Zusammenfassung
Der folgende Beitrag führt zunächst in die Agenda 2030 und die Sustainable Development Goals ein. Mit einer kritischen Perspektive wird deren Berechtigung als Zielrahmen für nachhaltige Entwicklung und die Notwendigkeit einer Transformation „der“ Wirtschaft diskutiert. Im Anschluss wird ausgeführt, welchen Beitrag Unternehmen im Sinne einer True Business Sustainability zu nachhaltiger Entwicklung und der Umsetzung der SDGs leisten können. Abschließend wird der Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie vorgestellt und erörtert, welche Potenziale eine Verknüpfung von Gemeinwohl-Bilanz und SDGs im Sinne der True Business Sustainability bieten kann. Der Beitrag beruht im Kern auf den Erkenntnissen der Master-Abschlussarbeit des Autors. Im Nachgang wurden die Überlegungen dazu um einige theoretische und praktische Elemente ergänzt.
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Notes
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Benannt nach der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin und damaligen Vorsitzenden der World Commission on Environment and Development Gro Harlem Brundtland.
- 2.
Der Human Development Index (HDI) ist ein Index der Vereinten Nationen, der Aufschluss über den Grad gesellschaftlicher bzw. volkswirtschaftlicher „Entwicklung“ geben soll und fasst dabei Faktoren wie das Pro-Kopf-Einkommen und Indikatoren zu den Bereichen Gesundheit, Bildung u. ä. zusammen (UNDP 2020).
- 3.
Der ökologische Fußabdruck zeigt an, welches Ausmaß an „produktiver Fläche“ (zumeist gemessen in globalen Hektar, hier in „Anzahl verbrauchter Erden“) eine Person oder eine Gesellschaft bzw. Volkswirtschaft benötigt, um die konsumierten Güter und Ressourcen zu produzieren und deren Abfälle zu absorbieren (Global Footprint Network 2020).
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Im Bewusstsein des Klimawandels und begrenzter Ressourcen stellt Suffizienz die Frage nach dem rechten Maß und steht für ein „Weniger“, das auf die absolute Einsparung von Material und Energie abzielt. Suffizienz bedeutet nicht zwangsläufig „Verzicht“, da damit auch Perspektiven von Entschleunigung, Entrümpelung und Zeitwohlstand einhergehen, die mit der Steigerung von Lebensqualität verbunden sein können (BUND 2020).
- 5.
Corporate Social Responsibility beschreibt ein Konzept, das die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten durch Unternehmen auf zumeist freiwilliger Basis vorsieht (vgl. Jonker/Stark et al. 2011: 5).
- 6.
Kleine und mittlere Betriebe haben dabei etwas mehr Spielraum als Großunternehmen. Vgl. dazu den Beitrag von Josefa Kny in diesem Band.
- 7.
Stand: Februar 2022.
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Stand: Februar 2022.
- 9.
Die SDGs 10 (Weniger Ungleichheiten), 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) und 3 (Gesundheit und Wohlergehen) werden in diesem Kontext am stärksten adressiert (Kasper 2018, S. 48).
- 10.
- 11.
Im Gegensatz zu Innovation beschreibt Exnovation den Ausstieg aus alten, nicht-nachhaltigen Strukturen. Der Prozess der Exnovation kann auf Technologien, Geschäftsmodelle, Lebensweisen oder Produkte und Dienstleistungen angewendet werden (vgl. Umweltbundesamt 2018: 46 ff.)
- 12.
Befragt wurden 986 Unternehmen aus dem In- und Ausland.
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Kasper, M. (2023). Gemeinwohl-Ökonomie und die Sustainable Development Goals (SDGs). In: Kühn, C. (eds) Gemeinwohlorientiert, ökologisch, sozial. Bürgergesellschaft und Demokratie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38503-3_1
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