Zusammenfassung
In diesem Buch wird die Wirkung eines bedingungslos angebotenen Geschenks (Geschenkaustausch, Gift-Exchange) sowie einer kleinen vorangegangenen Bitte (Fuß-in-der-Tür-Technik, Foot-in-the-door-technique) auf die Bereitschaft, Freiwilligenarbeit zu leisten, untersucht. Es werden Mechanismen und Erklärungsansätze des Geschenkaustauschs diskutiert, theoretische und experimental-methodische Ansätze vorgeschlagen sowie der Einsatz und die Wirkung von Geschenken und einer kleinen Bitte im Feld erprobt. Hierzu werden stark rezipierte formal-mathematische theoretische Modelle adaptiert und weiterentwickelt, ein großangelegtes natürliches Feldexperiment durchgeführt sowie Literatur zu experimenteller und theoretischer Evidenz diskutiert. Thematisiert werden schwerpunktmäßig • Aversion gegenüber vorteilhafter Ungleichheit • Präferenzen für reziprokes Erwidern • Wahrgenommene Selbstwahrnehmung des eigenen Verhaltens mit direkten Auswirkungen auf eigene Präferenzen • Vermeidung kognitiver Dissonanz bedingt durch inkonsistentes Verhalten.
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Notes
- 1.
Im Folgenden wird aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung nur das generische Maskulinum verwendet. Es sind jedoch stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint.
- 2.
In der Verhaltensökonomik wird Motivation häufig stark vereinfacht dichotom als intrinsisch bzw. extrinsisch betrachtet und von einer Korrumpierung intrinsischer Motivation gesprochen. Intrinsische Motivation bezeichnet nach einer der führenden Motivationstheorien – der Selbstbestimmtheitstheorie – die Ausübung einer Tätigkeit motiviert durch eine inhärente Befriedigung, d. h. eine Befriedigung durch die Tätigkeit selbst (vs. [antizipierten] Konsequenzen) (Ryan und Deci, 2000, S. 71). Verhaltensökonomen fassen diese strenge Bezeichnung häufig weiter und beziehen sich gleichermaßen auf Motivationsfacetten, die der extrinsischen Motivation angehören (für einen Überblick über diese Facetten s. Deci und Ryan, 2000, S. 235–236; Ryan und Deci, 2000, S. 71–72; Gagné und Deci, 2005, S. 334–335). Es erscheint fruchtbar, die einzelnen Facetten, der Motivationspsychologie zum Vorbild, präzise voneinander zu unterscheiden und Korrumpierungseffekte sauber den Facetten zuzuordnen.
Siehe Deci (1971) für die erste Labor- und Feldexperimentelle Bestätigung eines Korrumpierungseffektes auf die intrinsische Motivation. Siehe außerdem Deci, Koestner und Ryan (1999) und Bowles und Polanía-Reyes (2012) für eine Meta-Analyse in der Psychologie bzw. Ökonomie. Für ein formales Modell in der Ökonomie s. Bénabou und Tirole (2006).
- 3.
Siehe Clary et al. (1998, S. 1520) für eine faktoranalytische Klassifizierung von sechs Motiven für die Ausübung von Freiwilligenarbeit im Speziellen sowie Bekkers und Wiepking (2011) für eine Unterscheidung von acht Mechanismen des wohltätigen Gebens im Allgemeinen.
- 4.
Für eine Übersicht über etablierte laborexperimentelle Spiele s. Levit und List (2007, S. 155).
- 5.
Beachte, dass das Gro an Forschungsberichten aus dem 20. Jahrhundert stammt und somit die referenzierten Werke teilweise veraltet scheinen, es aber tatsächlich nicht sind.
- 6.
Dhami, Wei und al-Nowaihi (2021), waren mit ihrem, laborexperimentell gestützten, Vergleich verschiedener Modelle im Geschenkaustausch bzgl. Erwerbsarbeit inspirationsgebend.
- 7.
Für eine prägnante Motivation s. DellaVigna (2018, S. 646, 649–652), für eine besonders ausführliche Rust (2014) und Wolpin (2013).
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Kuntze, M.A. (2022). Einleitung. In: Gift-Giving, Gift-Taking und Gift-Exchange zur Gewinnung von Freiwilligen . BestMasters. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38732-7_1
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