Zusammenfassung
Der initiale Grundgedanke des deutschen Gesundheitssystems basiert auf einem fiktiven Solidarvertrag zwischen den verschiedenen Generationen. Die ursprünglich vorherrschende Sozialstruktur eines Familienverbandes, innerhalb dessen die jeweiligen Mitglieder füreinander einstehen, sollte hierbei auf die gesamte Gesellschaft übertragen werden. Eine im Verhältnis hohe Anzahl an jungen Leistungserbringern steht dementsprechend für eine vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsschwachen Individuen, wie beispielsweise Kranke oder Alte ein. Seit Beginn der 1970er-Jahre übersteigt die Anzahl der in der Bundesrepublik verstorbenen Personen jedoch die der Neugeborenen. Die sich seit diesem Zeitpunkt vollziehende demografische Transformation ist eine wesentliche Beeinflussungsdeterminante für den sukzessiven Anstieg der gesundheitssektoralen Kosten. Auch lässt der ausbleibende Nachwuchs die Frage aufkommen, inwieweit zukünftig das aktuell bekannte Leistungsniveau in der Gesundheitsversorgung aufrechterhalten werden kann. Langfristig betrachtet ist im Fachkräftemangel eine ernstzunehmende Gefahr für den weiteren Fortbestand des deutschen Gesundheitssystems in seiner aktuell bekannten Form zu erkennen.
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Kremer, O. (2022). Die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems bei einer linearen Fortschreibung seiner demografischen Beeinflussungsdeterminanten. In: Ebersoll, M., Grinblat, R., Hanke-Ebersoll, M., Junkermann, T. (eds) Das Gesundheitswesen und seine volkswirtschaftliche Bedeutung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36940-8_8
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