Zusammenfassung
Eine situativ angemessene und wertschätzende Kommunikation bildet das entscheidende polizeiliche Einsatzmittel, um die Durchsetzung polizeilicher Aufgaben zu gewährleisten und zugleich Konflikte und Gewalteskalation im polizeilichen Alltag zu verhindern. Anhand aktueller empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse untersucht der vorliegende Beitrag Möglichkeiten und Gestaltung polizeilicher Kurzinterventionstrainings im Zusammenhang mit der Reflexion und Veränderung von Kommunikationsmustern im Zusammenhang mit der Ausprägung persönlichkeitsrelevanter Eigenschaften wie Selbstwirksamkeit, beruflichem Selbstbild und Vertrauen bei Studierenden der Polizei. Daraus werden konkrete Handlungsempfehlungen für Polizei und Wissenschaft abgeleitet.
Reviewys: Lennart May, Johann Pixner
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Notes
- 1.
Wir gendern im vorliegenden Beitrag mit Doppelpunkt und beziehen damit ausdrücklich alle Geschlechter mit ein.
- 2.
Beispiel-Item: Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen gute Absichten haben (Beierlein et al., 2012).
- 3.
Eigene Studien zur Wirksamkeit von Kurz-Kommunikationstrainings mit Polizeistudierenden im Einführungsstudium zeigen eine geringe Veränderung der gemessenen Kommunikationsstile durch das Training. Zudem zeigen die aus den acht Kommunikationsstilen entwickelten Skalen mit insgesamt 35 Items eine geringe Reliabilität auf.
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Bartsch, N., Kibbe, A. (2023). Veränderbarkeit von Kommunikationsmustern bei Polizeistudierenden durch Theorie, systemische Kurzintervention und Praxis. In: S. Staller, M., Zaiser, B., Koerner, S. (eds) Handbuch Polizeipsychologie. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40118-4_9
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