Die Inflation ist zurück auf der wirtschaftspolitischen Tagesordnung. In Befragungen geben die Deutschen die stark und anhaltend steigenden Preise für Güter und Dienstleistungen im Jahr 2022 als ihr größtes Problem an. Dies verdrängt Dauerbrenner wie Arbeitslosigkeit, Migration, Corona-Pandemie und sogar den aktuellen Krieg in Europa. Dabei schien die Inflation wie ausgestorben. Ja, die Sorge galt eher einer möglichen Deflation, also anhaltend sinkenden Preisen. Diese Befürchtung hat sich gründlich erledigt. Stattdessen geht die Sorge um, die Inflation, die so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, könnte sich als hartnäckig erweisen. Dann könnte die Volkswirtschaft in eine Situation wie in den 70er Jahren geraten, mit hoher Inflation und gleichzeitig sehr begrenztem Wachstum.

Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist die aktuelle Lage unangenehm, weil sie die Politik auf dem falschen Fuß erwischt. Eigentlich hat man schon mit den langfristigen Herausforderungen Klimawandel, Alterung der Bevölkerung und abflauender Globalisierung zu kämpfen. Dann kam aktuell noch die Corona-Pandemie ab 2020 und der Krieg in Europa ab Februar 2022 hinzu. Zum einen war die Politik also bereits gut ausgelastet, zum anderen hatte sie sich in den letzten Jahren darauf eingerichtet, expansiv wirkende Entlastungspakete zu beschließen, um Härten der Anpassung zu dämpfen. In einer inflationären Situation jedoch, in der ein knappes Angebot die Preise treibt, ist es kontraproduktiv, Nachfrage durch staatliche Hilfspakete zu stimulieren. Zudem war neben der Finanzpolitik auch die Geldpolitik extrem expansiv ausgelegt. Die Wirtschaftspolitik muss also ihren Kurs ändern und gerät in massive Zielkonflikte.

Auch aus Verbrauchersicht ist Inflation ein extrem unerfreuliches Thema. Das geringste Problem ist vielleicht noch das ständige Bemühen, sich über die (relativen) aktuellen Preise zu informieren. Schwerwiegend ist demgegenüber der Kaufkraftverlust, vor allem für die unteren Einkommensgruppen, die wenig Spielraum für Ausgabenumschichtungen haben. Doch auch für die mittleren und oberen Einkommensgruppen bedeutet Inflation, dass Ersparnisse in Kaufkraft gemessen schrumpfen, denn die Zinsen sind weitaus niedriger als die Inflationsrate.

Es ist also sowohl aus wirtschaftspolitischer Sicht als auch aus Sicht der Haushalte zentral, das Thema Inflation zu durchdringen, um es zum einen zu verstehen und zum anderen sich anpassen zu können. Dieses Essential stellt die notwendigen Informationen zum Thema Inflation bereit. Im folgenden Kap. 2 geben wir einen knappen Einblick in die aktuelle Situation. Kap. 3 stellt verschieden Formen der Messung von Inflation vor und diskutiert die Aussagekraft der jeweiligen Konzepte. Kap. 4 informiert über die Bestimmungsgründe von Inflationsprozessen und ordnet die aktuelle Situation entsprechend ein. Kap. 5 schließlich diskutiert grundsätzliche Instrumente und Strategien der Inflationsbekämpfung sowie deren Möglichkeiten in der gegenwärtigen Situation. Abschließend formulieren wir, was Leser:innen aus diesem Essential mitnehmen können.