Gender trouble und gesellschaftliche Anomie

Zusammenfassung

Für den jungen auf autodidaktischen Wegen zur ethnologisch-soziologischen Feldforschung gelangten Philosophen Bourdieu gehörten die herausragende Bedeutung der Autorität der Gruppe über ihre individuellen Mitglieder, die Vorrangigkeit des Kapitals der Ehre vor allen materiellen Gütern und das Ethos der Brüderlichkeit als ein sich der Rechenhaftigkeit und Profitorientierung widersetzende Prinzip einer Wirtschaft der Subsistenzsicherung und des Gabentauschs zu den zentralen Merkmalen der kabylischen Gesellschaft. Immer aufs Neue betonend, dass sich unter den spezifischen soziohistorischen, geografischen und kulturellen Bedingungen der Kabylei eine Form holistischer Vergemeinschaftung erhalten hatte, die einst wahrscheinlich für den gesamten Mittelmeerraum kennzeichnend gewesen war, hob er die engen wechselseitigen Verflechtungen aller ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Fassetten im Sinne einer fest integrierten Totalität hervor. So erklärt es sich auch, dass Bourdieu die sich vor seinen Augen abspielenden tiefgreifenden Transformationen aller alltagsweltlichen Zusammenhänge und Praxen als unausweichlichen Domino-Effekt einer solch hochgradig interdependent verschachtelten gesellschaftlichen Konstruktion betrachtete.