Zusammenfassung
Die Frage danach, was wie erkannt werden kann, ist für Forschende immer von Bedeutung. Das gilt in der Naturwissenschaft, wenn es darum geht, welche Verfahren was sichtbar machen – man denke an bildgebende Verfahren wie ein MRT Scan oder auch an den Blick durch ein Mikroskop – oder auch an die Diskussion um verschiedene methodische und methodologische Fragen in den Sozial- und Geisteswissenschaften.
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Notes
- 1.
In diesem Zusammenhang kann weder von einem zu erkennenden Objekt, noch von einem zu erkennenden Subjekt gesprochen werden.
- 2.
Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass jede moderne Idee einer Uridee entspringt und auch nicht jede ähnliche Idee mit einer historischen in Beziehung steht (Fleck, 1994: 36 ff.).
- 3.
Fleck bemüht hier das Beispiel eines Flussballspiels oder eines Orchesters. Das Spiel des Orchesters, ebenso wie das Fußballspiel, besteht nicht nur aus der Arbeit einzelner Instrumente oder Spielern, sondern das Zusammenspiel macht das Orchester oder das Fußballspiel aus (Fleck, 1994: 129).
- 4.
Diese Beharrungstendenz äußert sich in verschiedenen Graden, wie Fleck es nennt. So ist 1. ein Widerspruch nicht denkbar, 2. bleibt das, was in das System nicht hineinpasst ungesehen, oder 3. wird verschwiegen, 4. wird Widersprechendes mittels größter Kraftanstrengung erklärt oder 5. kann es auch zu „magische[r] Versachlichung“ (Fleck, 1994: 46) kommen, also zu Erklärungen, die eher Dichtung sind, als Beschreibung. (Beispielhaft könnten hier rassistische, antisemitische oder sexistische Theorien genannt werden die auf Alltagswissen, tradierten Vorstellungen und Vorurteilen beruhen).
- 5.
So zeichnete beispielsweise Viola Klein (1971) nach, wie Vorstellungen – in ihrem Fall von Weiblichkeit – die Entwicklung theoretischer Konzepte in Biologie, Psychologie oder Ethnologie beeinflussen.
- 6.
Prominent zu nennen ist hier auch der Aufsatz von Max Horkheimer (1986) zu traditioneller und kritischer Theorie.
- 7.
Die Abwehr von solchen Gefühlen kann auch die bei Fleck beschriebenen Beharrungstendenzen erklären.
- 8.
Vgl. Schütz & Luckmann (2003).
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Krämer, A. (2022). Die Rolle der Forschenden im Erkenntnisprozess – Überlegungen zur Güte (qualitativer) Forschung. In: Nover, S. (eds) Theoriegeleitete Forschungswege in der Pflegewissenschaft 2. Vallendarer Schriften der Pflegewissenschaft, vol 12. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39382-3_4
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