Zusammenfassung
Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen zunächst Konzepte, die den Zusammenhang von Erwerbsrisiken und Armut untersuchbar machen. Hierfür wird die Unterscheidung zwischen der Verbreitung von Armutsrisiken und mit ihnen verbundene Verletzungen (engl. Prevalences und Penalties (Brady et al. 2017)) eingeführt sowie das Konzept der Trigger Events von Armut. Daneben wird der moderierende Einfluss von Wohlfahrtsstaat und Haushalten begründet und mögliche Gegenreaktionen von Individuen erörtert. Zur Identifikation von Risikomerkmalen werden Erklärungsansätze und Einflussfaktoren unsicherer Erwerbseinstiege auf der individuellen Ebene und der Strukturebene beschrieben. Die theoretisch-konzeptionellen Erörterungen des Kapitels münden in der Erstellung eines Modells und schließlich der Formulierung von Hypothesen, die im empirischen Teil der Arbeit überprüft werden.
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Notes
- 1.
Dabei werden die Phänomene, die hier der Mesoebene zugeordnet werden, oft als Teil der Makroebene aufgefasst.
- 2.
Bei Esser (1993): Logik der Situation, Logik der Selektion, Logik der Aggregation.
- 3.
Siehe Abschnitt 5.2 für eine Beschreibung der methodischen Umsetzung dieser analytischen Perspektive.
- 4.
Damit sich die positiven und negativen Veränderungen nicht gegenseitig aufheben, werden in den späteren Analysen die Folgen des Ereignisses für verschiedene Ausgangsstatus separat berechnet.
- 5.
Zu den gering entlohnten Formen atypischer Beschäftigung zählen insbesondere Minijobs und Beschäftigungen mit einer geringen wöchentlichen Arbeitszeit. Auch Leiharbeitsverhältnisse werden, verglichen mit entsprechenden Normalarbeitsverhältnissen, geringer entlohnt (Brehmer und Seifert 2008).
- 6.
In den empirischen Analysen werden kurzfristige Folgen unmittelbar mit dem Eintritt von Erwerbsrisiken und atypischer Beschäftigung untersucht. Mittelfristige Folgen sollen ein bis drei Jahre nach dem Eintritt eines Ereignisses betrachtet werden.
- 7.
In anderen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich, können Einkommen von Beschäftigten mit niedriger Entlohnung durch negative Einkommenssteuern (tax credits) erhöht werden (Brülle 2018).
- 8.
Dass diese Politiken in Deutschland häufig mit einer Einschränkung von Transferleistungen einhergingen (siehe Kapitel 3), d. h. rekommodifizierende Anteile aufwiesen, soll an dieser Stelle zunächst ausgeblendet werden. Die Folgen dieser Verschränkung und die Anreize, die sie für Betroffene liefern sollen, werden aufgegriffen, wenn mögliche individuelle Gegenreaktionen angesichts Erwerbsrisiken und atypischer Beschäftigung besprochen werden.
- 9.
Die Gegenreaktionen sind nur dann plausibel, wenn der Eintritt des Erwerbsrisikos eine prekäre ökonomische Lage des Haushalts mit sich bringt und diese im Sinne der „Definition der Situation“ (Esser 1993) von den Betroffenen auch als solche verstanden wird. Atypische Beschäftigungen müssen nicht als eine Bedrohung der ökonomischen Situation des Haushalts verstanden werden. Stattdessen können sie gezielt zum Aufbau von Humankapital und zur Lösung von familialen Vereinbarkeitsschwierigkeiten genutzt werden. Beide Sichtweisen dürften insbesondere im jungen Erwachsenenalter eine Rolle spielen.
- 10.
So konnte bspw. in Deutschland, jedoch ohne genauere Untersuchung junger Erwachsener, ein erhöhtes Trennungsrisiko infolge von Arbeitslosigkeit nachgewiesen werden (Esche 2017).
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Link, S. (2022). Theoretische und konzeptionelle Überlegungen. In: Armut im jungen Erwachsenenalter und der Wandel von Arbeitsmarkt, Wohlfahrtsstaat und Haushalten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39326-7_4
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