Zusammenfassung
Im Anschluss an das vorhergehende Kapitel lässt sich sowohl die Frage nach der Verwobenheit des Individuums in die diskursiven und machtvollen Strukturen als auch diejenige nach der Beteiligung von Institutionen aufwerfen. Um dem Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Aspekten nachzugehen, wird daher im Folgenden auf das Subjekt und dessen Adressierung eingegangen.
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Notes
- 1.
Althusser (1977) hat in seinem Aufsatz „Ideologie und ideologische Staatsapparate“ die gesellschaftliche Erzeugung und Selbstkonstitution des Subjekts durch Anrufung dargestellt. Hierzu greift auf die wohl mittlerweile bekannte Urszene der Anrufung eines Passanten durch einen Polizisten zurück (vgl. u. a. ausführlich Bröckling 2012: 134). Indem der Polizist auf der Straße „He, Sie da!“ ruft und das Individuum „in dem Glauben, der Ahnung, dem Wissen, es sei gemeint“ (Althusser 1977: 143) sich daraufhin umdreht, wird es zugleich zum Subjekt. „Ein Individuum […] wendet sich um in dem Glauben, der Ahnung, dem Wissen, es sei gemeint, und erkennt damit an, daß es ‚gerade es ist‘, an den sich der Anruf richtet. Aber in Wirklichkeit gehen die Dinge ohne jede zeitliche Abfolge vor sich. Die Existenz der Ideologie und die Anrufung der Individuen als Subjekte ist ein und dasselbe“ (ebd.: 142 f.). Losgelöst vom Polizeimodell bedeutet dies, dass sich ideologische Wiedererkennungsrituale fortlaufend vollziehen. An diesem Prozess sind sowohl diejenigen beteiligt, welche die Anrufung produzieren und tätigen, als auch diejenigen, die ihn darauffolgend anerkennen und reproduzieren, sowie diejenigen, die angerufen werden und sich dazu ins Verhältnis setzen (vgl. Uhlendorf 2018: 28).
- 2.
Siehe Abschnitt 4.2.1. zu den Themen ‚Kultur‘ und ‚interkulturelle‘ Kompetenz.
- 3.
Dabei werden ‚kulturelle‘ Adressierungen auch häufig in den Kontext rassistischer Adressierungen und daher Rassismen gesetzt. So äußern auch Broden und Mecheril (2010b), dass „Rassismus ein Komplex [ist], in dem Wissen-Macht-Verschränkungen eine Grundlage von Subjektivierungsprozessen ausbildet“ (ebd.: 14). In diesem Zusammenhang kommt es auch zu Positionierungen, die eine Unterscheidung zwischen ‚kulturellen‘ und ‚rassistischen‘ Adressierungen gänzlich negieren, da der Begriff ‚Kultur‘ lediglich den negativ konnotierten Begriff ‚Rasse‘ ersetzt, aber keine Veränderung in den ausgrenzenden Praktiken macht (vgl. ebd.: 15). So betitelt bspw. Etienne Balibar diese Form als „Rassismus ohne Rassen […] [, dessen] vorherrschendes Thema nicht mehr die biologische Vererbung, sondern die Unaufhebbarkeit der kulturellen Differenzen ist“ (Balibar: 28 in Vehlo 2010: 114).
- 4.
Vgl. u. a. Lisa Pfahl (2011) zum Lernbehinderungsdiskurs und dessen subjektivierenden Auswirkungen, Saša Bosančić (2014) zu Subjektivierungsweisen angelernter Arbeiter*innen, Lena Schürmann (2013) zur Subjektivierung in der Reinigungsbranche, Tina Spies (2010) zur Biografie junger Straffälliger im Diskurs um Männlichkeit und Migration.
- 5.
Yıldız arbeitet in ihrem Werk die Verwobenheit des interkulturellen Erziehungsdiskurses, der sogenannten ‚Ausländerpädagogik‘, mit dem Multikulturalismusdiskurs heraus. Dabei macht sie anhand der Diskurse deutlich, wie die permanente Wiederholung der Kategorien ‚Kultur‘ und ‚Interkulturalität‘ die Binarität von ‚eigen‘ und ‚fremd‘ reproduziert, und dass darin eine machtvolle subjektivierende Wirkung liegt (vgl. Yıldız 2009; 2012; 2015).
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Maack, L. (2022). Subjekt und Institution. In: Verräumlichte Subjektivierung . Subjektivierung und Gesellschaft/Studies in Subjectivation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40282-2_6
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