Zusammenfassung
Die Entwicklung der Moderationsmethode stellt eine Reaktion auf die Identifizierung typischer Schwächen und Fallstricken von Diskussionen durch deren Urheber:innen dar. Bevor im nachfolgenden Teil untersucht wird, inwiefern sich das für die Methode zentrale Prinzip der Visualisierung auf Diskussionen auswirkt, sollen hier zunächst die strukturellen Besonderheiten von Diskussionen - verstanden als sprachliche Interaktionen - aufgezeigt werden. Dabei wird deutlich, dass es sich bei sprachlichen Interaktionen stets um Sozialsysteme begrenzter Komplexität handelt. Neben allgemeinen Merkmalen sprachlicher Interaktion - wie der Strukturbedingung der Sequenz, der Ungleichverteilung von Chancen und personaler Zurechnung - werden einige Besonderheiten von Interaktionen innerhalb von Organisationen, in denen die Moderationsmethode am häufigsten zum Einsatz kommt, skizziert. So lässt sich feststellen, dass durch das Verschachtelungsverhältnis von Interaktion und Organisation ein neuer Typus von Interaktion entsteht, der sich stark von Interaktionen etwa in Familien oder Freundeskreisen unterscheidet.
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Notes
- 1.
Bei Goffman findet sich folgende Definition für Interaktion: „interaction (that is, face-to-face interaction) may be roughly defined as the reciprocal influence of individuals upon one another’s action when in one another’s immediate physical presence“ (1959: 15). Luhmann schließt an diese Definition und integriert sie in seine umfassendere Theorie sozialer Systeme, in welcher er Interaktionen im goffman’schen Sinne auch als „einfache Sozialsysteme“ bezeichnet, welche entstehen, sobald „zwei oder mehr Personen (…) einander ins Feld wechselseitiger Wahrnehmung [geraten]“ (1975: 26). Als zwei Modi des Informationsaustauschs in Interaktionen unterscheidet er Wahrnehmung und verbale Kommunikation.
- 2.
Von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wird behauptet, dass sie in dieser Hinsicht über besonderes Durchhaltevermögen verfügte und es gleichzeitig verstand, die einsetzenden Ermüdungserscheinungen aufseiten ihrer Interaktionspartner:innen zu ihrem Vorteil zu nutzen, um „verfahrene Kontroversen zu Ergebnissen zu führen, mit denen schließlich alle, wenn auch zähneknirschend, leben können“ (Caspari, 2013).
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Nolte, M. (2022). Interaktion innerhalb und außerhalb von Organisationen. In: Visualisierung und Interaktion. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38492-0_3
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