Zusammenfassung
Zwangsarbeit und moderne Sklaverei werden in den letzten Jahren vermehrt in der Literatur behandelt und genießen auch eine größere gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit. Insgesamt zeichnet sich die bisherige wissenschaftliche Debatte jedoch durch eine Marginalisierung relevanter Kontextfaktoren aus, indem beispielsweise Produktionsstrukturen und deren komplexe (normative) Verregelung nicht näher zur Analyse herangezogen werden. Im politischen Raum sind noch immer Alltagserklärungen prävalent, die auf einer Legaldefinition beruhen, welche Zwangsarbeit als kriminelles Verhalten Einzelner beschreibt. Dies mündet in Erklärungen, die individuelle Vulnerabilitäten oder Unzulänglichkeiten als hinreichende Bedingungen für die Zwangsarbeitsproblematik verstehen. Die angestrebte systematische Auseinandersetzung mit der globalen Norm gegen Zwangsarbeit stellt damit einen sowohl hinsichtlich gesellschaftlich-ökonomischer Problemstellungen als auch hinsichtlich der Theorieentwicklung relevanten wissenschaftlichen Beitrag dar.
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Notes
- 1.
Ausgespart sind hierbei die Studien zu kommerzieller Sexarbeit und Menschenhandel in diesem Bereich; siehe bspw. O’Connell Davidson (2006, 2003); Ehrenreich/Hochschild (2004).
- 2.
In der Bearbeitung von Zwangsarbeit als Globalisierungsproblematik sind private Regime in Form von Selbstregulierung wenig effektiv. Multi-Stakeholder-Initiativen erlauben zwar die Kontrolle durch Dritte, trotzdem bleibt Zwangsarbeit als illegale Praxis für Verbraucher und Zertifizierungsorganisationen unsichtbar; siehe hierzu insbesondere die empirische Studie von Berik/Van Der Meulen Rodgers (2009).
- 3.
Der Begriff der Governance-Gaps verweist spezifisch auf die Problematik der nationalstaatlichen Regulierung transnationaler Aktivitäten, während der Begriff der Regulierungslücke darüber hinaus auch thematische Lücken beschreibt, also beispielsweise die Tatsache, dass die ILO keine Regulierungen im Bereich der Arbeitsmigration erfolgreich bereitstellen kann.
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Drubel, J. (2022). Forschungsstand: (Privatwirtschaftliche) Zwangsarbeit und globale Normativität. In: Das ILO-Zwangsarbeitsverbot in der globalisierten Wirtschaft . Globale Politische Ökonomie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38981-9_2
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