Die Patientenzufriedenheit und die Prozessqualität in Bezug auf anästhesiologische Leistungen scheinen nach dieser Untersuchung akzeptabel bis gut zu sein. In Anbetracht der sich vollziehenden Strukturveränderungen und der Ressourcenknappheit im stationären Sektor stellt dies keine Selbstverständlichkeit dar [611].

Die Messung der Patientenzufriedenheit erweist sich als ein maßgebliches Instrument des Qualitätsmanagements, weil hiermit – anders als bei reinen Strukturdaten oder solitären Qualitätsindikatoren – ein ‚Gesamteindruck‘ des Patienten vom erlebten Prozess erfasst wird. Neben diesem Gesamteindruck kann ein differenziertes Instrument zudem einzelne Qualitätsbereiche in der Auswertung unterscheiden (vgl. Unterkapitel 6.7).

Patientenzufriedenheitsmessung bedeutet auch gleichzeitig ein Bekenntnis zur Patientenzentrierung. Der Erfolg wird nicht nur mit der reinen Ergebnisqualität korreliert, sondern berücksichtigt auch die subjektive Sicht des Patienten und stellt diesen in den Fokus. Neben dem Aspekt, Unzulänglichkeiten und Schwachstellen im Behandlungsprozess aufdecken und beheben zu können, wird auch eine mittel- und langfristig angelegte Wirkung auf das eigene Selbstverständnis einer Abteilung oder Funktionseinheit erzielt, sich nicht nur auf rein technische Aspekte von Qualität zu beschränken [122]. Das Schaffen einer wohlwollenden, verständnisvollen und vertrauensvollen Beziehung zu den Patientinnen und Patienten ist ein ebenso bedeutsamer Qualitätsanteil [485].

Die Beschäftigung mit der Prämedikationsambulanz in dieser Arbeit erfolgte bewusst. Der Großteil von Qualitätsmanagement-Maßnahmen in der Anästhesiologie wird normalerweise für die Evaluation der erbrachten Anästhesie (Allgemeinanästhesie, Regionalanästhesie, Kombinationsanästhesie) aufgewendet. Postanästhesiologische Komplikationen wie Übelkeit, Halsschmerzen, Narkoseüberhang, Zittern und Schmerzen und das Fernbleiben derselbigen sind Indikatoren für eine qualitativ hochwertige Anästhesie [47, 449].

In der Klinischen Anästhesie und im operativen Setting gibt es nur wenige, teilweise recht kurze Phasen, in denen eine adäquate Arzt-Patienten-Kommunikation möglich ist, nämlich die präanästhesiologische Visite (Prämedikationsgespräch), die Narkoseinduktion und die postoperative Phase (i. d. R. im Aufwachraum); teilweise erfolgt noch eine postanästhesiologische Visite [2, 47]. Neben allen medizintechnischen und pharmazeutischen Innovationen in der Anästhesie und einem straffen OP-Prozessmanagement hat das Arzt-Patienten-Verhältnis für die Patienten nicht an Bedeutung verloren [612]. Vor allem die der Konversation bzw. des Zusammentreffens beeinflussen die Beziehungsqualität und die Entwicklung von Vertrauen [612].

Mit Blick auf die in der Studie gefundene hohe Prävalenz der Präoperativen Angst mit nahezu 60 % offenbart sich eine wesentliche Vorannahme auch dieser Arbeit. Obwohl Narkosen und die damit verbundenen Operationen durch den medizinischen Fortschritt immer sicherer geworden sind und die Operative Medizin in Gänze professionell, standardisiert und komplikationsarm agiert, bestehen auf Seiten der Patientinnen und Patienten Unsicherheit und Angst [70, 273].

Angst sollte jedoch genauso ein Behandlungsauftrag für die Ärztin und den Arzt sein wie die Therapie von Schmerzen. Die negativen pathophysiologischen Auswirkungen sind in der Arbeit ausführlich besprochen worden (vgl. Unterkapitel 7.5.1). Darüber hinaus ist es aber auch eine grundlegende ärztliche Verantwortung, Leid von den Patientinnen und Patienten abzuwenden.

Eine fürsorgliche, empathische Gesprächsführung, Anteilnahme und Mitgefühl bilden Grundprinzipien zur Schaffung einer belastbaren Arzt-Patienten-Beziehung und im besten Falle für das Entstehen von Vertrauen und den Abbau von Präoperativen Ängsten [118, 477].

Diese Kernaussage steht in Opposition zu einer prozessoptimierten, rationalen Medizin, die im stationären Bereich durch Ressourcenknappheit, Digitalisierung und Dynaxität einem starken Wandel unterzogen wird [611, 613].

Die Ressourcenknappheit birgt die Gefahr, dass Prämedikationsgespräche einem Zeitdruck unterworfen werden. Die Digitalisierung, die das ärztliche Personal in der Prämedikationsambulanz in Form von audio-visueller und EDV-gestützter Informationsvermittlung durchaus sinnvoll unterstützen kann, birgt die Gefahr des kürzeren Arzt-Patienten-Kontaktes [86]. Die hohe Dynamik und Komplexität, die mutmaßlich weiter abnehmende Zahl von Krankenhäusern und der Trend zur Zentrumsbildung lassen die Funktionseinheiten wie z. B. die Prämedikationsambulanzen noch größer werden, mit einer gesteigerten Patientenfrequenz.

Diese Veränderungen sollten die Qualität des Arzt-Patienten-Verhältnisses aber auch die Kontaktzeit zwischen Patienten und Arzt nicht verringern.

Die systematische und regelmäßige Erfassung der Patientenzufriedenheit – insbesondere im Bereich der Prämedikationsambulanz – ist notwendig, um den negativen Einfluss struktureller Veränderungen im Krankenhaussektor zu bemerken und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können [42].

Gerade in der Anästhesiologie als ein Fach mit hoher Standardisierung und einem etablierten Qualitätsmanagement wäre es sinnvoll, zumindest für Deutschland ein einheitliches, reliables und valides Messinstrument für die Ermittlung der Patientenzufriedenheit zu implementieren. Reine Ergebnisqualitätsparameter, bezogen auf die Narkose, scheinen zu kurz gegriffen.

Allerdings müssten die drei Phasen der anästhesiologischen Betreuung und Therapie (präoperativ, intraoperativ und postoperativ) gesondert erfasst werden, da diese zu unterschiedlich sind, um ein allgemeingültiges Instrument einsetzen zu können. Naheliegend ist hier auch der Einsatz von EDV-gestützten Systemen und Apps, da es sich um eine anonyme Erhebung handelt.

Die Einsicht und das Bekenntnis, die Arbeit für den Patienten und dessen Wohlbefinden zu verrichten, ist dabei bedeutsamer als die bloße Erfassung der Zufriedenheit. Gleichwohl bietet die Ermittlung dieser subjektiven Sicht des Patienten auf den Behandlungsprozess auch ein direktes und sensitives Bild von möglichen Problemen und zeigt Verbesserungspotenzial auf [422].

Was den Aspekt der Präoperativen Angst angeht, ist auch hier zu allererst ein Bewusstsein für diese Problematik zu schaffen. Im nächsten Schritt sollte eine systematische Erfassung der Präoperativen Angst mit einem geeigneten Instrument/Score (z. B. APAIS) erfolgen.

Eine relevante Präoperative Angst lässt sich vermutlich nicht alleinig durch eine empathische Gesprächsführung therapieren, wobei ein Großteil der Patientinnen und Patienten sicherlich vom Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patienten-Beziehung im Prämedikationsgespräch profitiert, da Ängste reduziert werden und die Zufriedenheit gesteigert werden kann [207]. Für die diagnostizierte relevante Präoperative Angst bieten sich multimodale Konzepte aus Gesprächstherapie, Patientenedukation, Pharmakotherapie, Entspannungsverfahren, audio-visueller Distraktion und Hypnose an [37, 614].

Diese Therapieoptionen sollten jedoch nicht losgelöst von der klinischen Realität betrachtet werden. Die angesprochenen Strukturveränderungen und die Knappheit an Fachpersonal im stationären Sektor sind eben auch nicht zu negieren. Deshalb müssen die Therapieoptionen situationsangepasst sein. Ein präoperativer Patient, bei dem ein relevantes Angstniveau festgestellt wurde und der am nächsten Tag seine Operation erhalten soll, eignet sich sicherlich nicht für eine psychologische Gesprächsintervention (Zeit, Personal). Hier können niedrigpotente Neuroleptika, Tranquilizer und Benzodiazepine eine schnelle Linderung verschaffen [302]. Aber auch audio-visuelle Hilfsmittel wie Musik über Kopfhörer oder Virtual-Reality-Brillen sind in der Kinderanästhesie bereits mit guten Erfahrungen eingesetzt worden [615].

Auch die Hypnosetherapie besitzt in der Operativen Medizin und vor allem in der Kinderanästhesie starke Befürworter [300]. Die Problematik liegt hier in der recht aufwendigen Ausbildung; eine breite Versorgung mit in Hypnosetherapie ausgebildeten Anästhesisten und Fachpflegekräften scheint unwahrscheinlich, kann aber durchaus eine Therapieoption darstellen, wenn die Abteilung über Mitarbeiter mit der entsprechenden Expertise verfügt.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Messung, sowohl der Zufriedenheit als auch der Präoperativen Angst, Teil der anästhesiologischen Versorgungsqualität ist bzw. sein sollte. Die Instrumente dafür sollten testtheoretischen Gütekriterien entsprechen, müssen jedoch den klinischen Gegebenheiten und dem strukturellen Wandel des Gesundheitswesens Rechnung tragen. Hier können IT-gestützte Instrumente eine rationale Lösung darstellen. Insbesondere was die Intervention bei vorliegender Präoperativer Angst anbetrifft scheinen nicht-pharmakologische Maßnahmen (Hypnose, audio-visuelle Distraktion, Edukation, Gesprächsintervention uvm.) sinnvoll zu sein.