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Über den Begriff der Wert-Commitments

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Zur Theorie der sozialen Interaktionsmedien

Part of the book series: Klassiker der Sozialwissenschaften ((KDS))

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz analysiert die Natur von Wert-Commitments, verstanden als ein generalisiertes symbolisches Tauschmedium im Prozess der sozialen Interaktion, und in dieser Hinsicht parallel zu Geld, Macht und Einfluss. Commitments bilden moralische Verpflichtungen von Einheiten eines sozialen Interaktionssystems, um die Integrität eines Wertmusters zu erhalten und durch eine Kombination mit nicht wertbezogenen Faktoren nach seiner Verwirklichung im Handeln zu streben.

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Notes

  1. 1.

    Obwohl ursprünglich an unterschiedlichen Stellen veröffentlicht, umfassen diese beiden Aufsätze die Kap. 10 und 11 in meinem jüngsten Band Sociological Theory and Modern Society (New York: The Free Press, 1967). Ein Hauptgrund dafür, den Aufsatz über Einfluss noch nicht überarbeitet zu haben, ist, dass der Begriff in einer aktuellen Studie über die amerikanische akademische Profession ausführlich erweitert worden ist, und es scheint besser zu sein, über diese Entwicklungen in Verbindung mit dieser Studie zu berichten. Die folgende Diskussion über Commitments hat jedoch stark von ihnen profitiert.

  2. 2.

    Der Leser kann eine solche Diskussion in meinen anderen beiden Aufsätzen über gesellschaftliche Medien finden und in Turners Artikel zu diesem Thema.

  3. 3.

    Vgl. Herbert Blumer, „An Appraisal of Thomas’ and Znaniecki’s The Polish Peasant in Europe and America“, (New York, A Social Science Research Council Monograph, 1939).

  4. 4.

    Leon H. Mayhew, Law and Equal Opportunity (Cambridge: Harvard University Press, 1968), Kapitel I.

  5. 5.

    Clyde Kluckhohn: „Values and Value-Orientations in the Theory of Action: An Exploration in Definition and Classification“, in Talcott Parsons und Edward A. Shils (Hrsg.), Toward A General Theory of Action (Cambridge: Harvard University Press, 1951).

  6. 6.

    Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich eine ganze Menge über die Stellung von Werten in sozialen Systemen gesagt. Vielleicht sind die bisher vollständigsten Darlegungen, die bisher publiziert wurden, Teil II der „General Introduction“ zu Theories of Society (New York, The Free Press, 1961) und mein Artikel zusammen mit Winston White, „The Link between Character and Society“, der in meiner Aufsatzsammlung Social Structure and Personality (New York: The Free Press, 1964) enthalten ist.

  7. 7.

    Übernommen aus dem Aufsatz „Über den Begriff der politischen Macht“, 3.1Technische Anmerkung. Abb. 1.3 zeigt das Muster des Tausches von Medien zwischen den vier Subsystemen. Das konzeptuelle Material in den beiden Abbildungen ist im Wesentlichen dasselbe, nur unterschiedlich angeordnet. Ihre Beziehung ist in der technischen Anmerkung erklärt.

  8. 8.

    Die Theorie der Kybernetik ist erstmals von Norbert Wiener in Cybernetics (Cambridge: The M.I.T. Press, 1948, zweite Auflage, 1961) entwickelt und auf soziale Probleme in seinem The Human Use of Human Beings (Garden City: Anchor Books, 1954) angewendet worden. Eine gute einleitende Darlegung für den Sozialwissenschaftler findet sich bei Karl W. Deutsch, The Nerves of Government (New York: The Free Press, 1963). Die Theorie liefert eine analytische Darstellung der Bedingungen, unter denen Systeme mit viel Energie, aber wenig Information von Systemen, mit den entgegengesetzten Charakteristika, wenig Energie und viel Information, kontrolliert werden können. Der die Energieabgabe eines Heizsystems kontrollierende Thermostat ist ein einfaches Beispiel – die relevante Information ist eine festgestellte Abweichung zwischen der tatsächlichen Raumtemperatur und der Temperatur, auf die der Thermostat eingestellt worden ist.

  9. 9.

    Um diesen Begriff im Sinne von Chester I. Barnard, The Functions of the Executive (Cambridge, Harvard University Press, 1938) zu verwenden.

  10. 10.

    Dies ist offensichtlich eine ungewöhnliche Verwendung des Begriffs, der meist auf die Leistung von Individuen angewandt wird. Ihn auf diese Weise zu benutzen, zeigt meine seit langer Zeit gewachsene Überzeugung, dass die relevante Instanz zielgerichteter Beiträge zum Funktionieren eines sozialen Systems stets kollektiv ist. Der Fall eines reinen „Solo“-Beitrags ist ein Grenzfall, der als der eines Ein-Personen-Kollektivs bezeichnet werden kann. Vgl. meinen Aufsatz „Some Theoretical Considerations Bearing on the Field of Medical Sociology“ Kap. 12 in Social Structure and Personality (New York: Free Press, 1964).

  11. 11.

    Vgl. Talcott Parsons und Neil J. Smelser, Economy and Society (Glencoe, Free Press, 1956).

  12. 12.

    Wegen der evolutionären Kontinuität zwischen der genetischen Komponente in der Struktur von Organismen und der kulturellen Komponente in der Struktur von Handlungssystemen liegt der Kern dieser stabilisierenden – und „reproduzierenden“ – Funktion in den Code-Aspekten des symbolischen Systems, die den Kern kultureller Systeme beinhalten. Symbolische Codes sind in keiner Weise immun gegen Veränderung, aber wie Gene verändern sie sich langsamer und sie sind in der Regel schwieriger zu verändern. Sie verändern sich auch durch andere Prozesse als die anderen Komponenten des Handelns. Wir betrachten Wertmuster als Elemente der Codes, die Muster des Handelns „programmieren“.

  13. 13.

    Ich würde deshalb behaupten, dass die Logik des Prozesses der Implementierung von Wert-Commitments im Wesentlichen dieselbe Logik des „Mehrwertes“ ist, die auf den Prozess der ökonomischen Produktion anwendbar ist. Besonders Smelser hat dieses Argument sehr klar in Social Change in the Industrial Revolution (Chicago: University of Chicago Press, 1959) und in Theory of Collective Behavior (New York: Free Press, 1963) dargelegt.

  14. 14.

    Dieses Paradigma wurde zuvor verwendet in den Aufsätzen über Macht und Einfluss.

  15. 15.

    Es gibt ein Problem der analytischen Ausarbeitung, das ich hier nicht durcharbeiten kann, dessen sich der Leser aber bewusst sein sollte. Dies betrifft die analytische Unterscheidung zwischen der kulturellen und der gesellschaftlichen Ebene der Wertkomponenten von Handlungssystemen. Wo es wichtig ist, diese Unterscheidung zu betonen, ist es angebracht, den Begriff moralisch zu verwenden, um die kulturelle Ebene zu bezeichnen, die im kybernetischen Sinne das normative Muster höchster Ordnung im Handeln als Ganzes darstellt. Die moralischen Komponenten befinden sich im integrativen Subsystem der Kultur und integrieren die Beziehungen des religiösen Systems zu Gesellschaft, Persönlichkeit und Organismus.

    Gesellschaftliche Werte bilden dann die Zone der Interpenetration zwischen dem moralischen System und der Gesellschaft als dem System ihrer Institutionalisierung im idealtypischen Sinne. In ihrem kulturellen Bezug sind sie „moralisch“, obwohl sie die Kategorie moralisch zu sein nicht ausschöpfen; insbesondere haben „rein“ kulturelle Commitments und „persönliche“ Commitments die Qualität moralischer Verbindlichkeit, unabhängig von gesellschaftlichem Einbezug. Nur an wenigen Stellen der gegenständlichen Ausarbeitung ist es jedoch erforderlich, sich auf diese umfassenderen Bezüge der Kategorie der Moral zu beziehen. Bei der Behandlung von Commitments als gesellschaftliches Tauschmedium beziehen wir Commitments auf gesellschaftlich institutionalisierte Werte. In einem analytisch parallelen Sinne schränkt der Nutzen im ökonomischen Sinne die technologische Bedeutung unter den vielen Möglichkeiten für technologisch „effiziente“ Produktion physischer Güter ein auf institutionalisierte Kontexte der „Bedürfnisbefriedigung“, wie die älteren Ökonomen es ausgedrückt haben.

  16. 16.

    Vgl. Parsons und Smelser, Economy and Society, S. 25.

  17. 17.

    Vgl. Parsons und White, op. cit.

  18. 18.

    Es gibt hier eine inhärente Relativität des Systembezugs. Was auf einer Ebene eine Einheit ist, ist im Allgemeinen ein System auf einer anderen. Es gibt Wert-Commitments auf Seiten ganzer Gesellschaften, somit ein Erfordernis der Definition der Implementierung für die ganze Gesellschaft. Die gegenwärtige Diskussion liegt hauptsächlich auf der Ebene der Gesellschaft als System und beschäftigt sich mit den Commitments, die für seine Einheiten, Subkollektive und Individuen in Rollen als bindend gelten.

  19. 19.

    Diese Behauptung wird durch den Fall der Technologie nicht widerlegt. Die Lenkung technologischer Prozesse verlangt von der verantwortlichen Führungskraft nicht, die wesentlichen physischen Anlagen selbst zu bedienen; er lenkt das Bedienungspersonal dahingehend, was, wann und gegebenenfalls wie es zu arbeiten hat. In vergleichbarer Weise feuert ein kommandierender General nicht selbst mit Gewehren, noch fliegt er Bomber, sondern er gibt „Anweisungen“ an die, die dies tun.

  20. 20.

    Das obige Argument ist absichtlich auf die Bedingungen sozialer Systeme fokussiert worden. Wir schlagen vor, dass die „Ebene“ des Commitments, betreffend die relative Bedeutung der Commitment-Komponente im Faktorensystem der Gesellschaft als Ganze, eine Funktion des Status von Einheiten in der Kontrollhierarchie ist. In einem gewissen Sinne ist dies die Behauptung, dass die „Intensität“ eines Commitment wahrscheinlich eine Funktion der Position der Einheit in der Hierarchie ist. Das ist nicht eine in Begriffen der Persönlichkeiten von Individuen ausgedrückte psychologische Verallgemeinerung. Das übliche Muster der Variation soll hier postuliert werden: Personen mit entsprechendem Status sind als Persönlichkeitssysteme mehr oder weniger intensiv der Implementierung von in ihrem jeweiligen Status institutionalisierten Wertmustern verpflichtet.

  21. 21.

    Kognitive Rationalität wird kurz diskutiert in Talcott Parsons und Gerald M. Platt, „Some Considerations on the American Academic Profession“ in Minerva.

  22. 22.

    Diese Spezifizierung geht auch in sogenannten „legalistischen“ Systemen der Ethik sehr weit, wie beispielsweise in der talmudischen Tradition des orthodoxen Judentums und in vielen Teilen des islamischen Rechts. Die Implementierung eines derart detaillierten Systems von Verpflichtungen ist nur unter sehr beschränkten sozialen Umständen möglich, und selbst dann muss der Kasuistik als kulturellem Sicherheitsventil ein ziemlich großer Spielraum eingeräumt werden.

  23. 23.

    Diese Beziehungen bilden einen wesentlichen Schwerpunkt der Schwierigkeiten beim Definieren der Grenzen von funktionalen Teilsystemen. So würden viele Ökonomen den „Haushalt“ im analytischen Sinne in die Wirtschaft einbeziehen, mit der Begründung, dass er in überwältigender Weise in monetäre Austauschprozesse einbezogen ist. Ähnlich tendiert ein politischer Theoretiker wie David Easton dazu, die von mir so genannte „gesellschaftliche Community“ wegen seiner Beteiligung an Tauschprozessen der Macht in das politische System einzubeziehen.

  24. 24.

    Dieser Austausch wird ausführlicher, wenn auch ein wenig anders diskutiert in Parsons und Smelser, op. cit.

  25. 25.

    In modernen Gesellschaften wird von nicht primär ökonomischen Einheiten in einem abgewandelten Sinn erwartet, zahlungsfähig zu sein. Während von Geldeinkommen erwartet wird, dass es die Ausgaben deckt, wird nicht erwartet, dass das Einkommen vollständig (manchmal gar nicht) aus den finanziellen Erlösen des Betriebes stammt. Im Fall solch einer privaten Non-Profit-Einheit wie einer Universität besteht ein großer Teil des Einkommens eher aus Geschenken, Beihilfen etc. denn aus den Zahlungen der Studenten für Studiengebühren zum Beispiel.

  26. 26.

    Vgl. „Über den Begriff der politischen Macht“.

  27. 27.

    Vgl. die Kapitel über formale Organisation in meinem Structure and Process in Modern Societies (New York: Free Press, 1960).

  28. 28.

    In einer Gesellschaft, in der es eine verbreitete Bereitschaft gibt, die Lenkung einem krassen „Eigeninteresse“ zu unterstellen, ist es wichtig, diesen Punkt zu betonen. Wo Eigeninteressen und die Gelegenheit zur Wertimplementierung eine Entscheidung in dieselbe Richtung beeinflussen, gibt es eine gewisse Neigung zu sagen, dass es „natürlich“ das egoistische Moment war, das den Unterschied gemacht hat. Darüber hinaus ist wichtig, dass, wo Wertbindungen genuin internalisiert sind, es konkret im Eigeninteresse eines Individuums ist, ihrer Implementierung hohe Priorität einzuräumen; das Versäumnis, dies zu tun, müsste mit Schuldgefühl sowie mit möglichem Verlust an Reputation „bezahlt“ werden. Die häufige Verwendung des Ausdrucks „Prostituieren“ von Talenten ist bezeichnend für diesen Zusammenhang.

  29. 29.

    Weber hat das als Gesinnungsethik bezeichnet (was ich als „Ethik des absoluten Wertes“ übersetzt habe) und mit Verantwortungsethik kontrastiert. Die letztere betont die Freiheit, aus einem breiteren Spektrum an Alternativen zu wählen, aber auch die Verantwortung für die Konsequenzen solch einer Wahl. Vgl. The Sociology of Religion (Boston: The Beacon Press, 1963).

  30. 30.

    Anstelle von „Fundamentalismus“ könnte der Begriff „moralischer Absolutismus“ verwendet werden, wenn man das Gefühl hat, dass ersterer Begriff in seinen Konnotationen zu restriktiv ist, um für das zu stehen, was als ein sehr allgemeines Phänomen verstanden werden muss. Ich verallgemeinere den Gebrauch des Begriffes „Fundamentalismus“ nur, weil ich die zeitgenössischen fundamentalistischen religiösen Bewegungen als auffallendes und verhältnismäßig gut untersuchtes Beispiel eines allgemeineren Phänomens nehme. Wir sollten selbstverständlich sehr vorsichtig sein, durch den unkritischen Gebrauch des Begriffs nicht einen ethnozentrischen Rahmen für die Analyse anderer Fälle der Deflation von Commitments zu errichten.

  31. 31.

    Max Weber, The Sociology of Religion, op. cit., und Theory of Social and Economic Organization (New York: Oxford, 1947).

  32. 32.

    Vgl. die Diskussion von Charisma in meinem Structure of Social Action, (New York: Mac Graw-Hill, 1937), S. 662 ff.

  33. 33.

    Vgl. meine Einleitung zu Weber, The Sociology of Religion, op. cit.

  34. 34.

    Paul Hollander, „The New Man and His Enemies: A Study of the Stalinist Conceptions of Good and Evil Personified“, unveröffentlichte Dissertation, Princeton University, 1963.

  35. 35.

    Der Rückzug der christlichen religiösen Orden durch ihre Gelübde des Zölibats, der Armut und des Gehorsams aus den „normalen“ Commitments im Leben christlicher Laien ist ebenfalls ein Musterbeispiel für diesen Prozess der Entdifferenzierung.

  36. 36.

    Insbesondere scheint das große öffentliche Anliegen unserer Tage, der Krieg in Vietnam, der sehr stark als moralisches Problem empfunden wird, die religiösen Gruppen der amerikanischen Gesellschaft nicht in irgendeiner strukturierten Weise zu betreffen: Es gibt keine spezifische katholische, jüdische oder protestantische Position in Bezug auf den Krieg.

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Parsons, T. (2023). Über den Begriff der Wert-Commitments. In: Staubmann, H., Reinbacher, P. (eds) Zur Theorie der sozialen Interaktionsmedien. Klassiker der Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39739-5_3

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