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Materiale Teilstudie

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Book cover Die Praxis des Referats

Part of the book series: Rekonstruktive Bildungsforschung ((REKONBILD,volume 39))

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Zusammenfassung

Mit den Fallrekonstruktionen wird die dritte und letzte Teilstudie der vorliegenden Arbeit eröffnet. Methodisch orientiert sich das fallrekonstruktive Vorgehen an der Objektiven Hermeneutik. Die Wahl der Methode ist mit dem Gegenstand der universitären Lehre im Allgemeinen und der seminaristischen Praxis mit und ohne Referate zu begründen: Wird mit der Fallrekonstruktion zumeist auf den empirischen Zugriff des zu Rekonstruierenden verwiesen – und damit ein theoretischer Bezug grundlegend schon mitgedacht, wenn auch nicht im Sinne der Überprüfung oder Widerlegung einer bestimmten theoretischen Perspektive – so kann eine Betonung der Rekonstruktionslogik per se unseres Erachtens nach auch auf die vorausgehende theoretische Konturierung respektive Rekonstruktion des theoretischen Grundrahmens angewandt werden.

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Notes

  1. 1.

    Grundlegend zur Methode, Methodologie und zum methodischen Vorgehen: Oevermann et al. 1979; Oevermann 1983a; Oevermann 1983b; Oevermann 1985; Oevermann 1996; Oevermann 2000; Oevermann 2001; Oevermann 2003; Oevermann 2004a; Oevermann 2004b, Wernet 2003; Wernet 2009; Wernet 2012; Wernet 2018b. Eine Übersicht mit hier genannter und weiterer Literatur zum Verfahren, zur Methodologie, methodenkomparativer sowie methodenkritischer Perspektiven findet sich in Wernet 2009: 97 ff.

  2. 2.

    In jeder der vorliegenden Eröffnungen handelt es sich um Dozenten, bei den instruktiven Sequenzen gibt es zwei Dozentinnen.

  3. 3.

    Einige Anmerkungen zur Transkription: Die Transkription orientiert sich an dem Vorgehen nach TIQ (vgl. Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014: 167 ff.). Die Abkürzungen der Personen setzen sich zusammen aus Position (Dozent/Student/Referentin) und Geschlecht (männlich/weiblich). Die eckig eingeklammerten Sequenzen sind klar artikulierte und transkribierte Sprechakte, die jedoch für die Rekonstruktion unerheblich sind, bspw. weil es sich hierbei um ein für das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit nicht relevantes Nebengespräch handelt oder um einen informellen Vorlauf. Sie dienen vor allem einer groben Einordnung der Sequenz.

  4. 4.

    Die literaturwissenschaftlichen Protokolle stammen aus dem Korpus des DFG-Projekts „FAKULTAS. Zwischen heterogenen Lehrkulturen und berufspraktischen Ansprüchen: Fallrekonstruktionen zur universitären Ausbildungsinteraktion im Lehramtsstudium“ (Laufzeit 10/2017–09/2020). Im Rahmen des Projekts wurden rund 50 Lehrveranstaltungen der Erziehungswissenschaft und in den Fächern Mathematik, Germanistik und Biologie sowie den jeweiligen Fachdidaktiken erhoben.

  5. 5.

    Die Seminarsitzungen wurden im Zeitraum der Sommersemesters 2016 bis 2018 an verschiedenen Universitäten in mehreren Bundesländern erhoben. Die Erhebung hat jeweils im zweiten Drittel des entsprechenden Semesters stattgefunden. Konkretere Angaben werden, sofern sie für das Verständnis des Falls notwendig sind, an entsprechender Stelle vorgenommen.

  6. 6.

    Schon die Differenzierung von Idealtypus und Realtypus verweist, dass die Identität beider nur als absoluter Grenzfall eintreten kann. Zur impliziten Identität von Ideal- und Realtypus in Oevermanns Professionalisierungstheorie vgl. Wernet 2014: 83.

  7. 7.

    Es handelt sich in den drei Eröffnungssequenzen ausschließlich um männliche Dozierende. Im Protokoll sind diese dann als Dm = Dozierende männlich vermerkt. Die Dozentinnen in Abschnitt 5.3.3 und 5.3.4. werden entsprechend als Dw aufgeführt.

  8. 8.

    Ob es sich bei der Annahme, dass die Referentin ungeplant nicht anwesend ist, um eine „normale“ Bedingung handelt, ist gewiss strittig. Auf der Ebene der Pragmatik des Seminars jedoch vollzieht sich ihre (vermeintliche) Abwesenheit vor genau dieser Folie.

  9. 9.

    Es ist naheliegend anzunehmen, dass die seminaristische Praxis mit einer Begrüßung beginnt. In den hier vorliegenden Protokollen aber auch im Korpus mit über 50 erhobenen Protokollen machen Begrüßungen nicht die Mehrzahl der Seminareröffnungen aus.

  10. 10.

    Es scheint durchaus Orte zu geben, an denen anders, gewissermaßen schulisch verfahren wird. So entschuldigt Adorno seine Verspätung zu einer Vorlesung. Er habe „vergebens auf das Glockenzeichen gewartet“ (Adorno 2003: 138).

  11. 11.

    Hier kommt eine weitere Wirrung hinzu: Tatsächlich ist die Referentin anwesend, aber der Dozent denkt, dass sie es nicht ist. Da er keine Frage über ihren Verbleib stellt, muss er fest davon überzeugt sein, dass sie nicht anwesend ist. Über die Motive der Annahme ihrer Nicht-Anwesenheit können wir indes nur spekulieren.

  12. 12.

    Man könnte nun den naheliegenden Einwand formulieren, dass die Referentin dem Dozenten eine Mail geschrieben und sich abgemeldet hat. Dieser Fall ist erwartbar und zumindest nicht unwahrscheinlich. Da dies aber explizit nicht der Fall ist – wir wissen, dass sie eben nicht wie vom Dozenten angenommen nicht da ist, sondern im Seminarraum sitzt –, wird diese, durchaus näherliegende Option nicht weiter ausbuchstabiert.

  13. 13.

    Aufgrund des auf dem Aufnahmegerät gut hörbaren, aber dennoch leisen Parallelgesprächs lässt sich nicht eindeutig bestimmen, welcher Student die Referentin hier anspricht. Für das vorliegende Erkenntnisinteresse ist dieser Umstand von nachrangiger Bedeutung, da kein Sm zum Fall wird.

  14. 14.

    Man könnte auch sagen: Der Dozent quält gar nicht erst das Seminar mit der Frage, wo denn die Referentin sei. Eine Frage, die von der Seminaröffentlichkeit zumeist eh nicht beantwortet werden kann und sich allzu oft als eine allgemeine Beschimpfung der Studentenschaft entpuppt.

  15. 15.

    Aus hochschuldidaktischer Perspektive gibt es durchaus Differenzen zwischen dem Halten eines Referats, eines Vortrags, einer Präsentation und potenziellen zusätzlichen Formen. Für unsere Zwecke sind die Differenzen in der Benennung oder im Modus der Performance weniger entscheidend als die Implementation der Übernahme einer Darlegung bestimmter Inhalte durch Studentinnen.

  16. 16.

    Direkt im Anschluss an die Einrichtung der Referatssituation thematisiert der Dozent die Erhebungssituation. Das Referat wird hier nun manifest verhindert.

  17. 17.

    Das genannte Buch ist bemerkenswerterweise auch nicht in einer der Universitätsbibliotheken der Stadt erhältlich, in der die Aufnahme erfolgte, und laut GVK in nur drei deutschen Bibliotheken überhaupt entleihbar. Käuflich ist der Text nur antiquarisch zu erhalten. Der Bezug des Texts ist also tatsächlich mit hohen Hürden ausgestattet.

  18. 18.

    Es gibt zwar seminaristische Kontexte, in denen der Dozent Wert darauf legt, die Namen der Studierenden zu kennen; dies ist aber nicht der Normalfall. Man kann bei großen Veranstaltungen auch gar nicht erwarten, die Namen zu kennen. Wenn Studierende jedoch explizit namentlich erwähnt werden, so heißt dies jedoch, dass sie dem Dozenten tendenziell positiv in Erinnerung geblieben sind.

  19. 19.

    Wir möchten hier einem Missverständnis vorbeugen: Es mag gewiss Situationen geben, in der Dozenten den Referenten die Vorstellung selbst überlassen. Dies ändert jedoch nichts an dem Umstand, dass sie – also die Dozenten – dann schlichtweg versäumen, die „extra-referentische“ Würdigung vorzunehmen.

  20. 20.

    Für die grundlegende Struktur ist die Anzahl der genannten Personen nicht entscheidend, sodass die Gedankenexperimente mit der Vorstellung einer Person durchgeführt werden. Die Bedeutsamkeit der weiteren Personen wird später wieder aufgegriffen.

  21. 21.

    Wir wissen natürlich nicht, ob nur Frau Karajan überhaupt bereit war, den Text vorzustellen. Der Sprechakt des Dozenten orientiert sich latent zumindest an der schweren Vermittelbarkeit des vorliegenden Texts.

  22. 22.

    Dass es auch anders sein kann, zeigt Tyagunova anhand mehrerer Sequenzen, in denen das Seminar trotz verbleibender Zeit oder durch den Ausfall eines Referenten erheblich früher, teilweise nach weniger als der Hälfte des klassischen 90-minütigen Umfangs, nach Beendigung des Referats geschlossen wird (vgl. 2017: 124; 127 f.).

  23. 23.

    Zwar wurde vorab die Erhebungssituation von der erhebenden Person thematisiert, allerdings hat der Dozent weder davor eine Begrüßung oder eine anderweitige Rahmung seminaröffentlich vorgenommen, noch hat er nach der Information über die Erhebung eine Rahmung vorgenommen. Die oben vorliegende Sequenz ist der direkte Anschluss.

  24. 24.

    Was indes nicht heißt, dass entsprechende Versuche nicht regelmäßig unternommen werden. Gerade im Bereich der wenigen mit Interaktionsprotokollen fundierten Arbeiten zur universitären Lehre wird immer wieder der Versuch unternommen, die Abwesenheit von studentischer Beteiligung in Form von Schweigen zu rekonstruieren (vgl. insb. Tyagunova 2017). Schweigen wird hierbei tendenziell als aktive Form der Nicht-Beteiligung interpretiert.

  25. 25.

    Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass eine Begrüßung seitens der Referentinnen erfolgen muss.

  26. 26.

    Wer dem Seminar beigewohnt hat, hatte natürlich von Anfang an drei Personen vor sich stehen.

  27. 27.

    Mit Studentenjob ist hier das studentische Pendant des Schülerjobs (Breidenstein 2006) gemeint.

  28. 28.

    So ist vorstellbar, dass inhaltlich (z. B. mit der Benennung des Themas) oder lokal bzw. temporär („für die heutige Sitzung“) oder sich vom Referat „wegbewegend“ (z. B. durch das Zeigen eines Films als Einstieg ohne weitere Einordnung) fortgeführt wird.

  29. 29.

    Dies gilt für alle Fälle, die in dieser Arbeit diskutiert werden.

  30. 30.

    Das Gegenmodell – nach Abschluss des studentischen Referats ein Zusatzreferat zu halten –, ist nicht ungewöhnlich. Bei Greif finden wir für die „Karikatur einer effizienten Diskussion“ folgende Zuspitzung: „Im Anschluß an ein Referat, das für die Zuhörer wenig motivierend vorgetragen wurde, fordert der Seminarleiter die Studenten auf, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Zögernd kommen dann ein paar Fragen und Stellungnahmen. Der Seminarleiter beantwortet jeden Beitrag mit einem langen Zusatzreferat. Auch in der ‚Diskussion‘ reden fast nur der Seminarleiter oder der Referent. Die Studenten werden als mehr oder weniger geduldige Zuhörer benutzt“ (Greif 1979: 71 f.).

  31. 31.

    Ebenso wie Verstöße gegen die Einhaltung der Ruhe an Orten, an deren Ruhe qua Ort hergestellt wird. Die Toleranz gegenüber Ruhestörungen hängt gewiss von seiner jeweiligen Dignität ab. So ist die Grenze der Toleranz einer Störung im Konzert zweifelsfrei sehr viel geringer als im Kino.

  32. 32.

    Was durch die Erhebungssituation im wahrsten Sinne des Wortes zutrifft.

  33. 33.

    Genau genommen ist es nicht der Ort selbst, der den Aufschluss gibt, sondern das Wissen um bestimmte Schulen und Denkstile an den jeweiligen Orten. Dieser Aspekt verliert allerdings zunehmend an Bedeutung.

  34. 34.

    Ob sie das auch täten, ist davon unabhängig.

  35. 35.

    Der Sprechakt hält überdies eine kaum zu entwirrende sprachliche Verquickung bereit: Der Autor ist Hartmut Esser da uns um bei ihm handelt es sich … Was manifest intendiert ist, haben wir bereits benannt. Trotz der eingeschobenen Worte ist der Inhalt der Rede eindeutig. Diese Nuss, so scheint es, können wir nicht knacken, da sich alle Anschlüsse als allzu spekulativ erwiesen.

  36. 36.

    Hierbei handelt es sich um die Seminarsitzung, deren zweifache Eröffnung in Sequenzanalyse I diskutiert wurde.

  37. 37.

    Ein Punkt, der rasch am von ihr verlesenen Text überprüft wurde und bestätigt werden kann.

  38. 38.

    Zum Problem des Zeit-Füllens vgl. Dzengel 2016: 279 ff.

  39. 39.

    Wir wissen natürlich nicht, wie der Arbeitsauftrag bei der Verteilung der Referate wörtlich gelautet hat. Die einleitenden Worte des Dozenten jedoch lassen klar darauf schließen, dass die Textanalyse zentral in dieser und den folgenden Sitzungen ist.

  40. 40.

    Zur Idee der Kulturindustrie Horkheimer & Adorno 1944.

  41. 41.

    Oder das norddeutsche Pendant ‚dafür nicht‘.

  42. 42.

    Auf all die Implikationen, die mit dem Feedback einhergehen, können wir hier nicht eingehen. Einige im Text benannte Aspekte lassen sich jedoch unmittelbar darauf beziehen, wie die relative „Unfähigkeit“ der Mitstudenten, die fachwissenschaftlich-inhaltliche Ebene eines Referats vollumfänglich einschätzen zu können.

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Kollmer, I. (2022). Materiale Teilstudie. In: Die Praxis des Referats. Rekonstruktive Bildungsforschung, vol 39. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38097-7_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-38097-7_5

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