Zusammenfassung
Bei der Bundestagswahl 2021 votierte fast jede*r elfte Wähler*in mit der Zweitstimme für eine der zahlreichen Klein- oder Kleinstparteien; allerdings gelang nur dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) dank einer Ausnahmeregelung für Minderheitenparteien der Einzug in das Parlament. Der vorliegende Beitrag erläutert die institutionellen „Stolpersteine“, mit denen die nicht im Bundestag vertretenen Parteien aufgrund der wahlrechtlichen Regelungen bei einer Kandidatur konfrontiert sind, und skizziert die politische Situation der Klein- und Kleinstparteien vor der Bundestagswahl 2021. Außerdem wird auf regionale Disparitäten im Wahlverhalten zugunsten von Klein- und Kleinstparteien eingegangen. Für den SSW und die vier Parteien, die mit Zweitstimmenanteilen von mindestens 0,5 % die für die Teilhabe an der staatlichen Parteienfinanzierung relevante Hürde überwunden haben, werden die Faktoren für die elektoralen Achtungserfolge analysiert.
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Notes
- 1.
Der Europaabgeordnete Martin Buschmann trat 2020 aufgrund seiner Vergangenheit als Mitglied der NPD aus der Tierschutzpartei aus. Trotzdem wird die Partei hier als Kleinpartei klassifiziert, weil sie bei der Europawahl 2019 ein Mandat errungen hat.
- 2.
Damals zogen mit der aus der DDR-Staatspartei SED hervorgegangenen PDS und dem ostdeutschen Wahlbündnis ‚Bündnis 90/Grüne – BürgerInnenbewegungen‘ erstmals seit den Grünen (1983) neue Parteien in den Bundestag ein.
- 3.
Die Linke bleibt in diesem Zusammenhang unberücksichtigt, weil sie wegen des Wahlbündnisses mit der PDS (2005) beziehungsweise der Fusion von WASG und PDS (2007) in Ostdeutschland auf bestehende Strukturen (u.a. Landesverbände, Parlamentsfraktionen) zurückgreifen konnte und somit organisatorisch keine neue Partei war.
- 4.
Die Minister sind für landespolitisch relevante Politikfelder wie Wirtschaft (Aiwanger), Unterricht (Michael Piazolo) und Umwelt (Thorsten Glauber) zuständig.
- 5.
Bereits 2017 hatten die Freien Wähler mit dem Juristen Alexander Hold einen eigenen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominiert; vgl. Wehling und Storz (2018, S. 339).
- 6.
Gegen diese Annahme spricht allerdings, dass die Tierschutzpartei bei der saarländischen Landtagswahl im März 2022 ebenfalls 2,3 Prozent erhielt, obgleich dieses Mal die Bündnisgrünen wieder angetreten waren und knapp an der Sperrklausel scheiterten.
- 7.
Vgl. https://www.tierschutzpartei.de/bundestagswahl-2021/#Wahlplakate (zuletzt aufgerufen am 06.03.2022).
- 8.
Das Programm ist unter https://diebasis-partei.de/wp-content/uploads/2021/07/2020-11-dieBasis-Rahmenprogramm.pdf (zuletzt aufgerufen am 06.03.2022) downloadbar.
- 9.
PARTEI-Programm zur Bundestagswahl 2021 (https://www.die-partei.de/regierungsprogramm/; zuletzt aufgerufen am 06.03.2022).
- 10.
Der SSW, der zwischen 2012 und 2017 mit SPD und Bündnis 90/Die Grünen die Landesregierung stellte, wird „politisch links der Mitte“ (Niedermayer 2013, S. 657) verortet.
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Träger, H. (2023). Klein- und Kleinstparteien bei der Bundestagswahl 2021: ein Mandat und Achtungserfolge trotz mancher „Stolpersteine“. In: Jun, U., Niedermayer, O. (eds) Die Parteien nach der Bundestagswahl 2021. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40860-2_10
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