Die Ergebnisdarstellung gliedert sich entsprechend der vorgestellten Methodik, es werden Gesamt- und Durchschnittskosten sowie die Resultate der Break-Even-Analyse vorgestellt. Als strukturierendes Element werden die drei Szenarien und ihre Variationen genutzt. Für das Ausgangsszenario 1.I. werden jeweils die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse vorgestellt.

4.1 Gesamtkosten

4.1.1 Übersicht

Nachfolgend wird bei der Beschreibung der Ergebnisse der Gesamtkosten, der Durchschnittskosten und der Break-Even-Analyse zunächst ein Überblick über die jeweiligen Verläufe der Kosten und Gewinnkurven gegeben. Anschließend folgt eine Betrachtung der einzelnen Szenariovariationen. Dabei wird jeweils auf den 900., 1200. und 1500. Primäreinsatz eingegangen, neben dem übrigen Einsatzprofil, das als Datum angesehen wird. Ausführungen betreffen dabei sowohl die partiellen Gesamtkosten für Primäreinsätze, wie auch die Gesamtkosten über alle Einsatzzahlen hinweg. Dies ermöglicht den Überblick über übliche jährliche Einsatzzahlen in der deutschen Luftrettung und ihren Vollkosten, die gemäß dieser ökonomischen Modellierung entstehen.

Wie in Abbildung 4.1 zu erkennen, sind die Gesamtkostenverläufe in Abhängigkeit von Primäreinsätzen geprägt von sprungfixen Kosten, die mit dem Überschreiten von Wartungsintervallgrenzen ausgelöst werden. Auch leicht ersichtlich sind die einsatzunabhängigen Fixkostensockel der unterschiedlichen Szenariovariationen, die in der Gesamtkostenbetrachtung zudem die übrigen Kosten des übrigen Einsatzprofils beinhalten. Die Vollkostenanalyse für die Periode eines Jahres zeigt, dass die Gesamtkosten aller Szenarien vom Ausgangsszenario 1.I an der unteren, und von Szenario 3.II an der Obergrenze beschrieben werden.

Der Ergebnisdarstellung in Abbildung 4.1 kann die Auswirkung von hohen und niedrigen Kostenannahmen der Variationen I. und II. entnommen werden. Ihnen zu Grunde liegende Kostendaten haben das Ziel, die Auswirkungen unterschiedlicher Ressourcenallokationen auf die Gesamtkosten darzustellen und somit auch auf aktuelle Diskussionen und Kritik an möglicherweise ineffizienter Verwendung knapper Mittel aufzugreifen. Zudem ist zu erkennen, wie sich Erweiterungen oder Veränderungen eines exemplarischen Einsatzprofils auf die Gesamtkosten auswirken. Hierzu zählt einerseits die Ausweitung der Verwendung vom Primär- in den Dual-Use-Betrieb, dargestellt in III., andererseits die Ergänzung von Ausrüstung zur Seilbergung (IV. und V.).

Abbildung 4.1
figure 1

GesamtkostenverläufeFootnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.1.2 Szenario 1: 12-Stunden Tagesbetrieb

Ausgangsszenario 1.I.

Gesamtkosten der verschiedenen Variationen von Szenario 1 werden für den 900., 1200. Und 1500. Primäreinsatz sowie das übrige Einsatzprofil in Tabelle 4.1: Gesamtkosten, Szenario 1. dargestellt. Die Ausgangssituation 1.I. dieser szenariobasierten Vollkostenbetrachtung stellt einen exemplarischen Rettungstransporthubschrauber dar, der im Tagflugbetrieb über durchschnittlich 12 Stunden am Tag ohne spezielle Zusatzausrüstung fliegt. Bei 1500 Einsätzen innerhalb der Betrachtungsperiode eines Jahres entstehen dabei 1.017.851,91 € an anteiligen Kosten für Primäreinsätze. Bei zunehmender Einsatzzahl steigen die variablen und semi-variablen einsatzabhängigen Kosten, und übersteigen bei 1500 Primäreinsätzen die anteiligen fixen Gesamtkosten.

Werden Sekundär- und Primäreinsätze des gesamten Einsatzprofils berücksichtigt, entstehen Gesamtkosten in Höhe von 1.788.526,20 €. Fixe Kosten überwiegen dabei die einsatzabhängigen Gesamtkosten mit einem Anteil von rund 58 % an den Gesamtkosten. Ausgangsszenario 1.I. stellt die geringsten Gesamtkosten unter allen weiteren Szenarien und Variationen dar. Dies illustriert ebenfalls Abbildung 4.1.

Annahme erhöhter Kosten 1.II.

Die höchsten Gesamtkosten entstehen bei Annahme eines besonders kostenintensiven Betriebes in 1.II. Kosten für 1500 Primäreinsätze betragen 1.208.786,51 € bei partieller Betrachtung des Einsatzprofils. Die Annahme erhöhter Kosten eines jährlichen Luftrettungsbetriebs in 1.II. führt somit zu einer Kostensteigerung gegenüber dem Ausgangsszenario von etwa 29,38 % für die Kosten der Primäreinsätze.

Bei Hinzunahme der Sekundäreinsätze betragen die Gesamtkosten für die Betrachtungsperiode 2.314.076,20 €. Somit liegen die Gesamtkosten von 1.II. ca. 29 % über denen des Ausgangsszenarios 1.I. Insbesondere die Annahme erhöhter Fixkosten gegenüber der Ausgangssituation ist in den Ergebnissen erkennbar. Der Anteil der fixen an den Gesamtkosten beträgt ca. 66 % und verdeutlicht die Fixkostenintensität der Luftrettung.

Dual-Use Betrieb 1.III.

In dieser Szenariovariation bleiben die Fixkosten gegenüber dem Ausgansszenario unverändert. Die Wartungskosten hingegen steigen aufgrund der höheren Zahl der Sekundäreinsätze und verschieben somit die Kostenstrukturen hin zu einem größeren Anteil einsatzabhängiger Kosten. Die anteiligen Gesamtkosten für 1500 Primäreinsätze liegen dabei in Höhe von 1.021.011,18 €, die damit etwa gleichauf mit jenen des Ausgangsszenarios liegen.

Die Gesamtkostensteigerung zum Ausgangsszenario 1.I. hingegen beträgt durch den vermehrten Sekundärbetrieb gemäß der getroffenen Annahmen zu einer Gesamtkostensteigerung um 12,49 % gegenüber 1.I. auf 2.057.090,00 €. Angesichts einer Fixkostendegression von 1500 Primär- und 400 Sekundäreinsätzen beträgt der Fixkostenanteil an den Gesamtkosten ca. 50 %. Dieser Anteil einsatzunabhängiger Kosten ist im Vergleich zu den übrigen Szenariovariationen von 1. am geringsten.

Sondereinsatzkapazität Fixtau 1.IV.

Das Fixtau als Alternative zur technisch komplizierteren Rettungswinde wird annahmegemäß in 5 % aller Primäreinsätze genutzt und unter 1.IV. abgebildet. Mit 1.152.321,55 € an anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze und 1.922.651,20 € für die Vollkosten des gesamten Luftrettungsbetriebes, gemäß der modellierten Annahmen, stellt das Fixtau die günstigere Alternative zur Rettungswinde dar. Die längeren Einsatzdauern führen zu einer Erhöhung der Wartungs- und variablen Kosten gegenüber dem Ausgangsszenario, sowohl bei partieller als auch bei absoluter Gesamtkostenbetrachtung.

Die Gesamtkostenzunahme gegenüber dem Ausgangsszenario 1.I. beträgt bei 1500 Primäreinsätzen und dem weiteren Einsatzprofil ca. 7 %. Der Anteil der fixen Kosten liegt bei rund 56 % der Gesamtkosten und damit unter dem des Ausgangsszenarios. Dies ist Resultat der Verschiebung des Einsatzprofils zu längeren Einsätzen mit mehreren Starts bei der Fixtaunutzung.

Sondereinsatzkapazität Rettungswinde 1.V.

Bei Vorhaltung und Durchführung von Sondereinsatzkapazitäten für Seilbergungen stellt die Rettungswinde, modelliert in 1.V., gegenüber dem Fixtau die kostenintensivere Variante dar. Bei 1500 Primäreinsätzen, von denen in Variation 1.V. 10 % auf Windeneinsätze als Unterform der Primäreinsätze entfallen, entstehen anteilige Gesamtkosten für Primäreinsätze in Höhe von 1.302.358,27 €.

Die Erweiterung der Rettungskapazitäten des Ausgangsszenarios 1.I. um die Seilwinde entspricht bei 1500 Primäreinsätzen unter sonst gleichen Bedingungen einer Gesamtkostensteigerung um ca. 15,73 %. Gesamtkosten für das angenommene Einsatzprofil liegen dann bei 2.069.996,20 €. Der Fixkostenanteil der Gesamtkosten von der Windenrettung in 1.V. beträgt ca. 57 %. Die gesamten Wartungskosten liegen mit 483.400 € auf sehr hohem Niveau gegenüber den übrigen Szenarien, nur 1.III. liegt mit dem Dual-Use-Einsatzprofil noch darüber.

Tabelle 4.1 Gesamtkosten, Szenario 1Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.1.3 Szenario 2: 16-Stunden Betrieb mit Randzeitenausweitung

Ausgangsszenario 2.I.

Ausprägungen der Gesamtkosten der Szenariovariationen von Szenario 2 werden für den 900., 1200. Und 1500. Primäreinsatz sowie das übrige Einsatzprofil in Tabelle 4.2 dargestellt. Szenariovariation 2.I. stellt das Ausgangsszenario eines exemplarischen Rettungstransporthubschraubers dar, der in der Randzeitenausweitung über 16 Stunden betrieben wird. Zusätzliche Kosten entstehen gegenüber dem Tagflugbetrieb aus Szenario 1. unter anderem durch die vermehrte Vorhaltung von Personal mit höherem Ausbildungsstand, sowie durch die Erweiterung der technischen Ausrüstung für Flüge in der fliegerischen Nacht. Im Ausgangsszenario 2.I. fallen dabei anteilige Gesamtkosten in Höhe von 1.074.515,44 € für 1500 Primäreinsätze an.

Die Gesamtkosten betragen 1.958.026,20 € für das gesamte Einsatzprofil mit 1500 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen. Die Ausweitung der Einsatzzeiten von 12 auf 16 Stunden am Tag führt, bei Betrachtung der Ausgangsszenarien von 1.I. zu 2.I. und 1500 Primäreinsätzen, zu einer Gesamtkostensteigerung von etwa 9,48 %. 2.I. stellt somit die günstigste Betriebsalternative innerhalb von Szenario 2 dar. Der Anteil der einsatzunabhängigen Fixkosten an den Gesamtkosten beträgt etwa 61 %.

Annahme erhöhter Kosten 2.II.

Dem Ausgangsszenario gegenüber steht mit 2.II. die Annahme hoher Betriebskosten die kostenintensivste Szenariovariation. Bei 1500 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen liegen ihre anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze bei 1.276.983,32 €. Die Gesamtkosten für das gesamte Einsatzprofil betragen 2.518.076,20 € und liegen damit 28,6 % über jenen von 2.I. Insbesondere die als sehr hoch modellierten Fixkosten führen zu einem Fixkostenanteil von 69 % an den Gesamtkosten in dieser Szenariovariation.

Dual-Use-Betrieb 2.III.

Im 16-Stunden-Betrieb ist eine Verlagerung des Einsatzprofils hin zu häufigeren Sekundäreinsätzen in der fliegerischen Nacht denkbar. Dies wird durch 2.III. dargestellt. Die Vorhaltung des exemplarischen Rettungsmittels für den Dual-Use Betrieb in 2.III. weist, wie bereits zu Szenario 1 dargestellt, aufgrund der stufenfixen Wartungskosten zu I. unterschiedliche Ausprägungen auf. Die anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze liegen mit 1.077.674,71 € bei 1500 Primäreinsätzen im Jahr auf ähnlichem Niveau wie im Ausgangsszenario, während die Gesamtkosten i.H.v. 2.226.590,00 € aller Einsätze jene von 2.I. deutlich übersteigen. Die Ausweitung des Einsatzprofils in 2.III. führt zu einer Gesamtkostensteigerung gegenüber dem Ausgangsszenario 2.I. um etwa 7,7 %, während die einsatzabhängigen Kosten einen Anteil von ca. 46 % ausmachen.

Sondereinsatzkapazität Fixtau 2.IV.

Szenario 2.IV mit 2.092.151,20 €, ausgehend von 1500 Pimär- und 92 Sekundäreinsätzen. Von diesen sind annahmegemäß 5 % Sondereinsätze mit Fixtaunutzung. Anteilige Gesamtkosten für Primäreinsätze bei Mitführung des Fixtaus liegen bei diesem Einsatzprofil bei 1.208.985,09 €. Die Gesamtkostensteigerung durch Vorhaltung und Einsatz des Fixtaus, ausgehend von 2.I., beträgt 6,8 %. Die Höhe der Wartungskosten liegt bei 2.IV. mit 434.400 € oberhalb jener des Ausgangsszenarios, bedingt durch die längeren Einsatzzeiten und vermehrte Starts bei der Fixtaunutzung. Der Fixkostenanteil bei 1500 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen beträgt in 2.IV. 60 %.

Sondereinsatzkapazität Fixtau 2.V.

Hinsichtlich der Seilbergungsfähigkeit bleibt die Rettungswinde in 2.V. mit anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze mit 1.359.021,80 € die kostenintensivere Alternative gegenüber dem Fixtau, bei Betrachtung von 1500 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen. Die Gesamtkosten über das ganze Einsatzprofil hinweg liegen bei 2.239.496,20 €. Durch Ergänzung der Rettungswinde zur Einsatzkapazität von 2.I. entstehenden zusätzliche Kosten von ca. 14 % bei den Gesamtkosten. Durch Verschiebung des Einsatzprofils, in dem 10 % der Primäreinsätze in Form von Windeneinsätzen als Sondereinsatz durchgeführt werden, und diese von längerer Dauer als ein normaler Primäreinsatz sind, steigen die Wartungskosten sowie der Treibstoffverbrauch, der in Folge die variablen Kosten treibt. Der Anteil der einsatzabhängigen variablen und semi-variablen Kosten an den Gesamtkosten beträgt damit ca. 39 %. Dies verdeutlicht die Fixkostenintensität der Vorhaltung von Sondereinsatzkapazitäten (Tabelle 4.2).

Tabelle 4.2 Gesamtkosten, Szenario 2Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.1.4 Szenario 3: 24-Stunden Betrieb

Ausgangsszenario 3.I.

Die Vorhaltung eines Rettungstransporthubschraubers im 24-Stunden Betrieb steht der beschränkten Einsatzbereitschaft über 12 Stunden am Tag gegenüber. Dabei ergibt sich eine Veränderung des Einsatzprofils, da die Primär- und Sekundäreinsätze am Tage um jene in der fliegerischen Nacht ergänzt werden. Für die verschiedenen Einsatzarten bestehen in Szenario 3 verschiedene und komplexere Voraussetzungen der Kostenstrukturen, als in den Szenarien 1 und 2. So müssen Personalkosten auf Einsätze bei Tag und Nacht zugeteilt werden, zudem werden Wartungs- und variable Kosten von weiteren Einsätzen getrieben. Ausprägungen der Gesamtkosten der Szenariovariationen von Szenario 3 werden in Tabelle 4.3 dargestellt.

Eine Verdopplung der Einsatzbereitschaft führt in der Ausgangsvariation 3.I. bei 1500 Primäreinsätzen bei Tag, 120 bei Nacht, 92 Sekundäreinsätzen am Tag und 140 bei Nacht zu anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze von 1.053.492,42 €. Die Gesamtkosten des Einsatzprofils liegen bei 2.601.047,20 €, und sind gegenüber dem Ausgangsszenario 1.I. um ca. 45,43 % gesteigert. Der Anteil der einsatzunabhängigen Kosten an den Gesamtkosten des hier aufgegriffenen Einsatzprofils beträgt rund 62 %. Hinsichtlich der Gesamtkosten ist 3.I. damit die günstigste Szenariovariation im modellierten 24-Stunden Betrieb, wie auch aus Abbildung 4.1 hervorgeht.

Annahme erhöhter Kosten 3.II.

3.I. gegenüber steht mit 3.II. die kostenintensive Szenariovariation mit anteiligen Gesamtkosten für 1500 Primäreinsätze von 1.239.909,05 €. 3.II. definiert damit einen möglichen Rahmen, innerhalb dessen sich Kosten für den 24/7 Betrieb eines RTH bewegen können. Für das gesamte Einsatzprofil ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 3.233.097,20 €. Die Annahme hoher Fixkosten zeigt sich in dem Fixkostenanteil von rund 68 % an den Gesamtkosten, die jedoch gegenüber Szenario 1 und 2 durch die höheren Einsatzzahlen des Einsatzprofils verwässert werden. Die Gesamtkostensteigerung gegenüber dem Ausgangsszenario 3.I. beträgt rund 24,3 % bei gleichem Einsatzprofil. Szenariovariation 3.II. stellt unter allen Szenarien und Variationen die höchste Kostenausprägung dar, wie auch aus Abbildung 4.1 hervor geht.

Dual-Use-Betrieb 3.III.

Durch Ausweitung der Einsatzzeiten in die Nacht ist die Verschiebung des Einsatzprofils hin zu einem Dual-Use Betrieb denkbar und wird in 3.III. dargestellt. Durch die Fixkostenumlage liegen die anteiligen Gesamtkosten für 1500 Primäreinsätze am Tag, 120 bei Nacht sowie 400 Sekundäreinsätze bei Tag und 140 bei Nacht mit 991.397,81 € unter denen von 3.I.

Die Gesamtkosten des gesamten Einsatzprofils in Höhe von 2.763.411 € liegen, verglichen mit den übrigen Szenariovariationen dargestellt in Abbildung 4.1, oberhalb der meisten übrigen Szenariovariationen. Die Ausweitung des Einsatzprofils gegenüber der Ausgangssituation des 24-Stunden Betriebs 3.I. führt zu einer Steigerung der Gesamtkosten um etwa 6,24 %. Die hohe Einsatzzahl dieser Szenariovariation führt zu dem geringsten Fixkostenanteil an den Gesamtkosten in Szenario drei, er beträgt ca. 59 %.

Sondereinsatzkapazität Fixtau 3.IV.

In 3.IV. wird das Fixtau als Alternative zur technisch komplizierteren Rettungswinde annahmegemäß in 5 % aller Primäreinsätze genutzt. Mit 1.150.512,98 € an anteiligen Gesamtkosten für Primäreinsätze und 2.681.172,20 € für die Vollkosten des gesamten Luftrettungsbetriebes, gemäß der modellierten Annahmen, stellt das Fixtau die günstigere Alternative zur Rettungswinde dar. Die verlängerten Einsatzdauern der Sondereinsätze führen zu einer Erhöhung der Wartungs- und variablen Kosten gegenüber dem Ausgangsszenario, sowohl bei partieller als auch bei absoluter Gesamtkostenbetrachtung. Die Gesamtkostenzunahme gegenüber dem Ausgangsszenario 3.I. beträgt bei 1500 Primäreinsätzen und dem weiteren Einsatzprofil ca. 3 %. Der Anteil der fixen Kosten liegt bei rund 62,6 % der Gesamtkosten.

Sondereinsatzkapazität Rettungswinde 3.V.

Die Vorhaltung eines rund um die Uhr betriebenen Rettungshubschraubers mit Rettungswinde führt zu anteiligen Gesamtkosten für 1500 Primär- und Sondereinsätze von 1.302.524,88 €. Die Gesamtkosten für das gesamte angenommene Einsatzprofil betragen 2.825.517,20 €. Die Steigerung der Gesamtkosten gegenüber dem Ausgangsszenario 3.I. beträgt rund 8,63 %. Wie aus Abbildung 4.1 hervorgeht, stellt der Luftrettungsbetrieb rund um die Uhr bei Mitführung eines Fixtaus oder der Rettungswinde unter den übrigen Szenariovariationen eine vergleichsweise kostenintensive Form des Luftrettung dar. Der Anteil der einsatzunabhängigen Kosten an den Gesamtkosten beträgt dabei etwa 63 %.

Die maximale Ausweitung der Einsatzbereitschaft eines Primärhubschrauber wird durch Vergleich der Szenariovariationen 1.I. und 3.V. beschrieben, sodass neben dem Betrieb rund um die Uhr zusätzlich eine Rettungswinde für Primäreinsätze am Tag zur Verfügung steht. Die Steigerung der Gesamtkosten liegt im Rahmen dieser Ausweitung bei 57,98 % bei 1500 Primäreinsätzen und den weiteren Annahmen der jeweiligen Szenariovariation.

Tabelle 4.3 Gesamtkosten, Szenario 3Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.2 Durchschnittskosten

4.2.1 Übersicht

Abbildung 4.2 zeigt die Verläufe der durchschnittlichen Kosten je Primäreinsatz unter den szenariospezifischen Annahmen. Deutlich geht daraus die Degression der intervallfixen und fixen Kosten hervor, die sich aus der steigenden Outputmenge ergibt und zu sinkenden Stückkosten führt. Auch die Wartungskosten innerhalb der Kostenintervalle unterliegen dieser Degression. Die niedrigsten Durchschnittskosten entstehen im Rahmen von Szenariovariationen 1.III. und 1.I. Zusammen mit der Durchschnittskostenkurve von 3.III. verlaufen sie je nach Auslösung von Wartungskosten im untersten Bereich dieser Szenarioanalyse. Im oberen hingegen befinden sich die Durchschnittskostenkurve der Szenariovariationen 2.II., 2.V. und 3.V. Mit zunehmender Kostendegression konvergieren die Kostenkurven zunehmend und liegen bei 1500 Primäreinsätzen und sonst geltenden Annahmen die Durchschnittskosten der Szenariovariationen zwischen 637 € und 878 €.

Die Eckdaten der in Abbildung 4.2 dargestellten Durchschnittskostenkurven werden nachfolgend für jedes der drei Szenarien dargestellt. Dabei wird jeweils auf den 900., 1200. und 1500. Primäreinsatz eingegangen, neben dem übrigen Einsatzprofil, das als Datum angesehen wird. Dies ermöglicht den Überblick über Durchschnittskosten des exemplarischen jährlichen Einsatzgeschehens, die gemäß dieser ökonomischen Modellierung entstehen.

Abbildung 4.2
figure 2

DurchschnittskostenverläufeFootnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.2.2 Szenario 1: 12-Stunden Tagesbetrieb

4.2.2.1 Ergebnisse

Die geringsten Durchschnittskosten je Primäreinsatz für ein exemplarisches Luftrettungsmittel in Szenario 1 weisen bei 1500 primären Einsätzen die Szenariovariationen 1.I. und 1.III. mit 678,57 € und 680,67 € auf. Ihre primäreinsatzabhängigen Durchschnittskostenverläufe stellen im Vergleich zu allen anderen Szenariovariationen, die in Abbildung 4.2 dargestellt sind, untere umhüllende Kurven dar.

Das Ausgangsszenario 1.I. weist bei Betrachtung des 900. und 1200. Primäreinsatzes, bei 92 Sekundäreinsätzen, eine leichte Durchschnittskostensteigerung auf, die auf das Auslösen und die Degression eines Wartungsintervalls zurück zu führen ist. Beim 1500. Primäreinsatz liegen die durchschnittlichen Kosten je Primäreinsatz bei 678,57 €. Hinsichtlich der Kostenstruktur zeigt sich hier der relativ geringe Anteil der Fixkosten an den Durchschnittskosten.

Bei Annahme erhöhter Kosten 1.II., die dem Ausgangsszenario gegenübergestellt werden, liegen bei 1500 Primäreinsätzen die durchschnittlichen Kosten bei 805,85 €. Sie liegen damit 18,76 % über den durchschnittlichen Primäreinsatzkosten von 1.I. Die Annahmen hinsichtlich sehr hoher Fixkosten sind auch bei der Leistungsmenge von 1500 Primäreinsätzen gut erkennbar. Gleichwohl steigt bei zunehmender Einsatzzahl der Anteil semivariabler und variabler Kosten gegenüber jenem der fixen Personal- und sonstigen Fixkosten bei Betrachtung der durchschnittlichen Einsatzkosten. Die Durchschnittskosten für Primäreinsätze in 1.II. liegen im Vergleich zu allen übrigen Szenariovariationen, die in Abbildung 4.2 dargestellt sind, im oberen Bereich.

Tabelle 4.4 Durchschnittskosten Szenario 1Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

Bei Betrachtung der durchschnittlichen Kosten unter Berücksichtigung von Seilbergungen liegt die Szenariovariation 1.V., welche die Rettungswinde beinhaltet, mit 868,24 € über jenen des Fixtaus in 1.IV. mit 768,21 €. Die fixkostenintensivere Vorhaltung der Rettungswinde spiegelt sich in den durchschnittlichen Fixkosten der Szenariovariation 1.V. wider. Deren Durchschnittskostenkurve verläuft mit am höchsten gegenüber den anderen Szenariovariationen in Abbildung 4.2 (Tabelle 4.4).

4.2.2.2 Sensitivitätsanalyse

Anhand der Sensitivitätsanalyse wird exemplarisch mit der Szenariovariation 1.I. gezeigt, wie die Durchschnittskosten auf eine Variation der relevanten Inputparameter um 50 % nach oben und unten reagieren. Dies verdeutlicht die Stabilität des Kostenmodells und unterstützt gleichzeitig die kritische Auseinandersetzung in der nachfolgenden Ergebnisdiskussion und Limitation der Arbeit. Auch die Ableitung von Handlungsempfehlungen und Entscheidungsfindung kann durch Kenntnis der relevanten Einflussfaktoren fundiert werden. Als Ausgangspunkt wurde ein Einsatzprofil mit 1200 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen gewählt.

Die Stärke des Ausschlags der abhängigen Variable ist in Abbildung 4.3: Sensitivität der Durchschnittskosten in Szenariovariation 1.I. in absteigender Reihenfolge sortiert. Es zeigt sich, dass die Veränderung des Fixkostenschlüssels auf primäre und sekundäre Einsätze, \(\upbeta\) und \(\upgamma\), die größte Auswirkung auf die Durchschnittskosten x hat. So führt eine Verringerung (Erweiterung) des Einsatzgebietes für Primäreinsätze um 50 % um eine Abnahme der Durchschnittskosten um 15 % (10 %). Aufgrund der Verrechnung verhält sich das Sekundäreinsatzgebiet invers zu den Durchschnittskosten: Eine Verringerung von \(\upbeta\) um 50 % führt zu einer Erhöhung der Kosten um ca. 19 %. Wird \(\upbeta\) erhöht, senken sich die Durchschnittskosten hingegen nur um rund 9,5 %.

Auch die o.g. Variation der Personalkosten, der Primäreinsatzdauer und der startabhängigen Wartungskosten wirkt sich um 13 % bis 15 % steigernd auf die Durchschnittskosten aus. In geringerem Maße entscheidungsrelevant sind demgegenüber die Treibstoffkosten, die verbrauchsabhängigen Kosten für medizinisches Material sowie die Fixkosten für Infrastruktur am Boden, also etwa der Hangar, Aufenthalts- und Büroräume. Auf ihre Veränderung reagieren die durchschnittlichen Kosten je Primäreinsatz um zwischen 5 % und 7 %. Geringen Einfluss hingegen haben die flugzeitabhängigen Wartungsintervalle, Sekundäreinsätze am Tag sowie deren Dauern.

Wird in einem multivariaten Ansatz ein Worst-Case-Szenario modelliert, in dem alle zuvor vorgestellten, relevanten Inputparameter um 50 % in ihre kostentreibende Ausprägung verändert werden, würden durchschnittliche Kosten von 1737,69 € bei 1200 Primäreinsätzen entstehen. Alle in Abbildung 4.3 aufgeführten Variablen würden um 50 % gesteigert werden, allein das Gebiet für Sekundäreinsätze γ muss um 50 % reduziert werden, um die durchschnittlichen Primäreinsatzkosten zu erhöhen. Der Anstieg der Durchschnittskosten, die in der Ausgangssituation 763,13 € betragen, liegt unter den gewählten Annahmen dann bei 127,71 %.

Abbildung 4.3
figure 3

Sensitivität der Durchschnittskosten in Szenariovariation 1.IFootnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.2.3 Szenario 2: 16-Stunden Betrieb mit Randzeitenausweitung

Die Erweiterung der Einsatzbereitschaft in die Randzeiten des fliegerischen Tages wird in Szenario 2 mit dem Betrieb über 16 Stunden abgebildet. Bei 1500 Primäreinsätzen und dem weiteren, als Datum angesehenen Einsatzprofils fallen, wie zuvor in Szenario 1., die geringsten Durchschnittskosten in den Szenariovariationen des Dual-Use-Betriebes III. sowie im Ausgangsszenario I. an. Sie liegen bei 716 € bzw. 718 €. Gegenüber den durchschnittlichen Kosten für Primäreinsätze der übrigen Szenariovariationen, dargestellt in Abbildung 4.2, liegen die durchschnittlichen Kosten für primäre Einsätze im relativen unteren Bereich.

Für das Ausgangsszenario 2.I. fallen bei 1500 geleisteten Primäreinsätzen durchschnittlich 716,34 € an. Es zeigt sich, dass die Durchschnittskosten je Primäreinsatz bei 900 und 1200 Primäreinsätzen mit 820,98 € und 810,35 € dicht beieinander liegen. Dies ist auf die Wartungskosten zurückzuführen. Hinsichtlich der fixen Kosten zeigt sich hingegen ihre Degression bei steigender Ausbringungsmenge.

Bei Annahme betriebsbedingt erhöhter Kosten in 2.II. führt dies bei 1500 primären Einsätzen zu Durchschnittskosten je Primäreinsatz von 851,32 €. Die Erweiterung des Ausgangsszenarios 2.I. auf 2.II. führt bei 1500 Primäreinsätzen einer Zunahme der durchschnittlichen Kosten um rund 18.84 %. Im Vergleich zu den Durchschnittskosten der übrigen Szenariovariationen, die in Abbildung 4.2 dargestellt sind, liegen jene von 2.II. im relativen oberen Bereich der Kostenkurven.

Bei Vorhaltung von Seilbergungskapazitäten in 2.V. liegen die Durchschnittskosten für 1500 Primäreinsätze, in denen auch Rettungswinden zum Einsatz kommen, bei 906,01 €. Bei Nutzung des Fixtaus, modelliert als 2.IV. liegen die durchschnittlichen Kosten in Höhe von 805,99 €.

Szenariovariation 2.V. stellt eine obere umhüllende Durchschnittskostenkurve dar, die über den meisten Durchschnittskosten der übrigen modellierten Szenarien verläuft, wie aus Abbildung 4.2 hervorgeht. Insbesondere in den höheren Einsatzzahlen verlaufen die Kurve von 2.V. sichtbar oberhalb der übrigen. Auffällig ist dabei, dass bei hohem Primäreinsatzaufkommen auch die Annahme hoher Fixkosten von Variation 2.II. im Umfeld von 2.V. und somit oberhalb der übrigen Kostenkurven verläuft (Tabelle 4.5).

Tabelle 4.5 Durchschnittskosten Szenario 2Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.2.4 Szenario 3: 24-Stunden Betrieb

Das dritte Szenario stellt die Einsatzbereitschaft eines für Primäreinsätze vorgehaltenen Luftrettungsmittels rund um die Uhr dar. Die zeitliche Verfügbarkeit in Szenario 3 liegt damit gemäß den getroffenen Annahmen doppelt so hoch, wie jene in Szenario 2. Die Erweiterung des Einsatzprofils um Sekundär- und Primäreinsätze bei Nacht führt gemäß der vorgestellten Methodik zu einer Veränderung der Kostenstrukturen, welche Wartungkosten stärker treibt und zu einer stärkeren Verrechnung und Degression von Fixkosten führt.

Die geringsten Durchschnittskosten bei 1500 geleisteten Primäreinsätzen entstehen im Rahmen von Szenariovariation 3.III., in der das Einsatzprofil um den Dual-Use-Betrieb erweitert wird. Sie betragen unter Berücksichtigung der übrigen Einsätze 660,93 €. Der Verlauf der Durchschnittskostenkurve von 3.III. beschreibt gemäß Abbildung 4.2 zusammen mit 1.III. die untersten Verläufe aller modellierten Szenariovariationen.

Im Ausgangsszenario 3.I. entstehen bei 1500 Primäreinsätzen durchschnittliche Kosten von 702,33 €. Ihnen stehen bei Annahme eines kostenintensiven Betriebes in 3.II. bei gleichem Einsatzprofil 826,61 € gegenüber. Die Verläufe der Durchschnittskostenkurven von 3.I. und 3.II. für Primäreinsätze liegen im relativen mittleren Bereich der übrigen Szenariovariationen.

Bei Vorhaltung von Einsatzkapazitäten zur Seilbergung in Form des Fixtaus ergeben sich Durchschnittskosten für 1500 Primäreinsätze in Höhe von 767,01 €. Sie liegen somit unter jenen der Szenariovariation 3.V., in der ein durchschnittlicher Primäreinsatz bei gleichem Einsatzprofil 868,35 € kostet. Die Durchschnittskostenkurve von 3.V. verläuft zwischen etwa den Primäreinsätzen 840 und 1000 nach der Auslösung eines Wartungsintervalls kurzfristig am höchsten, über allen anderen Szenariovariationen (Tabelle 4.6).

Tabelle 4.6 Durchschnittskosten Szenario 3Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.3 Break-Even-Analyse

4.3.1 Übersicht

Bei Variation der kostentreibenden Primäreinsätze und Konstanz aller übrigen Einsätze wird in dieser Break-Even-Analyse für jede Spielart der Szenarien die aggregierte Gewinnkurve für alle Einsatzarten ermittelt. Dabei wird eine einzelwirtschaftliche Perspektive eingenommen. Die Entwicklung von Gewinnen und Verlusten ist in Abbildung 4.4 dargestellt. Sie zeigt die Differenz aus Gesamterlösen und entscheidungsrelevanten Gesamtkosten für das jeweilige Einsatzprofil, das in den Szenariovariationen berücksichtigt wird. Entscheidungsrelevante Kosten umfassen dabei jene, die der Betreiber des Luftrettungsdienstes decken muss. Sie beinhalten also nicht die Kosten für Infrastruktur am Boden, die de jure in Deutschland von den Ländern getragen werden und nicht in den Benutzungsentgelten der Krankenkassen enthalten sind.

Die unterschiedlichen Schnittpunkte mit der Ordinate ergeben sich aus der Differenz der Gesamtkosten des Einsatzprofils, das in Tabelle 3.2 eingeführt wurde, sowie den mit dem Flugminutenpreis bewerteten Leistungen. Die Unterschiedliche Steigung der Gewinnkurven der Variationen IV. und V. gegenüber I., II. und III. ist auf die zusätzliche Vergütung der Sondereinsätze zurück zu führen.

Aus Abbildung 4.4 geht deutlich hervor, dass die Gewinnkurven der Variation III. deutlich über den übrigen Szenarien und Variationen verlaufen, dass also unter den Annahmen des Dual-Use Betriebes in III. der exemplarische Luftrettungsbetrieb am ehesten seine Gewinnschwelle erreicht. Während der Betrieb in Spielart 1.III. aufgrund der hohen Zahl an angenommenen Sekundäreinsätzen und der modellierten Kostenstruktur auch ohne Primäreinsätze kostendeckend möglich ist, erreichen 2.III. und 3.III. nach 62 respektive 30 Primäreinsätzen den Break-Even Punkt. Die Szenariovariation II. hingegen führt mit der Annahme erhöhter Kosten erwartungsgemäß zu besonders tief verlaufenden Gewinn- bzw. Kostenkurven. In II. wird die Gewinnschwelle vergleichsweise spät erreicht, mitunter zu Einsatzzahlen, die diese Modellierung nicht mehr abbildet.

Auch die Gewinnkurven weisen Sprünge auf, die auf die modellierten sprungfixen Kosten der Wartungsintervalle zurück zu führen sind. In diesen erhöhen die steigenden Kosten den Verlust und verzögern somit das Erreichen des Break-Even. Unter Umständen kann das Auslösen eines Wartungsintervalls dazu führen, dass die Gewinnschwelle nach einem vorherigen Überschreiten nachfolgend wieder unterschritten wird. Dies geschieht beispielsweise in den Szenariovariationen 2.II., 2.IV. oder 3.I. In letzterer wird der erste vollkostendeckende Einsatz bei 833 Primär- und sonstigen Einsätzen geleistet. Auf nachhaltige Weise wird die Gewinnzone jedoch erst ab 980 Primäreinsätzen erreicht. Ebenso wird die Nachhaltigkeit der Kostendeckung in einigen Fällen nur knapp gehalten, wie etwa in 1.IV. oder 2.I.

Es zeigt sich, dass bis auf Szenariovariationen 2.II. und 3.II., alle modellierten Annahmen des Luftrettungsbetriebes innerhalb des zugrunde liegenden Einsatzprofils dauerhaft vollkostendeckend betrieben werden können. Die Variationen I., IV. und V. erreichen die Gewinnschwelle in jedem Szenario zwischen etwa 800 und 1300 Primäreinsätzen, bei Berücksichtigung des übrigen Einsatzprofils.

Abbildung 4.4
figure 4

Break-Even-AnalyseFootnote

Quelle: Eigene Abbildung.

4.3.2 Szenario 1: 12-Stunden Tagesbetrieb

4.3.2.1 Ergebnisse

Das Ausgangsszenario 1.I. erreicht unter allen Szenarien mit dem Einsatzprofil eines reinen Primärluftrettungsmittels als erstes die Gewinnschwelle bei 757 Primäreinsätzen. Bei 1500 Primäreinsätzen und 92 Sekundäreinsätzen entsteht gemäß den modellierten Annahmen, welche die Vollkosten eines Rettungsbetriebes über den Zeitraum eines Jahres betrachten, ein Gewinn von 650.273,80 €, wenn die Flugminute mit 70 € vergütet wird. Dem Ausgangsszenario steht mit 1.II. die Annahme deutlich erhöhter Kosten gegenüber. Dies führt zu einer deutlich später erreichten Gewinnschwelle bei 1350 Primäreinsätzen. Es entsteht ein Gewinn von 169.723,80 € bei 1500 Primäreinsätzen. Die hohen sonstigen Einsatzzahlen führen im Dual-Use Betrieb der Variation 1.III. bereits ohne zusätzliche Primäreinsätze zum Erreichen der Gewinnschwelle. Damit stellt diese Variation im Szenario 1 das Einsatzprofil mit der höchsten Profitabilität dar, bei einem Gewinn in Höhe von 1.351.910,00 € (Tabelle 4.7).

Tabelle 4.7 Break-Even-Analyse Szenario 1Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

Die Seilbergungsfähigkeit, die in 1.IV. und I.V. modelliert wurde zeigt, dass die Alternative des Fixtaus in 1.IV. mit 776 Primäreinsätzen durch geringere Gesamtkosten früher die Gewinnschwelle erreicht, als 1.V. mit 833 Primäreinsätzen. Der Gewinn bei 1500 Primäreinsätzen liegt bei 1.IV. mit 621.148,80 € oberhalb von 1.V. mit 578.803,80 €.

4.3.2.2 Sensitivitätsanalyse

In Abbildung 4.5 wird die Veränderung des globalen Break-Even-Punktes exemplarisch für dieses Kostenmodell an der Szenariovariation 1.I. mit Fokus auf Primäreinsätze gezeigt. Die veränderten Einflussgrößen bei sonst gleichen Bedingungen sind die abrechenbaren durchschnittlichen Primär- und Sekundäreinsatzdauern, die Vergütung je Flugminute sowie die Gesamtkosten. Primäreinsätze stellen die beeinflusste Größe dar. Die Gewinnschwelle liegt unter den Basisannahmen bei 757 Primäreinsätzen und 92 Sekundäreinsätzen.

Natürlich zeigt sich, dass eine Erhöhung der Erlöstreibenden Parameter \({b}_{x}, { b}_{z}\) und P um 50 % zu einem früheren Erreichen des Break-Even-Punktes führen. Die Leistungsvergütung reagiert dabei besonders stark und senkt die für das Erreichen der Gewinnschwelle benötigte Primäreinsatzzahl um 55,35 % von 757 auf 338 Einsätze c.p. Die Primäreinsatzdauer beeinflusst die Gewinnschwelle stärker als jene der Sekundäreinsätze aufgrund des höheren Primäreinsatzaufkommens, das stärker zu den Erlösen beiträgt.

Eine Verringerung der erlöstreibenden Parameter P und \({b}_{z}\) um 50 % führt zum deutlichen Verfehlen einer Gewinnschwelle innerhalb der betrachteten Einsatzzahlen und ist deshalb in Abbildung 4.5 nicht aufgeführt. Die Verringerung der Sekundäreinsatzdauern um 50 % hingegen erhöht die nötige Primäreinsatzzahl in einem Maße, welches das Erreichen einer Gewinnschwelle weiterhin ermöglicht. Dazu müsste sich aus dem Ausgangsszenario mit 757 Primäreinsätzen diese Leistung um 17,04 % auf 886 Primäreinsätze erhöhen.

Deutlich erkennbar in Abbildung 4.5 ist, dass die primäreinsatz-getriebenen, entscheidungsrelevanten Gesamtkosten gemäß der Modellierung das Erreichen der Gewinnschwelle stark beeinflussen. Die Effekte einer Verringerung oder Erhöhung dieser unabhängigen Einflussgröße auf die Outputgröße, die Gewinnschwelle, verhalten sich dabei entgegengesetzt zu den Erlöstreibern: Eine Erhöhung der entscheidungsrelevanten Gesamtkosten muss zu einer höheren Einsatzzahl führen, um Gesamtkostendeckung zu ermöglichen. Würden die betrachteten Gesamtkosten um 50 % steigen, würde sich die Gewinnschwelle um 155 % auf 1937 benötigte Primäreinsätze c.p. verschieben. Andererseits führt die Gesamtkostensenkung um 50 % zu einer Senkung der nötigen Primäreinsatzzahl und einer früheren Gewinnschwelle bei 183 Einsätzen.

Abbildung 4.5
figure 5

Sensitivität des Break-Even im Ausgangsszenario 1.I. (a)Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

Die durchschnittliche Einsatzdauer muss bei kurzfristiger Betrachtung für alle Akteure der Luftrettung als Darum angesehen werden und ist auch bei strategischer Betrachtung nur eingeschränkt beeinflussbar. Für die Untersuchung des Break-Even ist deshalb insbesondere die Leistungsvergütung von Bedeutung, sie ist als Steuerungsmittel des Luftrettungssystems eher geeignet. Aus diesem Grunde wird in Abbildung 4.6 die bisherige Annahme von oberen und unteren Ausprägungsmöglichkeiten der Leistungsvergütung vertieft, indem verschiedene Erlöskurven den entscheidungsrelevanten Gesamtkosten der Szenariovariation 1.I. exemplarisch für dieses Modell gegenübergestellt werden.

Für eine Veränderung der Break-Even-Punkte wird die Leistungsvergütung p zwischen 30 € und 110 € je abrechenbare Minute variiert. Es zeigt sich, dass erst ab einer Vergütung von 50 € je Minute innerhalb des betrachteten Einsatzprofils eine globale Kostendeckung erreichen lässt. Bei geringerer Vergütung sind, wie die Kurvenverläufe verdeutlichen, höhere Einsatzzahlen nötig, zudem sinkt der Erlössockel, der durch die anderen Einsatzarten erwirtschaftet wird. Andererseits lässt sich erkennen, dass die benötigte Primäreinsatzzahl zur Kostendeckung innerhalb des berücksichtigten Einsatzprofils bei steigender Leistungsvergütung schnell abnimmt und somit die Profitabilität von Luftrettungsleistungen zunimmt.

Die in der Szenarioanalyse modellierte Leistungsvergütung zeigt einen eindeutigen Break-Even-Punkt, der jedoch hinsichtlich Abbildung 4.4 variationsabhängig auch in seiner Nachhaltigkeit beeinflusst werden kann. Dies ist der Fall, wenn die Erlös- die Gesamtkostenkurve aufgrund sprungfixer Kostenintervalle mehrfach schneidet. Hier ist das Kostenmodell anfällig für die Definition der Wartungskosten, aus denen sich die Kostensprünge ergeben. Zudem ist bereits in der Abbildung 4.6 zu erkennen, wie bei konstanter Zunahme der Leistungsvergütung die Abstände zwischen den jeweiligen Break-Even-Punkten kleiner werden. Dies wird in Tabelle 4.8 verdeutlicht, welche die Verschiebung des Break-Even-Punktes nach Primäreinsätzen bei einer Erhöhung der Leistungsvergütung in Schritten von 20 % angibt. Ausgangssituation ist eine Leistungsvergütung von 50 € je Flugminute. Dabei bestätigt sich der Effekt, dass bei deren konstanten Anstieg die Intervalle zwischen den Gewinnschwellen unterproportional abnehmen.

Abbildung 4.6
figure 6

Sensitivität des Break-Even im Ausgangsszenario 1.I. (b)Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

Tabelle 4.8 Sensitivität des Break-Even im Ausgangsszenario 1.IFootnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.3.3 Szenario 2: 16-Stunden Betrieb mit Randzeitenausweitung

Die Ausweitung der Betriebszeiten im Rahmen der Randzeitenausweitung führt, wie zuvor beschrieben, zu einer Kostensteigerung über alle Szenariovariationen hinweg. Diese fällt unter anderem durch das Personal oder die benötigte technische Ausstattung an. Während durch die hohe Zahl an Sekundäreinsätzen in 2.III. mit 103 Primäreinsätzen bereits sehr früh die Gewinnschwelle nachhaltig erreicht wird, wird bei Annahme hoher Kosten in 2.II. erst kurz vor Ende der Betrachtungsskala, bei 1596 Primäreinsätzen der Verlust ausgeglichen. Zuvor wird bereits bei 1592 und 1541 Primäreinsätzen die Gewinnschwelle erreicht, jedoch nicht nachhaltig. Der Gewinn im Dual-Use-Szenario 2.III. bei 1500 Primäreinsätzen beträgt 1.182.410,00 €.

Szenario 2.I. erreicht bei 918 Primär- und 92 Sekundäreinsätzen das erste Mal einen Gewinn. Bei 1500 Primäreinsätzen liegt dieser bei 480.773,80 €. Bei Betrachtung des Fixtaus in 2.IV. zeigt sich, dass der Break-Even bei 1057 Einsätzen liegt und an der oberen Betrachtungsgrenze von 1500 Primäreinsätzen ein Gewinn von 451.648,8 € entsteht. Dieser ist höher als jener der Rettungswindenvariation 2.V., die mit 978 Primäreinsätzen später die Gewinnschwelle erreicht und bei 1500 Primäreinsätzen mit 409.303,80 € einen geringeren Gewinn erzielt, als die Alternative 2.IV. Die höhere modellierte Einsatzhäufigkeit der Winde und mithin höhere Vergütung kann somit ihre höheren Kosten nicht ausgleichen (Tabelle 4.9).

Tabelle 4.9 Break-Even-Analyse Szenario 2Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

4.3.4 Szenario 3: 24-Stunden Betrieb

Der Betrieb über 24 Stunden am Tag stellt den Gegenentwurf zum reinen Tagflugbetrieb dar und ist ebenfalls wie die Randzeitenausweitung mit erhöhten Kosten verbunden. Zudem verändert sich das Einsatzprofil, da neben Primär- und Sekundäreinsätzen am Tag auch solche in der Nacht unterschieden werden müssen. Annahmegemäß bleibt die Einsatzvergütung über alle Einsatzarten hinweg constant (Tabelle 4.10).

Tabelle 4.10 Break-Even-Analyse Szenario 3Footnote

Quelle: Eigene Darstellung.

Durch die hohe Zahl an Sekundäreinsätzen im Dual-Use Szenario 3.III. wird die Gewinnschwelle mit 72 Primäreinsätzen früh erreicht, vor Szenariovariation 2.III., in der gegenüber dem 24/7 Szenario 3 geringere Kosten modelliert werden. Bei 1500 Primäreinsätzen entsteht ein Gewinn über 1.254.589,00 €, in Szenario 3 der höchste aller Variationen. Dem hohen Gewinn steht die Annahme hoher Kosten in 3.II. gegenüber. In dieser Szenariovariation kommt es nicht zu einer Kostendeckung, bei 1500 Primäreinsätzen sowie dem weiteren Einsatzprofil, das als Datum angesehen wird, besteht ein Verlust von 140.297,20 €.

In Szenario 3.I. wird die Gewinnschwelle bei 833 Primäreinsätzen, unter Berücksichtigung des weiteren Einsatzprofils erreicht. Der Gewinn bei 1500 Primäreinsätzen beträgt 466.752,80 €. Die Modellierung des Fixtaus in 3.IV. zeigt, dass die Gewinnschwelle bei 1032 Primäreinsätzen früher als bei der Rettungswinde in 3.V. bei 1089 erreicht wird. So liegt auch der Gewinn der Variation 3.V. mit der Rettungswinde schließlich mit 432.282,80 € etwas unterhalb der Variation 3.IV. mit 471.627,80 € bei 1500 Primäreinsätzen und dem übrigen Einsatzprofil.