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Antinomien pädagogischen Handelns nach Werner Helsper

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Sexualisierte Gewalt an allgemeinbildenden Schulen

Part of the book series: BestMasters ((BEST))

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Zusammenfassung

Zur Bestimmung von Professionalität im Lehrer*innenberuf geht der Ansatz von Helsper davon aus, dass die grundlegenden beruflichen Anforderungen an Lehrer*innen widersprüchlich sind. Pädagogisches Handeln ist dabei durch konstitutive, nicht aufhebbare Antinomien gekennzeichnet. Für diese Arbeit wurden die vier Antinomien: Freie Entwicklung der kindlichen Natur und kulturelle Disziplinierung, Organisation und Interaktion, Freiheit und Zwang sowie Nähe und Distanz ausgewählt. Mittels der ersten Antinomie werden Machtstrukturen in Schulen herausgearbeitet. Dies ist für das Erkennen von Gelegenheitsstrukturen, aufgrund der starken Machtkomponente bei der Verübung sexualisierter Gewalt, relevant. Anhand der Antinomie Organisation und Interaktion wird analysiert, inwiefern die Auslotung von situativen Handlungen und Regelgeleitetheit Begünstigungen sexualisierter Gewalt entstehen lässt. Da sexualisierte Gewaltbeziehungen Zwangsbeziehungen sind, die sich mit vermeintlicher Freiheit bzw. Freiwilligkeit tarnen können werden im Teilkapitel Autonomie und Zwang schulische Strukturen und die Interaktion von Schüler*innen und Lehrer*innen in diesem Spannungsfeld beleuchtet. Die Antinomie Nähe und Distanz betrifft den direkten Umgang von Lehrer*innen mit Schüler*innen und  zeigt Gelegenheiten auf, in denen Grenzverletzungen initiiert werden können. Mit der Reihenfolge der Antinomien wird der Fokus von rahmenden Aspekten der Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehung, wie Machtstrukturen und Regelungen, auf detailliertere Aspekte, wie Interaktionen und Feinheiten der Grenzwahrung bzw. -überschreitung, gelenkt. An mehreren Stellen wird gezeigt, dass Lehrer*innen ähnliche Fähigkeiten beherrschen müssen, um ihren Beruf erfolgreich auszuüben, wie Täter*innen die sexualisierte Gewalt verüben möchten. Zudem werden Parallelen zwischen Strukturen sexualisierter Gewalt und Strukturen des ‚ganz normalen‘ Schulalltags aufgezeigt und herausgearbeitet an welchen Stellen Gelegenheitsstrukturen für die Verübung sexualisierter Gewalt entstehen können. Insbesondere im Teilkapitel zu Nähe und Distanz wird der schmale Grat von Grenzwahrung, Grenzüberschreitung und Schwierigkeiten in der Beurteilung dieser von Außen gelegt. Im Verlauf des Kapitels 11 sind zur Veranschaulichung an mehreren Stellen Fallbeispiele eingearbeitet. 

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Notes

  1. 1.

    Das Schicksal ist bezogen auf die zugeteilten Bildungschancen und entsprechendem Gefühl der Deplatzierung von z. B. weniger begüterten Verhältnissen in höheren Bildungsanstalten (vgl. Rieger-Ladich/ Grabau (2017): S. 222).

  2. 2.

    Originalquelle: Bourdieu 1996: S. 32.

  3. 3.

    Weiterführende Überlegung: Interessant wäre die Erforschung der Frage, ob diese Art der Erfahrungen die Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehung so prägen, dass es für Schüler*innen schwerer einzuschätzen ist, welche Regeln Lehrer*innen nach ihren Bedürfnissen brechen dürfen, wie sehr ihre eigenen Rechte geachtet werden müssen und inwiefern Lehrer*innen Schüler*innen in Machtkämpfe einbinden dürfen bzw. bei Schüler*innen dadurch das Gefühl entsteht sie könnte, wie in dem Beispiel, trotz Protest gegen den Regelverstoß auch in Situationen sexualisierter Gewalt sich nicht gegen den*die Lehrer*in durchsetzen zu können und resignieren. Für Situationen sexualisierter Gewalt hätte diese Resignation im Hinblick auf das Modell von Finkelhor die Folge, dass der vierte Faktor ‚Überwindung des Widerstands des Kindes‘ leichter zu überschreiten wäre.

  4. 4.

    Tutmann (2021): https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/wollen-wir-nackt-schwimmen-fragte-ihr-lehrer/. Letztes Abrufdatum: 16.01.2022.

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von Keudell, A. (2022). Antinomien pädagogischen Handelns nach Werner Helsper. In: Sexualisierte Gewalt an allgemeinbildenden Schulen. BestMasters. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40165-8_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-40165-8_11

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-40164-1

  • Online ISBN: 978-3-658-40165-8

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

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