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Die historische und zeitgenössische Debatte über Werte

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Die revolutionäre Kraft der Ideen
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Zusammenfassung

Dieses Kapitel behandelt die Frage, welche Rolle Werte in der Ideengeschichte gespielt haben. Hierzu gibt es drei bedeutende nichtsoziologische Stränge neuzeitlicher Sozialtheorien: Machttheorien (Machiavelli, Hobbes), Tausch- und Vertragstheorien (Locke, Rawls), Nutzen- und Interessentheorien (Smith). Gegenüber diesen Theorien haben die Begründer der Soziologie (Durkheim, Weber) argumentiert, für sozialen Zusammenhalt seien auch gemeinsame Wertvorstellungen unerlässlich. Sie ließen jedoch offen, welche Werte konkret wichtig sind. Im Anschluss und Fortführung von Thesen von Weber und G.H. Mead wird argumentiert, dass es möglich ist, eine begrenzte Anzahl gesellschaftlicher Grundwerte zu benennen, die sowohl aus der Sicht der Bedürfnisse und Interessen von Individuen wie jener von gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen und Institutionen wichtig sind. Es wird gezeigt, dass zwischen diesen Werten kein unversöhnlicher Gegensatz besteht (wie von Weber suggeriert), sondern sie sich vielfach ergänzen.

Interessen (materielle und ideelle), nicht: Ideen, beherrschen unmittelbar das Handeln der Menschen. Aber: die ‚Weltbilder‘, welche durch ‚Ideen‘ geschaffen wurden, haben sehr oft als Weichensteller die Bahnen bestimmt, in denen die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegte.

Max Weber (1864–1920)

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  • 10 November 2022

    „In der zunächst veröffentlichten Fassung dieses Buchs fehlten an mehreren Stellen interne Verweise zu anderen Kapiteln. Diese wurden nachträglich eingefügt.“

Notes

  1. 1.

    Für die ältere geistesgeschichtlich-philosophische Diskussion zu Werten vgl. Pleger 2020 (an diesem Autor orientiere ich mich in der Darstellung im Text vor allem). Für die Autoren seit Nietzsche gibt es eine umfassende Darstellung von Hans Joas (1999). Die umfassendste Darstellung der soziologischen Diskussion enthält das Werk von Karl-Heinz Hillmann Wertwandel (2003). Für neuere, auch sozialwissenschaftliche Ansätze vgl. Neumann (1978–1989). Eine umfassende Sammlung von Beiträgen zur aktuellen Wertdiskussionen in verschiedenen Disziplinen enthält der Reader Krobath, Werte in der Begegnung (2011); einen guten Überblick geben Klein und Speth 2000. Als Einstieg informieren auch diverse Beiträge zum Thema „Werte, Wertvorstellungen“ in Wikipedia und in der Enzyklopädie der Wertvorstellungen (www.wertesyteme.de); Sehr informativ ist die Übersicht auf der Website Werteland https://werteland.com/enzyklopaedie/wertemodelle (abgerufen am 27.12.2021).

  2. 2.

    So ließ Aristoteles von seinen Schülern ein Kompendium aller Verfassungen der damals bekannten Gesellschaften erstellen.

  3. 3.

    Die schottische Aufklärung war eine Gruppe von originellen Denkern in Philosophie, Ökonomie und Sozialwissenschaften, die stark an pragmatisch und empirisch ausgerichtet waren und hohen Wert auf die Vernunft als Basis für die Verbesserung menschlicher Verhältnisse legten; wichtige Vertreter waren neben David Hume auch Adam Ferguson, Adam Smith und zahlreiche Poeten. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schottische_Aufkl%C3%A4rung (abgerufen am 5.1.2022).

  4. 4.

    Aus Hume, Traktat über menschliche Natur; zitiert nach Pleger 2020, S. 92 f.

  5. 5.

    Vgl. dazu insbesondere Weber 1973a; siehe auch Haller 2003, S. 530–559; Haller im Erscheinen). Eine umfassende Darstellung der Problematik der Werte bei Weber gibt Martin Albrow (1990, S. 227–246).

  6. 6.

    Die Literatur zur Protestantismusthese von Weber ist für einen Nicht-Fachmann nicht mehr überschaubar. Im Text oben wird sie nur illustrativ angeführt, daher sind hier keine ausführlichen Referenzen notwendig. Als neueste Werke seien jedoch genannt Steinert (2010) und Fleck (2012).

  7. 7.

    Vgl. dazu auch den Beitrag von H.P. Müller „Werte, Wertdiskussion, Wertkonflikt“ in Müller und Sigmund 2014, S. 142–149.

  8. 8.

    Lessing, Laokon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie, veröffentlicht 1766.

  9. 9.

    Man könnte Webers Ausführungen zu diesem Thema interpretieren als Ausdruck seiner eigenen gewaltigen, ungelösten inneren Spannung zwischen der von ihm und seiner Frau geführten Vernunftehe (die von einer kameradschaftlichen Liebe) geprägt war und einer tiefgehenden, erotisch-sexuell fundierten Liebesbeziehung. Diese Problematik wird in nahezu allen Weber-Biografien angesprochen (ausführlich Radkau 2005, S. 77–101). Diese Charakteristik der Ehe von Weber kommt indirekt deutlich auch zum Ausdruck darin, dass seine Frau Marianne in ihrer Weber-Biografie immer von den „Gefährten“ spricht, wenn sie sich und ihren Gatten meint (Weber M. 1984). Auch Dirk Kaesler (2014, S. 378) bezeichnet die Webersche Ehe als „Gefährtenschaft“; „befreit von der Sorge um die Erziehung der eigenen Kinder“, war Marianne für Weber „Freundin, Helferin, Ratgeberin, Sekretär, Bildungsgefährte und Hausherrin…“. Dass zwischen Weber und seiner Frau keine sexuellen Beziehungen bestanden, steht außer Zweifel. Es erklärt auch den etwa für Käsler scheinbar rätselhaften Umstand, dass in den biografischen Dokumenten keinerlei Hinweise darauf zu finden sind, dass Weber und seine Frau überhaupt dieses Thema sprachen. Es war offenkundig ein Tabu. So fragt sich auch Marianne Weber in der von ihr verfassten Biografie ihres Mannes nie, ob nicht die sexuellen Probleme ihres Mannes (die sie zum Teil offen benennt) nicht auch (oder sogar primär) auf ihre „Josefsehe“ zurückzuführen seien. Angesichts der Tatsache, dass in der ganzen Weber’schen Verwandtschaft auch über alles Intime ausführlich gesprochen und geschrieben wurde, ist wohl anzunehmen, dass man darüber nicht sprechen konnte und/oder wollte.

  10. 10.

    Vgl. dazu auch Schluchter (1996, S. 223–255), Polytheismus der Werte.

  11. 11.

    Wenn Nietzsche selbst ein Wertnihilist war, dann ein sehr reflektierter (vgl. ausführlich dazu Sommer 2019). So schreibt er von sich: „Der hier das Wort nimmt, hat nichts bisher getan, als sich zu besinnen; als ein Philosoph und Einsiedler aus Instinkt, der seinen Vorteil im Abseits, im Außerhalb, in der Geduld, in der Zurückgebliebenheit fand – als der erste vollkommene Nihilist Europas, der aber den Nihilismus selbst schon in sich zu Ende gelebt hat – der ihn hinter sich, unter sich, außer sich hat …“ (Aus Nietzsche, Nachlass-Fragmente, zitiert in Michels-Wenz 1988, S. 15; Hervorhebung im Original). Aber selbst wenn man sich nur oberflächlich in die Schriften von Nietzsche einliest, kann man den Eindruck, dass er ein Nihilist war, schwer vermeiden. So ist für ihn Moral wider die menschliche Natur; das Ressentiment eine Hauptquelle von Moral und (schlechtem) Gewissen; der freie Wille ein Irrtum; gut ist alles, was das Gefühl der Macht erhöht; man verliert Kraft, wenn man mitleidet (Nietzsche, Gesammelte Werke 2012, S. 648 ff., 761, 768, 800, 821). Da Nietzsche vielfach in apodiktischen, wortgewaltigen Aphorismen formuliert, ist eine Festlegung seiner Ansichten allerdings sehr schwer; man findet bei ihm im Einzelnen, was immer man finden will (Löwith 1969, S. 211).

  12. 12.

    Zur Geschichte des meist polemisch verwendeten Begriffes Nihilismus vgl. die informative Übersicht in https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus (abgerufen am 15.9.2020).

  13. 13.

    Zu nennen sind hier insbesondere folgende Werke von Durkheim: Über soziale Arbeitsteilung (1996[1893]), Die Regeln der soziologischen Methode (1964[1895]), Der Selbstmord (1987[1897]) und Die elementaren Formen des religiösen Lebens (1984[1912]). Zu Durkheim gibt es in den meisten Einführungen in die Soziologie eigene Kapitel.

  14. 14.

    Nicht jedoch Adam Smith, der oft fälschlicherweise mit dieser These assoziiert wird (vgl. dazu Kurz und Sturn 2013).

  15. 15.

    Nach Richard Münch (1982, S. 17 ff.) hat auch Talcott Parsons stark an Kant angeknüpft, und einen „soziologischen Kantianismus“ entwickelt. Diese Thematik kann hier nicht im Detail abgehandelt werden, jedoch erscheint eine kurze Anmerkung notwendig. Laut Parsons und Münch soll die Soziologie aber nur die formale Struktur des Denkens von Kant übernehmen; dieser habe die scheinbare Unvereinbarkeit utilitaristisch-empirischen und idealistischer Erklärungen aufgehoben durch die Trennung zwischen allgemeinen Grundlagen des Denkens (Raum, Zeit) und empirischen Beobachtungen. So sei in der funktionalistisch-soziologischen Erklärung der Begriff der Interpenetration das Äquivalent: verschiedene Ebenen und Systeme der Realität und die widersprüchlichen Anforderungen in diesen miteinander zu versöhnen. Hiermit vergessen Parsons und Münch meiner Meinung nach aber ein zentrales Element von Kant und Weber, nämlich die individuelle Fundierung allen Handelns; in den Systemen und Subsystemen brauche ich dies nicht mehr.

  16. 16.

    Die Sekundärliteratur zu Parsons ist sehr umfangreich. Eine gute Gesamtdarstellung bietet der „Neo-Parsonianer“ Richard Münch 2003, S. 41–177 sowie Staubmann 2007. Zur Kritik vgl. Gouldner 1974; Haller 2003, S. 173–257.

  17. 17.

    Zu einer ersten Übersicht siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunitarismus (abgerufen 3.4.2020).

  18. 18.

    Es ist bemerkenswert, dass Leben und Gesundheit bei Etzioni nur als Werte der Medizin, und nicht als grundlegende gesellschaftliche Werte gesehen werden. Verständlich ist es jedoch auf dem Hintergrund der letztlich auch von Etzioni vertretenen funktionalistischen Theorie, welche ja von einer Ausdifferenzierung unterschiedlicher Gesellschaftssektoren mit jeweils spezifischen Werten ausgeht (vgl. dazu auch Haller 2003, Kap. 3, S. 173–279).

  19. 19.

    Eine sehr gute Übersicht mit Hinweisen auf die einschlägigen Publikationen von Luhmann gibt Klaus F. Röhl (o. J.). In der obigen Darstellung der Rechtssoziologie von Luhmann folge ich weitgehend diesem Werk. Mit Luhmann und dem jüngeren Systemtheoretiker Gunther Teubner befasst sich auch Struck (2011, S. 76–85).

  20. 20.

    In meiner eigenen, umfangreichen Analyse der Luhmann’schen Theorie bin ich zum Schluss gekommen, dass man sie mit dem Glasperlenspiel im gleichnamigen Roman von Hermann Hesse vergleichen kann. Beide stellen hochdifferenzierte, anspruchsvolle Systeme dar, weisen jedoch keinen wirklichen Bezug zur empirischen Realität auf. Luhmann selbst hat mehrfach festgestellt, empirische Sozialforschung sei nutzlos und bringe nur bereits bekannte Trivialitäten an den Tag (Haller 2003, S. 389–483).

  21. 21.

    Für Luhmann ist der Rechtspositivismus aus der Sicht seiner eigenen Theorie unzureichend, weil etwa die Letztbegründung des Rechts auf einer allgemeinen „Grundnorm“ bei Kelsen eine Metaebene in Anspruch nimmt, die selbst wieder zu begründen wäre. Sie etabliert also eine Hierarchie von Regeln, die letztlich in einen unendlichen Regress führt.

  22. 22.

    So rechtfertigte Schmitt den sog. Röhm-Putsch von 1934 durch sein juristisches Prinzip der Führerordnung und nannte die Nürnberger Rassengesetze von 1935 eine „Verfassung der Freiheit“ (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt, abgerufen am 20.12.2020). Der „Röhm-Putsch“ war in Wirklichkeit eine blutige Abrechnung von Hitler mit seinem alten Kampfgefährten und Führer der SA und dessen näheren oder entfernteren Parteigängern. Einen Putsch hatte dieser nicht im Entferntesten beabsichtigt (vgl. dazu Fest 2004, S. 643 ff.).

  23. 23.

    Ein für diese Arbeit ebenfalls sehr wichtiger Vertreter der Frankfurter Schule ist Axel Honneth, der eine originelle Theorie der Anerkennung und Identität entwickelt hat. Auf seine Werke kommen werden wir an verschiedenen Stellen dieser Arbeit zurückkommen.

  24. 24.

    Vgl. dazu von Habermas vor allem die Werke Theorie des kommunikativen Handelns (1981), Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln (1983), Erläuterungen zur Diskursethik (1991). Zur nahezu unüberschaubaren Sekundärliteratur seien hier nur angeführt Horster, Jürgen Habermas zur Einführung (1999). Albrecht, Reflexionsspiele (2010); Behrens 2009. Vgl. ferner die Kapitel zu Habermas in den Einführungen in die soziologische Theorie von Morel et al. 2007 (S. 240–263, verfasst von Max Preglau); Treibel 1997 (S. 151–174); Münch 2004 (S. 261–309) sowie die Darstellungen in soziologischen Handbüchern (z. B. Kaesler und Vogt 2007, S. 186–192, verfasst von Axel Honneth).

  25. 25.

    In der immens aufgeheizten Stimmung vor dem Ersten Weltkrieg hat Weber hier allerdings nur eine Position zum Ausdruck gebracht, die unter dem Großteil der Intellektuellen seiner Zeit weitverbreitet war.

  26. 26.

    Laut Albrecht (2010, S. 36) ist dieses Modell der deliberativen Demokratie heute international am stärksten anerkannt.

  27. 27.

    Neben Habermas haben auch andere Autoren, wie Karl Otto Apel und Robert Alexy sowie, mit einem eigenen Ansatz, Michel Foucault (2007) wichtige Beiträge zur Diskursethik geliefert; auf sie kann hier nicht eingegangen werden (vgl. dazu jedoch Rose 2007; https://de.wikipedia.org/wiki/Diskursanalyse, abgerufen am 2.9.2021).

  28. 28.

    Vgl. dazu den informativen Artikel „Diskursethik“ in https://de.wikipedia.org/wiki/Diskursethik (abgerufen am 2.9.2021).

  29. 29.

    Für Übersichten zur Diskursanalyse in den Sprachwissenschaften vgl. Wodak (2019), in den Sozialwissenschaften Keller et al. (2001) und Schwab-Trapp (2001).

  30. 30.

    Eine deliberative (beratende) Umfrage geht so vor, dass in einer ersten Runde eine repräsentative Stichprobe vom Menschen befragt wird; in einer zweiten Runde werden jene, die daran teilgenommen haben, eingeladen an einem bestimmten Ort über ein Wochenende hinweg über das jeweilige Thema zu diskutieren; dazu wird ihnen vorher auch Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Citizens juries/Bürgerforen bestehen darin, dass man eine Gruppe von betroffenen Bürgerinnen mehrere Tage zu intensiven Diskussionen eines Problems zusammenbringt. Diese Methode wurde vom Amerikaner Ned Crosby entwickelt (Crosby et al. 1986) und wird heute weltweit, auch in Ländern des globalen Südens, angewandt. Vgl. dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerforum_(B%C3%BCrgerbeteiligung, abgerufen am 5.9.2021; allgemein Günzel 2016.

  31. 31.

    Vgl. Honneth (1992, 1994, 2017); zur Zusammenfassung und Kritik seiner Theorie Busen et al. (2012), Regner (2016); Horn (2018).

  32. 32.

    Anita Horn (2018) argumentiert, die fünf Sphären der institutionalisierten Anerkennung im Werk zu Freiheit (Recht, Moral, soziale Wertschätzung in Form von Liebe, wirtschaftlicher und demokratischer Teilnahme könnten nicht ohne weiteres mit den drei Formen intersubjektive Anerkennung im ersten Werk (Liebe, Rechtsverhältnisse und soziale Wertschätzung) in Einklang gebracht werden. Ihrer Meinung nach ist die erste dreiteilige Differenzierung tragfähiger als die zweite.

  33. 33.

    So bezeichnete Habermas sein Hauptwerk selbst als Monstrum (Treibel 1997, S. 52).

  34. 34.

    Friedrich Pohlmann (2008) bezeichnet dies in einer Rezension von Boltanski/Thévenots Kritik der Urteilskraft als „typische Unart des akademischen Betriebes“. Er kritisiert meiner Meinung nach zu Recht auch die Unkenntnis oder Ignorierung der deutschen soziologischen Theorie durch Boltanski/Thévenot als Beispiel „immunisierender nationaler Wissenschaftstraditionen“. Diese Kritik kann man auch auf die Arbeiten anderer bekannter französischer Autoren (wie Bourdieu oder Foucault) anwenden (vgl. dazu allgemein Haller 2019c).

  35. 35.

    Der Satz stammt laut Merton (1980, S. 19) ursprünglich von Isaac Newton.

  36. 36.

    Etwas ironisch könnte man auch sagen, dass diese Werke sich oft als annotierte Exzerpte darstellen.

  37. 37.

    Vgl. z. B. Schopenhauer: Bei Hegel findet man „die größte Frechheit im Auftischen baren Unsinns, im Zusammenschmieren sinnleerer, rasender Wortgeflechte, wie man sie bis dahin nur in Tollhäusern vernommen hatte“… Der Verfasser dieses Werkes muss zugeben, dass ihm der Sinn eines Hauptwerkes von Hegel (Phänomenologie des Geistes) auch nach einem Seminar an der Universität nicht aufgegangen ist.

  38. 38.

    Für Popper 1958, S. 36–101) war Hegel ein „orakelnder Philosoph“ und „Hexenmeister“, der „mit Hilfe seiner zauberkräftigen Dialektik wirkliche Kaninchen aus rein metaphysischen Zylindern herausholen“ konnte. Er belegt dies anhand einiger naturwissenschaftliche Abteilungen und „Beweise“ Hegels, die sich samt sonders als falsch erwiesen.

  39. 39.

    Hier bezieht er sich auf Giddens’ realitätsfernes Konzept der „reinen Intimbeziehung“ (Giddens 1993). Aus dieser Sicht folgen laut Honneth auch scheinbar neue, unlösbare Konflikte, wie jener zwischen Karriereambitionen und Partnerschafts- und Ehebeziehungen.

  40. 40.

    Greve bezieht sich hier auf eine Diskussion zwischen K. Dörre, S. Lessenich und H. Rosa; die beiden ersteren werfen Rosa vor, seien Zeitdiagnose enthalte eine Schieflage zugunsten einer vermeintlich universellen Entfremdungsproblematik.

  41. 41.

    Vgl. Koller 1997, S. 150–161; als Einstieg https://de.wikipedia.org/wiki/Reine_Rechtslehre (abgerufen am 17.12.2020).

  42. 42.

    Der §183a des deutschen Strafgesetzbuches (Erregung öffentlichen Ärgernisses) bezieht sich nur auf die Ausführung sexueller oder exhibitionistischer Handlungen.

  43. 43.

    Aufgrund solcher Aussagen von Hart erscheint die Kritik von Koller (1997, S. 170) nicht ganz verständlich, Hart vernachlässige die Wertvorstellungen und Zielsetzungen, die jeder Rechtsordnung zugrunde liegen.

  44. 44.

    Die beste Darstellung der Ideen von Ehrlich gibt Rehbinder (1986). Ehrlich wird auch im angelsächsischen Sprachraum als Begründer der Rechtssoziologie gesehen (Barnett 2015, S. 9). Vgl. die informative kurze Einführung in Leben und Werk von Ehrlich auf https://rechtssoziologie-online.de/kapitel-2/%C2%A7-6die-begrundung-der-rechtssoziologie-durch-eugen-ehrlich/ (abgerufen 18.12.2020).

  45. 45.

    Der deutsche Jurist Ernst-Eduard Hirsch (1902–1985) lehrte 20 Jahre in der Türkei (er war 1933 vor den Nationalsozialisten aus seinem Amt als Richter auf Lebenszeit entlassen worden). Hirsch wurde türkischer Staatsbürger und leistete durch seine Lehre und akademische Tätigkeit wichtige Beiträge zur Implementation des schweizerischen Zivilgesetzbuches und des europäischen Rechtsdenkens in diesem Lande. Er kehrte nach dem 2. Weltkrieg in die Bundesrepublik zurück und gründete an der FU Berlin ein Institut für Rechtstatsachenforschung. Zum Buch von Hirsch (1971) vgl. auch die Besprechung von Ulrich Werwigk in Verfassung und Recht in Übersee 17(2), S. 273.274, 1984.

  46. 46.

    Rechtswissenschaftler, welche diese These der Begründung von Recht und Verfassungen durch Werte explizit ablehnen, waren Ernst Forsthoff und Carl Schmitt.

  47. 47.

    Hier zit. Nach https://de.wikipedia.org/wiki/Virginia_Declaration_of_Rights (abgerufen am 19.12.2020)

  48. 48.

    Der altenglische Begriff des country squire für solche ländliche Gutsbesitzer implizierte einen besonderen Status als lokal führende politische Persönlichkeit. In der englischen Literatur wurden solche Persönlichkeiten auch als Gentlemen dargestellt (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Squire#Village_leader, abgerufen am 18.12.2020).

  49. 49.

    Vgl. den Text auf https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html (abgerufen am 18.l12.2020).

  50. 50.

    Im Gesetz war zwar nicht ausdrücklich von Kopftüchern bei muslimischen Mädchen die Rede, jedoch wurde dies klar in den begleitenden Gesetzesmaterialien zum Schulunterrichtsgesetz zum Ausdruck gebracht. Vgl. dazu https://www.diepresse.com/5910309/vfgh-hebt-kopftuchverbot-an-volksschulen-auf (abgerufen am 18.12.2020).

  51. 51.

    Vgl. dazu „Schöffen als Richter: Im Namen des Volkes“ https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/267620/schoeffen-als-richter-im-namen-des-volkes.

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Haller, M. (2022). Die historische und zeitgenössische Debatte über Werte. In: Die revolutionäre Kraft der Ideen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36957-6_2

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