Zusammenfassung
Aus der Einführung zum Buch: Im dritten Teil – »Habitus und Lebensstil« – prüfen zunächst die beiden Beiträge von Jens Warburg und von Philipp Münch, ob bzw. inwieweit der Habitusbegriff der Soziologie Pierre Bourdieus auf die Bundeswehr anzuwenden ist. Es zeigt sich, dass innerhalb der Bundeswehr zwischen verschiedenen Habitusformen und Rollenverständnissen unterschieden werden sollte. Ein klassisch militärischer Habitus scheint am ehesten bei solchen Soldatinnen und Soldaten erkennbar zu sein, die Einsatz- und Kampferfahrung haben. Damit wird eine spezifische und zahlenmäßig eher kleine Gruppe in den Blick genommen, die aber ihrerseits beansprucht, die Bundeswehr zu prägen, und sich gerne als Kritiker der Inneren Führung inszeniert.
This is a preview of subscription content, access via your institution.
Buying options
Notes
- 1.
So hatte vom Hagen als Reserveoffizier gedient, bevor er sein Werk verfasste.
- 2.
Vgl. insbesondere die Bände der Reihe »Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland«.
- 3.
Vgl. die Vereinszeitschrift »Der deutsche Fallschirmjäger« des Bundes Deutscher Fallschirmjäger e. V. sowie die Zeitschrift »Blauer Bund e. V.« der »Interessengemeinschaft für Logistik, Rüstung und Nutzung der Bundeswehr«.
- 4.
Vgl. die Beiträge zu dieser Debatte von Brigadegeneral Kai Rohrschneider und von dem Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte, Brigadegeneral Alexander Sollfrank. Ersterer hob vor allem die Traditionswürdigkeit deutscher operativer Führung hervor, während letzterer den Bedarf nach kämpferischen Vorbildern betonte, die auch unter einzelnen Wehrmachtsoldaten gefunden werden könnten (Wiegold 2017).
- 5.
Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode, Drucksache 17/7400 [Untersuchungsausschuss Tankerbombardierung], S. 459.
- 6.
Als »Literatur des Heeres« im Internet unter: <https://www.bundeswehr.de/resource/blob/167040/fcced5561155419bfa0f6c4b18a3c4d7/literatur-des-heeres-data.pdf> (letzter Zugriff: 04.07.2020).
- 7.
Zu nennen sind etwa die Eichenlaubkränze der Schützenschnur, Barett- und Leistungsabzeichen sowie die Frakturschrift auf dem Verbandsabzeichen des Wachbataillons sowie auf Ärmelbändern von Lehrverbänden und -einrichtungen des Heeres sowie der Traditionsgeschwader der Luftwaffe.
Literatur
Bayer, Stefan (2009): Die Mittelausstattung der Bundeswehr. Der Einzelplan 14 im Spannungsfeld zwischen Auftragslage und (finanzieller) Realität. In: Gießmann, Hans J./Wagner, Armin (Hrsg.): Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr. Baden-Baden: Nomos (= Demokratie, Sicherheit, Frieden, 191), 224–234.
Bourdieu, Pierre (1979): Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; [1. Aufl. 1972].
Bourdieu, Pierre (1985): The Social Space and the Genesis of Groups. In: Theory and Society, 14: 6, 723–744.
Elias, Norbert (1988): Wandlungen der Wir-Ich-Balance. In: Schröter, Michael (Hrsg.): Die Gesellschaft der Individuen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 207–315 [1. Aufl. 1987].
Elias, Norbert (1993): Was ist Soziologie? Weinheim/München: Beltz [1. Aufl. 1970].
Groß, Gerhard P. (2012): Mythos und Wirklichkeit. Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer von Moltke d.Ä. bis Heusinger, Paderborn: Ferdinand Schöningh (= Zeitalter der Weltkriege, 9).
vom Hagen, Ulrich (2012): Homo Militaris. Perspektiven einer kritischen Militärsoziologie, Bielefeld: transkript.
Kolb, Armin (1990): Plädoyer für ein neues Bild vom Soldaten. In: Heinen, Klaus et al. (Hrsg.): Bundeswehr im Umbruch? Sinn-Fragen der Inneren Führung. München: Hampp, 50–80.
Kommando Heer I 1 (4) (2015): EinsAuswH, Dokumentation 13 Jahre ISAF, hier: Exzerpt/Zusammenfassung. Strausberg.
Kutz, Martin (1990): Militärische Elite zwischen Wert- und Leistungsorientierung. Empirische Befunde zum Sozialprofil und Leistungsstandard jüngerer Generalstabs-/Admiralstabsoffiziere der Bundeswehr. In: Kutz, Martin (Hrsg.): Realitätsflucht und Aggression im deutschen Militär. Baden-Baden: Nomos (= Militär, Rüstung, Sicherheit), 87–140.
Leonhard, Nina/Biehl, Heiko (2012): Beruf: Soldat. In: Leonhard, Nina/Werkner, Ines-Jacqueline (Hrsg.): Militärsoziologie. Eine Einführung. 2., aktual. und erg. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag, 393–427.
Lewin, Nicole (2017): Offizieranwärterinnen und -anwärter der Marine im ersten Ausbildungsjahr – Motivation, berufliche Identität und Evaluation der Ausbildung. Die Crew VII/2015 im Vergleich zweier Befragungswellen (Crews VII/2005 bis VII/2009 und Crews VII/2013 bis VII/2015), Potsdam: ZMSBw (= Forschungsbericht 116).
Molt, Matthias (2007): Von der Wehrmacht zur Bundeswehr. Personelle Kontinuität und Diskontinuität beim Aufbau der deutschen Streitkräfte 1955–1966. Diss. phil. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg <http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2009/8935/pdf/Diss_Molt_2009.pdf> (letzter Zugriff 21.06.2021).
Münch, Philipp (2012): Max Webers Albtraum: Zur Reformierbarkeit der Spitzengliederung der Bundeswehr. In: Buch, Detlef (Hrsg.): Die Reform der Bundeswehr: Von Menschen für Menschen. Frankfurt a. M.: Peter Lang, 111–143.
Münch, Philipp (2015): Die Bundeswehr in Afghanistan. Militärische Handlungslogik in internationalen Interventionen, Freiburg i. Br.: Rombach (= Neueste Militärgeschichte, Analysen und Studien, 5).
Osang, Alexander (2012): Mayers Krieg. In: Der Spiegel: 37, 52–61.
Panofsky, Erwin (1994): Ikonographie und Ikonologie. In: Kaemmerling, Ekkehard (Hrsg.): Bildende Kunst als Zeichensystem. Ikonographie und Ikonologie. Bd 1: Theorien – Entwicklung – Probleme. Köln: DuMont, 207–225.
Piecha, Thorsten (2006): Normensetzung und soziale Kontrolle im Ausbildungsalltag der Bundeswehr: Eine Replikationsstudie zu Hubert Treibers »Wie man Soldaten macht«. Frankfurt a. M.: Lang.
Der Reibert (1999). Das Handbuch für den deutschen Soldaten (außer Luftwaffe und Marine). Berlin/Bonn/Hamburg.
Reichenberger, Florian (2018): Der gedachte Krieg. Vom Wandel der Kriegsbilder in der Bundeswehr, Oldenbourg: De Gruyter (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte, 13).
Sabrautzki, Norbert (2018): Deutsches Führungsverständnis und NATO-Doktrin. In: Im Schwerpunkt. Zeitschrift für Truppenführung: 1, 15–17.
Schafranek, Niels (2009): Deutsches Recht im Auslandseinsatz – Eine Friedensarmee auf dem Weg in die Einsatzrealität. In: Gießmann, Hans J./Wagner, Armin (Hrsg.): Armee im Einsatz. Grundlagen, Strategien und Ergebnisse einer Beteiligung der Bundeswehr. Baden-Baden: Nomos (= Demokratie, Sicherheit, Frieden, 191), 134–147.
Seiffert, Anja/Heß Julius (2019): Leben nach Afghanistan – Die Soldaten und Veteranen der Generation Einsatz der Bundeswehr. Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Langzeitbegleitung des 22. Kontingents ISAF, September 2017. Potsdam: ZMSBw (= Forschungsbericht 119).
Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (2010): Ergebnisse der Studentenbefragung an den Universitäten der Bundeswehr Hamburg und München 2007. Strausberg: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (= Forschungsbericht 89).
Tomforde, Maren (2006): »Einmal muss man schon dabei gewesen sein …« Auslandseinsätze als Initiation in die »neue« Bundeswehr. In: vom Hagen, Ulrich (Hrsg.): Armee in der Demokratie. Zum Verhältnis von zivilen und militärischen Prinzipien. Wiesbaden: VS-Verlag (= Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr), 101–122.
Treiber, Hubert (1973): Wie man Soldaten macht. Sozialisation in »kasernierter Vergesellschaftung«. Düsseldorf: Bertelsmann (= Konzepte Sozialwissenschaft, 8)
Wacquant, Loïc J.D./Bourdieu, Pierre (2006) [1992]: Die Ziele der reflexiven Soziologie. In: Bourdieu, Pierre/Wacquant, Loïc J.D. (Hrsg.): Reflexive Anthropologie. Hamburg: Suhrkamp, 95–249.
Wiegold, Thomas (2017): Werkstatt-Einblick: Dritter Workshop zum Traditionsverständnis der Bundeswehr (Neufassung). In: Augen geradeaus, 12.10.2017 <https://augengeradeaus.net/2017/10/werkstatt-einblick-dritter-workshop-zum-traditionsverstaendnis-der-bundeswehr/> (letzter Zugriff 10.07.2020).
Wiegold, Thomas (2019): Personalstärke September 2019: Es bleibt bei rund 182.000. In: Augen geradeaus, 17.10.2019 <https://augengeradeaus.net/2019/10/personalstaerke-september-2019-es-bleibt-bei-rund-182-000/> (letzter Zugriff 10.07.2020).
Würger, Takis (2011): Das verlorene Bataillon. In: Der Spiegel: 44, 52–58.
Ziemann, Benjamin (2002): »Vergesellschaftung der Gewalt« als Thema der Kriegsgeschichte seit 1914. Perspektiven und Desiderate eines Konzeptes. In: Thoß, Bruno/Volkmann, Hans-Erich (Hrsg.): Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland. Paderborn [u. a.]: Schöningh, 735–758.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2022 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Münch, P. (2022). Der militärische Habitus. Zur Relevanz eines militärsoziologischen Konzepts am Beispiel der Bundeswehr. In: Dörfler-Dierken, A., Göbel, C. (eds) Charakter – Haltung – Habitus. Militär und Sozialwissenschaften/The Military and Social Research, vol 55. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37249-1_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37249-1_12
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-37248-4
Online ISBN: 978-3-658-37249-1
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)