Zusammenfassung
Fasst man die zentralen Ergebnisse des paradigmatischen Modells im Hinblick auf die Forschungsfragen zusammen, lassen sich bezüglich der ersten Forschungsfrage nach der Bedeutung von Wechselwirkungen zwischen Körper(-wissen) und Leib(-erfahrung) im Hinblick auf „Sucht“ die folgenden Antworten formulieren: Leibliche Erfahrungen werden vor dem Hintergrund von tradiertem Körper- und Suchtwissen gemacht, das heißt, sie sind von der Sozial- und Kulturwelt geprägt. So gaben die Interviewpartner*innen regelhaft an, zu wissen, was eine bestimmte Substanz bewirke und dies auch am eigenen Leib zu spüren. Diese das Körper- und Suchtwissen bestätigenden Erfahrungen werden entsprechend reflektiert (körperliche Dimension), lagern sich im Leib ab und strukturieren durch eine entsprechende Erwartungshaltung wiederum, wie neue Erfahrungen gemacht werden (leibliche Dimension).
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Notes
- 1.
Im Vergleich zu den Befragten, die sich als chronisch Kranke ihrer „Sucht“ verstehen, wird bei ihnen deutlich, dass sie ihre Lebenssituation verstehen und persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen zur Bewältigung ihres Alltags erkennen bzw. dass sie sich der entsprechenden Kompetenzen sogar erst durch den Konsum bewusstwurden. Gleichzeitig zeigt sich bei ihnen die dritte Komponente der Sinnhaftigkeit, indem sie im Kontext der „Sucht“ persönliches Wachstum und Weiterentwicklung erkennen oder auf zukünftige Ziele verweisen, für die es sich lohnen würde die Konsumgewohnheiten anzupassen.
- 2.
Mit Blick auf den Suchtdiskurs, durch den der „Sucht“ vor allem zwei Bedeutungen zugeschrieben werden, nämlich erstens die der chronischen Krankheit und zweitens die des sozialen Problems, lässt sich zumindest in Ansätzen nachvollziehen, weshalb ein paradigmatischer Kurswechsel der drogenpolitischen Ausrichtung und der damit verbundenen therapeutischen und präventiven Suchtinterventionen eine Herausforderung darstellt.
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Rubscheit, S. (2022). Mehrwert für Praxis und Forschung. In: "Sucht" aus körpersoziologischer Perspektive. Sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39523-0_6
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