Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird ein historischer Rückblick auf den klassischen Teleologiebegriff als Wurzel des modernen Funktionskonzepts vorgenommen, um die teilweise skeptische Einschätzung der neopositivistischen Wissenschaft gegenüber dem Funktionskonzept, bei dem man noch alte metaphysische Überreste vermutete, sowie die Naturalisierung des Teleologiekonzepts, das in dieser modifizierten und modernen Form auch in Systemtheorien und den Konzeptionen von „goal-directed systems“ verwendet wird, besser verständlich zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei die klassische Unterscheidung zwischen einer „causa finalis“ (Zweckursache) und der „causa efficiens“ (Wirkursache) und die Ausweitung des Teleologiebegriffs vom Handeln auf den Bereich der Natur. Bei der Betrachtung der Natur wird zwischen der externen Teleologie von Platon und der internen Teleologie von Aristoteles unterschieden. Die Variante von Aristoteles ist für das Funktionskonzept insofern besonders relevant, als er in natürlichen Systemen eine inhärent und metaphysisch wirkende teleologische Kraft (Entelechie) zur Realisierung der systemischen Zwecke/Ziele verortet, dabei eine rudimentäre Fassung von systemischer Selbstorganisation formuliert und selbstorganisierende Systeme später genuin relevant sind für die erfahrungswissenschaftliche Anwendung der funktionalen Analyse auf lebende Systeme.
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Notes
- 1.
So bauen beispielsweise Menschen Häuser, um Schutz vor Witterungsbedingungen zu finden (Zweckursache des Handelns), der Bauplan des Hauses ist die Formursache, das verwendete Material die Stoffursache und die investierte menschliche Arbeit im Bauprozess ist die Wirkursache.
- 2.
Von hier aus nimmt die Idee der „großen Kette der Wesen“ ihren Anfang, wie Lovejoy (1993) darlegt. Eines der zentralen Probleme ist eine Erklärung auf die Frage, warum angesichts einer perfekten Ordnung überhaupt eine unvollkommene Welt geschaffen wird?
- 3.
Tatsächlich gilt aber die ‘Intentionalität’ des Handelns neben dem Problem des ‘Bewusstseins’ und dem Problem der kausalen/teleologischen Erklärung von Handlungen als eines der zentralen Probleme innerhalb der Philosophie und wird hier kontrovers diskutiert, vgl. beispielsweise Searle (2006) sowie Setiya (2003).
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Aretz, HJ. (2022). Historischer Rückblick: Die Wurzeln des modernen Funktionskonzepts im klassischen Teleologiebegriff. In: Funktionalismus und Neofunktionalismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37039-8_2
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