Zusammenfassung
Ein vollständiges theoretisches Modell zur soziologischen Erklärung der Folgen befristeter Beschäftigung für die private und partnerschaftliche Zukunftsgestaltung junger verpartnerter Erwachsener liegt bislang nicht vor.
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Notes
- 1.
Zwar betonten mehrere Autor_innen der griechischen Antike, Menschen seien von Geburt an frei. Angesichts weitverbreiteter Sklavenhaltepraktiken in jener Zeit darf die praktische Umsetzung dieses ethischen Postulats, wie so oft in historischen Epochen, als gescheitert gelten (Bleicken, 1995, S. 107).
- 2.
Es wäre sehr aufschlussreich, den Verknüpfungen zwischen religiös geprägten Normen, Arbeitsethiken und Unsicherheitswahrnehmungen auch in anderen Religionsgruppen wie etwa dem Judentum oder Islam nachzugehen. Dies sollte jedoch angesichts der Kapazitätsbeschränkungen dieser Studie entsprechend ausgewiesenen Expert_innen vorbehalten bleiben.
- 3.
In der Frühphase städtischer und staatlicher Fürsorgepolitiken waren die Armenhäuser der damaligen Zeit konsequenterweise weniger als karitative, denn als disziplinierende, strafende Einrichtungen konzipiert, in denen die Armen und Bettelnden zur Gemeinschaftsfähigkeit erzogen werden sollten (Castel, 2008b, S. 46–54).
- 4.
Kennzeichnend für frühere gesellschaftliche Entwicklungsstufen waren etwa der Gegensatz zwischen Sklavenhaltern und Leibeigenen oder zwischen Feudalherren und Lehensleuten.
- 5.
Demgegenüber bezeichnet innere Landnahme im Kapitalismus die Kommodifizierung und Ökonomisierung ehemals privater, dem kapitalistischen Zugriff abgewandte Lebens- und Tätigkeitsbereiche wie etwa die Kranken- und Altenpflege oder aber die Tagesbetreuung von Kindern (Dörre, 2009). Sie wird notwendig, sobald die äußere Landnahme infolge der vollständigen geographischen Erschließung der noch-nicht kapitalisierten Gebiete an ihre natürlichen Grenzen gestoßen ist (ebd.).
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Dies bedeutet nicht, dass sich allerorts in gleichem Umfang proletarische Protestbewegungen oder gar wirkungsvolle sozialistische bzw. kommunistische Parteien herausgebildet und etabliert hätten. Für eine anschauliche Erklärung des Umstands, dass beispielsweise eine kommunistische Bewegung in den USA niemals hat Fuß fassen können vgl. die Ausführungen bei Boudon (1980).
- 7.
Für die erste Gruppe vgl. exemplarisch die Arbeiten von Elster (1985) und Wright (Elster, 1985, 2013), für die zweite Arendt (2003 [1951]), Esser (2001, S. 518–526) und Popper (2002 [1957]).
- 8.
Im methodologischen Sinne (Opp, 2005) handelt es sich im Falle der Marx’schen Geschichtsphilosophie nicht um eine Theorie. Wäre sie eine solche, sollte sie prinzipiell falsifizierbar sein. Für Gegenargumentationen sei auf die klassischen Arbeiten Poppers (2002 [1935], 2002 [1957]) und Alberts (1968) verwiesen.
- 9.
Der Prekarisierungs- bzw. Prekaritätsbegriff trat erstmals gehäuft in Studien neo-marxistischer, französischsprachiger Sozialphilosophen der frühen 1980er Jahre auf und erfuhr von dort aus zunächst eine größere öffentliche Verbreitung vor allem im französischsprachigen Raum (Cingolani, 2013).
- 10.
Für erste Ansätze siehe jedoch die Arbeiten von Beckmann (2019) und Hense (2018).
- 11.
Dies trifft insbesondere auf gesellschaftstheoretische Ansätze zu, deren Prekaritätsbegriffe sich oftmals nur unzureichend operationalisieren lassen mit entsprechend problematischen Konsequenzen hinsichtlich Falsifizierbarkeit der ausgearbeiteten theoretischen Konstrukte (Keller & Seifert, 2013, S. 26 f.).
- 12.
Vgl. jedoch für anderslautende qualitative Befunde bei Charles und James (2003) denen zufolge unsicher beschäftigte Ehemänner ihre Vorstellungen von der Gültigkeit des Male Breadwinner Modells revidieren.
- 13.
Als gelingend können solche Abwägungen und Entscheidungsprozesse gelten, die nicht in Indifferenz bezüglich des Entscheidungsgegenstands bzw. der auszuwählenden Handlungsalternative, sondern in einer differenzierten Präferenzordnung der Handlungsalternativen in den Grenzen eines zur Verfügung stehenden Budgets bzw. Möglichkeitsraums münden (Esser, 2000, S. 4 ff.).
- 14.
Für umfassendere und stärker formalisierte Darstellungen vgl. etwa Esser (2000, S. 59–94) und Kirchgässner (2008).
- 15.
Das folgende Beispiel stellt, streng genommen, einen Prozess der Enkodierung dar, in dem Handlungswahlen mit Alterierungen von Skripten einhergehen (Kroneberg, 2011a, S. 156–159). Aus analytischer Sicht stellt dies kein Problem dar (Kroneberg, 2011a, S. 156), jedoch bedarf es eines erhöhten Modellierungs- und Messaufwands, um Ansätze der hier skizzierten Art empirisch umzusetzen.
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Damit lässt sich einer der zentralen Einwände gegen integrierende Ansätze einer erklärenden Soziologie entkräften, wonach letztere dem sogenannten Rational Choice-Ansatz eine theoretische Monopolstellung einräumen (Münch, 2007, S. 149). Zwar trifft es zu, dass das Bild vom rationalen, nutzenabwägenden und -maximierenden Akteur im Zentrum vieler soziologischer, psychologischer und der allermeisten wirtschaftswissenschaftlichen Erklärungsmodelle steht (Elster, 1986; Green & Shapiro, 1999; Hill, 2002). Eine analytische Stärke des Modells der Frame-Selektion besteht jedoch darin, dass es die Aufnahme und Überprüfung weiterer Erklärungsansätze explizit ermöglicht und dass es zudem die Forschenden, die das Modell der Frame-Selektion anwenden, keinesfalls von der Aufgabe soziologischer Interpretationen entbindet (Baron et al., 2019). Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es eine einheitliche Version von Rational Choice-Theorie nicht gibt, sondern eine Vielzahl mehr oder minder stark sich unterscheidender Varianten (Diekmann & Voss, 2016).
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Für weitere konzeptionelle Debatten sei exemplarisch auf Beiträge von.
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Nur knapp sei zu erwähnen, dass das hier auszuarbeitende Erklärungsmodell auch auf andere Bevölkerungsgruppen als die der jungen Erwachsenen und auch auf andere Kontexte als den der Bundesrepublik Deutschland angewendet werden kann. Im Sinne einer weiteren empirisch basierten Kritik und Ausarbeitung des Modells ist dies sogar wünschenswert, kann aber aus Platz- und Zeitgründen nicht in der vorliegenden Studie geleistet werden.
- 19.
Die Anwendung eines derartigen Modells auf weitere soziale Probleme wie etwa Formen der politischen (Nicht-)Beteiligung, Parteipräferenzen, Berufs- und Karrierewahlen oder ist denkbar, kann jedoch in der vorliegenden Studie aus Platzgründen nicht vertieft werden.
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Baron, D. (2023). Theorien der subjektiven Verarbeitung befristeter Beschäftigung. In: Befristete Beschäftigungsverhältnisse junger Erwachsener. Familienforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40436-9_3
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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