Wie deutlich wurde, ist unter der Dialogkultur ein weit komplexeres Gebilde als eine reine Ansammlung von Handlungsanweisungen in Bezug auf die Kommunikation zu verstehen. Ohne bestimmte Haltungen, wie die Offenheit dem anderen und seinen Positionen gegenüber, der Respekt gegenüber dem Partner, das Annehmen des Gegenübers in seinem So-Sein und das momentane Suspendieren der eigenen Gedanken, Ansichten usw. ist eine Dialogkultur nicht zu denken. Die Einsicht in die eigene Begrenztheit und die Bereitschaft, vom Anderen etwas lernen zu können, sind dieser Offenheit dem Dialogpartner gegenüber förderlich. Es wurde außerdem deutlich, dass die Dialogkultur in bestimmten, zeitlich begrenzten Situationen zum Tragen kommen kann oder aber als ein (Lebens-) Prinzip angesehen wird, welches das gesamte Handeln des Einzelnen oder / und einer Gruppierung beeinflusst. Dies erfordert eine Entscheidung, welche immer wieder neu getroffen werden muss. Kommt die beschriebene Dialogkultur zum Tragen, kann der Dialog u. a. dabei helfen, Beziehungen aufzubauen, das Verständnis für die jeweils andere Seite zu fördern und ein Miteinander in Verschiedenheit zu ermöglichen.

Aufgrund der größer werdenden Heterogenität der Gesellschaft häufen sich die Situationen, in denen eine Dialogkultur zum Einsatz kommen sollte – um das gegenseitige Verständnis zu fördern und ein konstruktives Miteinander der unterschiedlichsten Menschen und Gruppen zu gewährleisten. Es wird somit immer mehr eine dialogische Haltung gefragt sein. Bleibt zu klären, ob dialogische Grundannahmen, Werte, Haltungen und Verhaltensweisen in der Gesellschaft akzeptiert, als wünschenswert und / oder als handlungsprägend und dem Miteinander als zuträglich erfahren werden, durch das Handeln der Individuen reproduziert und an die nächste Generation weitergegeben werden. Dies wird sich erst in Zukunft zeigen.