Methodisch ist festzuhalten, dass mit der erreichten Fallzahl von 621 eingeschlossenen Patienten die notwendige statistische Power erreicht wurde, um auch geringe Effektstärken detektieren zu können. Bei der ermittelten post-hoc Effektstärke für die Patientenzufriedenheit wäre schon eine Fallzahl von 210 ausreichend gewesen (vgl. Unterkapitel 11.2.3). Der Modus der Datenerhebung mit Hilfe eines anonymen Fragebogens sollte Verzerrungen durch den Einfluss der sozialen Erwünschtheit bestmöglich begrenzen (vgl. Unterkapitel 6.6).

Die Problematik der klassischen Likert-Doppelskala des ServQual-Instrumentes wurde durch die deutlich aufwendigere zweizeitige Befragung von ‚Soll‘ und ‚Ist‘ gelöst. Prinzipiell kritisieren, bei der gleichzeitigen Erfassung von ‚Erwartung‘ und ‚Erlebtem‘, viele Autoren, dass eine gedankliche Diskriminierung durch den Patienten im Nachhinein nur schwerlich möglich sei (vgl. Unterkapitel 6.9.6).

Das originäre ServQual-Instrument wurde inhaltlich passend, für den Einsatz in einer Prämedikationsambulanz, modifiziert und um die Dimension ‚Gesamteindruck‘ erweitert. Die Einzelitems wurden teilweise inhaltlich an die Bedürfnisse der Studie angepasst. Die Fragebogenkonstruktion findet sich in Unterkapitel 10.7.2.1. Sowohl die Reliabilität als auch die Trennschärfe des Gesamttests und der Einzelitems sind überdurchschnittlich gut (vgl. Unterkapitel 10.7.2.2).

Eine Einschränkung ist bei der Untersuchung der Konstruktvalidität mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse bei den beiden ServQual-Fragebögen zu machen. Beide Bögen erreichen zwar eine kumulative Varianz von 89 bzw. 84 % mit Eigenwerten von > 1 und bestätigen die fünf Qualitätsdimensionen, jedoch weicht die Matrix bei beiden Fragebögen untereinander (ex-ante/ex-post) ab, sodass es Unterschiede bei der Beladung von gewissen Einzelitems zur manifesten Variable (Qualitätsdimension) zwischen beiden Bögen gibt, obwohl diese inhaltlich nahezu identisch sind, mit dem Unterschied, dass der ex-ante-Bogen im Konjunktiv formuliert ist. Entscheidend ist hier jedoch, dass keine Querladungen, also Items, die auf zwei manifeste Variablen laden, vorhanden sind.

Die Untersuchung von soziodemographischen Einflussfaktoren auf die Patientenzufriedenheit ergab in der Analyse der Modellgüte quadrierte Korrelationskoeffizienten R2 von maximal 8 % für das Gesamtmodell. Dies bedeutet, dass 92 % der Gesamtvarianz nicht auf den Einfluss dieser Variablen zurückzuführen sind. Da die Einzel-Korrelationskoeffizienten, der entsprechenden Qualitätsdimension zugeordnet, hochsignifikante Ergebnisse zeigten, wurde die multiple Regressionsanalyse durchgeführt. Die dort gefundenen signifikanten Korrelationen der entsprechenden soziodemographischen Variablen auf die Zufriedenheit fielen allesamt durch sehr niedrige Regressionskoeffizienten auf, woraufhin die Einflussstärke auf die Zufriedenheit als gering zu bewerten ist. Wie auch schon in Unterkapitel 6.5.3 kritisch beleuchtet, wird die Frage, ob soziodemographische Faktoren wirklich Einflussfaktoren auf die Zufriedenheit repräsentieren oder vielmehr als Confounder zu werten sind, kontrovers diskutiert.

Beim Instrument für die Messung der Präoperativen Angst, der APAIS-D, sind sowohl die Einzelitem-Reliabilität als die Gesamtreliabilität des gesamten Instrumentes überdurchschnittlich gut (vgl. 11.3.1). Auch hier gibt es eine Besonderheit bei der Konstruktvalidität. Die durchgeführte explorative Faktorenanalyse hat bei dem APAIS-Instrument zwar eine zur Originalpublikation kongruente Zwei-Faktoren-Lösung ermittelt, im Gegensatz zur Originalpublikation jedoch mit einer abweichenden Zuordnung der Faktoren zu den manifesten Variablen.

Anders als bei Berth et al. fällt in dieser Analyse die Dimension ‚Informationsbedürfnis‘ weg und die Items ordnen sich den Dimensionen ‚Anästhesie-assoziierte Angst‘ und ‚Chirurgie-assoziierte Angst‘ zu [359]. Divergent zur Erstveröffentlichung des Instrumentes, bei der eine ‚Generelle Angst‘ und das ‚Informationsbedürfnis‘ zu finden waren, sind es in dieser Studie die beiden Dimensionen ‚Anästhesie- und Chirurgie-assoziierte Angst‘, was inhaltlich durchaus plausibel ist [7]. Mit einer kumulativen Varianz von 84 % dieser ‚neuen Zwei-Faktoren-Lösung‘ und hohen Eigenwerten ist diese Faktorenmatrix statistisch valide.