Häufigkeiten und Umfelder, in denen sexualisierte Gewalt verübt wird

Zusammenfassung

Die Häufigkeit sexualisierter Gewalt zu bestimmen, gestaltet sich als herausfordernd und wenig zuverlässig, da längst nicht alle Übergriffe gemeldet und aufgedeckt werden.  Es wird mit einer weitaus höheren Dunkelziffer gerechnet als in offiziellen Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfasst wird. Für das Jahr 2020 sind den Ermittlungsbehörden in Deutschland 14.594 Straftaten sexualisierter Gewalt gegen Kinder bekannt geworden. Laut dem Bundeskriminalamt gehen Schätzungen davon aus, dass in Deutschland pro Schulklasse ein bis zwei Schüler*innen von sexualisierter Gewalt betroffen waren oder sind. Insbesondere im Jahr 2020 wurde sowohl in Deutschland als auch in Europa ein stark erhöhter Konsum von kinder- und jugendpornografischem Material verzeichnet. Die Internet Watch Foundation (IWF) macht darauf aufmerksam, dass Livestreaming sexualisierter Gewalt aus häuslichen Kinderzimmern immer nachgefragter werden. Kontexte sexualisierter Gewalt lassen sich in inner- und extrafamiliär einteilen. Neben der geringen Anzahl an Fremdtäter*innen spielt in der extrafamiliären Kategorie vor allem sexualisierte Gewalt in Institutionen eine zentrale Rolle. In diesem Kontext erscheint die Untersuchung in Schulen besonders deshalb interessant, da zum einen das deutsche Grundgesetz mit Artikel 75 einen Erziehungs- und Bildungsauftrag in Schulen festlegt und damit diesen Einrichtungen pädagogische Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen inhärent sind. Zum anderen kann als eine Besonderheit von Schulen als Institution die Rahmung mit der Regelung einer gesetzlichen Schulpflicht erachtet werden.