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Die perspektivische Fähigkeit als Bildungsaufgabe. Eine Betrachtung aus der Sicht von Martha Nussbaum

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Schnittpunkt Politische Bildung

Part of the book series: Politische Bildung ((POLBIL))

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Zusammenfassung

Martha Nussbaum beschäftigt die Frage, welche Substanz ein demokratisches Modell des Zusammenlebens benötigt. Ihre Überlegungen führen dabei weg von der Betrachtung des Menschen als überwiegend wirtschaftlich produktives und rational handelndes Wesen, denn für die Gestaltung pluralistischer Gesellschaften sind vielmehr gegenseitiger Respekt, verantwortliches Handeln und kritisches Denken elementar. Darum plädiert Nussbaum für eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen als vulnerables Wesen, das in sozialen Bezügen lebt und handelt, und sie entwickelt auf dieser Basis ihren Fähigkeitenansatz. Emotionen übernehmen dabei eine wichtige Funktion. Sie veranlassen Menschen und Gruppen zum Handeln und sie sind auch bedeutend bei der Etablierung einer demokratischen Kultur. Nussbaum überlegt daher, wie Emotionen in der Bildung thematisiert werden können, denn Bildung und Erziehung spielen eine wesentliche Rolle beim Erlernen demokratischer Grundsätze und beim Abbau politischer und sozialer Herausforderungen, etwa rassistischer Diskriminierung. Im Zusammenhang mit Erziehung und Bildung setzt Nussbaum auf die perspektivische Fähigkeit von Menschen als geeignetem Bezugsrahmen, um einen differenzierten Zugang zu der Bedeutung und auch der Einbindbarkeit von Emotionen entstehen zu lassen. Der Artikel beleuchtet ausgewählte Facetten ihrer Emotionstheorie und betrachtet die perspektivische Fähigkeit im Kontext ihres Bildungsanspruchs.

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Notes

  1. 1.

    „But by „cognitive“ I mean nothing more than „concerned with receiving and processing information.“ I do not mean to imply the presence of elaborate calculation, of computation, or even of reflexive self-awareness.“

  2. 2.

    Unter Mitgefühle fallen zum Beispiel Mitleid und Empathie.

  3. 3.

    Siehe auch Demmerling und Landweer (2007), S. 168 ff.; Löw-Beer (2008), S. 104 f. Mitgefühl wird als zeitgemäßer Ausdruck von Mitleid, aber auch als Synonym von Sympathie und Fremdverstehen angesehen. Oftmals werden diese Begriffe und der Begriff Empathie synonym verwendet.

  4. 4.

    Krappmann geht davon aus, dass es keine statische Ich-Identität geben kann, da Personen verschiedene Rollen einnehmen und diese je nach vorhandenen Fähigkeiten in Rollenübernahme und Rollentoleranz nach außen präsentieren oder akzeptieren.

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Flindt, H. (2023). Die perspektivische Fähigkeit als Bildungsaufgabe. Eine Betrachtung aus der Sicht von Martha Nussbaum. In: Girnus, L., Panreck, IC., Partetzke, M. (eds) Schnittpunkt Politische Bildung . Politische Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40122-1_4

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