Zusammenfassung
Reflexion als die Fähigkeit des Menschen, Bedingungen und Wirkungen eigenen Denkens und Handelns bewusst zu hinterfragen und zu verstehen, soll Polizist*innen dabei unterstützen, besonders herausfordernde, komplexe, eventuell belastende, überraschende oder als unüblich empfundene Einsätze zu verarbeiten und die Professionalität für das zukünftige Handeln zu sichern. Zu diesem Zweck ist an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) das Modul „Berufsrollenreflexion“ entwickelt und im Jahr 2012 im Studiengang Polizei eingeführt worden. Die Vermittlung von Reflexionskompetenz wird in diesem Beitrag am Beispiel des Studiengangs der Polizei in Nordrhein-Westfalen dargestellt. Für Hochschulen sind solche begleitenden Reflexionsformate oftmals eine Herausforderung, da Reflexionsprozesse spezifische Rahmen- und Lernbedingungen erfordern, die nicht immer leicht in die Studienabläufe zu integrieren sind. Organisatorische sowie methodische Möglichkeiten der Umsetzung werden vorgestellt und bewertet. Diese regelmäßige Reflexion endet bislang mit dem Studium. Supervisionsangebote für Polizist*innen sind berufsbegleitend bislang nur als Pull-Angebote verfügbar und nicht regelmäßig und systematisch vorgesehen. Die Bedeutung und praktische Möglichkeiten der Verlängerung einer regelmäßigen Berufsreflexion über das Studium hinaus und der Einrichtung berufsbegleitender Supervision wird perspektivisch diskutiert.
Reviewys: Johann Pixner, Stefan Schade
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Notes
- 1.
Als Mittel der gendersensiblen Sprache wird der Genderstern genutzt.
- 2.
Vgl. Informationen zur Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW: www.hspv.nrw.de (ehemals Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW).
- 3.
Vgl. www.hspv.nrw.de/studium/bachelorstudiengaenge/pvd. Zugegriffen: 30. März 2022.
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Schophaus, M. (2023). Reflexion in der Polizei – organisatorische und methodische Rahmenbedingungen. In: S. Staller, M., Zaiser, B., Koerner, S. (eds) Handbuch Polizeipsychologie. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40118-4_8
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