten. Danach erhöhen sich die Risiken deutlich und steigen, mit zunehmendem Alter der Mütter, wieder an. Für Frauen über 40 gehen Schwangerschaft und Geburt des ersten Kindes öfter mit erhöhten gesundheitlichen Risiken einher (Mirowsky 2005). Späte Schwangerschaft kann also mit kurz- oder langfristigen Einschränkungen gesundheitlichen Wohlbefindens, vor allem von Müttern, verknüpft sein. Das muss jedoch nicht automatisch auf andere Dimensionen des Wohlbefindens zutreffen. Nelson et al. (2014b) argumentieren, dass ältere Eltern eher über emotionale Reife und bessere finanzielle Ressourcen verfügen als besonders junge Eltern. Damit sind sie besser für stressreiche Phasen des Elternseins gewappnet. Späte Elternschaft fällt überdies mit einer stabilen Familiensituation zusammen, die Paarbeziehung stabilisiert sich mit zunehmendem Alter und die ökonomische Situation leidet weniger stark unter der Geburt eines Kindes (Sobotka 2009).

Grundsätzlich deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Alter der Eltern tendenziell in den extremen Altersbereichen Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat. Junge Elternschaft ist oftmals durch schwierigere Lebensumstände gekennzeichnet. Für besonders späte Elternschaft trifft dies nur teilweise zu. Zwar steigen die gesundheitlichen Risiken für Frauen mit höherem Alter bei der Geburt des ersten Kindes, jedoch kann dann eine Geburt auch mit positiven Gefühlen verbunden sein, weil sich die Bedingungen der Familiengründung deutlich von denen früher Elternschaft unterscheiden. Insgesamt kann das Alter der Eltern damit eine wichtige Einflussvariable subjektiven Wohlbefindens sein.

Bildungsniveau

Die Befunde des Ravensburger Elternsurveys weisen darauf hin, dass der Bildungsstand eine wichtige Ressource für das subjektive Wohlbefinden von Eltern darstellt. In den Analysen ging ein höherer Bildungsabschluss im Schnitt mit höheren Zufriedenheitswerten der Eltern einher (Bertram und Spieß 2011). Mit gesondertem Blick auf den Effekt der Bildung auf unterschiedliche Aspekte des Wohlbefindens liefern Nomaguchi und Brown (2011) einen tieferen Einblick. Demnach sind höher gebildete Mütter weniger ängstlich in der Erziehung als niedriger gebildete Frauen, fühlen sich allerdings zugleich signifikant häufiger gefangen in der Mutterrolle. Diese Dimension subjektiven Wohlbefindens, bezogen auf das eigene Rollenverständnis, steht offenbar in Zusammenhang mit höheren Opportunitätskosten, die sich eher für Frauen mit einem höheren Bildungsniveau ergeben (Nomaguchi und Brown 2011). Obwohl insgesamt systematische Befunde zur Wirkung von Bildung, hinsichtlich unterschiedlicher Wohlbefindensdimensionen im Rahmen von Elternschaft fehlen, geben diese Erkenntnisse einen Hinweis darauf, dass das Bildungsniveau unterschiedliche Auswirkungen auf ausgewählte Aspekte des Wohlbefindens haben kann. Der Bildungsstand kann eine Ressource für bestimmte Wohlbefindensaspekte darstellen (Education as Resource) (Nomaguchi und Brown 2011). Dahinter steht die Annahme, dass höhere Bildung mit unterschiedlichen sozialen, ökonomischen und personalen Ressourcen einhergeht, die eine protektive Wirkung gegenüber unterschiedlichen Stressoren besitzen. Höher gebildete Mütter sorgen sich demnach weniger um die Entwicklung und das Wohlbefinden ihres Kindes, da ihnen vielfältigere Ressourcen zur Verfügung stehen, um ihr Kind zu schützen (Nomaguchi und Brown 2011). So erzielen besser gebildete Personen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein höheres Einkommen, sind weniger wahrscheinlich arbeitslos, haben einen gesünderen Lebensstil und erleben weniger finanzielle Belastungen (Ross und Wu 1995). Ein hoher Bildungsstand wird überdies indirekt, über bessere Lebensbedingungen und damit zur Verfügung stehende ökonomische sowie soziale Ressourcen, mit einem bessern Gesundheitsstatus assoziiert (Ross und Wu 1995; Ross und Mirowsky 1999; Mirowsky und Ross 1998). Im Umkehrschluss geht ein geringer sozioökonomischer Status oftmals mit unterschiedlichen verhaltensbezogenen, materiellen und psychosozialen Risikofaktoren einher, die vor allem die Gesundheit negativ beeinflussen. Wobei gesundheitliche Ungleichheiten nicht vorrangig durch eine punktuelle Phase benachteiligender Lebensumstände entstehen, sondern meist auf einen langen Entstehungsprozess zurückblicken, der sich aus der Kumulation sozialer Benachteiligung ergibt (Richter und Hurrelmann 2009). In Einklang mit diesen Befunden schlussfolgern Alt und Lange (2012) als Synthese ihrer Analysen zum Wohlbefinden von Eltern, in Abhängigkeit der Schichtzugehörigkeit, des Bildungsniveaus und der ökonomischen Situation des Haushalts, dass Elternschaft vor allem dann gelingt und als positiv erlebt wird, wenn sie mit einer guten Ressourcenausstattung der Eltern einhergeht.

Der Bildungsstand der Eltern stellt in der Konsequenz einen zentralen Entwicklungshintergrund für die kindliche Entwicklung dar. Nachteilige Effekte niedriger elterlicher Bildung, damit häufig implizit einhergehende benachteiligende Lebensumstände, konnten für das psychische Wohlbefinden von Kindern bestätigt werden. In einer Studie von Sonego et al. (2013) ergab sich für Kinder niedrig gebildeter Eltern eine höhere Wahrscheinlichkeit beeinträchtigter psychischer Gesundheit als bei Kindern höher gebildeter Eltern. Gleichzeitig besteht für Kinder niedrigerer sozialer Milieus häufig ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht (Lamerz et al. 2005; Danielzik und Müller 2006). Die Befunde unterstreichen, dass Kinder niedriger sozialer Schichten größeren Risiken ausgesetzt sind, ob sozial, emotional, familiär oder gesundheitlich als Kinder höherer sozialer Schichten (Erhart et al. 2007; Ravens-Sieberer et al. 2007; Lampert et al. 2018). Eine andere Studie deckte wiederum den protektiven Effekt von Bildung auf. In der Studie investierten höher gebildete Eltern mehr Zeit in die Betreuung und Pflege ihrer Kinder. Die Autoren und Autorinnen konkludieren auf Basis dieses Befundes, dass der größere Zeitanteil direkter Kinderbetreuung und -pflege höher gebildeter Eltern einen positiven Entwicklungshintergrund bildet, von dem Kinder auf vielfältige Weise profitieren können, den Kinder niedriger gebildeter Eltern so wiederum nicht erfahren (Guryan et al. 2008). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Bildungsniveau der Eltern mitbestimmt in welcher Umgebung, unter welchen Lebensumständen Kinder aufwachsen und welche Anregungen sie erfahren. Daher stellt die Bildung der Eltern eine wichtige Einflussgröße für die kindliche Entwicklung dar.

Ökonomische Situation

In enger Verknüpfung mit dem Bildungsniveau stellen ökonomische Ressourcen einen zentralen Rahmen für familiäre Lebensverhältnisse und Handlungsspielräume dar. Dabei sind beide Strukturmerkmale eng miteinander verknüpft, da der Bildungshintergrund direkt über berufliche Chancen, daraus entstehende Einkommensmöglichkeiten, über die finanzielle Ressourcenausstattung mitbestimmt (Jackson et al. 2000). Im Ravensburger Elternsurvey zeichnete sich ab, dass, je höher das verfügbare Haushaltsnettoeinkommen und das zur Verfügung stehende Pro-Kopf-Einkommen waren, die Lebenszufriedenheit der Eltern höher ausfiel (Bertram 2011). Diesen positiven Zusammenhang, zwischen allgemeiner Lebenszufriedenheit und besserer finanzieller Ausstattung, unterstreichen auch andere Studien (Pollmann-Schult 2014, 2013).

Nelson et al. (2014b) führen in ihrem Überblicksartikel zu elterlichem Wohlbefinden als Pendant zu diesen Befunden an, dass eine größere finanzielle Belastung mit höheren Depressionswerten in Verbindung stehen kann. Das Family Stress Model (Conger und Donnellan 2007; Conger et al. 2010; Conger et al. 1992) liefert hier eine systematische Erklärung, welche Auswirkungen ökonomische und finanzielle Schwierigkeiten für das Familiensystem bedeuten können. Objektiv schwierige ökonomische Familienbedingungen (Economic Hardships), z. B. ein niedriges Einkommen, eine hohe Schuldenlast, lösen finanzielle Belastung (Economic Pressure) aus (Conger und Donnellan 2007). Die subjektiv erlebte Belastung durch eine schwierige finanzielle Situation (Subjective Appraisal of Economic Pressure) (Elder et al. 1992) ist dann mit unterschiedlichen Aspekten elterlichen Wohlbefindens assoziiert. Sie kann beispielsweise zu erhöhten Depressionswerten, Wut- oder Angstsymptomen führen und, über diese Gemengelage, in einer verminderten Partnerschaftsqualität und/oder Erziehungsfähigkeit resultieren. Erfahren Eltern hohe ökonomische Belastungen (durch die objektiven Umstände, aber auch die subjektiv erlebte finanzielle Belastung) führt das langfristig, vermittelt über die Individual- und Paarebene sowie das Erziehungsverhalten, zu Einschränkungen des kindlichen Wohlbefindens oder zu einem ungünstigeren kindlichen Entwicklungsverlauf (Conger und Donnellan 2007). Das Family Stress Model schlägt damit vor, dass die erlebte finanzielle Belastung, neben den objektiven Einkommensumständen, Einfluss auf das elterliche und kindliche Wohlbefinden nimmt (Barnett 2008). Eine Reihe an Studien konnte die geschilderten Zusammenhänge der familiären und elterlichen Gegenspieler (objektive ökonomische Situation, erlebte Deprivation, familiäre Funktionsfähigkeit) bestätigen (siehe dazu z. B. Neppl et al. 2016; Shelleby 2018; Taylor et al. 2014; Dennis et al. 2003; Elder et al. 1995; Paat 2011; Parke et al. 2004; Newland et al. 2013; Leinonen et al. 2016; Aytaç und Rankin 2009). Überdies können Unterschiede im familiären Einkommen und der Ressourcenausstattung, Unterschiede in der kindlichen Gehirn- und damit kognitiven Entwicklung erklären. Kinder niedriger sozialer Schichten und Einkommenslagen zeigten in einer Studie Nachteile in ihrer kognitiven Entwicklung, im Vergleich zu Kindern aus Familien besserer Ressourcenausstattung (Noble et al. 2015).

Um Effekte der ökonomischen Situation auf das Wohlbefinden möglichst präzise zu berücksichtigen, ist es diesen Befunden folgend wichtig, zwischen einer objektiven Dimension und einer subjektiven Dimension der ökonomischen Lebensverhältnisse von Familien zu unterscheiden. Des Weiteren wurde deutlich, dass die finanzielle Ressourcenausstattung und erlebte Deprivation nicht nur elterliches Wohlbefinden mitbeeinflussen, sondern ebenso die Rahmenbedingungen gelingender kindlicher Entwicklung abstecken.

Erwerbstätigkeit

Die Erwerbstätigkeit der Eltern stellt ebenfalls eine wichtige Bedingung elterlichen Wohlbefindens dar. Vor allem die geschlechtsspezifische Aufteilung der bezahlten Erwerbstätigkeit bei Paaren mit Kindern ist dafür verantwortlich, dass sich die Erwerbs- und Lebensrealitäten zwischen Müttern und Vätern, nach der Familiengründung, deutlich voneinander unterscheiden. Dies muss im Licht der Erwerbsmodelle begriffen werden, die deutsche Paare heute in der Regel praktizieren.

Im sogenannten Ernährermodell geht der Mann, als Hauptverdiener der Familie, einer bezahlten, in der Regel Vollzeiterwerbstätigkeit nach, während die Frau unbezahlte Familien- und Hausarbeit leistet. Das Ernährermodell hat in den letzten Jahren allerdings an Bedeutung verloren (Klenner und Pfahl 2008; Oschmiansky et al. 2014). Sowohl Mütter als auch Väter möchten heute, im Gegensatz zu dieser klassischen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, in zunehmendem Maße Elternschaft und Erwerbsarbeit in Einklang bringen (Gerlach 2017). Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Geschlechter wird heute am häufigsten mit dem modernisierten Ernährermodell (Oschmiansky et al. 2014) bzw. dem Zuverdienermodell (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018) umgesetzt. In diesem Arrangement arbeitet der Vater Vollzeit, während die Mutter einer Teilzeiterwerbstätigkeit nachgeht (Gerlach 2017). Ein Erwerbsarrangement, bei dem Mütter und Väter im gleichen Stundenumfang arbeiten, ist damit noch immer eher die Seltenheit (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018). Die Vereinbarung von Elternschaft und Berufstätigkeit lastet, vor diesem Hintergrund, zumeist auf den Schultern der Mütter. In der Regel gleichen sie die Geburt eines Kindes beruflich aus, in dem sie ihr Arbeitszeitvolumen der Familiensituation anpassen (Statistisches Bundesamt und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung 2018). Das bedeutet, sobald Paare Kinder bekommen, treten Mütter beruflich kürzer, um die Betreuung und Fürsorge der Kinder zu übernehmen. Für Väter entsteht hingegen ein paradoxer Effekt. Während minderjährige Kinder für Mütter durchschnittlich weniger Stunden Arbeitszeit bedeuten, haben Väter im Schnitt eine höhere Wochenarbeitszeit, unabhängig vom Alter und der Anzahl der Kinder, die sogar das wöchentliche Arbeitszeitvolumen der Vergleichsgruppe der kinderlosen Männer übersteigt (Bujard und Schwebel 2015; Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut WSI 2015; Kümmerling et al. 2015). Wie der Väterreport veranschaulicht, arbeiten Väter mit Kindern egal welchen Alters durchschnittlich eine Stunde pro Woche länger als vergleichbare Männer ohne Kinder (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018).

Frauen treten nicht nur beruflich kürzer, sie unterbrechen ihre Berufstätigkeit nach der Geburt eines Kindes auch deutlich häufiger und länger als Väter. Das spiegelt sich in der Erwerbsbeteiligung von Frauen wider, die mit Kindern im U-3-Bereich am geringsten ist, jedoch mit steigendem Alter der Kinder zunimmt und sich ab dem Alter der Kinder von sechs Jahren oder älter, an die Erwerbsbeteiligungsquote der Frauen ohne Kinder angleicht (Lietzmann und Wenzig 2017). Dass es vor allem Mütter sind, die ihre Berufstätigkeit unterbrechen, untermauert die Elternzeitnahme, die zwischen den Geschlechtern noch immer ungleich verteilt ist (Samtleben et al. 2019). Die Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 soll es Familien erleichtern, die Aufgabenteilung und Berufstätigkeit, nach der Geburt eines Kindes, flexibler zu gestalten. Ziel ist es, kürzere Erwerbsunterbrechungen für Frauen zu ermöglichen, indem für Männer Anreize geschaffen wurden, ihre Berufstätigkeit für einen Zeitraum zu unterbrechen oder die Arbeitszeit zu reduzieren, um Familienaufgaben ganz oder teilweise übernehmen zu können (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2016a). Insgesamt ist die Anzahl der Väter, die überhaupt bezahlte Elternzeit in Anspruch nimmt, zwar auf rund 37 % im Jahr 2016 gestiegen, wie Analysen von Samtleben et al. (2019) mit der Elterngeldstatistik des Statistischen Bundesamtes erkennen lassen. Im Gegensatz zur Inanspruchnahme von Müttern, die im Analysezeitraum von 2008 bis 2016 kontinuierlich bei über 90 % lag, ist der Anteil der Väter trotzdem noch immer geringer. Es bestehen zudem deutliche Unterschiede in der Nutzungsdauer. Die, in der Regel, längere Bezugszeit von Müttern beträgt rund zehn bis 12 Monate, ein Großteil der Väter nimmt hingegen nur das Minimum der zwei Partnermonate in Anspruch (Samtleben et al. 2019).

Erwerbstätigenquote und Stundenumfang von Frauen sind damit vorrangig vom Alter des jüngsten Kindes abhängig (Statistisches Bundesamt und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung 2018; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2012), während Erwerbsbeteiligung und Stundenumfang von Vätern, im direkten Vergleich, weitestgehend unabhängig vom Alter des Nachwuchses sind (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018). Die Familiengründung beeinflusst das Erwerbsmuster von Frauen und Männern daher sehr unterschiedlich (siehe für einen Überblick auch Pollmann-Schult 2015).

Letztendlich hat dieses viel gelebte Erwerbsmodell zur Folge, dass Mütter den Löwenanteil der nichtbezahlten Haus- und Familienarbeit, einschließlich Kinderbetreuung, übernehmen (OECD 2017). Das schafft eine ungleiche Aufteilung der häuslichen, unbezahlten Arbeit, die bei Paaren mit kleinen Kindern noch ungleicher und traditioneller aufgeteilt ist (Hobler et al. 2017). Die Doppelbelastung zwischen Berufstätigkeit und Haus- bzw. Familienarbeit schafft daher für Mütter einen hohen Koordinierungs- und Synchronisationsaufwand im Alltag (Klünder und Meier-Gräwe 2017). Die Geburt des ersten Kindes markiert einen Wendepunkt, an dem es bei vielen Paaren zu einer Retraditionalisierung bzw. zu einer geschlechtsspezifischen Spezialisierung in der Aufgaben- und Rollenverteilung kommt (Blossfeld 2009; Dechant et al. 2014; Barnes 2015; Bujard und Schwebel 2015; Panova et al. 2017), selbst wenn Paare vor der Familiengründungsphase eine gleichberechtige Aufgabenteilung praktizierten (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006).

Zwar fehlen systematische Studien zum Zusammenhang zwischen Erwerbsaufteilung und Wohlbefinden, anzunehmen ist dennoch, dass Erwerbsarrangements von Paaren Konsequenzen für unterschiedliche Bereiche elterlichen Wohlbefindens haben, da sich für Mütter und Väter unterschiedliche Herausforderungen ergeben. Zugleich ist diese Strukturvariable mit der Ebene des Kindes verknüpft, da der Umfang der Erwerbstätigkeit darüber mitbestimmt, wer sich hauptsächlich um die Pflege und Betreuung des Kindes kümmert und, ob die Care-Tätigkeiten mit beruflichen Anforderungen in Einklang gebracht werden müssen. Einige Studien deuten beispielsweise an, dass ein früher beruflicher Wiedereinstieg von Müttern (vorranging Vollzeit), in den ersten Monaten nach der Geburt des Kindes, einen minimal negativen Effekt auf die kindliche Entwicklung haben kann, der aber durch andere Hintergrundmerkmale, wie eine qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung oder eine größere Aufgabenübernahme der Väter, ausgeglichen wird (Brooks-Gunn et al. 2010; Gregg und Wahsbrook 2003; Huerta et al. 2011).

Familienstand

Alleinerziehende Elternteile stellen in der Regel eine benachteiligte Gruppe dar, bei der sich konsistent ein niedrigeres Wohlbefinden zeigt, im Gegensatz zu Müttern oder Vätern, die in einer Paarbeziehung leben und die Aufgabe der Elternschaft gemeinsam tragen können (siehe hierzu zum Beispiel Pollmann-Schult 2018b; Meier et al. 2016; Evenson und Simon 2005; Nelson et al. 2014b; Cunningham und Knoester 2007; Aassve et al. 2012). Alleinerziehende sind aufgrund ihres Status höheren Belastungen ausgesetzt, wie finanziellen Schwierigkeiten, Rollenkonflikten oder der Vereinbarkeitsfrage (Avison et al. 2007).

Partnerschaften sind daher eher mit höherem Wohlbefinden verbunden als das Single-Dasein (Musick und Bumpass 2012), wobei nicht-verheiratete, zusammenlebende Paare in machen Studien ein etwas geringeres Wohlbefinden auf unterschiedlichen Aspekten aufweisen als verheiratete Paare (z. B. Stavrova et al. 2012; Soons und Kalmijn 2009; Aarskaug Wiik et al. 2012; Brown 2000). Erklärung für diese Cohabitation-Gap ist der weniger institutionalisierte Charakter einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft, die mit größerer Unsicherheit in der Partnerschaft verbunden sein kann. Das wiederum führt eher zu Konflikten und in Erweiterung zu Einschränkungen des Wohlbefindens (Soons und Kalmijn 2009).

Die differenzierten Befunde von Perelli-Harris et al. (2019) können diesen Zusammenhang allerdings etwas abschwächen. Ausschlaggebend sind gleichzeitig die sozialen Normen eines Landes, die einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft gegenüber gelten. Werden Ehe und nichteheliche Lebensgemeinschaft zu großen Teilen als gleichwertig betrachtet, bringt eine nichteheliche Lebensgemeinschaft ähnliche Vorteile mit sich, wie Intimität, emotionale Unterstützung und gebündelte Ressourcen. In Norwegen, Deutschland und dem vereinigten Königreich bestanden deshalb keine bedeutenden Unterschiede zwischen Paaren einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft und verheirateten Paaren (ebd.). Auch andere Studien stellen die moderierende Funktion sozialer Normen für den Einfluss des Familienstands auf das Wohlbefinden fest (Stavrova et al. 2012; Soons und Kalmijn 2009). Diese Studien berücksichtigen jedoch nicht explizit, ob sich dieser Zusammenhang auch im Rahmen von Elternschaft aufrechterhalten lässt. Besonders in internationalen Studien wird eine nichteheliche Lebensgemeinschaft im Rahmen von Elternschaft, durch den weniger institutionalisierten Charakter und damit verbundene Unsicherheiten, eher mit Risiken verbunden (Langmeyer 2015). Nichtverheiratete Paare mit Kindern etwa trennen sich eher und sind im Vergleich zu verheirateten Paaren mit Kindern im Schnitt jünger sowie niedriger gebildet, ökonomisch schlechter gestellt oder haben bereits Kinder aus früheren Beziehungen (Musick und Michelmore 2018; Osborne et al. 2007). Daran verdeutlicht sich, dass soziale Selektionsmechanismen am Werk sind, die eine Heiratsentscheidung steuern (Perelli-Harris et al. 2019; Stavrova et al. 2012). Das bedeutet, mit hoher Wahrscheinlichkeit führen bestimmte Bedingungen, wie eine hohe Bildung oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht zu einer Heirat. Das wiederum hat zur Folge, dass Elternschaft bei verheirateten Paaren mit günstigeren Lebensumständen zusammenfällt (Manning und Brown 2006). Kohabitierende Elternpaare zeichnen sich dagegen durch instabilere Lebenssituationen aus. Sie neigen zu einem geringeren Wir-Gefühl, geringerer Bereitschaft, Zugeständnisse für den anderen einzugehen und haben nicht immer langfristige gemeinsame Ziele. Geringeres Commitment und der geringere institutionalisierte Charakter der Partnerschaft sind mit höheren Trennungsraten gegenüber Ehen assoziiert (Popenoe 2009).

Deutlich wurde, dass diese Hintergrundvariable im Rahmen von Elternschaft eine potentielle Störgröße subjektiven Wohlbefindens darstellen kann. Beispielsweise, wenn eine nichteheliche Lebensgemeinschaft eher mit Unsicherheiten, Konflikten und Unstimmigkeiten einhergeht. Das rahmt allerdings nicht nur elterliches Wohlbefinden und Erleben, sondern bereitet auch einen negativen Entwicklungshintergrund für das Kind (Popenoe 2009). Befunde konnten belegen, dass Konflikte in Partnerschaften oder eine (sich anbahnende) Scheidung oder Trennung, Risikofaktoren für eine gelingende kindliche Entwicklung darstellen (Zemp und Bodenmann 2015).

Familienform

Neben dem Familienstand stellt die Familienform eine wichtige Rahmenbedingung elterlichen Wohlbefindens dar. Heute gibt es unterschiedlichste Familienkonstellationen, die sich nach Trennungen, Scheidungen oder Folgepartnerschaften ergeben (Vaskovics 2020; Steinbach 2015). Die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten im Rahmen sozialer Beziehungsformen hat insgesamt zu einer Pluralisierung familialer Lebensformen geführt (Oelkers 2012). Elternschaft wird daher nicht mehr nur primär als biologische, sondern auch als soziale Elternschaft gelebt (Vaskovics 2020). Soziale Elternschaft liegt vor, wenn die neuen Partner die Elternrolle und die damit inbegriffenen Pflichten wie die Pflege, Erziehung, emotionale Zuwendung und finanzielle Verantwortung für nicht-leibliche Kinder übernehmen, auch ohne rechtliche Anerkennung und/oder leibliche Abstammung (Vaskovics 2020). Primär lassen sich hierbei z. B. die Stief-, Pflege- und Adoptivelternschaft unterscheiden (Vaskovics 2020; Jurczyk 2017).

Als häufig auftretende Familienform ist eine Stieffamilie dadurch charakterisiert, dass zumindest zu einem leiblichen Elternteil ein sozialer Elternteil hinzutritt bzw. ein verstorbener Elternteil durch einen sozialen Elternteil ersetzt wird (Peuckert 2007). Als Folge einer Trennung und Scheidung der leiblichen Eltern können für Kinder dabei, durch die Neubildung einer Partnerschaft der leiblichen Mutter und/oder des leiblichen Vaters, neue soziale Elternteile, Geschwister oder Großeltern hinzukommen (Oelkers 2012)Footnote 3. Im Rahmen der Familienentwicklung deutete sich bereits an, dass Partnerschaftsformierungsprozesse und diese Strukturveränderungen im Familiensystem verschiedene Herausforderungen und Risiken für Familien mit sich bringen können. So zeigt sich nicht nur ein geringeres Wohlbefinden bei Kindern aus komplexen StieffamilienFootnote 4 im Vergleich zu Kindern aus KernfamilienFootnote 5 (Entleitner-Phelps und Walper 2020), auch das Wohlbefinden von Eltern weist Unterschiede, je nach Familienkonstellation, auf. Insbesondere Stieffamilienkonstellationen, durch das Vorhandensein mehrerer Väter und Mütter, man spricht auch von multipler Elternschaft, stellen hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Diese Familiensituation erfordert praktische Präsenz und das Zusammenarbeiten aller beteiligten Elternteile (Steinbach 2015; Walper und Lux 2017). Das schlägt sich im Wohlbefinden nieder. So erleben Stiefeltern, besonders Frauen, die eine Stiefelternrolle übernehmen, ein höheres Stresslevel und stärkere depressive Symptome als Eltern einer Kernfamilie (Shapiro und Stewart 2011; Shapiro 2014; Johnson et al. 2008; Pace und Shafer 2015). Das schwierige Beziehungsdreieck zwischen leiblicher Mutter, Stiefmutter und Stieftochter kann zum Beispiel die Etablierung einer positiven Beziehung zwischen Stiefmutter und Stieftochter erschweren und zu Belastung führen.(Hart 2009; Nielsen 1999). Vor diesem Hintergrund ist, auch in Einklang mit den Ausführungen von Evenson und Simon (2005), davon auszugehen, dass bestimmte Familienformen, wie eine Stieffamilienkonstellation, mit größeren Einschränkungen des Wohlbefindens für Eltern verbunden sein können als Elternschaft in einer Kernfamilie.

Geschlecht der Eltern

Eine differenzierte Betrachtung beider Geschlechter im Rahmen familiärer Anpassungsprozesse ist in der Systematik wie sie heute vorzufinden ist, ein vergleichsweise jüngeres Themenfeld. Dieser Analysefokus hat im Rahmen der Modernisierungsthese Fuß gefasst, die von einem sukzessiven Wandel der Mutter- und Vaterrolle ausgeht (siehe z. B. Friebertshäuser et al. 2007 als Übersicht zu veränderten Rollenfuntkionen über die Zeit). Im Zuge des Umdenkens, dass sowohl Mütter als auch Väter wichtig für das Heranwachsen der Kinder sind, gibt es im Kontext des elterlichen Wohlbefindens eine Reihe an Studien, die die Variable Geschlecht auf unterschiedliche Weise in ihre Analysen einbeziehen. Einige Arbeiten setzen sich getrennt mit dem Wohlbefinden von Müttern und Vätern auseinander, wobei das Wohlbefinden der Mütter (mütterliche Depression, Erziehungsstress), im Gegensatz zu dem der Väter, stärker gewichtet wird (z. B. Goodman et al. 2011; Ashman et al. 2008; Teti und Crosby 2012; Ahun und Côté 2019; Calzada et al. 2019; Farkas und Valdés 2010; Gondoli und Silverberg 1997; Leung et al. 2010; Nomaguchi und Brown 2011; Gelfand et al. 1992). Ausgangspunkt der Studien ist die Befindlichkeit der Mütter als Erklärungshorizont für eine defizitäre kindliche Entwicklung, auch bezeichnet als Mother Blaming (Wickert 2016; Seiffge-Krenke 2002; Marinovic und Seiffge-Krenke 2016). Eine zunehmende Anzahl an Studien beginnt sich jedoch auch ausschließlich mit dem Wohlbefinden von Vätern zu befassen (siehe etwa Darling et al. 2012; Pollock et al. 2005; Premberg et al. 2008; Eddy et al. 2019; Pollmann-Schult 2010). Parallel dazu finden sich Studien, die Mütter und Väter systematisch vergleichen, um unterschiedliche aber auch gleich verlaufende Mechanismen des Wohlbefindens und Stresserlebens zu identifizieren. Die Studien stellen alle Analysen getrennt nach dem Geschlecht dar (z. B. Pruchno und Patrick 2016; Gross und Marcussen 2017; Kiviruusu et al. 2020; Melson et al. 1998; Skreden et al. 2012; Skreden et al. 2008; Crnic und Booth 1991; Ornstein Davis und Carter 2008). Dabei konnte die Forschung feststellen, dass Väter einen qualitativ und quantitativ andersartigen Beitrag zur Entwicklung und Erziehung der Kinder leisten als Mütter (Seiffge-Krenke 2001). Das unterstreicht die Wichtigkeit, beide Geschlechter zu betrachten. Nicht zuletzt, weil Väter und Mütter unterschiedliche, teilweise kulturell tradierte Rollen und Funktionen in der Familie und dem Kind gegenüber einnehmen (Rendtorff 2007). Vor allem ein vergleichender Analysefokus erlaubt einen Einblick in Gleichförmigkeiten, aber auch Unterschiedlichkeiten der Lebensrealitäten von Müttern und Vätern, ohne dabei eine zu einseitige oder defizitäre Perspektive einzunehmen. Die vorliegende Studie legt dieses Verständnis zugrunde. Daher werden alle Analysen getrennt für Mütter und Väter dargestellt, um nicht nur geschlechtsspezifische Niveauunterschiede in unterschiedlichen Dimensionen des Wohlbefindens ausmachen zu können. Vielmehr können so auch geschlechtsdifferenzierte Variablenzusammenhänge im Rahmen des Wohlbefindens identifiziert werden.

Alter des Kindes

In den Ausführungen zur Familienentwicklung deutete sich bereits an, dass Unterschiede elterlichen Wohlbefindens je nach Altersstufen des Kindes auftreten können. Kinder im Baby- und Kleinkindalter werden teilweise mit Einschränkungen auf bestimmten Aspekten des Wohlbefindens assoziiert (Nomaguchi und Milkie 2020), da Kinder in den ersten Jahren einen hohen Betreuungs- und Fürsorgeaufwand bedeuten (Wilhelm 2015). In diesem Zeitraum ist z. B. der nächtliche Schlaf der Eltern stärker eingeschränkt als von Müttern und Vätern älterer Kinder (Hagen et al. 2013). Gleichzeitig erleben Mütter mit Kleinkindern, im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf, stärkere Belastungen, trotz geringeren Stundenumfangs, fühlen sie sich weniger durch den Arbeitgeber unterstützt und empfinden größere Opportunitätskosten (Nomaguchi und Fettro 2019). Schließlich verspüren Eltern mit jüngeren Kinder größere Einbußen im Autonomieerleben (Wilhelm 2015). Auch erlebter Zeitdruck bzw. Zeitstress spielen eine Rolle, solange Kinder klein sind (siehe in diesem Zusammenhang z. B. Gunnarsdottir et al. 2014; Southerton und Tomlinson 2005; Craig und Brown 2017; Buddelmeyer et al. 2018; Ruppanner et al. 2019). Nicht zuletzt, da Kinder in diesem Alter besondere Unterstützung, Fürsorge und Aufmerksamkeit einfordern, die meist in feste Zeitstrukturen und Routinen eingebettet ist (Gunnarsdottir et al. 2014). Das lässt sich manchmal nur schwer mit anderen Lebensbereichen in Einklang bringen.

Dementgegen veranschaulichen Befunde, dass die Phasen mit Babys und Kleinkindern mit positiven Erlebnissen verknüpft sein können. Eltern mit dem ältestes Kind unter fünf Jahren berichteten in einer Studie über eine größere Zufriedenheit mit der Beziehung zu ihrem Kind als Eltern mit Schulkindern oder Teenagern (Nomaguchi 2012). Die Ergebnisse von Meier et al. (2018) bekräftigen den Erlebensunterschied der Eltern-Kind-Beziehung von Eltern mit Kindern unterschiedlicher Altersstufen. Mütter und Väter von 13- bis 18-Jährigen empfanden deutlich geringere Freude während gemeinsamer Aktivitäten mit den Heranwachsenden als Eltern mit Babys und Kleinkindern. Argumentation der Autorinnen ist, dass die zeitintensive Pflege und Fürsorge von Babys und Kleinkindern zwar bestimmte Bereiche des Wohlbefindens einschränken kann, jedoch der emotionale Gewinn durch die Eltern-Kind-Beziehung höher ist als bei Eltern mit Jugendlichen (Meier et al. 2018). In der Pubertät finden Ablösungsprozesse der Jugendlichen statt, die mit Diskussionen über die Balance zwischen Autonomie und Kontrolle (Kurz 2002), und mit einer Abnahme der emotionalen Nähe zu den Eltern verbunden sein können (Smetana et al. 2006). Auch wenn Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Jugendlichen zu diesem Entwicklungsschritt dazugehören, erleben Eltern die sich verändernde Eltern-Kind-Beziehung oftmals als herausfordernd und schwierig (Smart et al. 2008; Smetana et al. 2006; Steinberg und Morris 2001; Luthar und Ciciolla 2016). Letztlich belegen die Ausführungen, dass das Alter des zumeist jüngsten Kindes relevant für elterliches Wohlbefinden ist.

Anzahl der Kinder

Wie Wilhelm (2015) anführt, stellt eine größere Kinderanzahl oft umfassendere Anforderungen an Eltern. Mit Blick in die Forschung deutet sich an, dass das erste Kind tiefgreifende Veränderungsprozesse auslöst und so Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche des Wohlbefindens hat, während weitere Kinder keinen zusätzlichen oder einen geringeren Effekt auf bestimmte Aspekte elterlichen Wohlbefindens haben (Knoester und Eggebeen 2006; Balbo und Arpino 2016). Die Lebenszufriedenheit von Eltern erfuhr beispielsweise in zwei Studien einen signifikanten Anstieg nach der Geburt des ersten Kindes, die Geburt eines zweiten oder dritten Kindes führte in den Analysen hingegen zu keinem zusätzlichen Anstieg (Pollmann-Schult 2014; Rizzi und Mikucka 2014), beziehungsweise verzeichneten Dyrdal und Lucas (2012) einen geringfügigen Anstieg mütterlicher Lebenszufriedenheit durch die Geburt des zweiten Kindes. Für die Väter ergab sich dieser Effekt jedoch nicht. Im Hinblick auf die Partnerschaftszufriedenheit führte primär das erste Kind zu einer steileren Abnahme derselbe als weitere Kinder (van Scheppingen et al. 2018). Einer Metaanalyse folgend, besteht insgesamt ein negativer Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kinder und der Partnerschaftszufriedenheit, die mit zunehmender Kinderanzahl tendenziell abnimmt (Twenge et al. 2003). Überdies führt eine größere Kinderanzahl zu einem erhöhten Level elterlicher Belastung (Knoester und Petts 2017; Östberg und Hagekull 2000), einem größeren Ausmaß sozialer Isolation bei Müttern (Skreden et al. 2012; Östberg et al. 1997), größeren Autonomieeinschränkungen (Wilhelm 2015) und bei Vätern zu Befürchtungen größerer Rollenrestriktionen (Hildingsson und Thomas 2014). Diese unterschiedlichen Belastungslagen lassen sich auch damit begründen, dass Mehrkindfamilien (Familien, die drei oder mehr Kinder haben) (Lück et al. 2015) oftmals größere Einschränkungen erleben als Familien mit ein oder zwei Kindern. Beispielsweise steht Mehrkindfamilien ein geringeres Nettoäquivalenzeinkommen zur Verfügung, bei gleichzeitig höheren Ausgaben für Kinder, und die Familien sind doppelt so oft von Armut gefährdet (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013b). In den Ergebnissen deutet sich somit an, dass sich in Familie mit mehr Kindern, größere Anforderungen für Eltern ergeben.